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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186205305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18620530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18620530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-05
- Tag1862-05-30
- Monat1862-05
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.05.1862
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rskk Dpc Westler dringt mit Entschiedenheit auf scharfe Charakteristik und lDnsvoste Auffassung, der nur das feinere Element abgeht. Ex wm un- die Geschichte Leipzigs in ihren bedeutendsten Mo menten vorführen. Aber ist diese Loggia unseres Museums dazu der geeignete Platz, um uns von den Raubrittern des dreizehnten Jahrhunderts, von den Messen unter Markgraf Dietrich, von dem Ablaßunfug, von der Breitkopf'schen Officin aus dem Jahre 1758; um uns von den vor der preußischen Landwehr fliehenden Fran zosen, ferner von der Vertreibung des Hanswursts durch die Neuberin, und uns endlich von den Concerten unter Mendelssohn, Rietz, David und Reinecke in Wandmalereien zu erzählen? Dasselbe Thema, wenn auch in der Wahl der historischen Momente mehrfach abweichend, wird in dem Entwürfe mit dem Motto: „ Es ist die Geschichte eine Zeugin der Zeiten, eine Leuchte der Wahrheit rc.", und zwar zum Theil in sehr effectvoller realisti scher Weise behqstdA. Die Anordnung in den einzelnen Ssteflen. zeigt von Talent, aber das Ganze tragt den Charakter moderner Illustration und hat wenig Innerliches. Wir müssen es als ein Verkennen der Wesenheit der Wandmalerei bezeichnen, für dieselbe so vollkommen naturalistisch gedachte Compositionen in Vorschlag zu bringen. Werke letzterer Gattung haben ihren Höhepunct in der blühendsten Naturwahrheit, in der überzeugendsten scenischen Lebendigkeit, in der abgerundetsten, eingehendsten Lösung der Indi vidualitäten. Solche Wirkungen können aber in dem Material der Wandmalerei weder vollkommen erreicht, noch mit Rücksicht auf das engere Verhältniß zur Architektur gewollt werden. Das Malerische hat sich hier dem Plastischen, die Farbe der Linie, die ungebundene Naturwahrheit sich dem gemessenen, idealisirenden Style unterzuordnen. Am tactvollsten haben sich der Aufgabe gegenüber nach unserm Dafürhalten der Entwurf m:t dem Motto: „ Wie Gott will" und derjenige mit dem Motto: „Germania und Italia" verhalten. Beide vermeiden das zu entfernt Liegende, beide sind sich bewußt, nicht für einen Saal des Kramerhauses, nicht für die Kuppel eines Pantheons, nicht für die Aula einer Akademie oder einer kirch liche Gemeinde, sondern für den Corridor eines Museums neuerer Kunstwerke zu schaffen. Ihre Beziehungen beschränken sich daher nur auf die bildenden Künste, auf ihre wesentlichen Momente und auf kunstgeschichstiche Andeutungen. Doch ist in beiden leider der Gedanke nicht genügend gelöst. In jenen: mit dem Motto: „Wie Gott will^, erscheint die Auffassung in den Formen weichlich, in den Bewegungen geziert; die Linien der Gruppen entbehren des höhern RhhthmuS; gleichwohl ist manches Einzelne recht schön. In dem mit der Bezeichnung: „Germania und ätalia" bleibt die Formgewandtheit des Künstlers hinter der beabsichtigten Groß artiges zurück; es ist Bedeutenderes angestrebt, als zur Erscheinung kommt. Doch das Ganze zeigt von edler Conceptton und ist das Landschaftliche recht schön und die ornamentale Eintheilung sehr gefällig. Genügender in der stylistischen Höhe der Auffassung und von vollendeterer Durchbildung ist ohne Zweifel der mit dem zweiten Preise gekrönte Entwurf mit dem Motto: „Ich singe wie der Vogel singt, Der