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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186204091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18620409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18620409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-04
- Tag1862-04-09
- Monat1862-04
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1862
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I65Ü rückstchtlich Fragen werden, welche Handel und Gewerbe de- gan zen Landes oder ihre- Bezirks angehen, und .sind die Berufenen Vertreter der gemeinschaftlichen Interessen de- Handel- und der Gewerbe, deshalb aber befugt, selbstständige Anträge an das Ministerium und die betreffenden Regierungsbehörden zu richten, auch haben sie jährlich Bericht über die Lage des Handels und der Gewerbe ihres Bezirks an das Ministerium zu erstatten. Fasten sie diesen Beruf ernst auf, so ist ihnen eine segensreiche Wirksamkeit eröffnet, denn es läßt sich zuverlässig erwarten, daß ihre Ansichten, wenn sie frei und entschieden unter geeigneter Be endung vorgetragen werden, von maßgebendem Einfluß bei dem Ministerium und den Kreisdirectionen sind; darum gilt es aber auch in diese Kammern Männer zu wählen, welche ihrer Pflicht zu genügen entschlossen und jedenfalls entschiedene Vertreter der neuen Richtung der Zeit, d. i. der Gewerbefreiheit, sind. Bei dieser Wichtigkeit der Wahl ist es zu verwundern, daß die Betheiligten anscheinend sich so wenig darum kümmern, namentlich nicht Veranstaltungen treffen, um die Wahl zu organisiren. Zwar werden Wahlmännerlisten verbreitet, doch fragt man mit Recht, von wem sie ausgehen und weshalb diese Angelegenheit nicht in Versammlungen der Betheiligten besprochen werde. Solche sind gestattet und jedenfalls das geeignetste Mittel, die Gesinnung der Kandidaten kennen zu lernen, denn bei den in ihnen sich entspinnenden Verhandlungen wirb sich klar zeigen, ob dle vorgeschlaaenen Candidaten hierzu geeignet seien, ob sie im Sinne ihrer Wähler und im Geiste des Gewerbegesetzes handeln werden, wenn sie die Wahl trifft. Zeit ist jedoch nicht mehr zu verlieren, darum rasch an das Wen: mögen sich in den vier Stadtvierteln Männer finden, die schnell noch eine Versammlung der in denselben wohnenden Ge- werbtreibenden zur Besprechung der Wahlmännerwahl veranstalten, und Leipzig wird den Ruf sich wahren, von dem seinen Gewerb- treibenden verliehenen Rechte den schönsten Gebrauch gemacht zu haben. — Locale zu den Versammlungen sind gewiß leicht zu beschaffen, vielleicht Odeon, Wiener Saal, Colosseum, Tivoli für die einzelnen Stadtviertel; eine Einladung im Tageblatt wird die Wähler zahlreich versammeln und rücksichtlich der polizeilichen Vor schriften ist nur zu beobachten, daß die Versammlung 24 Stunden vorher unter Angabe des Locals und der Zeit bei der Polizei schriftlich gemeldet werde; einer Genehmigung bedarf es nicht. Eine dramatische Vorlesung gab Herr Hugo Martini am Abend des 7. April im kleinen Saal der Buchhändlerbörse. Wenn wir hier auch nicht etwas Vollendetes hörten, so lieferte doch Herr Martini Proben eines sehr beachtenswerthen Talents (namentlich für das Charakterfach) und bewies zugleich eine tüchtige wissenschaftliche und künstlerische Vorbildung, wie man auch keineswegs im Zweifel darüber blieb, daß es dem noch jungen Manne ernst ist mit dem Berufe eines dramatischen Künstlers. Seine Vorbilder scheinen vorzugsweise Grunert und Dawison zu sein; am entschiedensten zeigte sich das beim Vortrage der Bruchstücke aus „Faust" (das erste Auftreten des Mephistopheles und die Schülerscene), demnächst auch in den Scenen aus „Der Kaufmann von Venedig" (Shylok, Salarino und Salanio — Shylok und Tubal). Das Gelungenste der Vorlesung, soweit wir derselben beiwohnten, dürfte die Scene des Rabbi Ben Akiba aus „Uriel Acosta" gewesen sein, denn hier erschien uns Herr Martini am selbstständigsten. Weniger geläufig ist ihm bis jetzt der Conversationston. Er sprach z. B. die Scene aus „Emilia Galotti" (erster Act Scene zwischen dem Fürsten und Marinelli) in allzuraschem Tempo, so daß sein Vortrag zuweilen undeutlich ward. Es schien uns, als ob Herr Martini mit der Akustik eines Saales nicht genug vertraut sei. Im Saale muß das Tempo unter allen Umständen ein gemäßig teres sein, als auf der Bühne, wo die Action die allgemeine Ver ständlichkeit wesentlich unterstützt und fördert. — Außer den ge nannten Bruchstücken trug Herr Martini noch eine Scene des vierten Acts aus „Minna von Barnhelm" vor. Wir sind überzeugt davon, daß der talentvolle und mit einem kräftigen und wohlklingenden Organ begabte Kunstjünger seinen Weg als Darsteller machen wird und stimmen daher gern in den warmen Beifall ein, der ihm an diesem Abend wurde. F. Gleich. Turnfest. Leipzig, den 8. April. Wie bekannt wird voraussichtlich das im nächsten Jahre bevorstehende