— 8 — Die deutschen Könige haben dieselbe in die Hände der Kirche gelegt. Bedeutsam für unsern Zweck ist die Schenkung der drei festen Plätze mit Umgebung: Drebnitz, Göda und Ostro [Trebista, (Godobi) Godouni, Ostrusna] seitens des Kaisers Heinrich II. an das Stift Meißen 1007 [nicht 1008] 2 8 ) — Drebnitz insbesondere mit seinem umfangreichen Gebiete 29 ) und das auf diesen Grund frühzeitig er baute Bischofswerda 30 ) werden als Ausgangspunkte für die Koloni sation des Wesenitzthales zu gelten haben. Wenn auch schon Bischof Eido [Egidius] 993—1016 sehr wirksam eingriff 31 ), so hielt es doch schwer, die erreichten geringen Erfolge in dem unterjoch ten, unwirtlichen Lande festzuhalten. Denn schon 1035 erneuerte sich der Kampf der Besiegten gegen die eingedrungenen Eroberer; erst der heilige Benno [1066 bis 1106], der Slavenapostel, wird nachhaltig und mit Erfolg von seinem Sitz Göda aus vorgegangen sein und den Kult der Slaven wenigstens im wesentlichen gebrochen haben 32 ). Das 12. Jahr hundert ist es, in welchem die hauptsächliche Kolonisationsarbeit vollbracht wurde 33 ). So blutig nun auch die Eroberungszüge, bez. die gewaltsame Unterdrückung der Aufstände des 9., 10. und 11. Jahrhunderts ge wesen sein mochten 34 ), so mild und vorsichtig, langsam und ohne Gewalt ging die Kirche bei ihren Germanisationsbestrebungen vor; von einer gewaltsamen Vertreibung war keine Rede 35 ). Der ein- geborne Adel, der sich unterwarf, wurde im Besitze seiner Güter gelassen 36 ); die Bauern und die kleinen Landedelleute [KnjeikiJ blieben auf ihrer Scholle; nur die größeren Starosten wandten sich in die rückwärts gelegenen Slavenländer 37 ). Die deutschen Ansiedler aber zogen entweder flußaufwärts 38 ) höher hinauf in das mit dich tem Walde bestandene unbebaute Gebirge, oder schoben sich zur Seite der auf der Sohle des Thaies am Bache vorhandenen sla- vischen Ansiedelung in die dichten Wälder ein, in denen sie sich 2S ) Cod. sax. I, Seite 59, 100. Arch. f. sächs. G. VI, Seite 107, 169. XII, 278. Posse a. a. O., Seite 64, Note 218. ,9 ) „cum omnibus eorum pertinentiis“. 30 ) Wend. Biscopidy, d. i. die Leute des Bischofs, Note 51. 31 ) Posse a. a. O., Seite 76 fg. 289. Frind, a. a. 0., Seite 82. 32 ) Emser, vita Bennonis bei Mencken, Seite 2. Frind a. a. 0., Seite 83. 33 ) Arch. f. s. Gesch. N. F. IV, Seite 27. 34 j Posse a. a. 0., Seite 62, Note 209. „cruenta caede devastans“. 35 ) Posse a. a. 0., Seite 9, 289. Arch. f. s. Gesch., n. F. II, Seite 237, 299, 319; IV, Seite 24 fg. Weisse, die slav. Ans. in Altenburg 1883, Seite 6. 36 j Cod. sax. I, Seite 142, lus., Seite 9, „quidam liber homo, Bor voci- tatus, natione slavus“. 1071. 37 ) N. Laus. Mag. 1869, Seite 207. Andree, wend. Wanderstud., Seite 142. 3S ) Arch., n. F. II, Seite 266.