in den Zweigen wohnet." ES aieht in Landschaften, das heißt als Staffage von solchen,'die biblische Geschichte des alten Testaments bis zum Opfer Abrahams und deutet in Nebenbildern auf Christus und die Evangelisten. DaS Landschaftliche erinnert an die ernste hohe Weise des soge nanntes: alten Koch, läßt aber noch Manches zu wünschen übr:g. Die Raumyerwendung ist im Ganzen einfach und zweckmäßig; der Inhalt der Bilder mcht überladen, dagegen das Figürliche meist schwach. Aber wieder müssen wir fragen, was soll an dieser Stelle dies Stückchen biblische Geschichte? In welchem Zusammen hänge steht es mit unserm Museum und aus welchem Grunde eignet es sich besonders für diesen Corridor? Etwa wie sich alles Große und Edle für ein Museum eignet? Nun, in dieser All- gememheit wsirde freilich noch Vieles hierher paffen. Unter Passendest: ist aber hier zunächst Dasjenige zu verstehen, was einen nähern Zusammenhang mit den: Charakter oder der Geschichte unseres Museums oder, weiter gegriffen, mit dem Wesen und den Elementen der bildenden Künste hat. Daß die Darstellung des SÜndeyfallS und Kains Brudermords, oder auch der Evangelisten geeignet wäre, alle anderen Kunststoffe zu vertreten, will uns nicht eivleuchten. Gewiß würde da die Mythe des Promethäus mehr am Orte sein, wenn auch nicht gerade :n solcher Anordnung wie sie ini dem — übrigens höchst geistvollen — Entwürfe nnt der Bezeichnung: „Nach ewigen, chrnen Großen Gesetzen Müssen wir Alle Unseres Daseins Kreise vollenden." vorliegt. Hätte der Schöpfer dieses Entwurfs nur etwas mehr Rücksicht auf den zur Verfügung stehenden Raum genommen und sich wenigerzu überschwänglichen Attitüden und Form-Ausschweifungen in der Weise Genelli's — an dessen Gestalten er nicht selten auf fallend erinnert — verleiten lasten, ihm bätte unbedingt der erste Preis Zufällen müssen. Seine Entwürfe zeigen eine GMe§ Dnst- lerischer Begabung wie keiner der and««. Obgleich nichts« von Zeichenfehlern und matteren Stellen, spricht doch aus dem groß artigen Rhythmus der Linien, au- dev gewaltige Aufban der Gruppen, aus den mächtigen Formen, die das Schöne zum Er habenen steigern, eine solche künstlerische Reife, die wohl geeignet erscheint, Vertrauen zu einer tüchtigen, durchgebilbeten Ausführung zu erwecken. Es dürfen uns ja überhaupt Zeichenfehler und Lücken :n der Vollendung an solchen Entwürfen nicht irre machen. Hält sich doch der Künstler nur in seltenen Fällen bei der Ausführung an alle Einzelheiten des Entwurfs. Und andererseits kommt öfter der Fall vor, daß die Ausführung im Großen zurückbleibt hmter der sorgfältig durchgearbeiteten und correcten kleineren Dar stellung. Doch solche Erwägungen wurden — und wir stimmen darin den Herren Preisrichtern vollkommen bei — purch oie allzu grpßss Rücksichtslosigkeit de- Künstlers g^gqu, djq Sj^nnverhältniffe verdrängt. Wenden wir uns nun, von den übrigen absehend, dem mit dem ersten Preise gekrönten Entwürfe zu. Der U-Heb« desselben, Herr Große aus Dresden, gegenwärtig in R«m> hat sich die Aufgabe gestellt: „Die bildenden Künste mit den sie bedingenden geistigen und materiellen Kräften, und (als Urbild alles mensch lichen Schaffens) das göttliche Schaffen im Bilde der griechischen und bibltschen Schöpfungsgeschichte" zu behandeln. Es liegt uns in diesem bedeutenden Werke mehr als ein. Entwurf, es liegt uns ein Cyclus äußerst sorgfältig gezeichneter und nicht minder trefflich gemalter Aquarellbilder vor, :n Ton und Farbengebung ganz so gehalten, wie isie in der Ausführung iw Großen -st Ort und Stelle wirken sollen. Ihre Wirkung ist bei der edelsten Einfach heit vollendet zu nennen. Die