132 DAS HEILIGTUM DER ATHENE PRONAIA Friesen der Tempel und Schatzhäuser, die Reliefs vom Theater und vom Monument des Aemilius Paullus und so viele andere kleinere Funde. Leider ist das Museum nicht so geräumig und nicht so gut belichtet wie das viel großartigere Museum in Olympia, so daß die überreiche Fülle der geborgenen Schätze weniger zur Geltung kommt, als ihr unvergleichlicher Wert es verlangte. 18. DAS HEILIGTUM DER ATHENE PRONAIA E twa 500 m südlich von dem Temenos des Apollon, südlich der an den Hängen der Phaedriaden nach der Schiste führenden Straße liegt malerisch von alten Glivenbäumen umgeben die Mar- mariä (Abb. 55). Auch diesen Platz haben die Franzosen im Jahre 1901 ausgegraben, spätere Nachgrabungen folgten, so daß heute der ganze Bezirk freigelegt ist. Trotz aller Zerstörung durch die Elemente sowohl als durch die Menschen, die aus dem Trümmerfeld wie aus einem Marmorbruch die besten Steine wegzuholen pflegten, waren die Resultate der Ausgrabungen überraschend genug (Abb. 56). Es ist der von Pausanias beschriebene heilige Bezirk der Athene Pronaia, der in seinem ganzen Umfang aufgedeckt wurde. Pau sanias beginnt mit ihm seine Beschreibung der Stadt Delphi. Kam man nämlich von Osten, auf der von Böotien und Attika herführen den heiligen Straße, so grüßte den Pilger hier an der Ostgrenze der Stadt zuerst, ehe er der Orakelstätte selbst ansichtig wurde, das Heiligtum der mächtigen Schutzgöttin des Orakels. Dies bedeutet auch der durch Inschriften gesicherte Beiname der Pronaia, d. h. der Göttin, die vor dem „vaos“ wohnt, seine Wächterin, Schützerin. Als solche hatte sie sich bei dem Persersturm erwiesen, dort sah Herodot die Felstrümmer, die nach seinem Berichte auf die ein dringenden Barbaren herabgestürzt waren. Die große Verehrung, die Athene in Delphi genoß, die ihr dort eine Sonderstellung vor ändern Göttern einräumte, war ja auch schon in der delphischen Sage begründet. Sie hatte den großen Bruder im Kampf um das Orakel, im Kampf gegen den Python und später gegen Herakles unterstützt. Wie das Temenos des Apollon war auch der Athenebezirk mit einer großen Mauer umgeben. An den erhaltenen Resten kann man