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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187104294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-04
- Tag1871-04-29
- Monat1871-04
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.04.1871
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1684 und Behandlung de- menschlichen Körper- zu ver schaffen. Die Behandlung de- Schulkindes ist der erste Haupttheil der Schrift, in welcher über daS Gehirn, die SinneSwerheuae, den Bewegungs apparat, das Blut, Schulkinderkrankheiten viel BeherzigenSwenheS gesagt wird. WaS den zweiten Thell: die Belehrung de- Schüler- über die Ge sundheit anlangt, so hat sich Referent gefreut, daß er seine schon vor 10 Jahren ausgesprochenen Ideen über den Gesundheits-Unterricht in der Volksschule von so compelenter Seile bestätigt sieht. ES muß dieser UnterrichtSgegenstand seine Stelle endlich in der Schule überall bekommen, und methodisch (wie eS bereit- hier und da ge schieht — Prof. Bock gehl zu weit, wenn er sagt, daß so erfreuliche Aussprüche überKörperkenntmß, Gesundheitslehre rc., wie sie bei Salzmann, Dinter zu lesen sind, jetzt vergeben- bei einem Pädagogen gesucht würden behandelt werden. WaS die Schrift über den Stofs dieses Unterrichtsgegenstandes, über den Anfang desselben schon bei kleinen Kindern, und über die Eintheilung, über den Gang der Be lehrung sagt, ist klar und dürste allen Denen dringend zu empfehlen sein, die Gesundheitsunter- richt einführen wollen. Am Schluß der Schrift wird auch ein Wörtlein über die Kindergärtnerei gesagt, welches wir gern unterschreiben, zumal da es aus die Seminare für künftige Mütter und Er zieherinnen hinweist und mit dem Gedanken schließt: „Nur wenn die Mütter bessere Erzieherinnen, als sie zur Zeit sind, werden, läßt sich aus ein besseres Menschengeschlecht, als das jetzige ist, hoffen." Möge der für Menschenwohl und Menschenauf klärung unablässig wirkende Verfasser die Freude erleben, daß man dem Schriftchcn die allseitigste Beachtung und Aufmerksamkeit widmet, die es in der That verdient. —I. Leimig, 28. April. Den Handelskammern ist vom Generqlpostamte die Mittheilung zuge gangen, daß es die durch Bekanntmachung vom 24. Februar d. I. empfohlene Signirung der Packete mit der Adresse des Empfängers obligatorisch zu machen beabsichtigt, und eS sind dieselben zugleich aufgefordert worden, etwaige darauf bezügliche Bemerkungen, bez. Wünsche kund- zuaeben. * Leipzig, 28. April. In der heute in Berlin statt findenden außerordentlichen General-Versamm lung der Berlin-Anhaltischen Eisenbahn, welche der ordentlichen Generalversammlung un mittelbar folgt, sollte unter andern Anträgen der Gesellschafts-Vorstände auch der zur Berathung kommen, das Stamm-Actien-Capital um 3,t»o0,000 Thlr. zu erhöhen und eine neue Prioritäts-Anleihe bis zum Betrage von 7,000,000 Thlr. aufzunehmen, um in dieser Weise dte Mittel zur Ausführung der Erweitern ngS- projecte zu gewinnen. Zu letzteren gehören der Erwerb der von Roßlau nach Zerbst führenden Leopolds-Eisenbahn, der Bau einer Eisenbahn von Zerbst bis zur anhaltischen Landesgrenze, zum Anschluß an die Bahn nach Magdeburg, und der Bau einer Eisenbahn von Wittenberg nach Fal kenberg oder Herzberg, zum Anschluß an eine von Kohlfurt nach