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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186203137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18620313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18620313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-03
- Tag1862-03-13
- Monat1862-03
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.03.1862
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1174 thuend. Eben so wie in diesem Stücke bewährte sich der Sänger auch in den Solopartien de- Psalms von Vierling und der im »weiten Theile de- ConcertS gegeoenen Faust-Svmphonie von Liszt. Die Ouvertüre zu dem religiösen Werke „die Kindheit Christi" von Berlioz, von welchem „die Flucht »ach Aegypten" ein Bruchstück ist, mußte den Musiker von Fach und den Musikkenner als eine geistreiche, fein ausgeführte contrapunctische Arbeit in hohem Grade interessiren. Das neue Werk von Liszt: „Eine Faust-Shmvhonie" nahm für diesen Abend unser Interesse am meisten m Anspruch. An einen Tonsetzer, der die erhabenste Dichtung, die eS überhaupt giebt, in der Sprache seiner eignen Kunst wiedergeben will, muß man nothwendig auch die allerhöchsten Anforderungen stellen, denn hier genügt es nicht, schöne musikalische Phantasiegebilde in möglichst schönem äußeren Gewände vorzuführen, vielmehr muß ein dem Wortdichter verwandter, wenn nicht ebenbürtiger Geist das große Kunstwerk in Tönen nachdichten können. Betrachten wir jedoch zunächst das Aeußere dieser „Faust-Symphonie", so findet man, daß Llszt hier nicht, wie in seinen uns bekannten anderen sym phonischen Werken, die eigentliche Form der Symphonie verlassen bat — und das ist etwas, was wir wenigstens als einen Vorzug oezeichnen möchten. Die vier Sätze der (Symphonie sind in den drei Abtheilungen des Werkes scharf ausgeprägt, denn auch in der dritten schließt sich unmittelbar an das Scherzo ein Finale an, das mit seinen thematischen Anklängen aus den ersten beiden Sätzen, mit dem Ringen nach Abklärung und Befriedigung vor Eintritt der Singstimmen lebhaft an den Schlußsatz der neunten Beethovenschen Symphonie erinnert. Prachtvoll glänzend, wie stets bei Liszts derartigen Werken, ist die Orchestratton. Wir hörten hier — allerdings auch neben manchem Wunderlichen — Instrumental-Effecte von so außerordentlicher Schönheit und Neu heit (wie z. B. die Begleitungsfigur der drei Flöten bei der in I) dur beginnenden Gesangsstelle des Violoncells und der Bratsche im zweiten Satze), daß selbst Berlioz und Meyerbeer den Com- pomsten darum beneiden könnten. Wenden wir uns zu der Auffassung des Stoffs, so erkennen wir in derselben den genialen Mann, der einer großen Begeiste- H ^ . - seinem Drange zum Schaffen mit gesuchten (namentlich harmoni schen) Effecten, mit einem Streben nach Originalität k lout prix Zwang anthut und so in Absonderlichkeiten, ja selbst Unschönheiten geräth. Am meisten ist das der Fall im ersten Satze, der die Seelenstimmung Faust's, dessen Sehnen nach dem Unendlichen, dem Menschen Unerreichbaren, das Ringen der zwei in seiner Brust wohnenden Seelen schildern soll. Ueberall da, wo der Componist ohne weitere Nebengedanken, als die Einhaltung der ästhetischen Grenzen, sich gehen läßt, empfängt man einen schönen Eindruck» allein bald wird derselbe wieder durch wilde Ausbrüche einer unbändigen Phantasie oder durch absichtlich grelle Effecte zer stört. Trotz seiner formellen Abrundung hat uns daher dieser erste Satz wenig befriedigt und angesprochen. Anders gestaltet sich aber das Werk im zweiten Satze, der ein musikalisches Charakterbild Gretchens ist. Hier zeigt sich der Hauch echter Poesie; Zartheit der Empfindung, Schönheit der eindring lichen melodischen, der harmonischen und rhythmischen Motive, em duftiges Toncolorit des Gemäldes treten uns hier entgegen. Dieses ^udaute ist jedenfalls das Schönste, was Liszt geschaffen hat und damit versöhnt uns der Componist wieder mit sich selbst. — Da sich — wie das auch ganz richtig — zur Erreichung seines er Zweckes die Aufgabe gestellt hat, die drei Hauptfiguren des Goethe- schen Werks zu charakterisiren, so hat das Scherzo das dämonische Princip, den Mephistopheles, zum Gegenstand. Es ist dieser Theil geistreich concipirt und im Superlativ des künstlerischen Raffine ments auSgeführt. Die sich hier kundgebenden Bizzarrerien fallen nicht so sehr wie im ersten Satze auf, da sie hier mehr am Platze sind und überhaupt das Scherzo klarer und eindringlicher fft. Das Finale, das die Schlußscenen des zweiten Theils von Goethe'« „Faust" musikalisch illustrirt, reiht sich dem durchaus schönen Cha rakterbilde Gretchens (2. Satz) an. T)ie große, nur mit dem Ein druck der Beethovenschen neunten Symphonie zu vergleichende Wirkung, die