Mitteilungen über die Verhandlungen des Ordentlichen Landtags im Königreiche Sachsen / 2. Kammer

Mittheilungen über die Verhandlungen des Landtags. n. Kammer. UA, Dresden, den 5. Juni. 1840, Sechs und achzigste öffentliche Sitzung am 27. Mai 1840. (Beschluß.) Berathung des Berichts der ersten Deputation über das Aller höchste Decret, dasMaas-und Gewichts wesen betref fend. (Allgemeine Berathung). — Königl. Commissar v. Weißenbach: Nur in Bezug auf zwei ganz praktische Gesichtspunkte, aus denen sich das vorlie gende Maas- und Gewichtssystem empfiehlt, will ich mir ge statten, wenige Worte zu bemerken, indem sich auch die haupt sächlichen Bedenken, welche bei der Debatte ausgestellt worden sind, auf die praktische Anwendung des neuen Maas- und Ge wichtssystems und auf die Einführung desselben in das gewöhn liche Leben bezogen. Sie betreffen die großen Wortheile einer dekadischen Gliederung, und zweitens der Correllativität des in der Vorlage entwickelten Maas- und Gewichtssystems. Was die dekadische Gliederung betrifft, so ist nicht zu verkennen, daß eine Duodecimal- und Sedecimaltheilung bei körperlichen Maas- und Gewichtsgrößen in vielen Verhältnissen des gemeinen Verkehrs manche Vortheile und Bequemlichkeiten darbiete, zumal unser Volk bereits daran gewöhnt ist. Dies ist denn auch der Grund, warum in dem vorliegenden Entwürfe eine derartige Theilung bei allen denjenigen Maasen und Gewichten, die dem gemeinen Verkehr angehören, und wo sie jetzt bestan den hat, beibehalten worden ist. Es möchte auch fernerm'chtzu Verkennen sein, daß ein Zahlensystem, dessen Wurzel dieZahl12 ist, vielleicht selbst wesentliche Vortheile haben dürfte, gegen das jetzt bestehende, dessen Wurzel die Zahl 10 ist, und es hat auch nicht an Stimmen gefehlt, welche ersteres vvrgeschlagcn, sogar in Petitionen vorgetragen haben. Da dies aber völlig unausführbar sein würde, vielmehr das dekadische Zahlensystem einma/ fest steht, so mußte immer ein großer Nutzen darin gefunden werden, daß die Theilung dcr Maase und Gewichte wenigstens in denje nigen Normalgrößen, die als maasgebend zu oberst gestellt wer den, an das bestehende dekadische Zahlensystem sich leicht und voll ständig anschließen lasse. Dies bietet ganz besondere Vortheile für das tägliche Gebühren und die Rechnung mit allen denjenigen Größen dar, die überhaupt Werthe vorstellen sollen. Es bedarf nämlich bei jeder Rechnung mit derartigen benannten Werth größen , sie seien Maase, Gewichte, Geld oder was sonst, dreier Operationen, in den Fällen, wenn die Gliederungen der Werthe nicht selbst dekadisch sind. Es muß zuerst eine Reduktion der verschiedenen Werthsabstufungcn auf eine reine Zahl, oder eine solche, die sich vollkommen dekadisch darstellt, vorgenommen werden, nun wird zweitens die Nechnungsope- ration selbst mit jener reducirtenZahl bewerkstelligt, und hierauf muß drittens eine abermalige Reduktion des gefundenen Resul tats rückwärts in die vorigen Werthsstufen stattsinden. Sind dagegen die Gliederungen der Werthe, mit denen man rechnen will, selbst schon dekadisch, und coincidiren sie daher vollstän dig mit dem Zahlensysteme, so daß jede höhere Stufe oder Stelle gerade das Zehnfache der vorigen beträgt, alsdann fällt die erste und die dritte Operation gänzlich hinweg, und es bedarf nur der mittelsten. Ein einfaches Beispiel wird dies deutlicher machen. Wenn ein gewöhnlichesRegeldetrierempel mitCentnern, Stein, Pfunden und Lothen zu berechnen ist, so bedarf es zuerst der Reduktion dieser Werthsgrößen auf Pfunde oder Lothe, nun mehr erst kann die erforderliche Multiplikation oder Division vorgenommen werden, und hierauf muß eine abermalige Re duktion des Resultats auf Pfunde und Centner stattsinden. Es fällt aber diese erste und dritte Rechnung von selbst weg, sobald der Centner dekadisch getheilt ist. Die hierin liegende Erleichterung ist aber im Verhälmiß um so größer, je unbe deutender und trivialer die Rechnungsaufgabe selbst war. Der Vortheil eines solchen Systems springt in die Augen, und bietet sich dem gemeinsten Verkehr vollständig dar, wenn dasselbe gleichzeitig die Duodez- oder Sedeztheilung der körperlichen Größen beim Trivialgebrauche nicht ausschließt. Ein zweiter praktischer Vortheil ist die Correlativitat in den einzelnen Abteilungen des neuen Maas - und Gewicht systems; es heißt das die wesentliche Abhängigkeit Vereinen von der andern Abtheilung des Systems, in der Art, daß in ganz einfachen runden Verhältnissen Maase zur Bestimmung von Gewichten, Langenmaasc für Hohlmaase u. s. w. und umgekehrt angewendet und diele durch jene ausgcdrückt und regu lier werden können. Es ist nun das neue System in der Art geordnet, daß eine solche Füglichkeit auf eine bequeme Weise vielfach gegeben worden ist. Nur einige Beispiele erlaube ich mir zur Erläuterung hier anzuführen. Es ist ein Würfel von 4 Zoll (ein Kubikdccimeter) genau die Kanne oder das Liter, es ist ferner der Würfel des künftig zu wählenden Fußes, also der Kubikfuß, genau 27 Kannen oder Liters; ein solcher Kübik- fuß reinen Wassers wiegt gerade 54 Pfund, indem die Kanne reinen Wassers genau zwei Pfund wiegt. Hiernach wird ferner