Falkenverg zu bauende Eisenbahn rc. DaS neu zu emittirende Actien - Capital der 3,'»00,000 Stück Stamm-Acticn zerfällt in 17,500 Stück, jede zu 2oo Thlr., und tst jede Actie mit einer laufenden Nummer beginnend mit Int. I). Nr. 1 bis 17,500 zu versehen. Bei Begebung der neuen Stamm-Aclien soll den Inhabern älterer Actien ein Vorzugsrecht dahin eingeräumt werden, daß dieselben aus je 3 Actien eine neue Actie ü 200 Thlr. innerhalb einer noch festzustellenden Präclusiv-Frist zum Nomiualwerthe beziehen können. — Die zur Vorlage für diese Generalversamm lung bestliumte Denkschrift inotivirt die Absicht der Gesellschaft ausführlicher und sagt dabei Folgendes: „Das Anlagccapital der Gesellschaft ist bisher durch 8'/, Millionen Thlr. Stammaktien und 8'/, Mil lionen Thlr. Prioritäten beschafft, von welchen letzteren bis jetzt überhaupt 1,143, too Thlr. getilgt worden sind. Abgesehen davon, daß der Munster für Handel und Gewerbe für die Beschaffung der für die Neubauprvjecte nöthigen Geldmittel die Bedingung gestellt hat, daß mindestens derselben in Stamm-Aclien bestehen müsse, so liegt eS auch offenbar im Interesse der Solidität deS Unter nehmens, daS Berhältniß zwischen Stamm- und PriorilätS-Actien ntcht zu stark zu verrücken. Zu diesein für sich sehr schwer wiegenden Momente treten noch verschiedene finanzielle Erwägungen Zunächst ist die Zeit vorüber, wo die größeren Eisenbahn-Gesellschaften Anleihen zu 4 Proc. con- trahiren konnten. Auch die solideste Eisenbahn- Gesellschaft muß sich jetzt dazu verstehen, für groß Posten 5 Proc. Zinsen zu zahlen und sich mit einem Eourse von etwa 07 Proc. zu begnügen. Ist sodann die Amortisation der Anleihen mit ' Proc. zu bewirken, so belastet sich die Gesellschaft mit einer Zins und Amortisations-Zahlung von genau Proc. Es tritt hinzu, daß die Slaats- Eiscnbahnstcuer progressiv von 2V, bis zu 20 Proc. (von 4 Proc. deS Reinertrages 2>, Proc., von 5 Proc. des Reinertrages 5 Proc. und von 0 Proc. des Reinertrages to Proc, von dem weiteren lieber schuß 2o Proc.) steigt, daß mithin diese Steuer mit der Steigerung deS Stammaktien-Eapitals und mit der dadurch herdeigeführlen Minderung deS Procenlsatzes der Dividende fällt. Es kommen ferner in Betracht, daß, wie ein Blick auf den Courszcttel zeigt, sehr schwere Eisenbahn-Actien verbältnißmäßig niednger stehen, als — unter sonst gleichen Verhältnissen — Eisenbahn Aclien mit mäßigerer Dividende. Tie Vermebrung der Sramm- actien entspricht deshalb dem Interesse derActionaire und in der Regel selbst dem Interesse derjenigen Actionaire, welche zum Erwerbe der neuen Aktien einen Theil ihrer alten Actien verkaufen müssen. AuS diesen Gründen wird vorgcschlagen, den im Ganzen zu 10,214,730 Tblr. veranschlagten Geld bedarf durch 3,500,000 Thlr. Stammactien und 7,"00,ooo Thlr. in Prioritäten ü 5 Proc. zu be- chaffen. Gerechtfertigt dürfte eS sein, den jetzigen Actionairen auf drei alle Stammactien das BezugS- recht einer neuen Stammaktie zum Nennwerthe zu ichern. Selbstverständlich ist, daß die Prioritäten, soweit sie nicht erforderlich sind, entweder nicht emittirt, oder sofern die- unvermeidlich, im Porte feuille der Gesellschaft zurückbehalten werden." * Leipzig, 28. April. Dem Briefe eines Unter- ofsiciers der Hundertsiebener aus Sedan entnehmen wir