Das Seminar zu Annaberg nach seiner Begründung und Entwicklung
Titel
Das Seminar zu Annaberg nach seiner Begründung und Entwicklung
Untertitel
Festschrift zur Feier des fünfzigjährigen Bestehens der Anstalt; mit einem Anhange über die ehemaligen Privatseminare zu Mildenau, Grumbach und Wiesa bei Annaberg
7 Verbindung wird künftig aufhören 1 ), damit aber auch eine sehr fühlbare Lücke, ein Mangel an Gelegenheit zur Ausbildung zum Berufe der Volksschullehrer, besonders auch in dem so bevölkerten Landesteile des oberen Erzgebirges entstehen. Bereits bestehen jetzt Notbildungsanstalten dafür, in ihrer Wirksamkeit abhängig von der Individualität eines einzigen Lehrers und entblösst von den nötigsten Lehr- und Lesehilfsmitteln, z. B. in Mildenau. In hiesiger Stadt würde eine solche Anstalt begünstigt werden von der durch das Progymnasium gegebenen Gelegenheit zur Ausbildung in den Real wissenschaften, durch die Benutzung der vorhandenen Hilfs- und Unterstützungsmittel zum Unterricht, durch die sich darbietende Vervollkommnung in der Musik und im Gesänge, zugleich auch in der praktischen Ausbildung zum Lehrerberufe in den Volksschulen. Ein Lehrer des Progymnasiums, zugleich die Aufsicht über die hiesigen niederen Volksschulen führend, würde die praktische Aus bildung der künftigen Volksschullehrer nach der Zeit des Aufent haltes im Progymnasium, die Fortbildung im Theoretischen des Unterrichts wie in den katechetischen Übungen sich gewiss durch aus angelegen sein lassen. Sollte übrigens unser weiterer Wunsch wegen Teilnahme von Nichtgymnasiasten an einzelnen Teilen des Unterrichts im Gymnasium sich gnädiger Gewährung erfreuen, so würde zugleich obengedachten Jünglingen im vorgerückteren Alter und mittelbar durch dieselben dem Volksschulwesen der grosse Vorteil gewährt werden, eine um fängliche Ausbildung in den Realwissenschaften erzielen zu können. Für eine solche gleichzeitig zu gewährende Gelegenheit zum Volksschullehrerstande in und durch das Progymnasium sprechen hochwichtige, die Landesinteressen ebensowohl als die Lokalinteressen berührende Gründe. Denn 1. wird dadurch dem hier sehr fühlbaren Mangel an einem Institute zur Volksschullehrerbildung vorgebeugt. Die Seminarien zu Dresden, Plauen und Freiberg können dem Be dürfnis unseres Landesteiles wie dem allgemein empfundenen Bedürf nisse nach Lehrern nicht mehr genügen. Die Volksschullehrer gehen gewöhnlich aus ärmeren Volksklassen hervor, und nur die Nähe der Bildungsanstalt gestattet es unbemittelten Eltern, die Söhne mit ihnen selbst zuwachsenden Viktualieu, durch Konnexionen mit den Bewohnern der nahegelegenen Stadt u. a. m. zu erhalten. Unser Landesteil würde fast gänzlich darauf verzichten müssen, aus seiuer .Mitte Volksschullehrer hervorgehen zu sehen, wenn solches nur von dem Besuche entfernterer Anstalten abhinge; 2 . der Staat würde ohne beträchtliche, vielleicht ohne jedwedes finanzielle Opfer die Quellen und Hilfsmittel zu einer Anstalt benützen können, welche für sich beträchtlichen Aufwand erforderte; 3. für unser Volksschul wesen, welches zwar der Sorge der Gemeinde überlassen, dessen ') Nach § 3 des v. Minist. 1834 den Stunden vorgelegten Entwurfes eines Gesetzes über die Keorganisation der Gelehrtenschulen.