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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186912258
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18691225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18691225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-12
- Tag1869-12-25
- Monat1869-12
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1869
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vielen Dank b itzsich I. M meä. r, und )sophi- Amte Senat ange- or der iriau- :n. ndevt- -fforen, :rstärlt : AuS- mehr ürer. er den mischen irchen- zu den acultät znirten l zum C. G. ofeffor, hr, die werden )n und rl der stenten welche Bühne zendem ibe des mschast mann l Bor- Stim- beiden rtzsch, Ehrung lnkbare ertreter ZapeÜ- ju dem ngirten langte, »mische ährend präch- aegen- isement le und eiflung cüßung ch hin- ßscene: inger Neu- ahrdt kamen, l höchst m als nalerei Streben Höhe chnnen »ervor- onisten tul. Vir deutsche Spielwaaren - Industrie. WeihnachtSs-izze für große und kleine Kinder. Auf allen Märkten der Welt, selbst wo deutsche Sprache und ^ Sitte viele hundert Meilen schon aufgehört haben, Eins ist auS unserem Vaterlands sicherlich vorzufinden: die deutschen Spiel- vaaren! AlS das chinesische Reich mit englischen Kanonen geöffnet, als Japan durch das eben so stattliche als bedrohliche Geschwader de- Commodore Perry zu einem Freundschafts- und Handels verträge bewogen worden war und die ersten Deutschen auf den dortigen Märkten eintrafen, da war ihnen das deutsche Spielzeug längst vorangeeilt. Und selbst der fromme Missionair an der Ostküste Afrikas, der auf den Lippen das Evangelium, in der rechten Hand die „Taschenapotheke" hat, in der linken Hand hält er einige Spielwaaren für die kleinen Zulus oder Buschneger bereit, um für seine ersten Besuche Friede und Freundschaft auf dem Umwege durch die Kinderherzen sich zu verschaffen. Millionen -inderaugen erglänzen in diesen Tagen im vollen Strahlen be glückender Hoffnungen und werden bald mit seligen Blicken nach dem „Nürnberger Tand" am erleuchteten Chrrstbaume sehen, den ihnen Elternliebe angezündet und reich behängen hat. Und so möge in der Festftimmung dieser hohen Zeit der Freude, in welcher daS Wort „Kindersegen" sich wie nie mehr im Jahre fühlbar macht, nach der irdischen Seite der oft beengenden und bedrängenden Ausgaben sowohl, wie nach der seelischen des Glücksgefühls durch den Besitz von Kindern, unser Blick der Spielwaarenindustrie Deutschlands zugewandt sein, diesem eben so anziehenden wie großartig entwickelten wirtschaftlichen Zweige deutschen Fleißes und kaufmännischer Intelligenz. Die Metropole dieses ZweigeS industrieller Geschicklichkeit'und Emsigkeit ist seit Jahrhunderten Nürnberg, welches namentlich seit dem Ende der deutschen Freiheitskriege in steigender Ent wickelung begriffen und gegenwärtig zu einer Blüthe hierin gelangt ist, welche den Platz in den Stand setzt, seine Spielwaaren direct oder durch Zwischenhändler nach den entferntesten Puncten des Weltmarktes zu führen. Doch ist diese alte industriereiche Stadt nickt allein im Besitz der Branche geblieben, sondern andere Ge genden sind in Wettstreit mit ihr getreten. ES liefert heutzutage diese deutsche Induftriebranche auf ihrer Höhe nickt nur erstaun lich billige Maaren, sondern, zu hoher Ehre unserer Arbeiter, zugleich so erfinderisck und fein ausgedachte Sächelchen, daß man bei einem Spaziergange durch die Lager und Werkstätten nicht umhin kann, Einzelnem aus dem „Tand" wegen seiner sinnreichen Constrruction seine offene Bewunderung zu zollen, z. B. daS auf Stelzen allein die Treppe heruntergehende Männchen, das sich obendrein noch auf jeder zweiten Stufe überschlägt. (Merkwürdiger weise wird ganz dasselbe Spielzeug auch in altrömischen Schrift stellern erwähnt.) In Nürnberg sind nicht weniger als über 120 Werkstätten für die Branche im Gange, in