Folgendes: ... „WaS unS hier aber zeyt am meisten drückt, das sind die furchtbar hohen Preise, denen zufolge trotz der Feldzulage eben Nichts übrig bleibt, ja man muß sich noch ganz gewaltig emschränken. Dazu kommt noch, daß dw Gesinnungen der Bevölkerung nicht die günstigsten für unS sind, ja eS haben sich vielmehr die strengsten Befehle zur Vorsicht nothwendig ge macht, die durchaus begründet sind, da z. B. seit dem ersten Feiertag ein preußischer Artillerist ver schwunden ist, ohne daß über sein Verbleiben Etwas zu ermitteln gewesen wäre. Auch ein Soldat wurde auf dem kurzen Wege von hier (Sedan- nach Givonue angefallen, jedenfalls keine erfreulichen Wahrnehmungen für uns. Daß mit diesen Thatsachen die Sehnsucht nach der lieben deutschen Heimath wächst, ist felbsterklärlich, nur läßt sich's leider heute nicht sagen, ob und wann dieser Aller Wunsch erfüllt werden wird." — In einem Soldatenbriefe aus Novy, 17. April, steht wörtlich zu lesen: ... „Zu essen bekommt man auch Nichts, bloS stinkende-Fleisch, 14 Bohnen Kaffee, ein Bischen Reis, das ist AlleS. Dagegen findet das Exerciren sehr pünktlich von 8 bis 10 Morgens und von »/«2 bis >/r5 Nachmittags statt, es mag regnen wie es will Wenn wir 3 bis 4 Tage Nichts fassen, fragt Niemand danach." .. . * Leipzig, 28. April. DaS Festeomite des Börsen-Vereins der deutschen Buchhänd ler. bestehend aus den Herren C. Voerster, A. Roßbach-Teubuer, E. Geibel zun., H. F. Giesecke, F. LiebeSkind, F. List und Rich. O. Reislind, hat bereits feine THLtigkeit entwickelt und Veranstal tungen dahin getroffen, daß am 6. Mai Abends 7 Uhr die gesellige Vereinigung im großen SchützenhauSsaale und da- Buchhändler-Fest mahl am Cantate-Sonntag, den 7. Mai präcis 1>/, Uhr Mittags, ebenfalls im Schützenhause stattfinde. Die Anmeldungen zu letzterem müssen spätestens bis zum 1. Mai bei Herrn A. Roßbach- Teubner erfolgen, und e- wird hierbei von dem Fest-Comitc ausdrücklich erwähnt, daß Gäste auch zum diesjährigen Festmahle willkommen seien. * Leipzig, 28. April. Die am Johannisplatzc zu erbauende Fleischhalle ist nunmehr über die Erdoberfläche herausgebaut, so daß der Oberbau unaufhaltsam in Angriff genommen werden kann. DaS Bauwerk wird m seiner äußeren Gestalt der Landfleischerhalle am Plauenschen Platz ähnlich werden, die Länge des GebLudeS 57, die Breite 32 Ellen betragen ; die Zahl der Fleiscbstände ist auf 32 bemessen; in den verschiedenen Theilen werden Räume für die Waage, ein Waschlocal, Abtritte und eine Hausmannswohnung angebracht werden. — Ueber die Feier des Geburtstages Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen im Haupt quartier zu Compiigne berichtet das Dr. I.: Morgens gegen 9 Uhr gratulirten sämmtliche Offi- ciere und Beamte des Stabes Sr. königl. Hoheit im Schlosse, wobei der älteste Officier, General- lieutenant Herkl, General der Artillerie der 3. Armee, eine Ansprache an Höchstdenselben hielt und in derselben allen den Wünschen Ausdruck gab, die für den fürstlichen Feldherrn gehegt werden. Um lo Uhr Morgens begab Sich Se. königliche Hoheit nach dem Schlvßpark, wo dicht vor der dort befindlichen Appareille von 8 Officieren deS Obercommandos eine Quadrille zu Ehren des Tages geritten wurde. Nach Beendigung der Quadnlle erschienen zahlreiche preußische Officiere zur