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Zeitschrift für Museologie und Antiquitätenkunde sowie verwandte Wissenschaften
- Bandzählung
- 6.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Eph.art.88-6.1883
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id407977015-188300006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id407977015-18830000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-407977015-18830000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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30 werden. — Ausser den Gegenständen, welche sich auf das gewöhnliche Leben der Hindu beziehen und den Hauptbe standteil der umfangreichen, dem ethnographischen Museum geschenkten Sammlung ausmachen, befinden sich in ihr nicht wenige Gegenstände, welche durch Glanz und Kostbarkeit das Augenmerk auf sich lenken, als golddurchwirkte und ge stickte Gewänder, silberne Geräte und andere metallene, mit Silber eingelegte Gefässe. Sehr beträchtlichen Wert besitzen auch die zu der Sammlung gehörenden indischen Bücher und eine Menge von Handschriften auf Papier und Palmblättern, von denen die älteste über 300 Jahre alt ist. Diese indischen Objekte haben für das hiesige junge ethnographische Museum um so grössere Bedeutung, als bis jetzt Indien fast nur durch eine grosse Lücke bezeichnet war. Die geschenkte Sammlung erweckt die Hoffnung, dass es gelingen werde, auch diese wesentliche Lücke noch völlig zu schliessen, und Indien die jenige ’S ertretung im Museum zn geben, welche ihm gemäss seiner grossen Landausdehnung und seiner Bedeutung für die Kulturentwickelung fast von ganz Asien, besonders auch für die der malayischen Welt, der Spezialität unseres Mu seums, vor allem zukommen müsste. — Ferner möchten wir die Aufmerksamkeit der Besucher auf einige neuerliche Schen kungen lenken, welche das ethnographische Museum Herrn W. Joest aus Köln verdankt, einem Forscher, welcher sich auf der Erde umgethan hat, wie kaum ein zweiter, und sich durch eine fesselnde Beschreibung seiner Reise quer durch Sibirien kürzlich in weiteren Kreisen bekannt machte. Der selbe spendete eine interessante Sammlung von den Ainos, jenem Volke, welches man als Überrest der Urbevölkerung Japans ansieht und welches dem Aussterben entgegenzugehen scheint. Ausser mehreren von dem Bast eines Baumes ge webten und in charakteristischer Weise verzierten Gewändern seien nur die sogenannten Inaos, welche sich in der Samm lung finden, erwähnt, einfache beschnitzte Brettchen, in denen der Aino seine Gottheit verehrt und welche er ebensowohl dauernd in seiner Hütte und au Kreuzwegen aufhängt, wie bei vielen Gelegenheiten an Booten, Feuerstellen, im Walde, ja selbst an Kranken, um sich den Schutz der Gottheit zu sichern. — Es seien weiter aus Herrn Joests Gaben als be sonders interessant hervorgehoben die Stücke, welche die Fabrikation javanischer Gewänder (Sarongs) illustrieren. Diese werden derartig hergestellt, dass man weissen Stoff mit einem aus freier Hand aufgezeichneten Muster von Wachs versieht und dann in verschiedene Farben taucht, nachdem immer andere Partien des Stoffes mit Wachs überzogen wurden. An den Stellen, an denen sich Wachs befindet, dringt nun die Farbe nicht ein, und schliesslich wird alles Wachs durch Auskochen entfernt, und es zeigt sich ein vielfarbig gemustertes Gewand. Kenn verschiedene Stadien dieser Fabrikation sind repräsentiert. Der Wert eines sol chen Kleides auf Java ist ein hoher; zwar werden diese Sarongs in grossen Massen in der Schweiz und Holland nach gedruckt, allein der Kenner unterscheidet auf den ersten Blick echte W achs- (Batik-j Sarongs von bedruckten. — Eine kostbare Schenkung, ebenfalls Java angehend, traf dieser i Tage von dem Minister der Kolonien in Holland ein, nämlich ' über 400 Photographien in Folio von den Ruinen des Tem- I pels Borobudbur und von anderen javanischen Altertümern, ! ein Werk, welches im Buchhandel nicht erschienen ist und j von welchem jedes Exemplar erst auf Befehl des Ministers m Java angefertigt werden muss. Die Photographien sind von einer Schönheit und Schärle, wie