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Sächsische Volkszeitung : 25.06.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190506258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19050625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19050625
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-06
- Tag1905-06-25
- Monat1905-06
- Jahr1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.06.1905
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im Volke aber immerhin den Halt verliert, so daß schließlich nur eine Ethik übrigbleiben wird, wie sie auch die heidnischen Japaner glänzend betätigen; ob eine solche Naturreligion vor Gott gilt oder nicht, wird sich allerdings bei den einzel nen wohl erst in der Ewigkeit zeigen. Wir köniwn dem Verfasser jener Schrift über die katho lischen Katechismen natürlich in seinen Wortklaubereien und Sophistereien nicht überall hin folgen, das würde zu weit führen. Erklären wollen wir nur noch, daß die katholische Kirche in ihren Katechismen von einer „evangelischen Kirche" nicht sprechen kann, nicht nur »veil sie die objektive christ- liche Wahrheit besitzt, während die Protestanten, welche eben angeblich die „evangelische Kirche" bilden, nur subjektive Wahrheiten haben (die natürlich subjektiv verschieden sind), sondern auch weil es eine „evangelische Kirche" als ähnlich einheitliches Gebilde wie die katholische gar nicht gibt, weder geistig noch tatsächlich. Sprach doch unlängst der Deutsche Evangelische Kirchenausschuß selbst „von dem Einbruch einer Vekenntniskirche in die andere". Hierbei noch ein Beispiel von der unglaublich heuchle rischen Sophistik jener Schrift des „evangelischen Bundes": In einigen deutscl)en katholischen Katechismen steht, daß den jenigen. welcl>e ohne ihre Schuld außerhalb der Kirche stehen, Gott die Gnade geben wird, wenigstens innerlich (also durch die gute Meinung) der Kirche anzugehören und dadurch die Seligkeit zu erlangen. Im österreichischen Katechismus steht, daß es nicht genüge, äußerlich der Kirche anzuge- höreu, wildern man müsse auch innerlich mit ihr durch Glauben, Gehorsam und Liebe verbunden sein. Daraus schließt der Verfasser, daß nach katholischer Lehre der Irr gläubige in Deutschland innerlich der Kirche angehören könne, in Oesterreich aber nicht, dort sei es nur möglich, wenn er auch äußerlich dazu gehöre. Und weil die Kinder aufgesordert werden, für die Irr- und Ungläubigen zu beten, so werden, meint jener, „die Herzen der katholischen Jugend gegen die nichtkatholischen Religionsgesellschaften aufgehetzt". Derartige Sophistereien sind in der ganzen Schrift eingestreut, besonders auch in den Bemerkungen über die gemischten Ehen; weil da im Teharbeschen Kate chismus steht, „daß der katholische Eheteil sich angelegen sein lassen soll, den nichtkatholischen Teil zur wahren Kirche auf dem Wege der Ueberzeugung zu führen," so meint jener Verfasser, jener Weg sei das Prügeln, oder die Art der Lichtensteinschen Dragoner. Deshalb hätte der Kölner Katechismus diese Vorschrift lieber so gefaßt: „Der ka tholisch Teil soll sich bemühen, den nichtkatholischen durch Wort und Wandel von der Wahrheit und Heiligkeit des katholisch» Glaubens zu überzeugen." Ter Schluß gibt jener Schrift das rechte Gepräge; er lautet: „Das ist die mit unfehlbarer Anmaßung geübte Toleranz der Papstkirche. Weil sie keine dogmatische To leranz kennt, deshalb muß sie überall in der Praxis, wo sie die Möglichkeit dazu hat, intolerant sein. Der Feuer brand der Zwietracht schleudert sie herzlos in die gemischten Ehen. Weil der Glaube, wie ihn die heilige Schrift lehrt, bei ihr nicht zu finden ist, deshalb ist bei ihr auch nicht die wahre christlich Liebe zu finden." Durch solche aufreizende Schriften und Reden wollen die Führer jenes Bundes, den sie „evangelisch" nennen, in höchst unchristlicher Weise „die