sein. Man sang zwar noch die schönen Wanderlieder vom Burschen und Gesellen, aber — wer wanderte noch.-' Hie und da vielleicht noch ein Naturschwärmer oder ein ferienfroher Schüler. Das Wandern war thatsächlich ausser Gebrauch, man fuhr in der Eisenbahn ja schneller und bequemer. Da gerade noch zur rechten Zeit kam das Fahrrad. Der poetische Zauber, der das Wandern umgab und in der Tiefe des deutschen Gemütes immer noch schlummerte, lebte wieder auf. Zu neuem Leben erwacht, erfüllt er jetzt alle Kreise des Volkes, Hoch und Niedrig. Was giebt es aber auch auf Gottes Erde Schöneres als eine Wanderfahrt durch das deutsche Land auf flüchtigem Rade? Hier bietet sich dem Radtouristen reichliche Gelegenheit, sich an der Natur zu erfreuen und in ihr Wesen einzudringen. Auf diesen Fahrten lernt er wieder den Umgang mit der Natur, da empfindet er das Ahnen göttlicher Geheimnisse, er fühlt des Schöpfers Nähe und seines Geistes Wehen. Hier spricht der Geist zum Geiste, die Seele zur Seele. Ja, der Umgang mit der Natur, wie sie uns so herrlich in den deutschen Wäldern, in den deutschen Gebirgen und auf den heimat lichen Fluren ent gegen tritt, bietet einen köstlichen Gewinn und den höchsten Genuss für Herz und Gemüt. Glück lich der, dem es vergönnt ist, das Joch des Berufes auf Tage und Wochen abzuschütteln und frei von Sorgen und Mühen des täglichen Lebens hinaus in die Welt zu radeln. Fern ab ist man dann dem hastenden Getriebe der staub- und dunsterfüllten Städte. Man durcheilt grünende Fluren und schattige Wälder, man rastet an blumigen Rainen und kühlen Ufern sonnenbeglänzter Flüsse ur.d Seen, man bewundert den majestätischen Anblick der Gebirge und überschaut von den Bergesspitzen die tiefen Thäler und Schluchten. Anmutige Landschaften mit freundlichen Dörfern und Städten, waldbegrenzte See flächen und fruchtbare Ackerfelder ziehen wie in einem