Gratu lation, vor allen der Prinz August von Württem berg, Prinz Elimar von Oldenburg, die beiden Prinzen Hohenlohe, der Prinz von Hohenzollern :c. Im Laufe des Tages trafen dann sächsische Ofsi- ciere aus allen Richtungen ein. Um 6 Uhr fand großes Diner im Schloß statt. Das Hoch auf den Prinzen wurde hierbei von dem Comman dern der 5. Cavalleriedivision, Generallieutenant v. Rheinbaben, in eben so durchdachter, als war mer Rede ausqebrachr. Der General halte sich die Frage zu beantworten gesucht, wie so große kriegerische Erfolge hätten erreicht werden können. Er glaubte den Grund hierfür nur theilweise in der selten tüchtigen Ausbildung, in der Dis- ciplin, der Vorzüglichkeit des Materials suchen zu sollen; den hervorragendsten Anthcil an denselben habe.jedenfalls der Umstand genommen, daß in Deutschland der Wehrstaud ern Ehrenstand im vollsten Sinne des WoricS sei, dem sich'Niemand, so hoch er auck stehe, entziehe, dem der Fürst ebenso wie der Arbeiter angehört, der die Besten des Volkes in seinen Reihen zählt. Einem der Edelsten und Besten uusers großen Volkes, dem Kronprinzen von Sachsen, galt dann das Hoch, in das alle Fcsttheilnehmer begeistert einstimmtcn. Se. königliche Hoheit beantwortete diese Rede so fort ungefähr wie folgt: „Auck er habe eine Er klärung für diese großen Erfolge der deutschen Waffen gesuckt; Er suche den Hauptgrund für die selben aber noch anderSwo, Er finde denselben in der Einheit der Völker und Fürsten des werten deutschen Vaterlandes. Kein Stamm stehe dem andern nach in dein Gefühl, daS Vaterland zu beschützen, für dasselbe Blut und Leben zu lasten; höchstens eine Eifersucht sei bei denselben zu be merken, nämlich die, sicü in der großen Aufgabe be sonders heroorzuthun, ein edler Wetteifer im Dienste deS gemeinsamen Vaterlandes. Er habe diesen Wetteifer bei allen Stämmen, die Er unter Sick gehabt, in gleicher Weise >belhätigt gefunden, bei dem Preußen ebenso wie bei dem Bauer, bei dem Württemberger in gleicher Weise wie bei dem Sachen. Die Einigkeit habe unS groß gemacht und dieser Einigkeit gelte Sein Hoch" — ein Hoch daS den freudigsten Wieverhall iu aller Herzen fand. — Der schöne, allen Betheiligten unvergeß liche Festtag wurde durch ein Feuerwerk und den darauf folgenden Zapfenstreich im Schloßpark be endet. — Bei der Grundsteinlegung zum Bau des neuen HoftheaterS in Dresden ist nach dem „Dr. I." deshalb von einer größeren Feier lichkeit abgesehen worden, weil das königliche Finanzministerium, als die hier maßgebende Be hörde, die Weglassung derselben den gegenwärtigen Zeitverhältnisten entsprechender gehauen und des halb Einladungen zur Beteiligung weder an das Ministerium fdes königlichen Hauses, noch an die Generaldirectwn deS königlichen HoftheaterS oder sonstige hiesige Behörden erlaffen hat. — Die Bezeichnung „Feldpostbrief" ist vielfach mißbraucht worden. In Folge besten hat das General-Postamt bestimmt, daß den Sen-, düngen von MililairS und Militairbeamten, wenn der Absender Officierrang hat oder zu den höheren Militairbeamten gehört. Name und Charge des Absenders, und den Sendungen von Militairs und Militairbeamten geringeren Grades ein Ab druck des Soldatenbriefstempels beigefügt sein muß, wenn dieselben portofrei befördert werden sollen. Erfolgt die Aufgabe zur Post