394 Pädagogische Zeitung. stand bessern können. Augenblicklich lasse ich mich streichen und es scheint fast, als ob wenigstens der Oberkörper und die Arme sich ein wenig bessern; doch von einer entschiedenen oder progressive fortschreitenden Besserung kann ich bis jetzt noch nicht reden. Muchow, den 20. Aug. 1858. E. Bardey. 2. Zusatz seines Bruders des Herrn G. Bardey Besitzer des Bades Stuer in Mecklenburg. Bad Stuer, den 7. Mai 1897. Hochgeehrter Herr Professor! Gerne komme ich Ihrem Wunsche nach. Erlaube mir, eine von meinem Bruder selbst verfafste Lebens beschreibung beizulegen. Diese reicht bis zum 20. Aug. 1858. Der ent zündliche Prozefs in seinen Gelenken war ziemlich abgewickelt, aber mein Bruder war contract an vielen Muskelgruppen, so dafs sein Körper beim Gehen fast in einem rechten Winkel erschien. Dies hatte er sich hauptsächlich beim Schreiben seines ersten Buches zugezogen, indem er diese Arbeit lediglich im Liegen, mit herangezogenen Knieen und vorgebeugtem Kopfe gemacht hatte. Der grofse Eifer für seine Arbeit liefs ihn alles Andere vergessen, sogar das Strecken und Rühren der Glieder was allerdings damals noch mit grofsen Schmerzen verbunden war. Bis zum Oktober 1861 blieb er noch in Muchow; dann entschlofs er sich, wieder nach Königsberg zu gehen. Ich holte ihn ab; aber auf der Reise nach Berlin sah er schon, dafs das Unternehmen seine Kräfte weit überstieg. Er blieb bei mir in Rummelsburg bei Berlin, wo ich eine Wasserheilanstalt leitete. 1862 übernahm ich die Leitung hiesiger Heil anstalt, und zog mein Bruder im April des Jahres mit mir hierher. Er fand hier bald etwas Beschäftigung, und wurde hier nun sein elender Körper ernstlich, doch mit aller Vorsicht in Angriff genommen. Mein Bruder kam allmählich soweit, dafs er mit Hülfe eines Stockes iy s Meilen zu Fufs machen konnte, und besserten sich dem entsprechend alle ändern körperlichen Verhältnisse, nur blieb die Contractur ziemlich unverändert. Durch eine spätere unblutige Streckung bei Prof. Langenbeck in Berlin wurde in dieser Beziehung auch nichts erreicht. Bei seiner sonstigen all gemeinen Besserung versuchte mein Bruder, zwar gegen meinen Willen, als Hauslehrer zu fungieren, in Neu-Stuer. Doch nach etwa einem Jahre kehrte er ganz erheblich schwächer hierher zurück. Er erholte sich bald wieder etwas und versuchte es dann, wenn ich nicht irre 1867, wieder als Haus lehrer, in Hoppenrade bei Schwerin. Nach einigen Jahren ging er von da als Privatlehrer nach Brandenburg a. d. Havel, wo ein anderer Bruder von uns als Zahnarzt ansässig war. Er konnte sich hier gut ernähren durch Privatstunden, und brachten ihm seine Bücher auch damals schon etwas Honorar. Er bürdete sich aber auch hier wieder zu viel Arbeit auf ■— gab z. B. häufig an einem Tage 10—12 Stunden — so dafs er allmählich wieder merklich schwächer wurde, und siedelte er am 29. Juni 1878 wieder nach hier über. Seine Verhältnisse waren jetzt so, dafs er hier ganz ohne pekuniäre Sorgen leben konnte. Er arbeitete fleiisig an seinen Schriften, gab dann und wann auch einige Stunden und lebte, bei immer währenden Erinnerungen von meiner Seite, ziemlich nach der Gesundheit. Bis vor etwa 10 Jahren ging es sehr gut; dann wurde seine Energie ge ringer, seine Geisteskräfte nahmen ab, so dafs er sich in den letzten Jahren absolut gar nicht mehr beschäftigte und sich auch immer mehr gehen liefs in Bezug auf seine Körperpflege. Ende Februar ds. Js. fiel er und brach einen Oberschenkelknochen. Nun konnte er sich natürlich gar nicht mehr bewegen, wobei seine ganzen körperlichen und geistigen Verhältnisse mit jedem Tage schlechter wurden. Der Knochen heilte,