138 Zweiter Abschnitt. Baues, zu dem 3867 cbm Sandstein aus den Postelwitzer Brüchen verwendet worden sind, belaufen sielt mit Einschluss der Betrüge für die Statuen, das Geläute, die Uhrglocken und das Uhrwerk auf circa 273000 Jl. Diese Gelder wurden theils dem Kirchenvermögen entnommen, theils durch Torschüsse aus Staats- und städtischen Gassen, theils durch Erträge öffentlicher Sammlungen gewonnen. Nach der Vollendung des Thurmes erfolgte dann im Jahre 1859 der Dachumbau. An Stelle des alten Satteldaches wurde unter Mitbenutzung der noch brauchbaren Hölzer vom Thurmgerüst mit dem Kostenaufwand von 57000 Jl das jetzige Mansarddach errichtet. Eine Centralheizung erhielt die Kirche im Jahre 1863. Die Fabrikanten Boyer & Co. aus Ludwigshafen stellten für den Preis von 10500vier Calori- feres ihres Systems auf. An Nebenarbeiten berechneten sieh die Kosten auf 9200 Jl. Diesen Umgestaltungen folgte endlich wenige Jahre später die Reno vation des Inneren der Kirche. Die Annenkirche (sielte S. 50), auf dem Platze Ecke der Annenstrasse und der Mühlhofgasse gelegen, erhielt im Jahre 1823 ihren jetzigen Thurm und das neue Geläute von vier Glocken. An der nördlichen Giebelfront der Kirche stand früher der nur bis zum Dachgesims hinaufreichende Unterbau des unvollendeten Thurmes und darauf wurden nach dem Plane des Hofbaumeisters Thormeyer die oberen Etagen des Thurmes aufgesetzt. Auffallend ist die starke Einziehung des über dem Kirchendach beginnenden Uhrstockwerkes; auch ist die Höhe des Thurmes von nur 57 m bis zur Kreuzesspitze in zu niedrigem Verhältniss zu den Dimensionen der Kirche.- Mit dem Bau des neuen Thurmes war die Einziehung des die Kirche um gebenden Friedhofes verbunden und wurden bereits im Jahre 1821 die Gräber und Grüfte eingeebnet und abgetragen. Aus Veranlassung der 100jährigen Jubelfeier ihres Neubaues nach Zer störung durch Brand im 7jährigen Kriege ist die Kirche in ihrem Innern im Jahre 1869 renovirt worden. Von Zeit zu Zeit sind der Kirche behufs deren Ausschmückung von Ge meindegliedern mehr oder weniger werthvolle Geschenke gemacht worden, durch freiwillige Beiträge konnte 1875 für den Altar ein Crucifix beschafft werden, welches mit zwei vorhandenen werthvollen Leuchtern einen hervor ragenden Schmuck des Altars bildet. Das Crucifix, nach dem Entwurf des Professors Graft' in Dresden ausgeführt, ist 1,5 m hoch, im Stil der Früh renaissance des 16. Jahrhunderts gehalten und besteht in seinem Kern aus Zöblitzer Serpentinstein mit Verzierungen aus vergoldeter Bronce, welche mit farbigen, blauen und rothen Steinen besetzt sind, versehen. Die Christusfigur und die Engelsköpfe sind von Silljer. Aus Veranlassung der Jubelfeier des 300jährigen Bestehens der Annen- gemeinde, am 10. März 1878, ist der Altarplatz erneuert, beziehendlich erweitert, die hölzerne Altarbrüstung durch eine broncene ersetzt und ein neuer kost barer Taufstein beschafft worden.