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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185211285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18521128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18521128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-11
- Tag1852-11-28
- Monat1852-11
- Jahr1852
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1852
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4530 für den Handwerker weniger ruhmvoll ist. Jeder Lieferant von rohem Material für Handwerker bildet nur zu oft gezwungener weise eine derartige Anstalt, wovon man sich in dessen Büchern überzeugen kann. Daß dadurch demselben aber aller bescheidene Geschäftsgewinn entzogen, seine ganze Existenz oft gefährdet ist, wird jeder eingestehen, der diese Verhältnisse näher kennt. Indem rS nun Niemand gern so weit kommen lassen wird, muß er dem Handwerker den Credit entziehen und letzterer kommt dann auf den früher erwähnten Stand, daß er seine Bedürfnisse baar bezahlen, demungeachtet aber seinen Kunden creditiren muß. In Folge dessen wird er nur da- einzukaufen im Stande sein, was er für den Augenblick zur höchsten Noch braucht und verliert dadurch den Vor theil deS Einkauf- im Ganzen. Unter solchen Verhältnissen wird er eS nicht vorwärts bringen, wohl aber wird er immer mehr zu rückkommen, selbst Gefahr laufen, außer Stand gesetzt zu werden, fein Handwerk fort zu betreiben, dadurch ganz zu verarmen und schließlich der Stadt zur Last zu fallen. Ist eS da nicht, selbst im städtischen Interesse gerathener, den sonst deS Vertrauens wür digen Handwerker durch mäßigen Credit so zu unterstützen, daß er sein Geschäft mit allen möglichen Vortheilen, welche der Reichere zu benutzen sucht, fortsetzen kann, um sich mit der Zeit empor zu arbeiten? Nach Ansicht des Herrn Gegners ist es aber unter der Würde der Handwerker, die sie drückenden Uebelstände einzuge stehen und eine Creditanstalt zu wünschen oder zu benutzen, wäh rend der Kaufmann, diesen Stolz nicht kennend, sich glücklich schätzt, daß wenn er, um pünktlich zahlen zu können, nicht augenblicklich Cassa genug hat, für ihn Anstalten bestehen, die ihn mit Geld unterstützen! " Will der Herr Einsender deS mehrerwähnten Artikels, wie er hoffen läßt, in ferneren Aufsätzen die Mängel und Verkehrt heiten andeuten, woran das Lebensglück so manchen Handwerkers scheitert, so wird er sich sehr verdient machen und der Ehre der Handwerker wohl weniger zu nahe treten. Bis dahin gebe ich meine Ansichten, die keineswegs aus meinem Gehirn entsprungene Phantasien, sondern leider nur durch Thatsachen hervorgerufen sind, welche sich mir bei meinem langjährigen Umgänge mir so manchem Hanowerksmann im Eingänge in nähere Geschäftsverhältniffe des selben darstellten, nicht auf, und bevor ich nicht wirksamer wider legt werde, behalte ich mir weitere Schritte zur möglichsten Ver wirklichung meiner aufgestellten Idee vor. X Stadttheater;u Leipzig. Vor dem zweiten Gastspiel des Herrn Jra Aldridge kam am Freitag unter dem wunderlichen Titel „Ein bengalischer Tiger" ein kleines Lustspiel zur Aufführung, welches, wenn man die Lustspiele in Ansehung der Kraft, Gelachter zu erregen, in Wette gehen lassen wollte, vielleicht den Preis gewinnen würde. Die Komik tritt nicht sowohl aus den Verwickelungen, als aus dem Contraste zweier grundverschiedener Charaktere hervor, wenigstens werden durch diesen erst die sehr oberflächlichen und groben Ver wickelungen so ungemein wirksam, und lediglich ist eS der Werth dieser Charaktere und die Situation beider gegen einander, die die Witze der Geschichte über der Lächerlichkeit in dem Bereiche einer gesunden Komik erhalten. Diese beiden Charaktere liegen in Robert Schwarz und Gottlieb Friedrich; jener ein wüthend eifersüchtiger, entsetzlich rücksichtsloser, wilder Mensch, in dem offen bar der bengalische Tiger deS Titel- zu suchen ist, dieser dagegen ein verzagter, linkischer, ängstlich artiger, geistig schwacher junger Mann, wie er wohl in dem narkotischen Duft einer Apotheke und in der monotonen Weltaegend der pharmakochemischen Büchsen- gebirge zum Manne ersprofsen und als Provisor und Bräutigam au- der eckigsten Knospe in die komischste Blüthe treten kann. An einem solchen Erdensohne läßt eS sich begreifen, daß er auf dem Platz der Gefahr einen Stock nach dem anderen, Hut, Schuh und Gott weiß waS noch zu eigenen Verräthem gedankenlos zurück läßt, ja selbst diesen Platz seines schwersten Schicksals immer wieder sucht, anstatt ihn zu fliehen. Herr v. Otheg raven gab diesen seltsamen Kauz und brachte die komische lächerliche Natur desselben auf'- Glücklichste zur Anschauung. Wer da nicht mit schreiendem Gelächter in den Chor de- Hause- einstimmte, mußte zum Lachen überhaupt keine Kraft mehr haben. Sehr gut gab Herr Menzel dm Mann de- anderen Charakter-. Die beiden Hauptrollen ließen