bei einer inländi schen Postaustalt, so siud auch Ausnahmen nicht zulässig. Bei demobil gemachten Truppentheilen findet der Bemerk „Feldpostbrief" überhaupt keine Berücksichtigung. — Bei der Liebe zu Oesterreich, die an manchen sächsischen Orten epidemisch ist, wird eS interessiren, daß die Wiener Bildhauer wegen der Ueber- tragung des Schillerdenkmals an einen „Aus länder" ^Schilling in Dresden) wüthend find, und daß man in Prag sogar gegen die Verwendung sächsischer Sterne zum Bau des czechiscben Nationaltheaters protestirte. Die Mehrheit der betr. Baugesellschaft meinte jedoch, daß die Be nutzung deutscher Steine die Weihe deS Gebäude- nicht schände. (Sehr gütig!) — Man meldet aus Glauchau, 27. April: Die Arbeitseinstellung der hiesigen Fär bereiarbeiter ist beendet. Dieselben hatten die Vermittelung des Stadtrathes nachgesucht und haben sich mit den in einer gestern vom Rathe zusammenberufenen Versammlung der hiesigen Färbereibesitzer, welche Herr Bürgermeister Mar tini leitete und an der die Herren Stadträlhe Zückler und Dr. Schulz theilnahmen, von ihren Arbeitgebern bewilligten Lohnerhöhungen zufrieden erklärt und, soweit es nicht schon gestern der Fall gewesen, heute die Arbeit wieder ausgenommen. Einen ganz besonder- befriedigenden Eindruck scheint die Seiten des RatheS herbeizeführte Er klärung der Herren Färbereibesitzer hervorgebracht zu haben, daß dieselben keinen Arbeiter um des willen, weil er Comitemitglied gewesen, — wenn sie im Uebrigen mit ihm zufrieden gewesen, — aus der Arbeit entlasten wollen. — In gleicher Weise soll, wie man hört, heute eine Versamm lung mit den hiesigen Appreteuren von Seiten des RatheS auf Ansuchen der Appreturarbeiter abgehalten werden. — Bei Gelegenheit der Mittheilung des Er gebnisses der Wahlen zur LandeSsynode im Bezirke Glauchau u. s. w. schreibt man der „Const. Ztg." auS letztgenannter Stadt: „Höchst interessant sind die Beobachtungen, die man bei solchen Gelegenheiten, wie die heutige Synodal wahl, in Bezug aus geistliche Agitation macbt; die Herren Geistlichen führen ihre weltlichen Wahlmännercollegen vom Lande ganz nach Art der banerischen katholischen Pfaffen zum Wahlact; da selbst angekommen, empfangen sie aus der Haud des verehrten Seelsorgers einen geschriebenen Stimm zettel, den sie dann munter in die Urne legen. Es wäre sehr schätzbar gewesen, wenn bei Ge legenheit der Synodalwahlen hätte constatirt werden können, wie viel weltliche Wahlmänner vom Lande ihre Namen nicht schreiben können; bei unserer Wahlmännerwahl z. B. konnten von sechs Wahl männern der Ftlial - Gemeinde Gesau zwei nicht schreiben, der Herr Pfarrer sorgt jedoch dafür, daß der Stimmzettel dennoch geschrieben wird. So steht cs mit der Bildung des sächsischen Volkes, das nach dem geistreichen Ausspruch des LandtagS- abgeordneten Ackermann „das gebildetste der Welt" ist, viel treffender aber von Treitschke als „das politisch am meisten verwahrloste Deutschlands" bezeichnet wurde. Wer unsere Landbewohner in ihrem öffentlichen Leben beobachtet, erkennt, daß sie im Allgemeinen, mit wenigen Ausnahinen, völlig unmündig sind, weshalb sie bei Wahlen von den reactionairen Parteien gemißbraucht und gegängelt werden. Wir sind und bleiben im Scbönburg sckien eine bcklagenswerlhe Gesellschaft: auf der einen Seite Bebel und seine volkssiaatlicbe Wühlerei, auf der anderen die Scbönburg'sche Muckerei, und dazwischen großer Jndifferenlismus und Materia lismus. 