deutsch-protestantischen In teressen" wahren! Ist dieser Bund nickst eine nationale Gefahr? Muß seine Wirksamkeit nicht baldigst in christliche Bahnen gelenkt werden, und sind nicht alle Bestrebungen, welch ans die Erhaltung und Förderung positiven Christen tums gerichtet sind, seitens der Behörden zu begünstigen, statt zu erschweren, ehe es zu spät ist, um unser deutsches Vaterland überhaupt christlich zu erhalten? Vickonnt eau- »»>«'»»! A. K. Politische Nundschau. Dresden, den 24. Juni 1V05. — Zur Neichsfinanzrcform verlautet nach der „Köln. Ztg.", daß der Buudesrat in den nächsten Wochen wohl kaum mehr in die Lage kommen wird, sich mit den vom Reichsschahsekretär Frhrn. v. Stengel auSgearbeiten Finanz plänen zu beschäftigen; zunächst soll vielmehr in Berlin eine Zusammenkunft der Finanzminister der Einzelstaaten in Aussicht genommen sein. — Der Lotterievcrtrag zwischen Prcußrn und Hessen ilt der zweiten hessischen Kammer aigeganaen. Die hessische erfassen und darzustelleu versteht. Und gerade diese Eigen schaft ist es, die ihre Romane so anziehnd macht. So groß aber auch der Genuß ist, welchen man beim Lesen der meisten Romane der Gräfin Hahn empfindet, wird er doch) beeinträchtigt von zwei Umständen: einmal in formeller Hinsicht durch den gehäuften Gebrauch von fremd- läudisch)en. besonders französischem Ausdrücken, welche aller dings den bon ton der aristokratischen Kreise kennzeichnen sollen, in denen sich die Romane abspielen, und sodann in technischer Beziehung durch das zu üppige Ueberwuchern von Gesprächen und Reden über Dinar, tvelche zur .Handlung in gar keinem organischen Gefüge stehen und die Entwicklung hintanhalten. Freilich muß anderseits wieder geltend ge- macht werden, daß diese Scksthche der Verfasserin dem Leser reichlich Gelegenheit verschafft, ihr ausgedehntes Wissen, ihren Gedankenreichtum, ihre leuchtende Denkkraft und be zwingende logische Sckxirfe kennen und bewundern zu lernen. Und von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet, dient jener technisch Mangel der Dichterin sogar zu ihrer Verherr lichung: wir stehen bewundernd vor dieser Frauengestalt, die mit dem erhabenen Flug ihrer Seele hoch über der ge wöhnlichen Menschheit sclnvebt und mit ihrem Blick, der seine Schärfe aus überirdische» Regionen zu holen scheint, nickst bloß das Gegenwärtige ersaßt, sondern selbst — denn der Dichter ist ein Seher — den Schleier der Zukunft durch- dringt I Die Gräfin Hahn ist recht eigentlich die Schafferin des katbolisclxm, besonders des sozialen Romancs geworden. Schätzt man ihren merkwürdigen Lebensgang richtig ein, so kann man nicht umhin, in ihr gewissermaßen ein pro- videntielles Werkzeug zu sehen, dazu bestimmt, den Men schen des 19. und 20. Jahrhunderts Walncheiten in einer Form zu verkündigdn, in welcher sie am leichtesten Zugang in die Herzen gewinnen. War die Dichterin vor ihrer Be- Lotterie soll im Frühjahr 1906 aufhören und als Ent- fchSdigung dafür von Preußen für die ersten 5 Jahre der BertragSdauer eine Rente von 1630000 Mk.. in den späteren Jahren den entsprechenden Ueberschußanteil vom Ertrag der Lotterie bezahlt werden. Der Vertrag wird auf die Dauer von 10 Jahren abgeschlossen. — Daß von de« Geheime« Oberbergrat Hilger er. laffeue Verbot, auf den amtlichen Gebäuden der Bergwerks- direktion Saarbrücken die katholischen Zeitungen Triers zu lesen, ist von HilgerS Nachfolger aufgehoben worden. — Der Fürst »»« Schaumburg-Lippe uud die Sozial demokratie. Auf dem Schaumburg-Lippeschen Krieger- verbandSfest in Bückeburg hielt der Fürst von Schaumburg. Lippe eine Ansprache, in der er auf die Bestrebungen der Umsturzpartei hinwies, „die darauf hinausgeheu, die Grundlagen eines jeden geordneten Staats- und Gemein- Wesens zu untergraben. Diese Partei kann nicht kräftig genug bekämpft werden. Es sei euer Stolz, daß ihr als alte Soldaten in erster Linie dazu berufen