92 DIE OSTTERRASSE DES TEMPELS Apollon“. Man hat vermutet, daß es der Aetolerfeldherr Charixenos ist, der in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts lebte. Die Säulen haben vermutlich sein Reiterstandbild getragen. Gerade für ein Reiter standbild war der lange schmale Sockel ein sehr glücklich gewähltes Postament und die hohe Aufstellung sehr wirkungsvoll. Man darf wohl annehmen, daß die Art des Doppelsäulenanathems gerade für solchen Zweck erfunden wurde. Bei dem Timaretadenkmal ist die Inschrift weniger gut erhalten, doch ist so viel zu erkennen, daß eine Frau, Timareta oder Damareta oder Epaineta, der Name wird verschieden ergänzt, das Denkmal für ihren Vater Timolaos, für ihre Mutter, für sich und ihren Sohn stiftete. Diesmal also stan den vier Personen wohl einfach nebeneinander auf stolzer Höhe. Die Stifterin stammte aus Lokris. Weiteres wissen wir nicht von ihr, das Denkmal gehört wie das des Charixenos in die 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts. Neben diesen Doppelsäulenanathemen stand ein weiterer Hoch pfeiler mit dem Reiterstandbild des bithynischen Königs Pru- sias (Abb. 36). Die Trümmer des Pfeilers sind so gut erhalten, daß man ihn wieder aufrichten konnte, unter all der Zerstörung ein ein sam ragender Zeuge einstiger Herrlichkeit. Freilich hat man ihn nicht ganz an der richtigen Stelle aufgebaut, er stand etwas weiter entfernt vom Tempel. Wie die Mehrzahl der Pfeiler erhebt sich auch dieser, ganz einfach und glatt, auf mehreren Stufen, der Schaft selbst etwa 7 m hoch, nur oben trägt er einen Fries von Girlanden und Stierschädeln. Gleich den Attaliden haben sich auch die Könige von Bithynien große Verdienste um Delphi erworben, und dieser Pfeiler war der Dank. Er wurde vermutlich im gleichen Jahr von den Aetolern errichtet wie das Denkmal Eumenes’ II., im Jahre 182 v. Chr. Aus einer Inschrift am Pfeiler erfahren wir, daß später auch dem Enkel des Prusias, Nikomedes III. und seiner Gattin, wohl am gleichen Platz Denkmäler errichtet wurden, also wieder wie bei den Attaliden und den Deinomeniden ganze Familien gruppen von Monumenten, nur daß in der Zeit des Gelon und Hieron Bildnisstatuen noch ausgeschlossen waren, während solche seit der hellenistischen Zeit die Regel wurden. Das historisch interessanteste unter diesen hellenistisch-römi schen Anathemen ist das Denkmal des Aemilius Paullus, des Siegers von Pydna. Der Standort ist nicht sicher nachgewiesen. Ver-