VORWORT N icht eine berühmte Kunststätte, sondern die berühmteste Kunststätte Griechenlands ist Delphi gewesen. Ein volles Jahrtausend hindurch wurden dorthin aus allen Ländern griechischer Zunge nicht nur, sondern auch aus den benachbarten Barbarenländern Weihgeschenke gesandt, Kunstwerke aus Mar mor, Silber, Gold, Bronze, zumal aus Bronze. Die Namen der größten griechischen Künstler waren dort vertreten: Phidias, Paionios, Polyklet, Praxiteles, Lysipp, Polygnot und so viele andere. Es war ein Freilichtmuseum größten Stils und dazu bargen die Tempel und Schatzhäuser, selbst Monumente edelster Kunst, noch zahllose Kunstschätze. Das alles ist versunken, verschwunden, das meiste für immer ver loren. Aber die Ausgrabungen der Franzosen förderten doch so viel zutage, daß es mit Hilfe der literarischen Überlieferung möglich ist, das glänzende Bild der Vergangenheit wieder erstehen zu lassen. Das soll in dem vorliegenden Buche versucht werden. Es will nicht neue, selbständige Forschungen bringen, sondern nur das Resultat bisheriger Forschung anschaulich zusammenfassen. Ein Buch für alle Freunde des griechischen Altertums. Die gesamte reiche Delphiliteratur wurde, soweit sie mir er reichbar war, herangezogen. Besonderen Dank schulde ich dem Archäologischen Seminar München, das mir die Benützung seiner Bibliothek gestattete, ferner der athenischen Zweiganstalt des Deutschen Archäologischen Instituts sowie der Ecole franpaise in Athen für Beschaffung einiger Abbildungen, endlich Herrn Ge heimrat Dr. Bulle, Würzburg, für allerlei guten Rat. Von den Plänen ist der Grundriß des Apolloheiligtums (S. 34) der Real- Enzyclopädie v. Pauly-Wissowa, 4. Suppl., und der des Athene heiligtums in der Marmariä (S. 134) dem schönen Buche von Bourguet, Ruines de Delphes, mit Dank entnommen. Die Drucklegung des Buches in der gegenwärtigen Notzeit wurde ermöglicht durch die Druckbeihilfe seitens eines hochherzigen Kunstfreundes, dem auch an dieser Stelle bestens gedankt sei. München, Januar 1933 Dr. W. WUNDERER