Geschöpf einer Kunst, die nur der Natur mehr dienen will, in seinen Parks sich gestaltet. So wie die bürgerliche Weltanschauung ja fast schon Welt- Zersetzung der englischen Moralphilosophen und Prosaisten die Voraus setzung war für Voltaire und die Enzyklopädie, so hatte auch jenes andere Ideal einer Hingabe an die Natur auf der britischen Insel bereits eine Form sich geschaffen, war Leben bereits und Wirklichkeit geworden in den eng lischen Landschaftsgärten und denen, die sie genossen. Im Jahre 1720 hatte- Kent in Kew-Garden die erste große Anlage verwirklicht, gegen Ende des Jahrhunderts hat der englische Park ganz Europa gewonnen. Er war nicht eine Erfindung Englands. In der ersten Nummer seines All gemeinen Teutschen Garten-Magazins hat schon im Jahre 1804 Goethes Freund Bertuch darauf hingewiesen, daß das Vorbild der Briten in der Garten kunst des Ostens, und zwar der Chinesen zu suchen sei. Die Veröffent lichungen des Architekten Chambers hatten ihn auf diese V ermutung gebracht. Die in Übersetzungen bekannten Gedichte des Kaisers K’ien Lung, des Zeit genossen Friedrichs des Großen, bezeugten, was für ein unendlich zartes und verfeinertes Gefühl für die landschaftliche Natur die Chinesen besaßen. Das Gartengedicht des chinesischen Staatsmanns und Historikers Se-ma Kuang, das Bertuch abdruckte, bewies, daß schon im elften Jahrhundert nicht bloß jene poetisch-hingehende Empfindung in China lebendig war, sondern daß die feinsten Geister Chinas schon damals ihre Gärten und Parks nur nach dem einen höchsten Ziele gestalteten, darin die vollkommenste Hingabe an die tausendfach wechselnden Sensationen landschaftlicher Natur zu finden, gewissermaßen nichts anderes als eine konzentrierte Natur, eine auf engem Raume gesammelte Enzyklopädie der Landschaft in ihnen zu schaffen such ten. Hätte Bertuch noch einen Schritt weiter zurück tun können, so hätte er gefunden, daß schon im 8. Jahrhundert der große Dichter und Maler Wang Wei sein eigenes Landgut zugleich im Wort und Bild in einer Weise verewigt hat, die zeigt, daß es ihm bei aller Kraft und Suggestion des Natür lichen gar nicht so sehr auf eine Schilderung des Wirklichen als auf das Bild einer unendlich ergreifenden Landschaft der Seele ankommt. In eine min destens ebenso frühe Zeit geht also schon die Landschaftsgärtnerei der Chi nesen zurück. Und wie die chinesische Philosophie und Staatskunst, durch die Übersetzungen der Jesuiten vermittelt, zum erstenmal in der Aufklärung ihre Wirkung auf Europa ausübten, wie die chinesischen Architektur- und Geräteformen, durch den ostindischen Handel des 17. Jahrhunderts nach 8