'Nur die Hoffnung vermag uns Liberale zu ermuthigen zu weiterer Arbeit, daß es doch vielleicht einmal noch bester wird." — Die Pfarreien der Umgegend von Chem nitz sind m den letzten Wochen,' mit ganz wenig Ausnahmen, von Diebesbanden überfallen worden. Nachdem vor einigen Jahren schon in Wiesa und Limbacb durch frechen Einbruch Dieb stähle von größerem Umfange begangen worden find, bat kur; vor Weihnachten Reichenbrand mit Verlust von Wäsche und Lebensmitteln die Reihe eröffnen müssen. Sobald die für Diebe leicht zum Vcrräther werdende winterliche Schneedecke ver schwunden war. ist in Glösa durch Einsteigen ein gleicher schändlicher Diebstahl verübt worden. Wenige Wochen später hätten in WittgenSdorf wahrscheinlich dieselben Diebe einen gleichen Er werb gemacht, wenn sie nicht beim Einpacken ihres Raubes gestört worden wären. Auf noch frechere Weise ist in Niederlicbtenau gebaust worden, wo am Abend ein Dieb sich eingeschlichen hatte, um mit seinen durch da- geöffnete Küchenfenster herein- gelastenen Gesellen in der Frühe deS Sonntags Keller, Gewölbe, Küche, Unterstuben au-zuräumen. und durch Zersägen der Meublcs ein bleibendes Andenken zu Hinterlasten. In der Charwoche ist in Niederrabenstein mittelst Leiter in daS obere Stock eingestieaen und großer Schaden angerichlet worden. Nacvdem dort sogar auch daS Commuu- haus seines Inhaltes entleert worden ist, hat man noch ein benachbarte« KaufmannShauS be sucht. Am Charfreilage ist in AuerSwalde vom Gottesacker aus ein Versuch zum Einbrechen ge macht, jedoch durch rechtzeitiges Wachwerven der Bewohner vereitelt worden. In der Frühe des vergangenen Sonntags endlich ist die ganze Pfarrei in Ebersdorf durchsucht worden. Ecn Dieb war »um Kellerloch, ein anderer mittelst ganz hoher Leiter zum Saalfenster eingedrungen. In dem großen Hausflur war schon AlleS aufgehäuft worden, was durch die Helfershelfer abgetragen werden sollte, als die Diebe, erschreckt durch einen bülferuf, mit Hinterlassung ihrer Diebessäcke die flucht ergriffen haben. Cs sind immer zwei mittelgroße Männergestalten gesehen worden, die Fußstapfen lasten auch auf tue Anwesenheit von Frauen schließen. Trotz der außerordentlich regen Thätigkert der Polizeiorgane ist noch keine Spur zur Entdeckung der Diebe aufgefunden worden. — Um verschiedenen Anfragen über die Einrich tungen der Lotterie der Dresdner Gewerbe halle zu begegnen, sei Folgendes bemerkt. Wie auf jedem Loose gedruckt steht, wird die Lotterie in vier Serien gezogen, und zwar so, daß nach Vertrieb der ersten 25,000 Loose die erste mit 1500 Gewinnen, nach Vertrieb weiterer 25,000 die zweite mit 2000 Gewinnen, nach Vertrieb von ferneren 25.,M Loosen die dritte Serienziehung mit 2500 Gewinnen stattgefunven hat. Jetzt bleiben noch die letzten 25,000 Loose abzusetzen; nachdem dieselben verkauft sind, wird die mene und letzte Serienziehung um 4000 Gewinnen (voraussichtlich Mitte Mai d. I.) stattfinden. Bei dieser Einrichtung wurden zuerst Nr. 1—25,000, bei der zweiten Ziehung iltr. 25,001—50,000, bei der dritten Nr. 5t),oot—75,000 in die Loostrommel geworfen. Jetzt kommen noch die Nummern von 7 