und verpflichtet seid. Laßt ihr ätzendes Gift nicht in eure Vereine dringen, haltet eueren Ehrenschild frei von häßlichen Flecken, gedenket eures Eides. Gut und Blut zum Wähle des Vaterlandes einzusetzen: Treu bis in den Tod für Kaiser und Reich. Fürst und Vaterland! bleibe euer Wahl spruch." — Die „Franks. Ztg." bringt eine anscheinend offiziöse Notiz, daß die Note Rouviers für eine Verständigung noch keine genügende Grundlage biete. Die Vorrechte, die Frankreich auch nach dieser Note in Marokko beanspruche, könnten nicht alle von De«tschland anerkannt werden, wie man auch von der Haltung des Sultans annehmen müsse, daß er sie nicht alle anerkenne. — Veränderungen in den höheren Marine-Kommandos. Vizeadmiral v. Arnim ist zum Admiral befördert worden, Konteradmiral Breusing zum Chef des ostasiatischen Kreuzer geschwaders und an seiner Stelle Konteradmiral v. Holtzen- dorff zum zweiten Admiral des zweiten Geschwaders er nannt worden. — In das preußische Herrenhaus wurde der Fidei- kommißbesitzer Ulrich v. Kalckstein zu Wogau (Kreis Pr.- Eylau) an Stelle des am 14. Januar 1905 verstorbenen Kammerherrn Grafen zu Euleuburg-Gallingen berufen. — Minister von Budde erklärte dem Redakteur der „Tägl. Nundsch." auf Befragen, er denke nickst daran, die bestehenden Sonntagsfahrkarten bei Durchführung der Per- souentarifreform zu beseitigen. Alle für bestimmte Wohl fahrtszwecke bestehenden Vergünstigungen, wie Arbeiter wochenkarten, Sonntagsfahrkarlen, Feriensonderzllge usw. blieben in dem gleichen Umfange wie bisher und in der selben Art auch bei der erwähnten Reform bestehen. — Der Minister habe sich bei den Verhandlungen bezüglich der Tarifgemeinschaft der deutschen Eisenbahnverwaltungen ausdrücklich die Beibehaltung dieser Wohlfahrtszwecken die nenden Ausnahmen Vorbehalten. — Tie Bcrgarbeiterschutznovelle dürfte auch im Ple- NUN! des Herrenhauses eine große Mehrheit finden, aber dieses soll hierfür eine Gegenleistung erhalten. Wie die „N. Pol. Korr." versichert, liegt es in der Absicht der ver bündeten Regierungen, schon in der nächsten Tagung des Reichstages eine Ergänzung der 5ttankenkassengesetzgebung zwecks Verhütung sozialdemokratischen Mißbrauchs dersel ben herbeizuführen. Voraussetzung sei dabei allerdings, daß die preußische Bergarbeiternovelle noch in dieser Ta gung zur Verabschiedung gelangt. Wir glauben an diese Meldung deshalb nicht, weil sie in dieser Form ganz un denkbar ist. Wie können die „verbündeten Regierungen" eine solche Zusage machen, wo es sich nur um ein preußisches Gesetz handelt? Deshalb erscheint uns die gesamte Mel dung aus den Fingern gesogen. — Die Taufen des Pastors Mauritz in Bremen. In einer Versammlung von Eltern, deren Kinder in der Zeit von: Mai 1900 bis Februar 1905 von Pastor Mauritz ge tauft worden sind, ist, wie wir berichteten, eine Eingabe an den Senat beschlossen worden zum Zwecke der Aufhebung der Verfügung, worin die Ungültigkeit der vom Pastor Mauritz gespendeten Taufen verlangt wird. Der Senat hat nun geantwortet, daß die von Pastor Mauritz ohne An wendung der sogenannten trinitarischen Formel vollzogenen Taufhaudlungen nach den auch für Bremen geltenden kir- chenrechtlichen Grundsätzen keine Taufen seien. Diese zu : kehrung eine bewunderte und gefeierte Modeschriftstellerin, so wurde sie nachher zu einer furchtlosen, unermüdlichen und geistvollen Nuferin im Streite, zu einer beredten Vertei digerin der katholischen Kirche, ihrer Wahrheiten und Rechte. Der verderbliche Zeitgeist, wider den die große Dichterin uud geniale Frau beharrlich kämpfte, hat sich vererbt auf " das 20. Jahrhundert. Die Gesellschaft krankt auch heute ^ noch an denselben Schäden und Gebrechen, wie sie in den Romanen der Gräfin Hahn vor zwanzig und mehr Jahren geschildert wurden. Zug um Zug ähnelt die Gegenwart mit ihren ernsten, inlxiltsvollen Fragen der Vergangenheit. Indem