90 DIE OSTTERRASSE DES TEMPELS Nur weniges ist erhalten, nur weniges wissen wir genauer. Dicht nördlich neben dem Altar fand sich die Basis eines Hochpfeilers, auf dem einst das vergoldete Reiterstandbild des Königs Eumen es II. von Pergamon sich erhob. Sein Bild vor der Attaloshalle war von den Amphiktyonen, dieses von den Aetolern errichtet „wegen seiner Tugend und wegen seiner dem Volke erwiesenen Wohltaten“, wie es in der noch erhaltenen Weihinschrift zu lesen ist. Eine andere Inschrift am Pfeiler regelt die Details eines dem Könige gestifteten Festes, der Eumeneia, ein Fackellauf vom Gymnasium bis hierher zum Altar wird besonders genannt. Unter den Anathemen, die im Norden den Platz umsäumten, ragte über allen anderen der Apollon Sitalkas, ein eherner Koloß, 35 Ellen hoch, d. i. 15 y 2 m, also fast doppelt so hoch wie die Apollostatue mit dem Schiffsgallion. Er wurde von den Amphiktyo nen errichtet aus Strafgeldern, welche die Phoker für die wider rechtliche Bebauung des heiligen Landes zahlen mußten. Ob damit die Beendigung des heiligen Krieges, also etwa das Jahr 345 v. Chr., gemeint ist oder ob es sich auf eine frühere Bestrafung bezieht, ist ungewiß. Der Name Sitalkas bedeutet „Schützer des Getreides“, ein alter Beiname des Apollon. Der Platz des Kolosses war vermut lich dicht westlich, der Deinomenidendreifüße, wo eine große vier eckige Basis, die größte in Delphi, sich noch in situ findet. Die delphischen Ausgrabungen haben uns viel Überraschendes gebracht. Zu dem Merkwürdigsten gehören die Doppelsäulen- anatheme. Man hat die Reste von drei oder vier solchen Denk mälern gefunden, zwei davon, das Denkmal des Charixenos und das der Timareta lassen sich aus den Trümmern fast vollständig er gänzen. Der Platz, wo diese prächtigen Monumente standen, ist nicht sicher nachzuweisen, nach dem Fundort der Trümmer ver mutlich westlich neben dem Apollo Sitalkas. Auf einem Unterbau von mehreren Stufen erhoben sich neben einander in einem Abstand von etwa 1 m zwei ionische Säulen aus weißem Marmor, darüber auf beiden Seiten über die Säulenkapitelle hinausragend ein dreifach gegliederter Architrav und darauf der etwa 4 m lange schmale Sockel für die Standbilder. Die Höhe der Monumente ohne die Statuen beträgt etwa 10 m. Bei dem Cha- rixenosdenkmal ist die Weihinschrift auf dem Architravbalken gut erhalten: „Charixenos, ein Sohn des Kydrion, ein Aitoler, dem