1879. Anfang Februar. Nr. 2. Zeitschrift für Museologie und Antiqiiitatenkimcle sowie für verwandte Wissenschaften. Erscheint monatlich zwei Mal. Redacteur: Hofrath Dr. J. G. Th. Graesse, Director des K. Grünen Gewölbes, der K. Porzellan- und Gefäss-Sammlung and des K. Mflnzcabinets zu Dresden, K. Bibliothekar, wirkl. Mitglied der K. Rues. Archäolog. Gesellschaft zu Moscau, Ehrenmitglied des Germanischen Museum zu Nürnberg und des Museum Francisco-Carolinum des Landes Oesterreich ob der Enns, correspondirendes Mitglied der Academia Araldico-Genealoglca Italiana zu Pisa, Ritter des K. 8. Verdienstordens 1. Classe, Inhaber der Medaille S. H. des Papstes Pius IX.: Causa laetitiae nostrae, etc. Erscheint Mitte und Ende jeden Monats. — Abonuementspreis pro Jahr 20 Mark. Einzelne Nummern 1 Mark. — Insertionspreis für die durchlaufende Petitzeile oder deren Raum 1 Mark, zweimal gespalten 50 Pf., viermal gespalten 25 Pf. Bei zwölfmaliger Aufnahme wird von diesen Preisen 25%, bei vierundzwanzigmaliger 40 °/o Rabatt gewährt. Iuhalt: Die Kunstkammer im Dresdner Schlosse. — Die letzten Münzen der Grafschaft Barby. (Schluss.) — Das älteste Papiergeld der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika. — Aeltere Systeme von Universal-Museen oder sogenannten Kunstkammern. (Fortsetzung.) Die Kunstkammer im Dresdner Schlosse. Das älteste mir Bekannte und in der Expedition der K. Kunstsammlungen zu Dresden aufbetvahrte Inventarium der Kunstkammer des Kurfürsten August datirt vom Jahre 1587 und ist in verschiedene Sec- tionen getheilt. Die erste führt die Ueberschrift: „In Meines gnedigsten Churfürsten vnd Hern Reiss Cammern vnd kleinen Gemache.“ Darin fanden sich: „Alm schönen Kunstreichen Schreibetischen, Schreibzeugenn Probier Geheusen vnd andere Kestleinn.“ Die ersten drei Gegenstände waren 1 Silber vnd vorgüldter Schreibetisch mit schö nen eingeschmelzten Farben vnd den regirten Keisern von Alberto secundo biss vf Maximilianiun secundum vnd den Sieben tilgenden von Silber vnd golde, Oben auf mit einer schlagenden Yhr mit den 7 Planeten etc. (ein Geschenk des Kaisers Maximilian II.). 2 Grösser schöner Marmolsteinen Schreibetisch mit einem Pulde, darinnen Schubladen, Ist mit aller- ley Bildwergk geziret vnd schönen Jaspis vorsetzet, hat ein schön Instrument vnd Posietiff, in dem Pulde des Instruments Clafier hat Churfürst Augustus.. seliger von Christ off Waltern erkaufen lassen. 3 Indianisches Schreibezeugk mit zweyen Scliub- lädlein ist mit leder überzogen und güldenen heide- nisclien gemählden pingirt (ein Geschenk des Herzogs von Florenz). 4 Schön Probirgeheuse von eisen getrieben mit allerley Bildwergk gezieret vnnd mit Silber vnd golde eingelegt vnd mit 6 ledigen Bildern, Oben auf die Resurrection vnd Auferstehunge Christi. Darun ter eine Schlagende Uhr vnd darinnen Balbirfutter vnd allerley Zeuge.“ Die zweite Abtheilung führt die Inschrift: „Ahn schönen grossen Cristallenn Spiegel vnd silbern Nachtleucktenn, welche der Herzogk vonn Sophoy Emanuell Pliilipert Churfürsten Augusten ... seligen vorehret,“ Hierbei scheint der Krystallspiegel des Grünen Gewölbes gewesen zu sein, denn es heisst da: „Christallenn Spiegel in goldt vnd silber eingefast, mit einer Cristallenen Seulen, mit einem Silbern Fuss etc.“ Die dritte Abtheilung enthielt: „Ahn Edelgesteinn Einhorn vnd Rinoceros Horn“ und darunter Nr. 1. Schmarallen stuffe von 16. Steinen gross*) vnd klein, wie dieselben an ihrem natürlichen gebirge gewachssen in den Occidentalischen Indien gebrochen worden, in einer schwartzen Schachtel mit rothen cannosin sammet gefüttert hat keyser Rudolphus *) Diese Smaragdstufe befindet sich im Juwelenzimmer des K. Grünen Gewölbes; sie enthält aber jetzt nur noch 4 grosse und 5 kleinere (von 7 kleineren sieht mau noch die Stellen, wo sie ursprünglich gestanden haben) Steine, die jedoch nicht eingewachsen, sondern eingesetzt gewesen zu sein scheinen.