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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186705208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-05
- Tag1867-05-20
- Monat1867-05
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1867
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Cantate-Hauptversammlung des Sörsenvereins der Deutschen Luchhändler. ^Leipzig, 19. Mai. Heute Vormittag 9 Uhr begann im Saal« der Buchhändlerbörse die statutenmäßig alljährlich am Sonn tag Cantate stattfindende Hauptversammlung des den ganzen deut schen und mit Deutschland in Verbindung stehenden auswärtigen Buchhandel umfassenden allgemeinen Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Unfern Lesern theilen wir aus den Verhandlungen nur daS allgemein Interessantere mit. DaS „Bureau" des Ver eins bestand bei Eröffnung der Versammlung auö den Herren Carl Hoffmann auS Stuttgart, E. F. Thienemann aus Gotha, Franz Wagner auS Leipzig, vr. W. Engelmann von hier. Die sem Bureau deS Vorstandes stehen noch vier Ausschüsse zur Seite, ein Verwaltung--, ein Wahl-, ein Rechnung-- und ein Vergleichs- AuSschuß. Um eS gleich hier zu erwähnen, ward die ErgänzungSwahl für den Vorstand und die Ausschüsse Heuer dergestalt rn die Gegen stände der Tagesordnung eingereiht, daß die Versammlung wenig sten- da- Ergebniß der Wahl des neuen Vorstand-Präsidenten und Vicepräsidenten erfahren und die Erklärungen der Gewählten über Annahme oder Nichtannahme entgegennehmen konnte. Präsident und Vicepräsident de- Vereins wurden mit bedeutender Stimmen mehrheit. die an Einhelligkeit streifte, die Herren Julius Sprin ger und Adolph EnSltn, Beide aus Berlin. Beide erklärten sich in würdevollen und liebenswürdig bescheidenen kurzen An sprachen zur Annahme der Ehrenämter bereit und wmden von der Versammlung durch Acclamation geehrt. Der erste Gegenstand der Tagesordnung war der Geschäfts bericht über das verflossene Vereinsjahr 1866/67 und der Cassen- bericht. Ersterer ward von Herrn Franz Wagner verlesen. DaS Bild, welche- er von den Einwirkungen de- verhängniß- vollen Kriegs- und Cholerajahres auf den Buchhandel mehr in leichten Umrissen als in auSgeführten Schilderungen entrollte, war begreiflicher Weise kein erfreuliches. Unsere Leser dürfte nur die große Todtenliste deS Vereins, an welche sich die Aufzählung der Übrigen dem Börfenverein nicht angehörigen etablirten oder nicht mehr etablirten Buchhändler anschloß, interessiren. In der letzter« kam auch der Name des vormaligen Besitzers der C. F. Wiater- schen Buchhandlung und dieses Blatte-, de- Herrn Erdmann Polz vor. Der zweite Gegenstand der Tagesordnung war eine Ansprache von Seiten deS Vorstandes, welche sich auf die Enthüllung einer Gedenk-, Ehren- oder Votivtafel für den wackern Gründer de- Unterstützung-Verein-, für den Buchhändler Georg GropiuS in Berlin, bezog. (GropiuS hatte diesen verdienst- und seqenS- vollen Verein, dem wir das beste Gedeihen wünschen, zur Oster- meffe 1836 „für deutsche Buchhändler und BuchhandlungSgehilsen" gegründet und am 19. September 1838 die erste Unterstützung auSgezahlt.) Diese kurzen, aber ernst empfundenen Worte ver fehlten ihren Eindruck nicht und bereiteten die Versammlung auf den Anblick der äußerst geschmackvoll auSgeführten im Hintergründe de- Saale- der Börse unter der dem Orchester gegenüber befind lichen Gallerte angebrachten Gedenktafel, einer von weißem Ge stein umrahmten dunklen Platte mit schöner Goldinschrift, würdig