Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187109239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar; Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-09
- Tag1871-09-23
- Monat1871-09
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1871
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste öciiagc zuin Leipziger Tageblatt und Anzeiger. »Mi. Sonnabend den 23. September 1871. Preis a»e. «efil und Postl pr.! IL Er > Ali Ursachen tleükiitr Ztal. u. z. IV- R i stunde, agungen. »n durch im, Und . u. tt 170. l ericht nonstin! von 7--> hn von chmanrs j »» Ein« mill bau-ünün Luqauer Elulös, leberua Weckielbw In»i»!tt xiseke irnuh Vdr, Kill :r. «t nnah, tigen Alätkir^ » a P, . Mack >?.' » a ugust » öoststrch,! »etur» laube !vdpl«t, s, Tuchb eptembn «oben ns Ei n Nr. ! sged« n werden jt« - Nr. I»! -nell, gut ms 't Nr. I«, I !r»f6 Nation»! . «rl» erb Lcdneiöern sen sinä t, viello-rrllq mß oder Prob awäsckr wrrdas n Schnittes j ppe (^4 Tn reienl ige, Wäslbe al ufs Feinste gebeten, Adrei Nr 20. abzuzl »V- (Lindes-I, nen »/,Sluudes zewaschen und n Farben schön j aschen und .5. 2 Treppen! ngiren und d verschw. bes.,I )f31, 3 Tre, sslichr« .. egen Gii »ensch»as Brustsch »d Zahus d Drogu. rfundrne und ther. rcte sind nur all! l-fiir r. Oil« »« §Lzrsgtschichtliche Ucberficht. iedeuiend auch die Anstrengungen der fran- i Flotte während deS Krieges waren, dem schell Seehandel Abbruch zu thun, so ist -er Seeverkehr unserer Häfen nur in einem Grade im Jahre 1870 gegen früher zu- iiaen. Hierzu giebt eine vom Hamburgi- MSstaUstischen Bureau veranstaltete Auf- üder den Handelsverkehr Hamburgs im neu Jahre einen Beleg. Es gingen im 'l870 in Hamburg ein seewärts Maaren im e von 201 Will. Thlr., in der Periode . -70 vr. Jahr durchschnittlich von 223 Mill. i.,and m der Periode 1861—65 von 185 Mill. ludwartS von 37 0 Mill. Thlr., in der Periode -70 von 401 Mill. Thlr., 1861 — 65 von kill. Thlr. Die Zahl der eingegangeuen stellt sich im Jahre 1870 gegen die Bor- ikdeutenb geringer. Sie betrug 4144, wahrend in der Periode 1866 — 70 auf 4974 und Periode 1861 — 65 auf 2508 belief. Ein Verhältniß ergiebt sich an den auSge- Schiffen. Die Zahl derselben belief sich 870 auf 4101 Schiffe, in der Periode 1866— las 4974 und in der Periode 1861—65 auf Jedoch die Tragfähigkeit der Schiffe führt jaem Resultate. Im Jahre 1870 repräsen- die eingegangeuen Schiffe eine Tragkraft «7,000 Lasten, in der Periode 1866 — 70 SL4.000 Lasten und in der Periode 1861—65 710,000 Lasten; die ausgegangenen Schiffe 1870 von 917,000 Lasten, in der Periode s-70 von 969,000 Lasten, in der Periode il—65 von 705,000 Lasten. Die Abnahme SchifsSzahl gegen früher ist also mehr in der Wendung größerer Schiffe als in der Blokade deutschen Häfen durch die französische Flotte ! sichen. einzelnen preußischen Festungen, welche lidde-Krieges französische Gefangene jubringen hatten, sind jetzt damit beschäftigt, Sefehl deS Kriegsministers eine genaue lieber- über die Kosten der Barackenbauten und Lerpflegung der Mannschaften anzufertigen, du Aufstellungen auS Magdeburg zum zu dienen schemen. Die Verpflegung der angenen Franzosen in Magdeburg hat Thlr. betragen, die Kosten des Baracken - aber nahezu eine Million. Wenn eine Summe schon für noch nicht volle 30,000 verausgabt wurde, so muß mun staunen, ü ganze Kriegsgefangenen - Gesellschaft von Ä 350,000 Mann dem Staate für Aus- M rmrsacht hat. Die Liener „Presse" bringt einen Leitartikel, cs heißt: ES haben schon viele Katholiken- tlungen in Deutschland und anderen statlgefunden, aber auf keiner ist der isatz zu dem politischen Leben der Wissen tlich Bildung der Jetztzeit so nackt und reff herausgekehrt worden, wie auf dem jüngsten kaiuzerCongresse. Daathmete man reines ltUlalter und roch den Duft gebratener Ketzer, jeder Phrase der auftretenden Redner konnte es heraushören, wie