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Germania
- Bandzählung
- 1.1894/95
- Erscheinungsdatum
- 1895
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Germ.univ.158.m-1.1894/95
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411898116-189500009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id411898116-18950000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-411898116-18950000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Nr. 1
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Germania
- Autor
- Links
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war die Fontange, jene wunderliche, steife Haarfrisur, die oftmals bis zu einer Höhe von 60 ctm. sich über dem Kopfe erhob. Ganz unscheinbar begann diese neue Mode, indem man zunächst nur das in der Mitte gescheitelte Haar an den Seiten aufbauschte, wie es auch bei den damals herrschenden Herrenperrücken geschah. Nach und nach aber türmte man eine Ilaarterrasse über der ändern auf, und mit Hilfe von Eisendraht, Pomade und Kleb stoff bildete man jenes ungeheure Haar gebäude, das etwa bis 1720 bei den vor nehmeren Frauen allgemein beliebt war und trotz vielfacher Verbote, wie z. P. in der Kleiderordnung des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig vom Jahre 1704, mit Vor liebegetragen wurde. Auf dem fest zusammen gerollten Haare des Hinterkopfes, das mit einem kleinen weissen 1 läubchen umschlossen ward, befestigte man das hohe Drahtgestell, das mit einem feinen weissen, durch Stärke gesteiften, künstlich gefalteten und mit Blumen, Federn und Schleifen gezierten, ott auch mit Gold und Edelsteinen ge schmückten Stoffe überzogen war. Über diesem hohen Aufbau wurde sodann das gekräuselte Vorderhaar terassenartig garniert und mit Pomade und Klebstoff befestigt, so dass Lockenterrasse mit Hauptterrasse ab wechselte und jede folgende die vorhergehende an Höhe überragte, von der obersten und höchsten fielen zwei schleierartige, mit Spitzen besetzte weisse Bänder lang über den Rücken herab. — Abermals war also das Haar ziem lich bedeckt, der Nacken gänzlich von Haaren entblösst, und nur an der Stirn ringelten sich zwei kleine Löckchen in Form von Krebs oder Skorpionszangen; nur ganz selten einmal trug eine Modedame eine sich an der Seite herabschlängelnde Locke. Allein diese Mode konnte sich nicht lange halten. Die Schwere dieser Haartracht, die eine so ausserordentlich lange Zeit in Anspruch nehmende Herstellung derselben, sowie die allmählich sich immer mehr geltend machende Erkenntnis von ihrer Unschönheit mussten dieselbe bald gänzlich verdrängen. Und wie es häufig zu geschehen pflegt, trat nun im dritten Zehnt des 18. Jahrhunderts ein vollständiger Umschwung in der Mode ein. Das Haar sank wieder ganz auf den Kopf herab und bildete ein krauses Gewirr von kurzen Löckchen, aus dem zwei lange Locken vom Hinterkopfe auf die Brust herab fielen. Das gepuderte Haar schmückte man mit Federn, Blumen und Schleifen, oder bedeckte es mit einer kleinen, spitzengarnirten Decke von Leinwand, aus der nach 1750 wieder die Haube hervorging, die wenigstens bei den älteren Frauen das Haar fast ganz verhüllte. Aber schon bald nach 1750 begann das Haar sich von neuem zu heben. Im Anfang langsam, wuchs es seit den siebenziger Jahren immer schneller gewaltig in die Höhe und Breite. Indem man die Vergette der Männer nachahmte, strich man das Haar von allen Seiten in die Höhe ähnlich den Stacheln des Igels, von welchem Thiere diese Frisur den Namen «Herisson» erhalten hat. Man scheitelte das Haar auseinander, legte einen Wulst aut den Kopf und strich das gepuderte Haar darüber empor, indem man es mit Nadeln, Pomade und Klebstoff befestigte. So entstand, ähnlich wie etwa hundert Jahre früher die Fontange, ein Haargebäude, das in seiner Absonderlichkeit nur mit der Haar tracht mancher wilden Völkerstämme, die ihre hochemporstrebenden Haare mit Muscheln, Perlenschnüren, Korallen u. dergl. durchflechten, zu vergleichen ist. Fast eine Elle hoch stieg das Haar über der Stirn glatt empor, während an den Seiten steife gedrehte Locken bis an die Schläfen herab reichten. Das Nackenhaar fasste man zu einer Schleife zusammen, die man Chignoti nannte, oder legte es in zwei oder drei grossen Pullen oder Rollen übereinander oder flocht es zu einem Zopte. Das Vorderhaar aber schmückte man auf das phantastischste mit allerlei feineren Stoffen, mit Blumen, Bändern, Spitzen, Ledern, Zitternadeln, Perlen und Edelsteinen, ja selbst mit Körben voll Obst, Ähren und Zweigen. Zahllas waren die Prisuren, die ihren Namen von Göttern, Helden und Dichtern oder von Künsten und Wissenschaften erhalten hatten. So gab es eine Frisur ä la Ceres mit Garben, ä la Minerva mit dem 1 leime, ä la Amphitrite mit einem Segelschiffe, ä la Semiramis mit den schwebenden Gärten auf dem Haare, ä la Voltaire und viele andere. Fast bis
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