denen über 1000 fleißige und geschickte Hände alle jene vielfachen Gegenstände aus Holz, Papiermachi, Guttapercha und anderen Stoffen, wie z. B. den verschiedensten Metallen, anfertigen. Alles arbeitet sich hier nach dem Gesetz breitester Arbeitsteilung gegenseitig in die Hände. Die verschiedensten Gewerbe helfen dabei mit, wie z. B. zahlreiche Werkstätten von Buchbindern und Tischlern, Papier fabriken, Farbewaarenhandlungen rc. Der thüringer Wald und daS sächsische Erzgebige, beides Districte mit sehr dichter armer Bevölkerung, haben im Laufe des letzten Jahrhunderts ebenfalls eine Bedeutung für Spielwaaren-Verfertigung gewonnen, sie liefern meist jene zum Verwundern billigen menschlichen Figuren und Thiergestalten aus Holz, mit Bäumen, Häusern, Ställen, Kirchen rc. in Schachteln verpackt, während Nürnberg vorzugsweise die kleinen Gerätschaften und Gegenstände anfertigt, welche höher im Preise kommen und schon für Kinder besser situirter Eltern bestimmt sind, so zum Beispiel Eisenbahnzüge, Locomotiven, Waggons rc. rc. Neven jenen circa 120 Werkstätten beschäftigt Mrnberg noch 50 Drechslereien. Ferner werden in Uber 80 Klempnerwerkstätten allerlei Blech - Spielwaaren in großen Masten producirt: Trompeten aller Art, Kähne, Kochheerde, Kindersäbel rc. Auch Zauberlaternen liefert man mit Hülfe ver besserter Maschinen jetzt in vorzüglicher Güte. Einige Fabrikanten aroeiten nur Springbrunnen-Arrangement, Mühlen ron Wasser getrieben, blecherne Kähne, Schiffe, Schwimmvögel, Fische mit magnetischen Fangnadeln, kleine CarrousselS, menschliche Genre figuren, Caricaturen, Thiergruppen und dergleichen. Was die plastische Naturwahrheit der Figuren und Gruppen lanlangt, so hat sich die Schnitzerei und Formerei seit den letzten zehn Jahren eben so gehoben, wie der Geschmack des PublicumS die Forde rungen jetzt höher stellt. Wie weit die Kunstfertigkeit in den Werkstätten geht, zeigte auf der Münchener Ausstellung ein ge naue- Modell des Schraubenschiffes Wellington mit 131 Kanonen (von Blech). Es ließ sich das Deck abnehmen und das Innere besehen ; kein Raum war vergessen. Auf der Londoner Ausstellung erregten namentlich die eleganten Miniaturequipagen so wie deren billige Preise Aufsehen. Durch die Anmuth der Form haben die deutschen Spielwaaren selbst den französischen Fabriken längst den Rang abkelaufen. Mit dem Aufschwung der Thonwaarenfabri- 122l>3 kation ist die Zinngießerei sehr in Abnahme gekommen. Während letztere früher eine sehr bedeutende Ausdehnung hatte, da die kleinen Teller, Geschirre, Löffel für die Kinder-Puppenstuben meist au- Zinn waren, hat die Thonwaarenfabrikation derartiger Sächelchen die Zinngießerei aus vielen Städten ganz zum Weichen gezwungen. Nürnberg hat heutzutage nur ca. 20 Zinngießer aufzuweisen, die sich mit Anfertigung von Soldaten, Uhren, Schmuck, Möbeln rc. beschäftigen. Die größeren Fabrikanten ver arbeiten jährlich 150 und mehr Eentner des Metalls und beschäf tigen 50 — 60 Mädchen. Doch könnte die doppelte Zahl Arbeit finden, wenn nicht so wenige accurate Aroeiterinnnen vor handen wären. In der Accuratesse nimmt es aber gerade die Nürnberger Industrie sehr genau und dem hat man es zu danken, daß das Nürnberger Fabrikat dem Berliner und Casteler an Schönheit und Richtigkeit der Zeichnung weit voraus ist. Wie man es gegen früher zu einer großen Vollendung in Form und Malerei gebracht hat, so bekundet gegenwärtig der Umstand die Zeichen der Zeit, daß man die Figuren nicht mehr allein aus der wldatenwelt nimmt, sondern auch aus der Naturgeschichte und dem täglichen bürgerlicken Leben. Das Spielzeug ist hierdurch zu einem außerordentlich wichtigen Lehrmittel geworden für die ganze kleine Kinderwelt. Diese große Bedeutung des „Nürnberger Tands" hat neben dem Zwecke des Zeitvertreibes unstreitig den deutschen Fabrikaten die Märkte der Schweiz, Italiens, Frankreichs, Englands, Amerikas und