DES TEUFELS 489 böse ist die Ungerechtigkeit; ja sie ist überhaupt nichts an deres als böse und daher nichts. Das Wesen, daran die Un gerechtigkeit ist, kann aber nur in gewisser Hinsicht böse heißen, weil es eben etwas und sohin anderes als die Un gerechtigkeit ist. Schüler: Gewiß hat Gott alles Wesen der Dinge geschaffen; aber wie soll man annehmen, daß Er alle Einzeltaten des verkehrten Willens, zu denen der schlechte Wille sich selbst bewegt, bewirke* Lehrer: Wir sagen doch, I daß Gott die einzelnen Dinge 9 schaffe, die durch einen un gerechten Willen und eine unehrenhafte Tat entstehen? Schüler: Allerdings; und ich will auch nicht bestreiten, daß jede Tat etwas sei und daher von Gott herrühre. Aber wenn auf diese Weise Gott in der Tat nicht angeklagt und der Teufel nicht entschuldigt wird, konnte, das möchte ich wohl erfahren, der ungetreue Engel von sich aus dies alles vor herwissen ? [XXI. Kapitel] Lehrer: Man muß darauf achten, welche Art des Wissens man im Auge habe. Handelt es sich um ein Wissen, das in der vollkommen sicheren Erkenntnis besteht, so kann es ein [solches] Wissen von dem, was [auch] nicht sein kami, nicht geben. Was nämlich [auch] nicht sein kann, kann auch nicht in semem Sein mit Gewißheit erkannt wer den. Daher konnte jener keineswegs seinen Fall vorherwissen, weil dieser nicht mit Notwendigkeit eintreten mußte. Neh men wir einmal an, daß der Fall nicht eingetreten wäre, meinst du, es hätte im voraus gewußt werden können, was nicht [wirklich] werden würde 10 ? Schüler: Offenbar kann nicht vorhergewußt werden, was nie sein können wird, und was vorhergewußt wird, kami auch nicht eintreten 11 . Die Frage erinnert an die bekannte nach der Möglichkeit des Zusammenbestehens des göttlichen Vorherwissens und der Willensfreiheit. Wir wissen wohl, daß die beiden zusammen stimmen, aber für die überlegende Vernunft ergibt sich doch immer wieder ein Widerspruch. Lehrer: Auf diese Zwi schenfrage will ich nur kurz eingehen. Der Ausdruck: Vor herwissen Gottes ist eigentlich unzutreffend; Gott ist alles