für die beiden Dammrollen nicht viel von der Breite de- Stücke- üdrig, doch immer noch so viel, daß ein Verdienst zu erwerben war, welche- denn auch Fräulein Schäfer und Frau Günther- Bach mann auf - Schönste errangen. Im Ensemble ging da- kleine Stück ganz allerliebst, so daß wir hier schon eine erfreuliche Frucht der neuen, eben so eifrigen alS geschickten Regie de- Herrn v. Othegraven erkennen zu müssen annehmen dürfen. — Ob schon wir wissen, daß Herrn Jra Aldridge's Grund seines zweiten Gastspiels auch von anderer Seite Erwähnung gethan wird, widmen wir doch seiner Leistung einige Worte, hoffend, daß die doppelte Besprechung Ergänzungen in sich trage, welche sie recht fertigen und nützlich- erscheinen lassen. Man irrt in manchen Kreisen des Publicum- sehr, wenn man meint, daß eS die Curiosität deS Mohrs oder Mulatten sei, welche hier eine Spekulation für die Theaterdirectionen abgebe. Auch die interessantere Curiosität, - das Kind einer wilden, hoher Wissenschaften und Künste erman gelnden Nation auf dem Gebiete der Wissenschaft und edelsten Kunst sich ergehen zu sehen, ist eS nicht, waS hier von unfern Theatern ausgebeutet wird, — was könnte eS im Grunde auch Wunder nehmen, bei dm rohesten Naturmenschen eine der Unsrigen gleiche Bildungsfähigkeit zu finden; nein, es ist der abstrakte Werth der Leistung des Herrn Aldridge, waS zu seiner Schaugebung berechtigt und verpflichtet. Herr Aldridge ist ein Mime von außerordentlicher Größe, und wäre er weißer als irgend ein darstellender Bühnenkünstler Deutschlands, so würde er doch derselbe außerordentliche und bewunderungswürdige Künstler sein. In seiner Leistung paaren sich eine eminente Natur kraft der Wiedergabe mit einer eminenten Sinnesschärfe der Auf fassung. Es ist kein blinder, wilder Hinwurf, sondern eine genau berechnete Ausführung. Daß uns seine Darstellung ein wenig grell und überschwenglich erscheint, liegt in der zwischen seiner und un serer Natur liegenden Differenz, doch erscheint unS die Differenz eben nicht größer, alS daß er gerade darum destomehr ein Darsteller der ShakeSpearschen Heldengebilde ist. Denn um so viel Jra Aldridge von der Politur deS heutigen mitteleuropäischen Men schen entfernt ist, so viel sind auch die Wesen der alten Shake-pear- schen Dichtung in ihren Formen und Sitten von ihm entfernt. Jra Aldridge könnte daher für einen Meister der ShakeSpeare- darsteller gelten. Und in der That gab er große Beweise dafür darin, daß seine Darstellung nirgends eine Unzulänglichkeit der Kraft empfinden ließ, nirgends gegen die darzustellende Urgestalt zu klein und fein erschien und dergestalt an das Gebiet der Lächerlichkeit anstieß. Die Wirkung war in den Hauptscenen überall eine voll wogende. So möchte wohl selten auf den heutigen Bühnen die furchtbare Kampfscene in Macbeth einen so ernst erschütternden Ein druck hervorgebracht haben, als sie es hier in der Ausführung durch dieses ungewöhnliche Kind Aftika's that. — Da- Lustspiel „Ibe kaälock" hatte nur insofern Werth, alS eS Herm Aldridge Gelegenheit gab, seine mimische Kunstfertigkeit zu zeigen, die auch selbst in den Gesängen ihre ungewöhnliche Größe behauptete, das Orchester, wie es schien, destomehr aber in Verlegenheiten versetzte. Noch besonders interessant war eS, hier die Natureigenthümlichkei- ten der Neger bis in den Grund hinein kennen zu lernen. — Das Haus war leider nicht so besetzt, wie eS wohl die Sache ver dient hätte. Wir versichern, daß auch die, welche nicht englisch verstehen, Verständnis, Erkenntniß und reichlichen Stoff finden, um an der Bewunderung und Freude Theil zu nehmen, welche die Produktionen gewähren. Die Direktion möge ein dritte- Gastspiel des Herrn Aldridge nicht unversucht lassen. A. Vermischte». - Vervollkommnung des Schießgewehr-. Kaum hat der Zündstoff in der Patrone für die sogenannten Aundnadel-Gewehre aufgehört, ein Geheimniß zu sein, so werden sie schon übertroffen durch eine neue Erfindung, welche man dem Capitain Mimmier in Metz verdankt. Das Jnfanteriegewehr besteht nach dem System desselben in eimr Muskete, deren AeußereS sich von der bisher üblichen Muskete mit Pistolenfchlosmicht unterscheidet; da- Rohr derselben enthält aber scharfe Züge, und wird mit einer Soitzkuget geladen, wovon 13 auf da- Pfund gehen. Die untere Hälfte dieser Spitzkugel bildet einen Cylinder mit hohlem Raum in konischer Form. Dieser hohle Raum ist mit einem Blättchen von Eisen blech geschlossen, welche-, so weit die Patrone entzündet wird- in die Spihkugel eingedrückt wird und diese au-dehnt, so daß sie genau durch die scharfen Züge de- Laufe- gepreßt wird, in den sie beim Laden mit Leichtigkeit hinetnfällt, so daß beim schnellen Laben der Ladestock entbehrlich ist. Die Soitzkugel wird auf diese Welse mit außerordentlicher Sicherheit auf eine Entfernung von tausend
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