Die Baugeschichte von Dresden. 33 Moritz Vorbehalten bleiben sollte, als in dem Bau des „neuen Thorhauses“ oder des sogenannten Georgenbaues. Das alte Eesidenzschloss konnte dem Pürsten nicht mehr genügen, als seine Söhne heranwuchsen und eigener Hofhaltungen bedurften. besonders nachdem sich Herzog Johann, der älteste Sohn. 1519 vermählt hatte. Das Georgenschloss oder Georgenthor, wie wir jetzt sagen, ist jener Theil des umfänglichen Schlosses, welcher, die Schlossstrasse überbauend, hinüberreicht in den Stallhof. diesen mit dem grossen Residenzschlosse ver bindend. Als von Grund aus neu errichtet ist das Georgenschloss, wie schon oben (S. 30) erwähnt, nicht, zu betrachten, die Wichtigkeit seiner Lage an der Brückenmündung hatte seine fortificatorische Benutzung schon früher nöthig gemacht. Als Baumeister und oberster Leiter des Georgenbaues wurde vom Pürsten sein Amtshauptmann und Oberrüstmeister Hans von Dehn -Rothfelser (1500 —1561) eingesetzt. Als selbstständig schöpferischer Architekt, als welchen man diesen vielseitig gebildeten Hann zu betrachten gewöhnt ist. wirkte Hans von Dehn indessen nicht, seine Thätigkeit. war vielmehr die des Inlendanten der fürstlichen Bauten. Unter seiner amtlichen Leitung und Oon- trole arbeitete und begann zu arbeiten ein grösser Kreis künstlerischer wie technischer Kräfte, in erster Reihe Caspar von Wierandt-Voigt., Hans Kramer. Paul Puchner, Andreas Hesse. Hans Irmisch. Christoph Walther, die Italiener Agania, de Thola und Andere; ein gelegentlich eingreifendes Schaffen Dehn's nach beiden Richtungen mag jedoch nicht ausgeschlossen gewesen sein. Der Schlossbrand von 1701 hat leider das Georgenschloss in seiner äusseren Architektur last, gänzlich vernichtet. Dieser in den Maassen nicht grosse Thorbau erhob sich, mit vier Giebeln geschmückt, frei über die anstossenden Schloss- tbeile. Die Kord- und Südseite liess der zäh. an der ihm von seinen Ahnen überlieferten Religion hängende Piirst mit Darstellungen schmücken, welche gewissermaassen sein katholisches Glaubensbekenntnis« offenbaren sollten, in einer Zeit, da sein Volk sich schon mit voller Energie dem jungen Protestantis mus zugewendet hatte. Die Kordseite zeigte die Darstellung des Todes durch die Sünde, und zwar plastisch in dem Schmuck des Portales (siehe Pig. 4. 5), dessen unterer Theil uns noch vollständig erhalten ist. Den Schlussstein des Portales bildet ein Todtenkopf. Die Bogenzwickel zeigen die um das verlorene Paradies trauernden Piguren des ersten Aelternpaares; hinter ihnen üppige Aeptelzweige, Andeutungen auf den Sündenfall. Sie heben sich wenig und zart von der Grundfläche ab, sind aber gefühlt und geschickt modellirt; über ihnen ist der Spruch angebracht: PER INViDIAM DIABOLI MORS INTRAVIT IN ORBEM. Darüber befand sieh ursprünglich eine Darstellung des Brudermordes, über welcher sieh ein durch zwei Etagen gehender Erker erhol), unten eonsolen artig gestützt vom Baume des Lebens, oben sich als loggienartiger Aus tritt öffnend, abgeschlossen durch eine Bogenstellung korinthischer Säulehen. An seinen Brüstungen waren unter anderen die Rundbildnisse des fürst lichen Erbauers und seiner Gemahlin Barbara angebracht, Den Giebelaufbau vermittelte ein Pries mit jenem plastischen Todtentanz, welcher seit 1733 3