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Germania
- Bandzählung
- 1.1894/95
- Erscheinungsdatum
- 1895
- Signatur
- Hist.Germ.univ.158.m-1.1894/95
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411898116-189500009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id411898116-18950000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-411898116-18950000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Nr. 1
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Germania
- Autor
- Links
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16 GERMANIA erhebt sich ein stattlicher Kirchturm aus der Mitte des Dorfplatzes oder eine alte Burg trotzt inmitten der Höhe auf steilem Fels, so besonders imposant in Altkinsberg. In vielen Dörfern findet man grosse Meierhöfe mit alten schlossartigen Wohngebäuden, an denen noch die Wappen alter egerländer Geschlechter prangen. Oft zieht die breite Heerstrasse mitten durch das Dorf, bei man chen plätschert rauschend und in vielfachen Rinnsalen ausströmend ein kleiner Fluss da hin. Jedes egerländer Dorf gewinnt so einen ihm allein eigenen Charakter, der viellach wechselt, so dass fast jedem etwas Individu elles anhaftet. Während in vielen Dörfern schon die durch häufige Brände verursachten Steinbauten der Gehöfte auftreten, gibt es vielfach, insbesonders im südlichen Kgerland weltverlorene, versteckte Walddörfer mit zum Teil uralten Holz- und Fachbauten. Was nun den egerländer Bauernhof selbst betrifft, so gehört er dem fränkischen Typus an. Es ist ein Gevierthof, der im Gegensatz zu dem Sachsenhaus auf dem Princip des Einzelhauses beruht und jeden falls schon eine vorgeschrittenere Ausbil dungsform des deutschen Hauses bezeichnet. Wohnhaus, Stall, Scheune und Schuppen stellen sich zu einem Viereck zusammen, in dessen Mitte sich dieDiingerstelle und das Tau benhaus befinden. Zwei grössere Thore ver mitteln gewöhnlich Ein- und Ausfahrt. Wäh rend der Ernte findet die Einfahrt der Ernte wagen auch durch die Tennen der Scheunen statt. Das ganze Gehöfte ist meist von Bäumen umgeben, mit Ziergemiise und Obst gärten vor dem Wohnhaus. Das Wohnhaus selbst ist mit Schindeln gedeckt, ebenso die übrigen Wirtschaftsgebäude, mit Aus nahme der strohgedeckten Scheune. Sehr interessant am Wohnhaus ist die Giebelfront mit ihrem oft rot und grün bemalten Fach werkbau. Die Fensterläden zeigen ebenfalls Zuweilen hängt ein buntgemalte Sterne. Crucifix an der Facade oder St. Florian steht in einer Nische; am Giebel findet sich mit unter ein Glockentürmchen. Nur selten begegnet man noch alten Holzgängen und Veranden. Auch die in Tirol und der Schweiz so häufig auftretenden Haussprüche finden sich nicht. Architektonischer Schmuck tritt im Grossen und Ganzen knapp auf, doch gibt das Fachwerk des Wohnhauses immerhin einen stattlichen und malerischen Anblick. Betreten wir das Innere des Wohnhauses, so finden wir durchgehends eine einheitliche Ordnung und Durchführung der einzelnen Räume: Vorhaus, Küche, die Wohnstube (Stuben) und daran stossend ein kleines Stübchen (Stubenkammer). Diese Ordnung ist charakteristisch und giebt zugleich die Entwickelungsgeschichte des inneren Aus baues. Nimmt man den Heerd als ursprüng lichste Form an, um den sich in alter Zeit Herr und Gesinde, Fremdling und Gast sammelten, so tritt uns diese Urform im Egerlande nur in der äusserst verkümmerten o und zu einem kleinen Raum zusammenge schrumpften Küche entgegen. Vielmehr ist im Frankenhof schon die Tendenz behag licherer Ausbreitung zum Durchbruch ge langt, indem man Küche und Wohnstube trennte, um den Unannehmlichkeiten des Rauches zu entgehen. Die grosse Stube mit dem breiten Kachel- ofen in der Ecke, dem blankgescheuerten Eichentisch-, den Cyclopisch aufgeschichteten Holzstämmen der Wände, dem grossen Quer balken der Decke, an dem jetzt statt der alten Leuchte eine Petroleumlampe hängt — stellt denn in derThat schon eine F'ortbildung der Urform dar, deren Tendenz in grösserer Bequemlichkeit zu suchen ist. Der alte Heerd ist zu einem Kachelofen erweitert, der aber wie in alter Zeit noch immer seine alte Bedeutung sich erhalten hat u. das eigentliche Centrum darstellt, um dessen behagliche Wärme sich Jung und Alt heut wie in uralter Zeit in der Winternacht sammelt, während die Spinnräder surren und muntere Lieder erklingen. Als noch neuere Form dieser Behaglichkeitstendenz in der Ausbildung der Wohnraume stellt sich der meist steinere Anbau des Nebenstübels dar. Während früher Herr und Gesinde sich in der grossen Stube zusammenfanden, finden wir durch diesen, eigens für den Bauer selbst bestimmten Anbau eine Art sociale Trennung ausge drückt, welche zwar das alte patriarchalische Verhältnis zwischen Herr und Gesinde noch nicht aufhebt, aber doch angreift. Im und stellt also
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