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Zeitschrift für Museologie und Antiquitätenkunde sowie verwandte Wissenschaften
- Bandzählung
- 5.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Eph.art.88-5.1882
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id407977015-188200006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id407977015-18820000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-407977015-18820000
- Sammlungen
- Saxonica
- Bemerkung
- Inh.-Verz. hinter S. 8 eingebunden
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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162 lieh untrügliche Orakel. 1 ) Etwas Ähnliches macht man auch in Frankreich mit dem Löwenzahn (pis- senlit oder dent de lion) oder der Hundeblume. Will man nämlich wissen, ob die (oder der) entfernte Geliebte an uns denkt, so braucht man sich nur nach der Gegend, wo dieselbe (oder derselbe) weilt, zu wenden, nimmt eine der kleinen durchsichtigen Kugeln oder Federkronen, aus denen seine Blüte besteht und die man auch Lichter nennt, und bläst diese fort: bleibt nur ein einziges Blumenkörnchen zurück, so ist man nicht vergessen. Ebenso verfährt man wenn man dem geliebten Gegenstand Nachricht von sich geben will. Man bläst und denkt sich etwas dabei und in demselben Augenblick muss nach dem Volksglauben jener auch an uns denken. Aberglauben liegt ferner auch in dem Aufsuchen des vier-blätterigen Kleeblattes, des Emblems der grünen Insel oder Irlands. Dort führt man den Glauben an das glückverkündende Omen sehr weit zurück. Man sagt nämlich, dass, als der Herr Patrick das Evangelium in Irland predigte, er einst in Verlegen heit kam, wie er seinen Zuhörern das Mysterium der Dreiheit in Einem erklären sollte. Da erblickte er den Klee (shamrock) und weil er darin ein Symbol der Dreieinigkeit sah, so machte er ihn zum Symbol Irlands, jedoch so, dass in dem vierblätterigen Klee blatt zur Dreieinigkeit noch die Jungfrau Maria hin zugedacht wurde. Daher glaubt man nun, weil das Finden eines solchen ziemlich selten stattfindet, dass es dem, der es zufällig antreffe, Glück bringen müsse. In Deutschland glaubt man aber, dass das Auffinden eines fünfblätterigen im Gegensatz zum vierblätterigen Unglück bedeute. Wir gehen nun zu den einzelnen Begriffen über, welche von altersher durch Blumen symbolisiert wurden und noch werden. Beginnen wir mit den CT Symbolen des Lebens, so werden wir als solches zu erst seit grauer Zeit den Lotos zu betrachten haben. Bei den alten Ägyptern bezog sich die Lotosblume (oder Prächtiges Nelumbium) als Symbol auf den Nil und dann im allgemeinen auf das Wasser als Prinzip der Natur um die Fortdauer und Erhaltung des Lebens durch die Befeuchtung jenes Elementes aus zudrücken, denn diese Blume blüht zur Zeit der Nil- überschwemtnung. Natürlich ist dieselbe Blume auch ein Bild des Todes, denn wenn sie sich ganz geöffnet hat, zieht sich auch die Flut zurück. Die heutigen ') Eine Art Orakelsprucli erlangt inan bei uns auch noch auf andere "Weise. Man nimmt eine ungleiche Zahl von Gras- hälinchen, 5, 7 oder 9, welche man in der Hand behält, knüpft die Enden derselben je zwei und zwei zusammen; bilden nun alle einen richtigen runden Kranz zusammen, so geht das, was man wünscht, in Erfüllung; erhält man dagegen beim Loslassen zwei ineinander verschlungene Kränze oder sind die Faden verknüpft, so findet das, was man sich gewünscht hat, keine Erfüllung. Ägypter haben ein Sprüchwort: „Er fragt nach dem Bächlein und dem, der ihn gesäet hat“, welches sich auf dieses uralte Symbol bezieht (s. Burckliardt, Arabische Sprüchwörter. S. 333). Auf den alten Denkmälern Ägyptens finden wir daher den Osiris, den Welterschaffer, auf einer Lotosblume sitzen. Und ebenso stellen sie oft den Harpokrates, den Sohn des Osiris und der Isis, die Alles ernährt, dar. Ja, man trug beim Gottesdienst Lotosblumen auf dem Haupte, um damit gewissermassen die Fruchtbarkeit der Natur darzustellen. Weil aber diese Blume einmal das Symbol des sich stets erneuernden Lebens war, so bediente man sich ihrer auch um die Seelen wanderung zu personifizieren. Man schmückte daher die Mumien mit einem Kranze von blauen Lotos blumen und in einer phönizischen Grabschrift tröstet Osiris eine verstorbene Frau mit den Worten: Deine Blume wird sich wieder aufrichten (s. v. Bohlen, Das alte Indien. Bd. I. S. 194). Auf gleiche Weise ist aber die Lotosblume in Indien das Symbol der Zeugung; Lakschmi, die Göttin des Segens und der Weiterschöpfer Brahma thronen auf ihr (s. Creuzer, Symbolik. Bd. I. S. 228). Deshalb mögen auch noch heute die Indierinnen sie als Schmuck hinter die Ohren stecken, sich aus ihren Stengeln Arm spangen winden und mit ihr ilne Gemächer schmücken. Nach der altindischen Mythe wohnt Schiwa, das Symbol der stets neues hervorbringenden Natur, auf dem silbernen Berge Meru: hier steht ein silberner Tisch und auf diesem eine silberne Glocke und eine Lotosblume; mitten in der Lotos blume aber ist ein Dreieck (das Symbol des weib lichen Schosses) mit einem Lingam und zwei Mäd chen, weiss und zart wie Perlen, die stets das Lob des Gottes singen. Der Koran setzt diese Blume ins Paradies als das Vollkommenste und Schönste (Kap. 53, V. 14). In der deutschen Sage ist allerdings die Lilie an die Stelle der Lotosblume getreten. Häufig finden wir in den alten Heiligenlegenden, dass aus der Stelle, wo das Haupt eines hingerichteten Märtyrers hinsank, eine Lilie aufsprosste. Ebenso bedeuten Lilien, die aus Gräbern Enthaupteter aufspriessen, dass dieselben unschuldig starben. Endlich finden sie sich oft noch auf den Ruhestätten früh verstor bener Jungfrauen, welche allein der zurückgeblie bene Geliebte zu brechen das Recht hat. Dahin deutet auch die Lilie, welche sich angeblich stets auf dem Stuhle desjenigen Domherrn von Corvei fand (s. Daumer, Geheimnisse des christl. Altertums. B. II. S. 38 fgg. — an ändern Orten war es freilich eine weisse Rose), welcher zunächst sterben sollte. Eine mittelhochdeutsche Dichtung erzählt von einem Ritter, der in hohem Alter noch in ein Kloster ging, aber nichts lernen und behalten konnte, als die Worte:
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