allgemeine deutsche Turnfest in unserer Stadt abgehalten werden. T>a mit diesem Turnfeste auch die Abhaltung eines der Besprechung turnerischer Angelegenheiten gewidmeten sog. Turntages projectlrt, nach tz. 24 des sächs. Vereins gesetzes jedoch den im Königreiche Sachsen bestehenden Vereinen untersagt ist, sich mit anderen Vereinen in Verbindung zu setzen, so machte es sich vor Allem erforderlich, bei dem königl. Mini sterium de- Innern zu Dresden anzufragen, ob dasselbe in vor liegendem Falle eine Dispensation von der gedachte« gesetzlichen Bestimmung eintreten zu lasten geneigt sei. Auf einen deshalb von dem hiesigen Polizeicpnte erstatteten Bericht ist nun gestern eine Verordnung eingegangen, laut deren das konigl. Ministerium die gedachte Dispensation ertheilt hat. -5- Leipziger Sparverein. Im Monat März wurden 5802 Sparbücher fünf Mal expedirt. Einnahme im Monat März Rthlr. 6869. 27. —. Gegen Monat März 186t - 4594. 11. 5. Zur Tageschronik. Leipzig, den 6. April. Die im vierzehnten Lebensjahre stehende Tochter eines hiesigen Einwohners starv vorgestern nach kurzem Unwohlsein unter Umständen, welche eine Vergiftung ver- muthen ließen. Verschiedene nachträglich zu Tage gekommene Aeußerungen der Verstorbenen haben diese Vermuthung dahin erweitert, daß die Verstorbene wegen einer schlecht ausgefallenen Schulcensur Rattengift genossen und dadurch ihren Tod herbei geführt hat. Die Section des Leichnams hat stattgefunden und wird das über das Resultat derselben noch zu erwartende Gut achten Herausstellen, ob die oben gedachte Vermuthung eine ge gründete oder ob das Kind eines natürlichen Todes gestorben ist. Verschiedenes. Zeither waren während der Messen die verschiedenen Branchen des Wochenmarktes auf dem Thomaskirchhofe und dem zunächst gelegenen Theil der Promenade, in der Burgstraße, Schloßgaffe und Universitätsstraße untergebracht. Diese Auseinanderziehung war für die Einkäufer um so beschwerlicher, als die Fleischhallen von jenen Plätzen und Straßen ganz entfernt liegen; auch wollteu letztere bei der in den letzten 10 Jahren so schon bedeutend ge stiegenen Frequenz des Wochenmarktes den in den Hauptmessen noch um Vieles gesteigerten Verkehr kaum mehr fassen und die Passage auf dem Thomaskirchhof, in der Burgstraße, dem ThomaS- gäßchen war oft wirklich gefährlich. Wir begrüßen daher freudig den, wie wir hören, vom Rathe gefaßten Beschluß, versuchsweise schon in der bevorstehenden Ostermeffe zur Abhülfe der gedachten, gewiß allgemein empfundenen Uebelstände den gesammten Wochen markt auf dem Fleischerplatz, da nöthig unter Zuziehung der beiden zunächst gelegenen Alleen der Promenade, zu concentriren. Es wäre in Absicht, zu diesem Zweck dem Platze vorläufig einen Ueber- zug von Wafferkies zu geben, späterhin aber, wenn diese Verlegung des Marktes sich als zweckmäßig erweisen sollte, denselben zu pflastern. Durch letzteres würde zugleich ein großer Staubherd beseitigt werden. Der bisherige Actuar im königlichen Bezirksgericht allhier, Herr Karl Theodosius Vieweg, ist vom königlichen Justizministerium zum Assessor befördert und als solcher an das Gerichtsamt in Chemnitz versetzt worden. (L. N.) * Nach vr. Leuckarts „Untersuchungen über Trielnu» »xirali," ig, m C. F. Winters Verlag) werden die Trichinen durch das Räuchern des Schweinefleisches nicht getödtet. Wie die Weser-Ztg. als ein Curiosum mittheilt, waren im auf gelösten preußischen Abgeordneten-Hause drei Paare von Brü dern, welche in allen Fragen einander consequent entgegenstimmten, nämlich: die beiden Nöpell für Danzig und Breslau, die beiden Rönne für Solingen und Glogau und die beiden Leue für Gummers bach und Salrwedel. Sollten diese drei feindlichen Brüderpaare für das neue Abgeordneten-Haus wiedergewählt werden, so wird jetzt vielleicht dieser Bruderzwist geschlichtet sein; denn da das Mi nisterium nicht mehr zwiespältig ist, warum sollten eS Brüder sein? Der „Nürnberger Anzeiger" meldet, daß seit Aufhören de- Lotto'S in Bayern die Sparkassen einer bedeutenden Zunahme sich zu erfreuen haben, eine Erscheinung, die um so erfreulicher ist, als erst wenige Wochen seit jenem Ereigniß verflossen sind. In Nürnberg selbst klagt man, daß die Fabrikarbeiter noch wenig sparen. Das engl. Frauen-Journal behandelt in seinem letzten Heft die ärztliche Ausbildung der Frauen, welche in Amerika schon ziem lich weit gebracht ist. Es gibt dort bereits über 200 promovirte weibl. Aerzte. Eine außerordentliche Wohltbat wäre es jedenfalls, wenn die Hebammen besser gebildet oder sich mehr Frauen der ge bildeten Stände diesem Berufe widmen würden. Erwiesenermaßen veranlassen die Hebammen eine ganz unglaubliche Menge von Unheil und eS ist namentlich eine der häufigsten Frauenkrankheiten meist nur durch falsche und schlechte Behandlung im Wochenbett veranlaßt.
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