36 Der Deputation will es nicht unbedenklich erscheinen, in der laufenden Budgetperiode, wo, abgesehen von den hier gestellten Postulaten, im außerordent lichen Budget noch 196,006 Thlr. für Seminarzwecke verlangt worden sind, die Staatsregierung noch zu weiter gehenden Verwendungen zu veranlassen. Uebrigens dürfte der Antrag auch seinen Zweck, dein Lehrermangel abzuhelsen, nur unter der Voraussetzung erreichen, daß ein Mangel an Seminaraspiranten vorhanden wäre. Dies ist aber nach den Erklärungen des Regierungscommissars durchaus nicht der Fall, da sich im Gegentheile bei den meisten Seminarien weit mehr zu melden pflegen, als ausgenommen werden können. Zieht man endlich noch in Betracht, daß durch die oben erwähnte Erhöhung der Stipendien ein vermehrter Anreiz zum Besuche der Seminarien ohnehin ge geben werden soll, so dürfte kein ausreichender Grund zu finden sein, um in dieser Richtung noch mehr zu thun, und beantragt man daher, den obigen Antrag abzulchnen. Bei vorliegender Position wird am passendsten über diejenigen drei gleich lautenden Petitionen zu berichten sein, in denen die Allgemeinen Deutschen Frauen vereine zu Dresden, Leipzig und Zwickau: 1. um vermehrte Anstellung von Lehrerinnen an den Volksschulen in Stadt und Land, 2. um Errichtung von Seminarien für Volksschullehrerinnen nachsuchen. Im jenseitigen Deputationsberichte war hierüber beantragt worden, diese Petition der Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen; die zweite Kammer hat aber dieses Gutachten durch den Beschluß verstärkt: der Staatsregierung diese Petitionen, insoweit dieselben auf Errichtung eines zweiten Seminars für Bolksschullehrerinnen gerichtet sind, zur Be rücksichtigung, im klebrigen aber zur Erwägung zu empfehlen. Die Frage der Ausbildung und Verwendung von Bolksschullehrerinnen ist schon bei früheren Landtagen in Anregung gekommen. Seitens der ersten Kam mer hat man sich bisher in Uebereinstimmung mit dem klrtheile der Staats regierung stets ablehnend dazu verhalten, und zwar aus praktischen Gründen: weil nach den im Lehrerinnenseminare zu Callnberg gemachten Erfahrungen erwiesen war, daß regelmäßig die Hälfte der dortigen Schülerinnen ihrer Gesundheit wegen