wir stets beim Lesen des Schluffes jenes Meister werks der Dichtung empfanden, überkam uns, wenigstens annähernd, auch bei dem Eintritt des Odorus m^stious in dieser Symphonie. Möchte doch Liszt immer so schreiben, Ivie hier, nicht sich m Ab sonderlichkeiten gefallen, die ihn leider oft zu dem Unschönen, wohl auch zuweilen zu auffallenden Reminiscenzen (namentlich Wagner- schen) bringen! So äußerst lebhaft es uns natürlich interessirt hat, dieses Werk Liszt's kennen zu lernen, so günstig der Ein druck seiner wirklichen Schönheiten für uns war, so möchten wir doch nicht gar »u oft dergleichen aufregende und abspannende Musik hören, denn selbst die gegen das Andringen gewaltiger Tonmaffen und complicirter Effecte gestähltesten Nerven, wie sie ein Musiker und besonders ein Musikreferent haben muß, werden durch diese Symphonie durch und durch erschüttert. DaS ist auch ein Punct, in dem Liszt jedenfalls zu weit geht, indem er einen Aufwand von Mitteln herbeizicht, die wohl im Theater am Platze sein kön nen , in dem engeren und eine andere Akustik habenden Egucert- saal dagegen nicht erforderlich für das Erreichen einer großen Wirkung stnd. Sehr zu rühmen ist die Ausführung sämmtlichcr an diesem Abende gegebenen Musikwerke. Von Herrn Schnorr von Ca- rolsseld haben wir bereits gesprochen ; wir erwähnen daher nur noch die treffliche Ausführung der Harsenpartie in Liszt Symphonie durch Frau vr. Pohl au« Weimar, ferner daß Herr Organist Höpner die Partie des Harmonium in demselben Werke über nommen hatte und sie zu bester Geltung brachte. Ganz besonders gebührt aber auch dem Orchester unter Herrn von BronsartS Leitung die größte Anerkennung für die glückliche Lösung einer so hochgestellten Ausgabe, wie eS namentlich die im Technischen so sehr schwere „Faust-Symphonie" ist. F. Gleich. Verschiedenes. Ruhrort, 6. Märr^ Bon hier schreibt man der Essener Zeitung: „Vor einigen Tagen fand hier ein höchst trauriger Vor fall Statt; es ließ nämlich ein Sohn seinen eigenen 72 Jahre alten Vater wegen einer Schuldforderung in das Schulden-Arrest- haus abführen. Beide haben einerlei Gewerbe und waren früher affociirt, seit einem Jahre separirt, und jeder führte ein flotteS Ge schäft für sich. Wie ein Sohn eine solche empörende Handlungs weise gegen seinen Vater bei Gott und den Menschen verant worten kann, wollen wir nicht näher untersuchen, jedoch an das Gebot erinnern: Du sollst Vater und Mutter ehren, auf daß eS dir wohlgehe und du lange lebest auf Erden!" (Äingej a nd t.) Wenn der Herr Berichterstatter der Leipz. Nackr. in Zukunft über einen an sich schon traurigen Fall Bericht erstattet, so möge er sich gefälligst von Thatsachen überzeugen, ehe er dem Publicum offenbare Unwahrheit auftlscht, wie er es in dem Bericht über den Tod des hiesigen Kaufmanns Pf. gethan hat. Oder ist es vielleicht des oben gedachten Herrn Berichterstatters Vergnügen, seine Leser mit möglichst entstellten Artikeln zu füttern? Seine Angaben über den betreff. P. sind nämlich so grundfalsch, daß ich mich dieser Rüge nicht enthalten konnte. Dasselbe gilt von der Anzeige im Adler, wo dem Herrn Referenten ebenfalls anzurathen wäre, ehe er aufs geradewohl hin eine so auffallende Anzeige in die Welt hinausschreit, welche offenbar falsch ist, sich von dem wirklichen Thatbestand zu überzeugen. Mögen sich die Herren Berichterstatter bessere Quellen suchen, ehe sie einem Manne, besten Charakter nur als ehrenhaft bekannt war, einen schlechten Namen machen, besten Verhältnisse sie aber gar nicht gekannt zu haben scheinen. Friedr. Carl Beck Hr. Tageskalender. Stadttheater. Heute Donnerstag kein Theater. — Morgen Freitag (vorletzte Gastvorstellung des Fräulein Ianauschek, königl. sächs. Hof-Schauspielerin): Iphigenie aufTaariS. Schauspiel in 5 Acten von Goethe. *** Iphigenie — Fräulein Ianauschek. (122. Abonnements-Borstellung. Gewöhnliche Preise). 2>van2ig8t68 und letztes im 8sLlv ätzs KevLmldruises rn kvlprlx «il«iB IN. HLL»»». Ouvertüre „die Ovbrideu" vor» k'elix Ueu- delssoku Lurtbold^. — k'iuale aus der uuvolleudete» Oper „Oorele^" vou I'elix Illeudelssoku Lurtbold^; Oorele^r k'reu Rosalie vou ßäilde, Orossberroxl. ^Veimurisobe I^emmsr- vüugeriu. VI»eU« Orosse L^wpbouis mit Letrlusseüor ülrer Lelüllers „ kied au /lis b'reude" eompouirt vou O. vau Lest- üoveu, die Loli xesuuxeu vou krau vou Zdilde, k'rüulein Oessialr, llerru üruuuor und llerru üertram. killet« ä l Tlür. sind iu der Llusilrelieubaudluox de» Herrn k'r. kistuvr uud um Oaupteiuxevße des Lasle« »a lmdsu. Oie Lperrsitxe im Laale vou 319 bis eioseüliesslioü 382 Irvuueu >vexeu Ver^rösseruux des Oreüesters uiebt lreuutxt werden. Liulu»« um tz Oür. Xutuu^ */, 7 Ilür. Lud« i/,9 Oirr.
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