Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
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- Tag1855-03-13
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1855
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Tageblatt und Anzeiger. ^ 72. Dienstag den 13. März. 1855. WSSSSSMI Stadttheater. Am 10. März setzte Dawison sein so überaus glänzendes hiesiges Gastspiel als Caligula in dem Trauerspiel „Der Fechter von Ravenna" fort. Beschränkt sich diese Rolle auch nur auf zwei Scenen, so sind diese doch von bedeutendem Gewicht, denn der Dichter hat m ihnen mit wenigen gelungenen Strichen den ganzen Charakter des Cäsar mit äußerster Schärfe und größter historischer Treue gezeichnet, so daß Caligula als Repräsentant des gesunkenen Römerlhums,^ trotz deS geringen UmfangS dieser Rolle, immer noch einen dem Ganzen förderlichen und wirksamen Contrast zu dem idealen Deutschlhum Thusnelden- und Merowigs bildet. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß Dawison diesen Charakter mit vollendeter Meisterschaft wiedergad, daß er alle die einzelnen Züge in demselben in daS hellste Licht stellte; besonders hervorzuheben ist eS jedoch, daß dieser Caligula, trotz des Wahn witzes und der Versunkenheit in Wollust und Grausamkeit, immer noch mit jenem Schimmer von Römergröße umgeben erschien, wrlcher jenem gewaltigen Volke, selbst nach seinem tiefsten Fall und al- von wirklicher Größe schon längst nicht mehr die Rede sein konnte, nie ganz verloren ging. — In welch eigenthümlicher md stanz selbstständiger Weift die wieb««geben-en Charaktere auffaßt, tzewieS abermals sein Muley Hassan in Schillers „FieSco." Er gab diesen „hartgesottenen Sünder" lnit best» frffchesten und originellsten Humor; er wußte die Rauh heiten und Ecken, die sich bei dieser Figur eben so zeigen, wie bei alle» derartigen Gestaltungen Schillers aus der Periode, wo das Genie de- großen Dichters noch im Gährungsproccß begriffen war, dadurch zu verdecken und abzuschleifen; er hob daS poetische Element glänzend hervor, daS bei Schillers Phantasiegebilden stets den Hintergrund bildet, selbst wenn der Dichter wie hier einen Menschen hinstellt, der au- bloßer Lust am Bösen das Böse thut. Zch erinnere mich nicht, je ein schärfer und in blen denderen Farben auSgeführteS Genrebild auf der Bühne gesehen zu haben. — Ueber die hiesige Darstellung des „Fechters von Ravenna" ist bereit- ausführlich in d. Bl. gesprochen worden, und ich erwähne daher nur beiläufig, daß dieselbe auch diesmal gut war. Weniger läßt sich da- von dem Schill e rschen Trauer spiel sagen, da- alllerbing- in der Ausführung größere Schwierig keiten darbietet. Ist auch nicht zu verkennen, daß da- Ensemble bedeutend besser war, al- in der Aufführung de- „Othello", so ist doch damit noch nicht gesagt, e- sei' dasselbe tadellos gewesen. Die Mängel desselben, und selbst da- auch diesmal vorgekommene Gteckenbleiben eine- sonst geübten Mitgliedes im vierten Acte, finden vielleicht in der Eile Entschuldigung, mit der das Trauer spiel wegen de- Gastspiels in Scene gesetzt werden mußte. Diese Flüchtigkeit lm Einstudiren zeigte sich theilweise auch in der Aus führung der Hauptrollen,, und namentlich , in dem Fiesco deH Herrn Leu che r t. E- fehlte dieser Leistung de- schätzbaren und fleißigen Darsteller- der feinere Schliff, die sorgfältigere Aus arbeitung; man sah ihr an, daß Herr Leuchert nicht die Zeit whabt Hatte, tiefer in da- Wesen diese- schönen und poetischen Charakter- einzudringen, daß er eben noch nicht fertig mit dem Ganzen war. Einzelne Momente, wie z. B. die Scene mit den zwölf Bürgern, bewiesen jedoch, daß er wohl im Stande