also die Gräfin Hahn ihre Werke aus den Bedürf- nissen ihrer Zeit heraus schuf, hat sie ein geistiges Arsenal für die Zukunft aufgebaut, dessen sich auch die lebenden Ge schlechter mit Vorteil im Kampf für die ewigen Prinzipien der Wahrheit bedienen können. In diesem Sinne werden die Schöpfungen der Gräfin Hahn niemals altern, sondern stets auch dann noch von Wert bleiben, wenn das Rad der Zeit längst über manchen literarischen Modegötzen der Ge- gemvart hinweggerollt ist und ihn für immer in den Staub gedrückt hat. Ein sehr glücklicher und zeitgemäßer Gedanke war es, die nach der Konversion der Gräfin Hahn-Hahn entstandenen Werke: Romane, apologetische und historische Schriften in einer hübschen und billigen Gesamtausgabe dem katholischen Publikum zugänglich zu machen, zumal viele von den Ro manen längst vergriffen waren. Eine solche Ausgabe, be stehend aus 45 Bänden (je Mk. 2.— geb.), in zwei Serien, hat die Firma I Habbel in Regensburg veranstaltet. Die erste Serie (Pr. geb. 45 Mk.) umfaßt in 30 Bänden die Romane und Gedichte; di« zweite. 15 Bände (Pr. M. 22.50) die übrigen Werke. Jeder katholischen Bibliothek wird diese Ausgabe zur Zierde gereichen, enthält sie doch das beste der geistvollen Gräfin. gültigen Handlungen zu machen, liege dem Rechte nach nicht in -er Macht des Senats, noch irgend einer öffentlichen Behörde. — Gegen Division-Pfarrer Nächstem ist von seiten deS Divisionskommandos das Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Gegen denselben schwebt bekanntlich ein Verfahren wegen grober Beleidigung der katholischen Kirche, der er früher angehört hatte.. In erster Instanz ist Bachstein frei gesprochen worden, indem das Militärgericht wohl zugab, daß er objektiv die katholische Kirche beleidigt habe, aber nicht annahm, daß er die Absicht hatte, das zu tun; die Re visionsverhandlung ist auf den 26. Juni angesetzt worden. — Der die ganze Norddeutsche Brausteuergemeinschaft umfassende Bund der mittleren und kleinen Brauereien, eingetragener Verein, hält vom 26. bis zum 29. Juni auf Einladung des Niederschlesischen Brauer- und Mälzerver- eins seine diesjährige Tagung in Görlitz ab. Die Verhand lungen werden sich neben rein geschäftlichen Angelegenheiten mit den wichtigsten nächsten Aufgaben der Vereine der mitt leren und kleinen Brauereien, so insbesondere mit der Frage der Staffelung der Biersteuer beschäftigen. Technische Fra gen wird der Direktor der Untersuchungsanstalt und Brauer- und Mälzerschule in Grimma, Herr Dr. Drever- hoff in einem Vortrage: „Ueber die Eigenschaften und Wert schätzung einiger Brauhilfsmaterialien" behandeln. — Tie Burschenschaften der Hochschule Halle haben sich von dem Sommerfackelzuge zu Ehren Bismarcks ausge schlossen, weil die Gedächtnisrede Heuer der katholischen Studentenverbindung Silesia zufiel. Jedoch hat das dem Feste keinen Eintrag getan. Jedenfalls sollte man meinen, daß gerade die Burschenschaften die Beteiligung einer katho lischen Korporation an einer studentischen Bismarckver ehrung begrüßen würden. Sie wollen ja vorzugsweise na- tional sein. Da nrüßten sie es doch freudig empfinden, wenn ihre katholischen Kommilitonen bei solchem Anlaß nicht ver sagen; sie müßten es ihnen in jeder Weise erleichtern. Aber nein, ihre Unduldsamkeit gegenüber den katholischen Stu dentenkorporalionen läßt diese Erwägung bei ihnen nicht zur Geltung kommen, wenn sie dieselbe überhaupt angestellt haben. — Manche Katholiken werden fragen: Was hat die katholische Studentenverbindung Silesia bei dem Sonnen wendfackelzug zu Ehren Bismarcks zu tun? Da hätten sie nicht mitmachen sollen. Wir sind nicht dieser Ansicht. Die katholischen Studentenkorporationen sollen sich nicht eng herzig abschließen, sie sollen bei allen gemeinsamen Ange- legenheiten der Studentenschaft dabei sein, wenn es ohne Verletzung eines Prinzips geschehen kann. Gewiß ist Fürst