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Dresdner Nachrichten : 09.10.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186310097
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18631009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18631009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1863
- Monat1863-10
- Tag1863-10-09
- Monat1863-10
- Jahr1863
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.10.1863
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der der Welt noch dem Herzen, darin sein Recht geschieht. Und daS möchte noch hingehen, könnte nur der Verstand des Zu» schauer- damit zurecht kommen. Die Moral duldet Ausreden, aber nicht die Logik. Wenn Gutzkow den schwankenden und haltlosen Helden seines Dramas in eine entschuldigende Pa rallele mit einem Weißlingen und Clavigo zu bringen gesucht hat. so muß ihm nicht nur eingehalten werden, daß in den Götheschen Dramen dem Weißlingen ein Götz, dem Clavigo ein Beaumarchais als der wirklich intcrelsirende Held gegenüber steht, sondern daß es auch einen großen Unterschied macht, ob man einen, wiewohl schwachen Helden so darstellt, daß alle seine Handlungen auf das schärfste vom Gesetze der Motivation beleuchtet werden, oder ob man, wie es hier geschieht, seine Ent schlüsse von ganz unklaren oder unglaubhaften Motiven abhän- gen läßt. Eine Geldheirath ist überhaupt kein Motiv, auf das sich die Bewegung eines ernsten Dramas gründen läßt. Die Empfindung des Zuschauers verurtheilt es als zu gewöhn lich, als gemein, ja sogar als unverständig. Daß aber eine Geldheirath zuletzt dem hier geschilderten Conflict zu Grunde liege, offenbart sich, wenn auch sonst durch allerhand pathetische Reden beschönigt, naiv genug an einer Stelle, wo Werner sagt: „Jetzt, wo ich dem Leben nicht mehr Trotz zu bieten habe, thaut die Decke auf^ — die Decke nämlich seiner alten Gefühle, der Liebe zu seiner verlassenen Anverlobten. Und daß Werner zuletzt doch die Straße der Pflicht nicht verläßt, mag zwar sehr erbaulich sein, es macht aber den Conflict, in den wir ihn anfangs so heftig hineingezogen sehen, noch unwahr scheinlicher. Die Annahme einer akademischen Professur anstatt einer Nathestelle bezeichnet am Schluß die große Wendung im Leben des Helden. Muß man da nicht ausrufen: pouiPwi tsnt cke bruil pour uns oinklell«? Wir müssen bei alledem ein räumen, daß Herr EmilDevrient es versteht, diesen Cha- racter zu einer glänzenden Erscheinung zu verklären, der indessen immer die Consistenz fehlt. Sie bis zur Wahrheit zu verdich ten, hat ihm der Autor selbst unmöglich gemacht. Von den übrigen Darstellern fanden besonders Beifall: Frau Bayer als Julie, Fräul Guinand als Marie Winter und Herr Walther als Assessor Wolf. — Mit allerhöchster Genehmigung ist dem von der Anton straße zwischen den Grundstücken 18 und 19 derselben nach der Hellerstraße führenden und im Adreßbuchs mit dem Namen „Neuer Weg" bezeichneten Wege die Benennung „Turner-Weg" beigelegt worden. — Eine größere Abtheilung Artillerie rückte gestern Mor gen mit Sack und Pack nach Nadeburg aus. Es sollen dort Pferde-Einkäufe gemacht werden. — Mit dem Hereinschaffen der Orangeriebäume aus dem Zwinger in ihr Winterhaus hat man gestern begonnen. — Wie verschiedenartig sich die Leidenschaften der Men schen bei Glücksfällen kund geben, dies zu beobachten haben be sonders Lotterie-Collecteure die beste Gelegenheit. So auch die ser Tage^ Herr Ernst Schatz in Pirna, in dessen Collecte ein Achtel von dem 100,000 Thaler-Gewinn gefallen war. Die Inhaberin des Looses, die Tochter eines Häuslers bei Struppen, soll von dem Glücksfall in Kenntniß gesetzt werden, ist aber nicht in ihrer Wohnung anzutreffen, indem sie gerade auf dem Staatsguts in Struppen mit Kartoffelausnehmen beschäftigt ist. Hier angelangt, geht die Arbeitgeberin der Glücklichen mit Hrn. Schatz auf das Feld und Beide hoffen großen Jubel. Anne- Liese aber bleibt kaltblütig, das Glück berührt sie nicht mehr, als wenn sie auf dem Felde einen Neugroschen gefunden hätte Als sie von der Madame aufgesordert wird, doch die Arbeit in Folge dieser Nachricht liegen zu lassen, ertönt es: , Ich wär' doch niche den halben Tagloyn einbüßen!" Auf die Einladung des CollecteurS: morgen nach Pirna zu kommen, erwidert sie: „Mor gen von der Arbeit wegbleiben kann ich nich, ich komme uf den Sunt'g!" Wie gesagt: eine solche stoische