vor. Ein Mitglied deS Vorstandes jene- Unterstützung-Vereines dankte mit sichtlicher Rührung für diese dem Stifter de- letzter« noch im Grabe erwiesene Ehre, welche die Geber ehrt. Die Verhandlungen wickelten sich, da ein weiterer Antrag nicht eingebracht war, rascher als gewöhnlich ab und endigten schon gegen 10 Uhr. M. Die vom Vorstande deS Börsenvereins wie alljährlich ver anstaltete literarisch-artistische, meist typographische Ausstellung im Parterresaal der Buchhändlerbörse ist für da- weitere Publi cum noch geschloffen, soll aber diesem von Donnerstag an zu gänglich gemacht werden. Diese Beschränkung de- EivtrittS war durch die gemachten Erfahrungen nothwendig geworden und darf also nicht verwundern. Fünfte Hauptprüfung am Conservatorium -er Musik. DaS Programm der Prüfung vom 17. Mai bezog sich wieder, wie da- der vorigen Woche, auf Leistungen im Gebiete der Kam mermusik, nur mit dem wichtigen Unterschiede, daß, während die vier Nummern de- ersten ThnlS Werken vom Meister Beethoven und andern schon längst bekannten Tondichtern gewidmet waren, der zweite Theil drei Compositionen von Zöglingen de- Conser- vatoriumS brachte. — Herr Charles Davieson auS Man chester (Pianist), von den au« den vorhergeganaenen Prüfungen »nS schon bekannten Herren Rich. Arnold (Violinist) und Rich. Lorleberg (Violoncellist) sehr lobenSwerth unterstützt, eröffnet« den diesmaligen VortragSreigen mit einem Trio von Adolph Henselt (1., 2. und 4. Satz). Referent hatte vor mehreren Monaten einmal Gelegenheit, Herrn Davieson in demselben Stücke 3711 zu hörm und fand sich, zufolge einer Vergleichung der damalige» und diesmaligen Leistung, sehr angenehm überrascht durch die er staunlichen Fortschritte, welche der junge Pianist seitdem in Tech nik wie in Vortragsart gemacht hat. Was aber vorzüglich bei Herrn Davieson erfreulich auf den Zuhörer wirkt, ist du sichtbare Begeisterung, mit welcher derselbe sich seinem Borttage hingiebt, und um wächer willen man ihm du hin und wieder »och etwa vorkommenden Unebenheiten gern vergißt; so daß, nach dem Maß stabe de- an Prüfungs-Abenden stattfindenden reichlichen (aufrichtig gesagt: öfter- bi- zur Annullirung ihre- WertheS sich «ersteigen den) Ovationen, Herr Davieson, unserer Ueberzeugung nach, für seine brave Leistung eigentlich noch größere Beifallsbezeigung verdiente, als ihm zu Theil geworden. Fräulein Marie Hey- nau auS Leipzig, welche mit Herrn Julius Hegar Mendels- sohn'sche Variationen für Pianoforte und Violoncell vorttug, be kundete sich als feine, geschmackvolle Pianistin, deren Leistungen nicht verfehlen, auf da- Publicum einen recht angenehmen Ein druck zu machen. Herr Hegar bestätigte durch die Ausführung seiner Partie unsere stets gehegte gute Meinung von seinem Ta lente. — In gleicher anerkennenSwerther Weise, wie im Henselt- schen Trio, unterstützten die Herren Arnold und Lorleberg auch Herrn Heinrich Gelhaar (auS Steinau), der im 1. und 2. Satze de- Beethoven'schen Trio- (Op. 70) sich als Pianist produ- cirte und dessen Leistung von vielem technischem Fleiße Kunde gab. — Herr Alfred Richter (gleichfalls unS auS der letzten Prüfung schon bekannt) nebst seiner Schwester, Fräulein Liddy Richter, trugen Carl Reimcke's ImpromsKu für zwei Pianoforte über ein Motiv (de- Wassergeistes) auS Schumann'- „Manfred" vor. Unstreitig war diese Leistung, nebst dem Vorträge der Men- delSsohn'jchen Variationen, die vorzüglichste von allen vier Piano- forte-Borführimgeu. Wenn