Bismarck seinerzeit der katholischen Kirche und den deutschen Katholiken sehr feindselig entgegengetreten, aber er hat auch, als er erkannte, auf falschem Wege zu sein, resolut Kehrt gemacht. Die Feindseligkeit machen ihm die Kleinen von den Seinigen nach, aber zu der Erkenntnis, daß ihr ge hässiger Kampf gegen den Katholizismus das Gemeinwohl gefährdet, werden sie sich Wohl so bald nicht aufschwingen. — Die Eberswalder in christlichen Vereinen organisier ten Arbeiter überreichten am 18. d. M. dem Kronprinzen paare in Hubertusstock einen Blumenkorb. Das Töchterchen des Herrn Weigel (Evangelischer Arbeiterverein) überreichte der Kronprinzessin einen Jrisstrauß und das Töchterchen des Herrn Werkmeisters Barsch (Katholischer Arbeiterverein) dein Kronprinzen einen Strauß weißer Nelken. Herr BorsHh hielt eine kurze Ansprache, in der er die treue Gesinnung der katholischen Arbeiter ausdrückte. Mit wiederholtem Händedruck dankten beide Hoheiten Herrn Barsch. Der Kronprinz wandte sich nun an die anderen Herren, fragte sie nach Art, Tauer und Lohn der Arbeit. Die Arbeiter deputationen waren mittags Gäste beim Kronprinzen. — Eine echte Tartarennachricht gibt der „Vorwärts" wieder durch die Meldung: „Knrz nachdem der Reichskanzler Fürst Bülow die überraschende Schwenkung Deutschlands in seiner Marokkopolitik in die Wege geleitet hatte, hat er an den Kriegsminister und den Generalstabschef die Frage gerichtet, ob Deutschland für den Fall eines Krieges bereit sei. Er habe zwar die feste Absicht, den Krieg zu vermeiden, aber bei Affären wie die, um welche es sich hier handele, gäbe es Momente, in denen der Staatskarren sich einfach der Leitung der Staatslenker entziehe und seinen Weg laufe. Deshalb stellte er in dem Augenblick, wo er noch nicht so engagiert war, die Frage, ob Deutschland, wenn es durch aus notwendig sein würde, das Glück seiner Waffen ver suchen dürfte." Ganz ä In Pichelswerder I Natürlich denkt Fürst Bülow nicht daran, mit Frankreich in eine kriegerische Verwickelung zu kommen. Aber der „Vorwärts" weiß auch schon, daß Fürst Bülow es auf die französischen Kolonien abgesehen hat, ja, daß der Reichstag deshalb so rasch ge schlossen wurde, damit der Reichskanzler ungenierter auf den Krieg hinarbeiten könne. Für alle diese schweren Unklugen hat das sozialdemokratische Blatt nicht die Spur eines Be weises; es stellt nur seine Behauptungen auf und marschiert dann kräftig gegen den Reichskanzler los. Der „Vorwärts" darf sich darauf gefaßt machen, daß er bei der nächsten Rede des Fürsten Bülow wieder tüchtig getunkt werden wird. Oefterrei «--Ungarn. — Die Audienz des Ministerpräsidenten Baron Fejer- Vary beim Kaiser im Brücker Hoflager währte 1^ Stunden. Nach derselben wurde der Ministerpräsident der Hoftafel beigezogen. Der „Pester Lloyd" teilte am 23. d. M. fol gendes mit: „Im gestrigen Ministerrat wurde unter ande rem beschlossen, die von der österreichischen Regierung ein- gelangte Note bezüglich Aufnahme der Handelsvertragsver handlungen mit mehreren frenrden Staaten dahin zu be antworten, daß die gegenwärtige ungarische Regierung derzeit außer stände sei, in solche Verhandlungen einzutre- ten. Die Regierung hält nämlich an dem Standpunkte fest, daß sie nur solche Handlungen unternehmen darf, die durch die Ausführung dre Gesetze geboten werden, daß sie je doch keine darüber hinausgehenden Verpflichtungen für daS Land eingehcn darf und daher Bettragsverhandlungen ab lehnen muß, die den ungarischen Staat für die Zukunft in irgend einer Weise binden würden." — Im österreichischen Abgeordnetenhause sprach bei Beratung des BudgetprovisottumS unter anderen Schönerer (alldeutsche Vereinigung). Er protestiert namens der All- deutschen gegen die vom Minister angekündigte Einführung der inneren tschechischen Amtssprache, wodurch dieser sich
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