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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1855
- Erscheinungsdatum
- 1855-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185506011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18550601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18550601
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1855
- Monat1855-06
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- Monat1855-06
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1855
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2258 zu so manchen Erscheinungen. Der Vers, liefert eine sehr interessante Uebersicht über die in den früheren Kriegsperioden angewendeten GefechtSarten und Waffengattungen. Er spricht von den früheren Bestrebungen Rußland-, seine Artillerie in außergewöhnlichem Maße zu vermehren. Rußland begünstigte diese Waffe, deren charakteristische Eigenschaft die höchste Potenz der Aerstörungsfähig- keit ist, vorzugsweise. DaS zerstreute Gefecht der Infanterie ge- rieth nahezu in Vergessenheit, fast wie es scheint in Mißkredit. Alle die erlangten glänzenden Resultate verdankte man der Massen verwendung der Truppen. Die nach dem polnischen Kriege ein getretene Neuformirung der Armee bildete aber da- angenommene System noch weiter aus, bis zu der Stufe, auf welcher eS jetzt den Kampf mit andern Systemen bestehen soll. Nachdem der Verf. die Gefechtsweise der Russen besprochen, führt er an, daß dieser entsprechend die Bewaffnung der Infanterie stehen und des halb schon gegen die übrigen europäischen Armeen zurückgeblieben sei, obgleich man in neuerer Zeit 10 gezogene Gewehre in jeder Compagnie führte. Nur die Scharfschützenbataillone waren wirklich gut bewaffnet; aber eS kam von ihnen auf 48 Bataillone erst ein einziges. Der Verf. sagt dann, wie hiermit die Kriegführung im Kaukasus in Uebereinstimmung zu bringen sei, begreife er nicht, und wahrscheinlich dürfe die Unaeeignetheit der russischen Infanterie für die dortigen Terrain - und Gefechtsverhältnisse die Ursache sein, daß die Fortschritte dort verhältnißmäßig sehr geringe waren. Fest steht, daß man sich auch den dortigen Erfahrungen verschloß und für die „mobile europäische Operationsarmee" die Grundsätze bei behielt, die der Verf. in dem Aufsatze näher erläutert. Dieser ganze EntwickelungSgang ist wichtig für das Verständniß der neuern Kriegsereignisse. Wir finden in diesem Aufsatze zum ersten Male einen Maßstab zur Beurtheilung der Ereignisse aus dem eigenen innern Wesen der Kriegführung und der Mittel dazu, und diese Andeutungen schon mögen genügen, die Wichtigkeit desselben zur Würdigung der jetzigen Kriegsereignisse darzuthun. Wenn der Verf. sagt: die natürlichen Eigenschaften der Russen sind Disciplinir- barkeit, unerschütterliche Ausdauer im Stillestand, rücksichtslose Energie im Angriff, so muß die Erscheinung, daß die Russen — und daS ist doch unwiderlegbare Thatsache — in einem offenen Kampfe, wie an der Alma, bei Jnkerman, von den Alliirten ge schlagen wurden, eine Erklärung finden, und wir erhalten den Schlüssel dazu in diesem Aufsatze, der außerdem noch zeigt, wie die Waffe zu dem Naturell des Volks im Verhältniß steht. In Deutschland zog man aus den großen Kriegen andere Beobach tungen; an die Stelle des Handelns auf Befehl, wie eS die Maffenverwendung allein zuläßt, war das zweckmäßige Handeln nach eigenem Ermessen getreten und hatte sich in der zerstreuten Fechtart ein wohlverdientes Ansehen erworben. Sodann geht der Verf. aus die Bewaffnung der deutschen Armeen über. Während man hier merkwürdiger Weise stehen geblieben war, hatten die Franzosen darin außerordentliche Fortschritte gemacht. Kinder des TodeS wurden die lirailleurs 6s Vioesrmes von den Arabern genannt. Der Verf. erzählt nun, wie die Deutschen sich die Er findung zu Nutze gemacht; kurz wir finden in dem Aufsatze reiches Material zur Belehrung, und irren wir nicht, so hat Rußland in der Fortsetzung des Krieges, sobald sich derselbe von den Festungen fortspielt, im offenen Kampfe keine Chancen; ja Rußland wird einer geraumen Zeit von FriedenSjahren bedürfen, um seine Armeen auf den Standpunct der andem Staaten zu stellen. — In einer spätem Lieferung dieses Werkes erhalten wir ein Bild von den gestungen und deren verschiedener Einrichtung. Vermischtes. Aus Berlin. Einen neuen Beitrag zur Sittengeschichte liefert wieder ein Proceß, der ln Folge eine- „HeirathSgeschästes" geführt worden. Ein hiesiger „Rentier" Meyer hatte nämlich einem Mustermaler Längner unterm 25. Juni v. I. einen Revers aus gestellt, in welchem er sich verpflichtete, für Vermittelung der Be kanntschaft und Verheirathung mit einem Mädchen, wenn sich deren -aareS Vermögen auf 10,000 Thlr. erwiese, 500Thlr., und wen« dasselbe 15,000 Thlr. betrüge, 1000 Thlr. drei Monate nach der Hochzeit zu benützten. Die Heirat- ist zwar zu Stande