zu Grunde liegende Conception ist überaus glücklich; die Entwicklung der Idee reich, vollständig, voller Poesie; die Abwechselung und Symmetrie in der Bertheilung der Gruppen sehr geschmackvoll; die Gruppen selbst sind sammt und sonders vom schönsten Aufbau, und in den einzelnen Gestalten offenbart sich ein Schönheitsgefühl, das an die besten Werke der alten Meister erinnert. In so weit überragt das preisgekrönte Werk alle anderen. > Nur Eines muß ihm d:e strengere Kritik — wenn sie nicht, entzückt von dex Fülle all der erwähnten Schön heiten, davon absehen will —, mehrfach absprechen, und dies ist — die originale Ursprünglichkeit. Es ist nicht zu stark auSgedrückt, wenn wir sagen, viele dieser Gruppen und Figuren sind geistvolle Umarbeiten von Gruppen und Gestalten, denen man in den Werken Raphael s und MichH Angelo's, selbst neuerer Meister verwandter Richtung, bereit- begegnete. Nickst als ob wir den Künstler des Plagiats beschuldigen wollten. Dazu ist er zn sehr echter Künstler. Aber seme Auffassung und seine Vorstellungen sind so vollkommen in den Zauberkreis jener großen Meister ge bannt, daß seine Gedanken und Gestalten sich unwillkürlich ihrem Einflüsse hingeben und sich so bewegen und ordnen, wie jene sie in originaler Ursprünglichkeit zu geben pflegest. Mitunter ist es nur das gleiche Ideal, häufiger die Aehstljchkft in Fo»m und Bewegungen, hin und wieder aych die tMMndje Conreption, was uns solche Wahrnehmung machest läßt. Doch wie Dem auch sei, die ganze Composition :ft in ihrer Gliederung, und Abrundung ein durchaus harmonisches Kunstwerk, wohl geeignet, anS ganzer Seele sich daran zu erfreuen. Ob ein solches Werk sich dazu qualifi^fte,al-, Wandmalerei in unserm Museum ausgcführt M werdest, ist wohl nicht in Frage zu stellen, wohl aber ob es in dieser sogenannten Loggia, die doch :m Grunde nichts weiter als ein simpler Durchgang ist, einen paffenden Platz finde. Nach unserm Dafürhalten nicht. Wir glauben, es wird dort einestheiles gar, nicht zu genießen sein, anderntheils wird die Menge der Figuren und das geistige Gewicht des Gegenstandes in dem engen Raume drückend auf den Be schauer wirken. Schon eine kleine Anzahl sich dort zusammen findender Personen wird nicht vermeide« köstney, sich gegenseitig :m Wege stehen. Ein längeres Verweilen wird geradezu unmöglich werden, während doch em solches durchaus erforderlich, ist, um dem Jdeengang der reichhaltigen Compositjpn zu folgen. Dann vergesse man nicht, daß die Bilder gxoßenthesis. Kupprlaemälde sein werden, die einen steten Wechsel des StapdesPftncte-i erfordern, um gesehen werden zu können. Bei der geringen, Breite des Raumes wird dies schon ohne andere Hindern^ seine Schwierig keiten haben. Nun denke nmn sich aber ein zahlreiche- Publicum dort versammelt, das theils mit in den Nacken gelegtem Kopfe sich der Betrachtung hingiebt, theils die Loggia als Durchgang benutzt; da dürfte denn doch die Möglichkeit des Beschauest- aufhören. Doch abgesehen von diesest UebelftLnden, wiy es uns wie eine Sünde Vorkommen, ein Kunstwerk von sicher Reichhaltig^, von o hoher, idealer Bedeutung, von so poellsch - philosophischer Av- chauung des KunftverhältmffeS zu den höchsten menschlichen Vor- tellungen, statt in den Mittelpunkt des KunUeMel-, iv einen chmalen Durchgang zu verlegen. Mast westpe nicht eist, daß sehnliches auch au andern Orten verkomme, daß mast z. B. im neuen Museum zu Berlin die Wandbilder von weltgeschichtlicher Bedeutung in: Treppenhause angebracht have. Jene- Treppenhaus steht in ganz anderem Verhältnisse zum Gesamrntba« «S unsere
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