sie nur die tropische Sonne hervorbringt, und die dargestellten Objekte erregen an sich das grösste Interesse, sind aber um so bedeutungsvoller, als ihnen bis jetzt nicht diejenige Beachtung geschenkt I "urde, welche sie für die Geschichte der Religion verdienen. | Leider erlaubt der Raummangel im ethnographischen Museum nicht, diese Photographien dauernd zur Aufstellung zu brin gen, sie werden jedoch dem sich dafür interessierenden Pub likum auf kurze Zeit zugänglich gemacht werden. — End lich möchten wir die Aufmerksamkeit der Besucher auf einige Bereicherungen lenken, welche Amerika betreffen. Vor kur zem wurde in hiesigen Blättern mitgeteilt, das die Herren DDr. Reiss und Stübel dem Museum für Völkerkunde in Leipzig einen alten Bteinsessel aus Ecuador geschenkt hätten: einen ebensolchen hatten die genannten berühmten Reisenden und Forscher die Güte, dem Dresdner Museum zu verehren. Es existieren überhaupt nur etwa neun derartige Sessel. Bei Manta in Ecuador standen sie im Freien zu einem Kreise zusammengestellt auf einem Hügel, auf welchem sich vor An kunft der Spanier in Amerika die altindianischen Fürsten der Gegend zu ihren Beratungen niederliessen. Diese auch durch ihre Skulptur sehr bemerkenswerten Sessel haben noch das besondere an sich, dass sie auf dem Boden von Ecuador die einzigen Zeugen einer Kunstentwicklung waren, zu welcher man noch nicht einmal den Namen des Volkes kennt, von dem sie ausging. Einstweilen begnügt mann sich, sie mit dem Volke der Cara in Verbindung zu bringen, welches die Sprache des Kulturvolkes von Peru, das Ketsehua redend, von Süden her in Ecuador eingewandert sein soll. — Herr Dr. Alfons Stübel, welcher bekanntlich in unserer Stadt in mitten seiner grossartigen, während acht Jahren in Südamerika angelegten Sammlungen lebt, spendete dem Dresdner Museum seit Jahren von seinen Schätzen; an zoologischen Objekten seien nur der weisslippige Tapir von Ecuador, ein 4300 m hoch auf dem Vulkan Antisana ebenda geschossener Kondor, der Molina’sche Pelikan von Peru und die Flussfische des oberen Amazonas genannt. Das ethnographische Museum er hielt ausser dem erwähnten kostbaren Steinsessel von Ecua dor kürzlich von Herrn Dr. Stübel eine Reihe von alten Ge weben aus den Gräbern von Ancon in Peru, darunter Gobelin stoffe von seltener Schönheit mit Mustern, welche unserm Kunstgewerbe zur Ehre gereichen würden. Das Bild, welches dadurch von der Weberei der alten Peruaner gegeben wird, lehrt uns dieselben als ein wirkliches Kulturvolk kennen. Grösser Reichtum in den Stoffarten und Mustern vereinigt sich mit den Spuren einer hoch entwickelten Technik. Eine sehr interessante, weil anscheinend selbst bei uns nicht ge fundene Spezialität bilden gewisse durchbrochene Stoffe, in denen durch Fadenverschlingungen Lücken im Gewebe und aus diesen Muster hervorgebracht worden sind. Die schätzens werte Sammlung ist begleitet von einer Anzahl fertiger alt peruanischer Taschen, einigen Schleudern und einer Partie von Spindeln, welche das typischeste Gerät der weiblichen Tliätigkeit in Peru wareii und darum besonders zahlreich in den Gräbern von Ancon gefunden worden sind.“ (—) Die k. Gemälde-Galerie hat aus dem Nachlasse des am 3. Juni v. J. in Paris verstorbenen Malers Christian Wilberg ein Gemälde desselben, „Memento mori“, geschenkt erhalten. (Dr. Anzg. Nr. 34.) (Leipzig.) Das Museum für Völkerkunde hat als Geschenk der Herren Dr. Reiss in Berlin und Dr. Stübel in Dresden ein Prachtstück erhalten: einen grossen alten Steinsessel aus Ecuador (vergl. oben, den ersten Artikel aus Dresden). (Chemnitz.) Ein sehr hervorragendes, von Autoritäten hochgeschätztes Kunstwerk, der Altarschrein einer Grabkapelle in der Nähe von Wechselburg, aus der Frühzeit des 15. Jahr hunderts stammend, befindet sich seit einiger Zeit im Chem nitzer Antiquariat des Buchhändlers Winter zur Ansicht. Der Altarschrein ist ein Triptychon von 1,66 m Höhe, das Mittelbild ist 1,68 m breit. Die Flügelbilder haben dieselbe Höhe, ein jedes die halbe Breite; an jedem der letzteren ist in grossen
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