gekommen, die Braut auch nachweislich im Besitz eines Vermögen- von mehr al- 15,000 iWU; indeß ist der auf seine „Belohnung" klagende Vermittler in diesen Tagen vom Stadtgericht mit seiner Klage ad ge wiesen worden, »eil die jetzige Ehegattin sich die Verfügung über ihr Vermögen bei Eingehung der Ehe kontraktlich Vorbehalten, dem Verklagten also kein Vermögen eingebracht habe, worauf es ihm doch gerade bei dem Handel angekommen sei. (B. A.) Amerikanisches aus Berlin. Unter den jetzt in Berlin anwesenden Fremden befinden sich namentlich auch Amerikaner, welche auf der Reise nach Paris zu der dortigen Ausstellung be griffen sind. Ein Newyorker äußerte an der tadls 6'käte, als das Gespräch auf den Krieg im Orient kam: „Die Stimmung in Amerika sei gegen jede Einmischung in die europäischen Angelegen heiten. Doch sei dort daS Zutrauen zu Rußlands innern Hülfs- mitteln so groß, daß man in Amerika so viel Dampfschiffe, als es nur immer bestelle, für Rußland auf Credit bauen werde." — Von den Merk- und Sehenswürdigkeiten Berlins waren es nur daS FriedrichS-Denkmal, das neue Museum und in diesem beson der- das Treppenhaus mit den Wandgemälden KaulbachS, welche den Amerikanern Bewunderung abnöthigten. Auch von dem Thier garten sprachen sie als von einem in seiner Art einzigen Park. Alles Andere dagegen hatten sie, echt amerikanisch, in Newyork weit großartiger, kostbarer und prachtvoller. „Aber die neue Wasser leitung", rief ein Berliner, der sich durch die Herrlichkeit NewyorkS, auf die der Amerikaner pochte, gekränkt fühlte. — „Da müssen sie unfern Croton-Aquäduct sehen," versetzte der Amerikaner, „der ist neun Meilen lang."— „Neun englische?" — „Nein, neun deutsche Meilen, führt auf einer 1500 Fuß langen Brücke über den Harlemfluß, bildet 16 Tunnels, hat ein Hauptreservoir, das 31 Acres hält, und ein Acre, müssen Sie wissen, ist mehr als ein preußischer Morgen Landes, hat ein VertheilungSbecken von 386 Qua dratfuß und liefert täglich 50 Millionen Gallonen Wasser."— New york selbst soll, nach der Aussage dieses Amerikaners, riesenhaft wachsen und mit Inbegriff der umliegenden Orte bereits nahe an eine Million Einwohner zählen. Der Sprecher, sonst ein eifriger Republikaner, antwortete auf die Frage nach den republikanischen Flüchtlingen in Amerika mit souverainer Verachtung: „Das sind Maden auf einem Käse." Es ist in der letzten Zeit in Paris über den ungeheuren Luxus, den die Damen, selbst die minder reichen, in ihren Anzügen machen, vielfach Klage geführt worden. Man muß aber auch gestehen, daß die Kaufleute alle- in ihren Kräften Stehende thun, um die Eitelkeit zu verlocken und die Kauflust anzuspomen. Niemals sind in den Läden so viel verführerische Sachen vor den Augen de- schwächen, Geschlechtes, welche- sich zuerst von der Schlange im Paradiese verleiten ließ, ausgebreitet gewesen, wie eben jetzt. In der Straße Richelieu hat nun ein raffinirter Ladenbesiyer ein Mittel ausfindig gemacht, welche- die Damenwelt mächtiger als alle an dere Mittel anlockt. Diese „industrielle Schlange" hat nämlich zwei schöne, herrlich gewachsene Mädchen von einnehmendem Wesen in Dienst genommen, welche er mit den kostbarsten und modern sten Stoffen in elegantem Zuschnitt schmückt und der öffentlichen Bewunderung ausstellt. Die Damen kommen und sehen die Wir kung der Volants, de- Leibchen-, der Mantille, der Shawls an diesen Puppen, welche durch ihren Anzug und ihr Geplauder alle- zur richtigen Geltung zu bringen wissen. Wenn der Kauf wie durch Bezauberung gemacht ist, dann eilen die Käuferinnen ent zückt nach Hause in der Einbildung, daß da- Kleid ihnen ebm so gut stehen werde, wie Fräulein Pamela, Amanda, Rosalia, oder wie sie heißen mögen. Die beiden Mädchen verstehen es meister haft, durch ihre Wendungen und Stellungen unentschiedene Kunden zum Kaufen zu bestimmen, und da- geringste Wort, da- zum Lobe ihrer ausgezeichneten Taillen und ihrer anmuthigen Manierm gesagt wird, wissen sie aus die Schönheit und den Wuchs ihres OpferS zu beantworten. Manche häßliche Dame verläßt, von diesen Mädchen beschwatzt, den -adm in der Ueberzeugung, eine Silphidk zu sein. Man kauft. Man schmückt — und macht sich lächerlich! Allein dem Kaufmann ist sein Coup gelungen. Diese beiden leben digen Ladenpuppen sind augenblicklich eine der Merkwürdigkeiten von Pari- und e- ist wirklich der Mühe werth, sie zu sehen. Christen und Türken. In der europäischen Türkei sind der Zahl nach die verschiedenen Völkerschaften folgendermaßen vertheilt: Slaven (Bulgaren und Serben) giebt e- 6,240,000, Griechen (vorzüglich an den Grenzen Griechenland-) 900,000, Ru mänen 2,800,000, Armenier 170,000, Türken 700,000, Juden 150,000, Albanier 800,000, Zigeuner und Au-länder 210,000; im Ganzen also giebt die- 11,970,000 Einwohner. — Wa- die re ligiösen Verhältnisse betrifft, so find unter dm Bewohnern,
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