Die Verbindung einer landwirtschaftlichen Section mit der Gewerbeschule zu Chemnitz ist Wohl von HauS auS keine ganz glückliche Einrichtung gewesen, da eint solche Schule gerade in Chemnitz mehr noch als au jedem anderen Orte der Natur der Sache nach rein gewerblichen Zwecken dienen muß, mithin einem landwirth- schastlichen Appendix nicht die genügende Rücksicht widmen kann. An der Universität besteht zwar ein landwirthschaftlicher Lehrstuhl, derselbe hat aber zn keiner Zeit irgend welche Zugkraft ausgeübt, ist zudem auch nur durch einen außerordentlichen Professor besetzt. Man sieht hieraus: drei verschiedene Ministerien haben die wohlwollende Absicht gehabt, daS Studium der Landwirthschaft zu fördern und dennoch sagt man nicht zu viel, wenn man behauptet, dasselbe ist bei dem jetzigen Zustande der Dinge sehr ungenügend bedacht. Es dürfte daher wohl an der Zeit sein, eine Acndernng eintreten zn lasten. Die Deputation will, so viel an ihr ist, dieselbe wenigstens «»bahnen helfen und gestattet sich hierüber Folgendes zn bemerken: Den verschiedenen, innerhalb der landwirthschafllichcn Bevölkerung vorhande nen Bedürfnisten ist offenbar durch ein einziges Institut nicht zu genügen; die Angehörigen der höheren Stände beanspruchen die Gelegenheit zu vielseitiger höherer Ausbildung, während der wohlhabende Mittelstand seine Söhne keiner Universität, selbst keiner Akademie, ja überhaupt keinem Institute einer größeren Stadt zuführen mag, weil er fürchtet, daß der Aufenthalt in einer größeren Stadt die Sucht nach Befriedigung allerlei grcßstädtischer Genüsse nach sich ziehen könnte. ES wird demnach, wenn man diese beiden verschiedenen, aber völlig berech tigten Ansprüche befriedigen will, ein höheres Institut und eine mittlere An- stakt beibehalten werden müssen. Es will der Deputation scheinen, daß die bisherige Einrichtung auch in dieser Beziehung nicht das Nichtige getroffen hatte; denn Tharandt stand zu hoch für eine mittlere Schule und nicht hoch genug für ein höheres Institut; Chemnitz aber war gewiß nicht der Ort, den der schlichte Landmann zum Aufenthalte für seinen Sohn wählte, abgesehen davon, daß auf der dasigen Gewerbeschule gerade die hauptsächlichsten HülfSwissenschaften, wie Chemie, Technologie, Maschinenbau kunde rc. vom rein gewerblichen Standpunkte auS vorgetragen werden mußten, dem jungen Landwirthe also aus derartigem Unterrichte nur wenig Borthcil erwuchs. Die jetzige Einrichtung leidet aber gleichzeitig noch an einem anderen Mangel: Tharandt und Chemnitz stehen beinahe auf ein und derselben Stufe, beides sind mittlere Anstalten. 20*