Illustrierte Monatsschrift für Kunde der deutschen Dorzeit. Jahrg. I. Herausgegeben von Dr. Chr. Meyer, München, Nr. I. Die Fugger. Von Christian Meyer. enn man in der altehrwürdigen Stadt Augsburg die lange, von der hochliegenden St. Ulrichskirche nordwärts zum Dome führende Maximilians - Strasse herunter geht, so erblickt man gleich hinter dem schönen Herkulesbrunnen zur linken Hand neben dem jetzigen Gasthofe zu den «Drei Mohren» die lang hingestreckte Fagade eines Gebäudes von kolossaler Ausdehnung. Die Aussenwände desselben sind mit neue ren, der Geschichte der Stadt Augsburg ent nommenen Fresken bedeckt, die, wenn sie auch, was Stilisierung und künstlerische Anord nung anlangt, mit den in Augsburg noch heute vielfach erhalten gebliebenen Hausfresken aus der Renaissancezeit keinen Vergleich aus- halten können, doch von einem edlen Streben und einem tüchtigen Studium Zeugnis geben. Es ist der Palast der Fugger. Noch sieht man deutlich, dass das Gebäude aus zwei früher selbständigen Häusern zusammenge setzt ist; ehedem bildete der ganze Häuser trakt bis hinauf zum Katharinengässchen ein zusammenhängendes, unter dem Gesamt namen «die P'uggerhäuser auf dem Wein markte» benanntes und im Besitze der be rühmten Familie befindliches Ganzes, von dem sich dann später, etwa von der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an, als die Geld macht und damit der Glanz der Fugger in Niedergang geriet, ein Teil nach dem än dern ablöste und in fremde Hände uberging, bis schliesslich nur noch der Teil im Be sitze der Familien blieb, den man heutzutage mit dem Namen «PTiggerhaus» zu bezeichnen gewohnt ist. Die Geschichte der Fugger von ihren ersten Anfängen an bis zu ihrer höchsten Blüte hinauf zu verfolgen, gewährt einen eigentümlichen Reiz. Als sie von einem kleinen Dorfe auf dem Lechfeld nach Augs burg übersiedelten, arbeiteten sie in der be scheidensten Weise, völlig verborgen und unbekannt, zwei Menschenalter hindurch. Der ältere Jakob P'ugger hatte noch ein ganz mässiges Vermögen, als er starb; seine Witwe konnte ihren Söhnen nur erhalten, was sie besass. In den bescheidensten Verhältnissen zog sie die Kinder gross, diese lernten aber in solcher Bescheidenheit auch das rechte Mass kennen, welches den bürgerlichen Wohl stand mit Sicherheit begründen lehrt. Sie hatte noch allen ihren Kindern von der treuen Hausmagd die F'irmbinde umbinden lassen, und doch war schon ihr Sohn Jakob in der Lage, mit seinem Reichtume die Kaiserwahl zu entscheiden. Mit seinen Brü dern Ulrich und Georg begründete er den Ruhm des Fugger’schen Namens. Es war aber nicht allein das Geld, was der Familie den grossen Namen machte. Nicht weil die ungeheueren Erträgnisse der