dem Anschläge Fräulein Richter'- auch noch der seelische Hauch fehlt, so sind jedenfalls Leichtigkeit und eine gewisse Eleganz in der PaffagenauSführung, wie auch sonstige technische Präcision im allgemeinen nicht zu verkennen. Herrn Richter- Vortrag dagegen erschien unS diesmal recht erwärmt, beseelt, was bei dem jüngst vorgeführten Coneerte desselben Autor- weniger der Fall war, wahrscheinlich, weil er damals von den zu überwindenden Schwierigkeiten sich zu sehr beengt fand. Wir möchten daran einen, jungen Künstlern überhaupt geltenden Wink knüpfen, nie mit dem Vorträge von Werken brillireu zu wollen, deren mecha nisch-technische Anforderungen ihre eigene Fertigkeit nicht im Stande ist, wenigstens um die Hälfte noch zu überragen, da mit sie frei und ungezwungen sich ganz dem geistigen Theile deS VorttageS zuwevden können. — Als Componisten traten vor da« Publicum: Herr Eduard Groenevelt auS New-Orleans (den wir als tüchtigen Geiger schon kennen gelernt) — Quartett für Streichinstrumente; Herr Charles Heap auS Birmingham (dem Leipziger Publicum fett noch längerer Zeit schon alS eleganter, feiner Pianist bekannt) — Trio für Piavoforte, Violirte und Violoncell (Allegro, Andante, Scherzo); und Herr Iohan Swendsen auS Christiania (dessen reizende- Octett in der vorjährigen Prüfung, wie auch in den Kammermusik-Soireen der letzten Saison alle wirklichen Kenner entzückte und nur einen „gewissen Herrn" zu Andeutungen seine- Mißbehagen- nicht allein durch die Feder, sondern sogar durch mimisch-plastische Evolutionen veranlaßte) — Quintett für zwei Violinen, zwei AltoS und Violoncell. — ES versteht sich von selbst, daß daS einmalige Aahören »euer Werke keine positive, eingehende Beurtheilung derselben zur Folge haben kann: eS ist nur möglich, den allgemeinen ersten Eindruck anzudeuten, der dem Zuhörer geworden. Dem Groeuevelt'schen Quartett wohnt im Allgemeinen eine ursprüngliche, — wir möch ten fast sagen: Hahdn'sche — frische Naivetät inne, die jedem Nichtblasirten wohlthun muß; eS klingt wie die Abspiegelung eims im freien Walde, auf weitem unbegrenzten Wiesenplane sich ent falteten GemütheS, ohne jedoch dabei vom Einflüsse unserer Zeit unberührt, ohne dm Anforderungen heutiger eleganter Technik fern geblieben zu sein. Einen besonder- guten Eindruck hinterließ da- ebenso fein gedachte, wie fein auSgeführte Scherzo, ohne da durch da- Verdienst der andern Sätze zu beeinträchtigen. DaS Ganze zeugte von einem durch gereifte Ueberlegung geläuterten tüchtigen Talente. Ja dem Heap'fchen Trio waltete dagegen die Frische jugend lichen UebermutheS auS den Regionen städtischer Civilisatiou vor: eS ist Geist und seelische Gluth darin,, aber getragen von der Eleganz heutiger SalonS; ein Genre unserer Zeit, wie er bei Mendelssohn und Chopin zu Meisterwerken emporwuchS. DaS Andante besonder- bekundete Herrn Heap'S sehr anerkenuenSwerthe Begabung für diese Art Kammermusik. Von dem Swendsen'schen Quintette können wir nur im vollen Maaße bestätigen, waS wir schon bei früheren Gelegenheiten von desselben jungen Componisten höchst beachteaSwerther schöpfe rischer Begabung gesagt hatten. Ein Sohn der NordlandSberge, zieht e- ihn sehnsüchtig zurück nach jenen riesigen Tannen auf weit in die See hineinstarrenden hohen Felsenklippen, die stet- mit Eis und Schnee gekrönt sich zeigen, wo dumpfe- Sturm getöse mit hohlem Adlergekrächze oder wildem Bärengebrülle ab-
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