Das Seminar zu Annaberg nach seiner Begründung und Entwicklung
Titel
Das Seminar zu Annaberg nach seiner Begründung und Entwicklung
Untertitel
Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der Anstalt; mit einem Anhange über die ehemaligen Privatseminare zu Mildenau, Grumbach und Wiesa bei Annaberg
4 Mängel gerade dieser Einrichtung hin, immer wieder betont er die Notwendigkeit der besseren Dotierung der Lehrerstellen, die Dring lichkeit auch einer gediegenen Vorbereitung fürs Schulamt. & Ganz besonders fühlbar wurde all das, wurde vor allem die Frage einer besseren Lehrerbildung nach Erlass des neuen säch sischen Schulgesetzes vom 6. Juni 1835 und der dazu gehörenden Verordnung vom i). Juni desselben Jahres. Denn wenn darin aus gesprochen war, dass sich ein Schulbezirk nicht über eine halbe Stunde im Durchmesser ausdehnen solle, dass ein Lehrer nicht mehr als 50 bis 60 Kinder in einer Klasse oder Abteilung beisammen haben dürfe, dass in der Regel für je 120 und nur ausnahmsweise erst für je 180 Kinder eine besondere Lehrkraft anzustellen sei, dass endlich nur solche Männer als Lehrer verwendet werden sollten, welche gereifteren Verstand und — der in der Volksschule von jetzt ab gesteckten weiteren Ziele halber — umfassendere Kenntnisse und Fertigkeiten aufzuweisen vermöchten, Männer, die sich namentlich im Praktischen und in der Lehrfähigkeit als wohl gebildet zeigten, so lag auf der Hand, dass die seitherigen Veranstaltungen und Ein richtungen im oberen Gebirge nicht genügten, dass namentlich die Lehrerbildung ganz andere Wege als die seither üblichen einzu schlagen habe. Einige Privatunternehmungen nach der letzterwähnten Seite hin waren ja zu verzeichnen. So hatte im Jahre 1820 der Anna- berger Hospitalprediger Glöckner — ein für das Schulwesen sich ausserordentlich interessierender Mann —einen kleinen katechetischen Verein begründet, der sich fast gänzlich aus Schülern des hiesigen Lyceums zusammensetzte und deren Vorbildung fürs Lehramt an Volksschulen bezweckte 1 ). Einen Fortgang scheint der Versuch ') Unter dem 3. Novbr. 1820 schrieb Herr Ilospitalprediger Glöckner aus Annaberg an den Herrn Superintendenten Lommatzsch: „Ew. Hochwürdon wiederholtem Verlangen zufolge habe ich die Ehre, über meinen, mit einigen der hiesigen zum Schullehrer sich ausbildenden Lyceisten unter dero Vorwissen ge- schlossenen Verein, welcher katechetische Zwecke verfolgt, Rechenschaft abzulegen. Auf wiederholtes Ansuchen eines Lyceisten Wappler hier, ihm kate- chotisehe Anweisung zu erteilen, habe ich seit Ostern dieses Jahres einen Kreis von 6—7 Individuen um mich gesammelt, in der Absicht, die Hauptrogeln der Katechetik ihnen vorzutragen und sie zu schriftlichen und mündlichen Übungen zu veranlassen. Letzteres erfolgt erst seit Johannis, nachdem ich ein Vierteljahr lang allgemeine katechetische Regeln in wöchentlich 2 Stunden vorgetragen hatte und darauf zur Analytik und Sokratik übergegangen war. Es wurden anfangs vom ganzen Vereine schriftliche kleine Ausarbeitungen über die Wahrheiten eines angegebenen biblischen Spruches mir eingehändigt und ich omendierte und rezen sierte solche. Da mir das aber zuviel Zeit kostete, solches auch den Vorlesungen zuviel Abbruch that, so schränkten wir diese Übungen auf einzelne Individuen und auf einzelne Wochen ein. Dasjenige Individuum, welches die Donnerstags nach gehaltener Wochenpredigt in meiner Hospitalkirche observanzmässig vorzu- nehmoude Kinderlohre zu halten einwilligte, reichte Dienstags einen Aufsatz über die zu behandolnde Kateohisationsmaterie bei mir ein, der freilich gewöhnlich so wenig logisch geordnet als erschöpfend ausfiel, oft auch für den betreffenden Zweck sich einfach nicht eignete. Ich korrigierte diese Eingaben mit möglichster