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Germania
- Bandzählung
- 1.1894/95
- Erscheinungsdatum
- 1895
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Hist.Germ.univ.158.m-1.1894/95
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411898116-189500009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id411898116-18950000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-411898116-18950000
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- Nr. 12
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Germania
- Autor
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GERMANIA. 373 strebte er vor allem mit deren Hülfe nach Er weiterung seines Herrschergebietes und der Ver nichtung der Jahrhunderte alten Verfassung des Landes. Seine Vorsätze schienen die besten — »Ich will selbst regieren« —, seine Worte die schönsten; Bittschriften, mit denen er bestürmt wurde, nahm er selbst entgegen und sagte zu einem: »Ich will dir und mir helfen«, »silberne Esel« nannte er die untüchtigen Beamten, die ihr Amt erkauft hatten, am 28. Dezember 1733 liefs er ein Patent ins ganze Land gehen wegen Handhabung der »lieben« Gerechtigkeit, »der dauerhaftesten Grund-Säule eines Staates«. Herr liche Worte bilden den Inhalt dieser Schrift, von der aber F. v. Moser meint: »Derlei Verord nungen sind das gewöhnliche Angeld der neuen Regierungen.« ’) Worte waren das, die durch spätere Thatsachen zu Lügen wurden, denn unter der Regierung Karl Alexanders herrschte die Gaunerbande des Juden Süfs und das vorher so einträgliche Geschäft der Erpressung und Aus saugung wurde nunmehr in gleichem Geiste schwunghaft weitergeführt. Josef Lew}' Süfs-Oppenheimer wurde über Empfehlung eines jüdischen Geschäftsmannes Isak Simon von Landau, kurzweg auch Landauer genannt, der mit dem württembergischen Hofe Geldgeschäfte betrieb, dem damaligen Prinzen Karl Alexander empfohlen; mit diesem kamen beide im Jahre 1732 in Wildbad zusammen. Er gefiel dem Prinzen, er machte ihn zu seinem Kriegsfaktor und Schatullenverwalter und die Fürstin zu ihrem Agenten. Süfs schofs sofort 2000 fl. vor und erbot sich, die Einkünfte des Prinzen bedeutend zu erhöhen. In dieser seiner Eigenschaft als Kriegsfaktor des kaiserlichen Feld marschalls beeilte er sich auch, dem Herzog, als er ins Land Württemberg kam, seine Huldigung darzubringen. Der Jude hatte sich in den wenigen Monaten dem Prinzen für alle seine Bedürfnisse glänzend reell bewährt, jetzt bedurfte dieser seiner noch mehr. Von da an wurde er Günstling, ein vertrauter Ratgeber, nie aber Minister, als welchen ihn Scherr 2 ) bezeichnet; denn es be standen alle Minister und Räte neben ihm ; wenn er auch später den Titel geheimer Finanzrat führte, so war das ein Titel, er stand sonach nie im ordentlichen Staatsdienst. Er gab die ’) Patriotisches Archiv, I, 131, Note ä ) Deutsche Kultur- und Sittengeschichte, fg. 396■ XII. Ideen der Verwaltung, die oft nicht einmal neu waren, die Ausführung fiel den Ministem und Räten zu, die auch allein dafür verantwortlich waren. Nichtsdestoweniger ordnete er an, gab überall den Anstofs, that als wäre er Herr des Landes, man liefs ihn gewähren, und er wurde thatsächlich der Herr im Lande. Seine Macht ruhte nur allein auf dem unbedingten Vertrauen des Herzogs, der seinen Rat vernahm, und auf den von Süfs geschaffenen Geheimräten, die dann seine Aufträge ohne Zaudern ausführten. Süfs war eine stattliche vornehme Erscheinung von edlem Wüchse, feinen, schönen Gesichts zügen, belebt durch ein nicht minder schönes braunes Feuerauge, ein Mann der glattesten Um gangsformen. Durch Scharfsinn, Gedächtnis, Witz und Lebhaftigkeit des Geistes ausgezeichnet be- safs er einen Verstand, der ihm so durch sein rasches Auffassen den Mangel wissenschaftlicher Studien ersetzte, er sprach und schrieb die neueren Sprachen mit Fertigkeit wie das Deutsche; und dieses rein ohne jüdischen Accent. Ebenso hatte die Vornehmheit seines Wesens, seine Galanterie, sein Leichtsinn, seine Prachtliebe, seine Freigebig keit, seine mafslose Verschwendung nichts von jüdischer Lebensführung an sich. Geldbedürftig war er immer. Wie das Geld ihm auch zuströmte, so floss es ebenso rasch wieder dahin. Einen förmlichen Hof hatte er um sich versammelt, er führte eine Tafel, die der Herzog selber nicht feiner hatte, zu seinen prachtvollen Bällen drängte sich alles, eine Einladung zu seinen Festen wurde hochgehalten. Sein Haus — oft der Mittelpunkt zuchtloser Orgien — war fürstlich eingerichtet, seine Kleidung war immer die reichste. Mit zu nehmendem Reichtum wurde er immer über mütiger, unerträglich hochmütig. Viele seiner Anhänger, die er an finanziellem Talent weitaus überragte, waren schlechter als er, weil sie dem Lande angehörten, dessen Verfassung beschworen und gleich ihm das Land aussogen. x ) Solche Werkleute, Raubgenossen und Säugpumpen waren: Der Expeditionsrat Hallwachs, niederträchtig und gewissenlos, der Hofkanzler Scheffer, der Geheim rat Pfau, die Räte Lanz, Bühler, Metz, Thill und Lampprecht. Süfs begann mit dem Aufräumen der Ver lassenschaft der Grävenitz, um das Ausgesaugte r) Zimmennann, Manfred. Jos. Süfs-Oppenheimer, ein Finanzmann des iS. Jahrhunderts. Stuttgart 1874.
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