Ruhe, eine solche Pommade in Naundorf bei Struppen, das geht wahr haftig über die Puppen. — Als Nachtrag zu der treulichen Notiz über Kohlen transport naK, hier aus den Possendorfer Werken ist zu er wähnen, doH^seit Eröffnung der eigenen Zweigbahn (vom 7. Januar 1863 an) nach der AlbertSSah« und andere» Bahnen bis zunt 1. Oktober d. I. 507 Züge mit 10,435 LovrieS, m Summe mit 511,619 Scheffel Kohlen übergeführt wurden, was ca. 1 Million Centner Fracht für die AlbertSbahn abgäb. Der neulich von diesem Werke hier angekommene bekränzte Zug brachte sonach nur die erste Ladung für die seit Kurzem neu» gebaute und eröffnete Niederlage des Possendorfer Steinkohlen» bau-Vereins. — Bei dem Dreißigtausendthaler-Gewinn, welchen Göttin Fortuna gestern in die Collection des Herrn D. Wallerstein fallen ließ, sind vier Brenner in der Porzellanfabrik der Herren Villeroy u. Bloch mit einem Achtel betheiligt. — Als am letztverflossenen Sonntage Nachmittags halb 6 Uhr der Zug mit Passagieren aus Chemnitz, Leipzig und Meißen hier ankam (wenigstens 150 Personen), war nicht ein einziger Wagen, weder Droschke noch Zweispänner, vorhanden, blos 4 gelbe Dienstmänner. Es wurde gejammert, geflucht und geschimpft. Fast nach etwa 10 Minuten stellten sich emzelne Droschken ein. die aber schon in der Ferne von Entgegeneilenden örmlich „erstürmt" wurden. Was mögen da die Fremden für einen Begriff von der Fahrordnung Dresdens bekommen haben! — -s Ein neuer Verein wird sich in diesen Tagen con- stituiren, der sich eine große, in Dresden nie dagewesene Auf gabe gestellt hat, deren Lösung wohl aber nur im großen Interesse des großen Publikums sein kann. Dieser Verein wird nichts anderes sein, als eine „Bierprüfungscommission." Diese Commission wird aus sachkundigen Biertrinkern bestehen, welche ihre Thätigkeit, das heißt, im Probiren der Biere, m umfang reicher Weise entwickeln und allwöchentlich in öffentlichen Blät tern diejenigen Lokale namhaft machen wird, welche das beste Bier schänken. Es steht zu hoffen, daß diese Manipulation nur einen guten Erfolg haben und allen Biertrinkern zum Heile sein wird. Also nur tüchtig probirt! — Dienstag Nacht gegen 1 Uhr brannte die Schmiede des Herrn Teutscher in Mitteloderwitz bei Zittau ab, wobei der Schmiedepächter mit verbrannte. Er war 40 Jahre alt, Bräutigam, und sollte den nächsten Sonntag aufgebotrn werden. Spät nach Hause gekommen, hatte er sich auf dem Boden in's Futter zur Ruhe gelegt. Früh fand man den Unglücklichen als halb verbrannte Leiche an der seit Jahren nicht geöffneten und daher jedenfalls schwer zu öffnenden Hinterthür zusammen gekauert, so daß die Vermuthung Raum gewinnt, daß er vor Feuer und Rauch zur vordern Thür nicht hat heraus gelangen können und nicht im Stande gewesen ist, die Hintere Thür zu öffnen und durch sie sich zu retten. — Alterthumsfreunde und Verehrer eines edlen Baustyls werden darauf aufmerksam gemacht, daß unsre Residenz von heute an eine Seltenheit weniger zählen wird. Das kleine Häuschen, unter dem Scherznamen Hotel „Bücke Dich", auch Onkel Tom's Hütte bekannt, große Plauensche Gasse Nr. 19, wird von jetzt an ein Raub der Zerstörung. An seiner Stelle soll ein neues Gebäude aufgeführt werden. — Zur Gedenkfeier an das 50jährige Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig hat der hiesige Zinngießer Böhmer in der Scheffelgaffe drei recht nette Denkmünzen geprägt, wovon zwei mit Henkeln versehen sind. Vorzüglich gelungen ist die mit der Umschrift: „Dank unfern Vätern für die erkämpfte Freiheit." — Ein Curiosum zur Leipziger Festfeier ist soeben von F. Bogen in Leipzig ausgegeben worden. Es ist dies ein La- lenäsrium Perpetuum, ein immerwährender Kalender, in Form einer Gedenkmünze der Schlacht bei Leipzig 1813, in der Größe eines alten preußischen Thalers in Metall geprägt. Dies eigen- thümliche Werk vereinigt durch seine astronomische und kalen darische Beschaffenheit den Werth einer Denkmünze mit dem Nutzen eines immerwährenden Kalenders. — Gestern Nachmittag wurde am See ein mit Abladen von Bierfässern beschäftigter Bierschröter aus Nickern von einem Sandwagen überfahren. Das Rad ging über den linken Arm und schälte das Fleisch des Vorderarmes vom Handgelenk bis zum Ellnbogen los, außerdem ist ein bedeutender Knochenbruch vorhanden und das Muskelfleisch zermalmt. Der raschen Hülfe
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