Vom Augustusplatz gehen wir durch die Grimmaische Slraße, die neben der Petersstraße die verkehrsreichste und wichtigste Geschäftsstraße der Stadt ist, nach dem Markt platz zu. Auf dem Wege dorthin ist rechter Hand, am Ein gang der Nikolaistraße, die Nikolaikirche zu sehen, die im Jahre 1167 erbaut und in den Jahren 1513—1525 zum größten Teil erneuert wurde. Die Orgel der Kirche ist eine der größten Deulschlands. In der Gruft im Innern des Gotteshauses ruht der schwedische General Slange, gefallen 1642 in der Schlacht bei Breitenfeld. Beim Ueberschreiten des Neumarktes sehen wir linker Hand das „Städtische Kaufhaus“, das in den Jahren 1894—96 in dem Häuserblock zwischen Universitätsstraße und Neumarkt, Gewand- und Kupfergäßchen als erster moderner Meßpalast errichtet wurde. Unmittelbar rechts erhebt sich, ebenfalls einen Häuserblock für sich bildend, der Städtische Handelshof. Dieser Meßpalast wurde im Jahre 1908 errichtet, nachdem zwischen Reichsstraße, Grimmaischer Straße, Nasch markt und Salzgäßchen zahlreiche alte Häuser niedergerissen worden waren. Unmittelbar an den Handelshof schließt sich der Nasch- markt an. Begrenzt nach der Grimmaischen Straße von dem alten Löwenbrunnen, nach dem Salzgäßchen durch die Alte Handelsbörse, an den beiden Längsseiten durch das Alte Rat haus bezw. den Handelshof, bildet der Naschmarkt inmitten des bewegten Großstadtlebens ein abgeschlossenes, idyllisches Plätzchen. Die Alte Handelsbörse ist ein reizender Spätrenaissance bau mit vorgelegter Freitreppe. Vor dem Ganzen steht das be kannte Goethedenkmal mit dem Kopfbildnis von Käthchen Schönkopf. Gegenüber dem Naschmarkt sehen wir Auerbachs Keller mit den Faustbildern, die Goethe die erste Anregung zu seinem „Faust“ gegeben haben. Gehen wir noch einige Schritte die Grimmaische Straße entlang, stehen wir plötzlich am alten Marktplatz, der von hohen, zum Teil sehr alten privaten Handelshäusern umrahmt ist. Beherrscht wird das Bild des Marktes vom Alten Rathaus, einem der schönsten Bauwerke aus der deutschen Renaissance, im Jahre 1556 errichtet von Leipzigs früherem Stadtbaumeister Hieronymus Lotter. In deu Jahren 1905—09 wurde es, nachdem die Stadtverwaltung in das Neue Rathaus übergesiedelt war, gründlich erneuert, um in seinen oberen Stockwerken das Stadtgeschichtliche Museum aufzunehmen, ln dem wundervollen Saale des ersten Stock werkes, wo einst Prinz Wilhelm von Uranien seine Hochzeit feierte, hängen von der gebräunten Balkendecke herab alte Leipziger Innungsfahnen. Außer dem naturgetreuen Modell der alten Stadt, das allein sehenswert ist, befinden sich zahl reiche prachtvolle Stücke aus Leipzigs großer Vergangenheit, vor allem auch viele Originalhandschrifteil bedeutender Männer der Geschichte. Außerdem wird ein Modell der Völkerschlacht gezeigt, das aus 20 000 Bleisoldaten zusammengestellt ist. Dicht 7