ist, dies? Aufgabe befriedigend zu bewältigen, wogegen andere Scenen, unh namentlich die im fünften Acte bei der Leiche Leonoren-, ganz verloren gingen. Am meisten befriedigten von den männlichen Darstellern Herr Stürmer als Verina, Herr Pauli als Andreas Doria, Herr Karlowa als Burgognino, Herr Lad dev als Comellino, wie auch Herr Behr als Gianettino, obwohl diese Rolle dem Fache, das Herr Behr im Schauspiel vertritt, sehr fern liegt. — Die weiblichen Rollen waren offenbar theilweise nicht ganz zweckmäßig vertheilt. Fräulein Berg ist jedenfalls eine Darstellerin, zu deren Besitz sich unser Theater nur Glück wünschen kann, sie ist eine Zierde desselben; doch findet sie ihr eigentliches Element mehr im Lustspiel und im ConversationSstück, wählend das große Trauerspiel ein minder fruchtbare- Gebiet für sie ist. Eine so tüchtige Darstellerin wird allerdings auch in einer fremd artigen Sphäre nichts verderben, und ihre Leonore war deshalb immerhin eine anständige Leistung, wenn derselben auch die höhere Weihe abging, mit der diese ideale Gestaltung SchillerS wiede. - gegeben werden muß. Es war die Aufführung des „Fiesco" gewiß eine günstige Veranlassung, eine junge, für das tragische Fach so sehr begabte Darstellerin wie Fräulein Wolfram — die sich übrigens durch ihre Debütrollen bereits von so vorteilhafter Seite gezeigt hat — einmal wieder in einer großen Partie vorzuführen und ihr somit Gelegenheit zur praktischen Weiterbildung zu geben. Ein so schönes, von so tüchtigem Streben beseelte- Talent muß Hervorgehoden und durch öftere Beschäftigung zur vollständigen Reife gebracht, nicht aber darf es blos ab und zu zu kleinen und höchst unbedeutenden Rollen verwendet werden. Auf der Leipziger Bühne hat schon mancher große Künstler seine ersten Schritte zu seinem späteren Ruhme gethan ; unser Theater galt und gilt auch wohl noch mit Recht für eine treffliche Schule, es verdankt ver möge seiner äußeren Verhältnisse vorzugsweise den ersten frischen Blüthen jugendlicher Talente seinen ehrenvollen Ruf — möge man daher es auch für die Folge nicht versäumen, die aufstrebenden schönen Talente, die uns da- Glück zuführt, zu heben und zu fördern und ihnen so viel als möglich Gelegenheit zu höherer Aus bildung zu gewähren. Daß Fräulein Wolfram aber ein wirk liches Talent ist, bewies sie abermals selbst in der durch Kürzungen unbedeutend gewordenen Rolle der Bertha. — Sehr brav war Fräulein Door als Julia Jmperialk, waS um so mehr anzu- -rkennen, als dergleichen Rollen weniger dem Naturell der Dar stellerin Zusagen. Ferdinand Gleich; Loncert zum Besten der Uothleidenden im Erzgebirge. Die drei hiesigen Männergesanqvereine Arion, Leipziger Liedertafel und Paukiner - Verein veranstalteten am 11. März Vormittags 11 Uhr im großen Saale der Buchhändler- Börse eine Musikaufführung, deren Ertrag zur Linderung der Noth im sächsischen Erzgebirge bestimmt ist. Die technische Leitung diese- ConcertS hatten die Herren Musikdirektoren Langer und RicciuS übernommen, da- Orchester war da- de- Musikvereins Euterpe. Den ersten Theil bildete die Musik MendelSsohn- zu der Tragödie „Antigone". Es ging dieselbe im Allgemeinen recht brav; einige Unreinheiten in den Chören und eine nicht ganz genügende Ausführung des Baßsolo beeinträchtigten allerdings den Totaleindruck etwas. Das verbindende Gedicht ward von Frau I)r. Bach mann und Herrn Direktor L. Schäfer gesprochen. Letzterer entwickelte bei einem übrigen- verständnißvollen und durch dachten Vortrag bisweilen nur etwas zu viel Pathos, namentlich aber schwächten die vorzugsweise zu Anfang oft angebrachten Pausen
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