aller überseeischer Länder erobern helfen. Und dieses Streben nach Vervollkommnung der Erziehungszwecke, für Anregung deS Denkens in den jungen Weltbürgern auf dem Wege des Anschauungsunterrichts ist mit jedem Jahre lebendiger und stärker geworden. Hierdurch haben die „Nürnberger Iugend- spiele" ein elastisches Ansehen errungen und die Erfindungsgabe ist in Wahrheit auf diesem weiten Felde bewunderungswürdig. Außer den allgemeinen bekannten Kinder- und Gesellschaftsspielen bringt man bald die mathematischen Grundverhältnisse fester Körper, bald die architektonischen, constructiven Schönheitsverhält- nisse zur Anschauung, und es werden in letzterer Beziehung alle Stile, vom griechischen herab bis zur Renaissance, in den Bau kästen vorgeführt. Seit einer Reihe von Jahren spielen neben den Baukästen auf demselben Gebiete die Modellirbogen eine be deutende Rolle. Nicht weniger mannichfach sind die geschichtlichen Spiele, in denen die historischen Persönlichkeiten spielend dem Verstände der Kinder bekannt gemacht und dem Gedächtniß einge prägt werden. Auch die Lehren der Physik weiß man für die Göhren ebenso geschickt als instructiv zu verwerthen. Selbst Locomotiven baut man jetzt schon in Massen, sowie stehende Dampfmaschinen, mit Spiritusflamme heizbar und leicht in Gang zu setzen. Gegen ein halb Hundert Fabrikanten beschäftigen sich in Nürnberg ausschließlich mit Erfindung und Anfertigung von Iugend- spielen und die Fabrikate nehmen einen steigenden Absatz auf allen Weltmärkten. Bemerkenswert!) sind auck die sogenannten „Sand werke", meist humoristische Bilder mit beweglichen Figuren, Affen- Concerte, Scheerenschleifer, Schuster, Zank- und Prügelscenen, Pepitas, Ducatenmacher und andere productive possnliche Indi viduen. Auch diese Sachen haben sich längst Popularität im Volke erworben und zeichnen sich durch erstaunliche Billigkeit au-. Nürn berg würdig zur Seite steht das ihm benachbarte Städtchen Fürth, das ebenfalls alle angeführten Spielsachen liefert, und zwar meistens für Nürnberger Firmen. Der Hauptsitz der thü ringischen Spielwaarenfabrikation ist das kleine meiningen'sche Städtchen Sonneberg mit zahlreichen Dörfern in der Um gegend, auf denen Alles, selbst die Weiber und Kinder nicht aus geschlossen, mit bienenartigem Fleiße schnitzen und hämmern und nageln und malen. Schon 1735 war hier diese Kunst sehr mannichfach, und ein Musterbuch aus diesem Jahre führt bereits auf: Schiefertafeln, Griffel, Wetzsteine, Spritzen, Gewürzschränkchen und -Kästchen, Schachteln und Schächtelchen in jeder Größe, Salz- und Mehlfäßchen, Schreibzeugs, Nähpulte, Kofferchen, hölzerne Kinderdegen, Flinten, Pfeifen, Kegelspiele, Klappern, Kukuks, Schnurren, Nußknacker, Spiegel, Hemdenknöpfchen, Blei stifte, Bilderrahmen, Wandleuchterchen u. f. w. Später wurden noch kleine Spielkugeln von Muschelkalk m großer Menge ge liefert. Sonneberger Kaufleute siedelten sich über in unsere Nord- und Ostseehäfen, nach Riga, Petersburg, den skandinavischen und amerikanischen Ländern, England und Frankreich. Da daS ungefüge Holz die Köpfe der Puppen und Formen der Thiere nur schwierig und unvollkommen darstellen ließ, wandte man in neuerer Zeit plastische Masse an, Papiermache, Stein pappe rc., entweder ausschließlich oder auch in Verbindung mit Holz. Damit aber war wiederum die Bahn für einen völlig neuen Industriezweig gebrochen, die eigentliche Holzschnitzerei trat in den Hintergrund. Die plastische Brldnerei, das Bossiren von allerlei Spielzeug und Nippsachen der friedlichsten und unendlich mannichfachen Art wurde immer mehr ein Hauptgeschäft. Um den gewerblichen Betrieb bei der Zunahme der Absatzwege noch lohnender zu machen, bildeten sich wieder Arbeitsteilungen, besondere Special-Fabrikationszweige auS, z. B. diese ausschließ lich für Puppen, jene nur für Thiere rc. rc. Man ging iveiter
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