ORDEN DER WACHSAMKEIT ODER VOM WEISSEN FALKEN. Eine der gewöhnlichsten Belustigungen der Vornehmen des Mittelalters war die Falkenjagd. Der Falke war der Stem pel des Adels, und daher so geschätzt und geehrt, dafs man selbst durch Gesetze ihn gegen alle Nachstellungen zu sichern suchte, wie wir diefs jetzt in Ansehung der Nach tigallen tbun. Der Falke wurde in Wappen, ja sogar von Kaiser Heinrich IV. mit in das Reichssiegel aufgenommen. *) Besonders geachtet waren aber die weifsen Falken aus Island und Norwegen. Da Verehrung und Liebe zu diesem Vogel sich Jahrhunderte hindurch, und noch bis in die Milte des verllossenen erhielt, so konnte es nicht fehlen, dafs auch ihm, gleich seinem Gefährten, dem Adler, und ändern Filieren die Ehre zu Iheil ward, einen Ritterorden nach sich genannt, und sich als dessen Sinnbild gewählt zu sehen. Und diefs geschah vom Herzog Ernst August zu Sachsen- Weimar. Er stiftete am 2. Aug. des Jahres 1732 zu Ehren und mit Genehmigung des Kaisers Carl VI., dessen General- Feldmarschall - Lieutnant er war, einen Orden, und nannte ^ ihn . „O rden der Wachsamkeit oder vom weifsen Falken.“ **) In der Folge behielt er zwar seine ursprüng liche Form und Einrichtung, wurde aber in den letzlver- flossenen zwanzig Jahren gar nicht mehr vergeben, und die Zahl seiner Mitglieder verminderte sich nach und nach so, dafs am Schlüsse des Jahres 1806 nur noch ein Ritter die ses Ordens lebte. Es schien daher, als sei es Absicht, ihn erlöschen zu lassen, was auch wohl geschehen seyn würde, wenn nicht unerwartete Ereignisse sein Wiederaufleben her- beigelührt hätten. *) Kuriositäten Ster Rd. S. i 48 . **) Seine Statuten im „ Kabinct grofser Herren“ 7 ter Theil, S. 109.