1879 . Anfang April. Nr. 6. Zeitschrift für Museologie und Antiquitätenkunde sowie für verwandte Wissenschaften. Erscheint monatlich zwei Mal. Redacteur: Hofrath Dr. J. G. Th Graesse, Direotor des K. Grünen Gewölbes, der K. Porzellan- und Gefäss-Sammlung und des K. Münzcablnets zu Dresden, K. Bibliothekar wirkl. Mitglied der K. Russ. Arcbäolog. Gesellschaft zu Moscau, Ehrenmitglied des Germanischen Museum zu Nürnberg und des Museum Franclsco-Carollnum des Landes Oesterreich ob der Enns, correspondirendes Mitglied der Academia Araldico- Genealogien Italiana zu Pisa und der Socidtd des biblionhile« zu Antwerpen, Ritter des K. Siebs. Verdienstordens 1. Classe, des K. K. Oestcrr. Ordens der Eisernen Krone 8. Classe und des K. Preuss. Kronen- ordens 3. Classe, Inhaber der Medaille S. H. des Papstes Pins IX.: Causa laetitiae nostrae. etc. Erscheint Mitte und Ende jeden Monats. - Abonnementspreis pro Jahr 20 Mark. Einzelne Nummern 1 Mark. - Insertionspreis für" die durchlaufende Petitzeile oder deren Raum 1 Mark, zweimal gespalten 50 Pf., viermal gespalten 25 Pf. Bei zwölfmaliger Aufnahme wird von diesen Preisen 25°/o bei vierundzwanzigmaliger 40°/o Rabatt gewährt. ’ Inhalt: Beiträge zu einer Geschichte der Privat-Kunst- und Gemäldesammlungen. — Der angebliche Mömpelgarter Thaler Herzog Ulrich’s von Württemberg aus dem Jahre 1507. Von J. und A. Erbstein. — Das Musee Plantin zu Antwerpen. (Schluss.) — Inserate. Beiträge zu einer Geschichte der Privat- Kunst- nnd Gemäldesammlungen. (Nach Thibaudeau in seinem Vorwort zu Le Blanc, Tresor de curiositd, Paris 1857, T. 1.) Kunstliebhaber hat es schon zur Zeit der römi schen Republik gegeben, dies lehren uns die Briefe des Cicero und jüngeren Plinius; allein auch Griechen land hatte seine Verehrer der schönen Künste, und vielleicht würden manche herrliche Kunstwerke des Alterthums für uns ganz verloren sein, hätten nicht die römischen Proconsuln und Consuln (ich erinnere nur an Verres und Mummius) und die nacliherigen Kaiser die Kunstschätze der eroberten Provinzen, genau so wie es in neuester Zeit die Marschälle Napoleons machten, nach Italien geschleppt. Von eigentlichen Kunstsammlern kann man indess vor dem 16. Jahrhundert nicht sprechen; hier waren es zuerst geistliche und weltliche Fürsten, welche daran dachten, sich einzelner Kunstwerke dauernd durch ihren Besitz zu erfreuen: ein Karl V., Franzi., LeoX. u. v. a. Bis dahin hatten die grossen Maler eigent lich fast ausschliesslich für die Kirche gearbeitet; erst mit dem Schlüsse des 15. Jahrhunderts fing ihre Th'ätigkeit (in Italien) an, sich andere Sujets zu suchen; man wählte mythologische Stoffe, die man zum Theil schon landschaftlich behandelte, und begann, Portraits für Familienerinnerungen zu malen. Die venetianischen und niederländischen Maler waren die ersten, welche für den Verkauf arbeiteten, und so erklärt es sich, dass sich manches elegante Bild aus jener Zeit erhalten hat, welches wir ohne diese neu aufgekommene Liebhaberei wohl nicht bekommen hätten. Eine der ersten bedeutenden Gemäldesamm lungen besass Lorenzo de Medicis der Prachtliebende; er hatte Handzeichnungen, Cartons etc. von Donato, Masaccio, Paolo Uccello, Fra Giovanni, Fra Filippo u. a. zusammengebracht, um sie den jungen Künst lern, die er an seinem Hofe versammelt hatte, zum Studium geben zu können. Leider ward seine Sammlung verkauft, als sein Sohn Pietro (1494) aus Florenz verjagt ward, allein ein ansehnlicher Theil davon ward Giuliano de Medicis (1512) zurückgegeben, und Vasari sah denselben noch beim Herzog Cosmus. Ziemlich gleichzeitig hatten aber auch Raphael Sanzio und Giulio Romano, der freilich durch seine Münz- und Medaillensammlung berühmter geworden ist, sich Privat - Gemäldesammlungen angelegt, theils zum eigenen Studium, theils hauptsächlich um ihre Schüler darnach zeichnen zu lassen. Ebenso hatte Antonio Va- silacchi, der Schüler des Paolo Veronese (geb. 1556), eine reiche Sammlung von Zeichnungen dieses seines Lehrers, Raphael’s, Michel Angelo’s, Parmegiano’s, Perino’s del Vaga, Tizian’s und anderer grösser Maler seiner Zeit zusammengebracht, welche keiner der zahlreichen vornehmen Herren, welche damals Ve nedig besuchten, unbesehen liess. Der Cardinal