5,001—100,000 hinzu: eS liegen also jetzt alle noch nicht gezogenen Loose in der Trommel und bleibt jedes Loos bis zu letzt gewinnfähig. Die gute Aufnahme, welch« diese Lotterie gefunden, hat bewirkt, daß bei jeder Serienziehung LooSmangel eingetreten ist, so daß in einzelnen Fällen Agio bezahlt wurde. Es steht zu erwarten, daß dieser Mangel auch bei der vierten und letzten Serienziehung wieder eintreten wird, da dieses Mal eine weitaus größere Anzahl von Gewinnen, die selbst wieder höheren Werth haben, zur Verloosung kommt. Haupt'(Acwinne 5. Elaste 79. Königl. Sächs. Lande-- Lotterie. Gezogen zu Leipzig den 28. April 187 l. Ur. Hiuvi-Lvlltttio-ea. 84972 10000 bei Hrn. Reichel u. Scholze in Löbau. 24869 5000 - - L. F. Schulze jun. in Leipzig. 1185 1000 . - F T Slhamer in Zittau. 78050 1000 - - Louis Nusch in Greiz. 54483 1000 - - Franz Kind in Alt-Screlitz 88596 looo - - E. E Zäuncr in Zwickau. I29I5 1000 - - A. Waüerstein jun. in Dresden. 68574 looo - G. E Hrydemann iu Bautzen. 69004 1000 - - Earl Bohnert in Gera. 10544 1000 - - H. A. Ronthaler in DreSd«. 65094 1000 - - I F. Glien u Eo. in Zittau. 48372 1000 - . Hugo Niysche in Döbeln. 83185 Ivoo - - Albert Kuntze in Dresden. 10927 looo - - Earl Böttcher in Leipzig. 75914 1000 - - Heinr Seyfserr in Leipzig 31802 looo * der Herzog!, priv. Haupt-Lollection in Dessau. 59237 1000 * dem K. S. priv. Jlitelligeuz-Lompt. in Leipzig. 50226 1000 * der Hercogl priv. Haupt-Lollecticn in Dessau. 54546 1000 - Hrn. Franz Kind in Alt-Strelitz. 69668 1000 - - Joh Ehr. Schubert m Leipzig. 60418 1000 - - L. F. Schulze jun. in Leipzig - 74593 1000 - - G. H. Stein u. Eo. in Leippg. 41451 1000 - - Ernst Hinckelmann in Glaüchau. 25530 1000 - - F. A. Schröder in Plauen. 2486 1000 - - F. A. Schröder in Plauen. 5276 1000 . - Franz Kind iu Weimar. 20751 1000 - Zoh. Fr. Harck in Leipzig. 3081 1 1000 - - A. Boysrn in Lhemniy. 10079 looo - - H A. Ronthaler in Dresden. 2I15I 1000 - - Franz Kind iu Weimar. Gewinne s> 400 Thlr. auf Nr. 767 1602 3367 5672 74,>1 0520 16505 21502 2780» 31580 32107 32661 33714 35OO0 38005 38660 41819 48172 5905« 69229 70122 710OI 72426 73717 82423 82721 83721 86646 88061 92390 Gewinne ä 200 Thlr. auf Nr 510 692 44»8 581« 7150 9387 11010 13016 14307 1791l 19046 24352 2 5 0 8 0 25600 2 7 2 1 3 3 0 84 1 39 399 39756 39823 40050 44347 45613 53544 56384 60916 63019 63839 65414 68532 70520 72365 72668 74295 78261 79671 81K3« 81730 82514 85127. Gewinne L 100 Thlr. auf Nr. 2667 2911 2941 3104 3131 3743 4145 4293 4808 4957 5031 ,.005 6408 6662 8308 8323 8402 8751 9204 9799 10262 II067 11810 13147 14078 15239 I63I4 16877 17516 18263 19190 19764 19843 20794 21392 22103 22IK« 23697 23856 23907 24239 25648 25889 26449 27239 27646 28037 28109 29269 31202 31840 31867 31955 34271 34454 34637 35077 36182 38633 387„4 42"94 42331 4289244422 45017 45192 45314 45774 48251 48926 49816 49827 50029 51635 52919 55167 55464 55488 56617 58548 59o97 59904 61904 63939 64973 67635 68036 68530 68652 70829 70895 73820 74198 78303 7 9665 80385 80510 8410 1 85027 85182 8571« 87902 88006 88059 «9743 91547 91993 93427 91310 MllLio kacl WckkMviii Sr. Windmühlenstraße 41.1.I . Heilung du^ Kiesernadel- bei Muskel-Gele»k»Rhe»-l ivampsoaveroä-wr-l - Fl 5 Rgr.
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