V 1. 61 zu Grunde liegen müssen, dürfte anzuerkennen sein, selbst wenn sich gar keine anderweitigen Bestätigungen und Er klärungen dieser Stellen finden sollten. Jene Nachrichten zerfallen von selbst in zwei Gruppen: Strabo, Dio und Hieronymus sind der Ansicht, die alten Britannier hätten in einem Zustand vollkommen regellosen Geschlechtsverkehrs gelebt. Dem gegenüber steht die Angabe Caesars isoliert, zeichnet sich aber vor den anderen durch ihre gröfsere Präcision aus. Bei ihm handelt es sich augenscheinlich um eine Gruppenehe zwischen einer Anzahl von Personen männ lichen und einer Anzahl weiblichen Geschlechts • sein knapper Satz bedarf aber noch der Interpretation. Auf Caesar allein gestützt, hat Morgan, dem weder die übrigen Stellen klassischer Autoren, noch sonstige Belege zur Hand waren, die Behauptung aufgestellt, hier liege wenigstens für einen Zweig der indogermanischen Völkerfamilie ein direkter Beweis vor, dafs die Theorie von der Entwicklung der Familie, wie er sie zunächst auf Grund von noch in diesem Jahrhundert vorhandenen Zuständen und Verwandt schaftssystemen indianischer, australischer, polynesischer und asiatischer Stämme aufgestellt hat, auch für die indo germanischen Völker zutreffe. Er erblickt in den Worten Caesars eine Schilderung der bei den übrigen indogermanischen Völkern in historischer Zeit nicht mehr nachzuweisenden Punaluaehe. Seine Interpretation der Worte Caesars wird es zweckmäfsig sein hier wiederzugeben 1 : „Diese Stelle zeigt eine Gruppenehe, welche durch die Punaluafamilie erklärt wird. Es läfst sich nicht annehmen, dafs barbarische Mütter in der Regel oder selbst in Ausnahmefällen zehn oder zwölf Söhne erzeugten, aber unter dem turanischen Verwandtschafts system, welches die Briten, wie wir mit Recht vermuten dürfen, besessen haben, finden sich immer grofse Gruppen von Brüdern vor, weil nahe und entfernte Vettern zu dieser Kategorie mit ego gehören. Mehrere Brüder unter den Briten besafsen, nach Caesar, ihre Frauen gemeinsam. Hierin finden wir lediglich die eine Form der Punaluasitte. Die ent sprechende Gruppe, welche diese Angabe voraussetzen läfst, wo mehrere Schwestern ihre Ehemänner gemeinsam unter sich hatten, wird von Caesar nicht direkt angeführt, doch existierte sie wahrscheinlich als Ergänzung der ersteren. Noch etwas über jene Wahrnehmung hinaus beobachtete Caesar, nämlich dafs Eltern mit ihren Kindern zusammen ihre Frauen gemeinsam besafsen. Höchst wahrscheinlich waren diese Frauen Schwestern. Mag diese Darstellung des Caesar sich wirklich auf die andere Gruppenform beziehen oder nicht, auf 1 Morgan, Urgesellschaft, p. 357 ff.