gern sie ihre Gegner den Scheiterhaufen schickten, wenn sie nur wie »IS den Arm der weltlichen Gewalt zu ihrer igung hätten. Moufang fand eS zwar deS »stände- halber für nöthig, auch den Socia- imuS zu verdammen und von den Schrecken Pariser Commune zu sprechen, aber er verstieg zugleich zu dem Wahnwitze, die tolle Em- inlüz vom 18. März auf Rechnung der modernen zu setzen. Die Sklaven-Aufstande de-Alter- die Bauernkriege de- Mittelalter- sind inlich nach der Ansicht de- Herrn Dom- pitularS auch schon durch die modernen Ideen rimlaßt worden. Alle anderen Redner behan- Iieu den SocialiSmuS so milde, baß man über viele christliche Nachsicht staunen mußte. Die "len sind z. B. dem Bischof Keueler nur te, Verblendete; die eigentlichen Bösewichte hl er im liberalen Bürgerthum. Die zarten mgspuncte zwischen den Schwarzen und then treten auch hier wieder zu Tage, und »dermal- erweist sich, wie richtig die Bezeichnung ' i „Schwarzen Internationale" iss, die man oestenS den frommen Streitern beigelegt. SuS München, 21. Septbr., wird gemeldet: kie Commission zur Feststellung de-dem morgigen lotholikeu-Congresse vorzuliegenden Pro- rrmmS besteht aus den Professoren ReinckenS, )sbn und Schulte. — Der Erzbischof von lchrn hat dem vr. Streber, welcher vom üag'strat und Cultusministerium von seiner dieüilna alS Religionslehrer am Wilhelms- »mnafium wegen seines Bekenntnisse- zur Un- chlbarkeit-lehre enthoben worden war, eine Pfarrei »liehen. Lu- Wien. 21. September, meldet ein Tele- Ifwm: Die RechtSverwahrung deS nie der- merrrichischen Landtage- protestirt gegen die aus dem Refcript an den böhmischen Landtag A ergebende Aufhebung der Reich-Verfassung für «hmeu, so wie gegen alle Gesetze und Verord- vmgen, durch welche die Zusammengehörigkeit vd die Reckte der Deutschen in Oesterreich ver letzt werden. Sie erklärt die Nichtbetheiligung an de, Verhandlungen de- ReichSralhS auf.rechtS- »dngrr BasiS und betrachtet alle Beschlüsse und Dte desselben al- unverbindlich und recktSunwirk- sm. Die Auslösung de- Landtage- ist beschlossen. Kitt in Cisleithanien allein, sondern auch in dn östlichen Reick-Hälfte Oesterreichs spielt der 9! ationalitLten - Ausgleich eine be deutende Rolle. Hervorzuheben ist vor Allem die Resultatlosigkeit deS kroatisch - slavonischen Aus gleichs und de- nun schon seit drn Jahren be stehenden Gesetzes Uber die Gleichberechtigung der Nationalitäten. Die Kroaten machen Miene, da- kaum geschlungene Band der Union mit der StephanSkrone zu lösen, die Serben steigern ihre Forderungen nationaler Autonomie, die Rumänen verschmähen bei aller Unwissenheit die ihren Lehrern von der Negierung gebotenen Schulen, die Slovaken fordern nationale Oberbeamte, die Rulhenen murren über Octroyirung der russischen Sprache, und wenn die Deutschen stiller sind als die ande ren, so ist es sicher nicht um allzu großen Be hagens willen, daß sie schweigen. Diese scheltenden oder klagenden Stimmen begleitet unfehlbar die ungarische Linke, der die Regierung gegen alle nichtungarischen Völker zu gerecht und zu mild ist. ES herrscht da eine latente Verstimmung, die in unaufhörlichem Hader sich Luft macht; geht man aber ihren Ursachen auf den Grund, so kommt man zur Ueberzeugung, daß für diese mit Gesetzen, seien dieselben auch noch so gut, Nicht- zu thun ist, da sie tiefer liegen, alS ein Gesetz zu dringen vermag. Dem Vernehmen nach ist eS jetzt zwischen Eng land, der Schweiz, Italien und Belgien, also den Staaten, welche noch Handelsverträge mit Frankreich besitzen, zu einer Verständigung da hin gekommen, daß sich diese Mächte anheischig gemacht, in der Angelegenheit der Handelsverträge nur gemeinschaftlich vorzugehen. So finden sich die französischen Schutzzöllner gleichsam umgeben vom Gürtel einer staatlichen Freiheilsliga, die zu durchbrechen ihnen nach der jetzt erzielten Ver ständigung gemeinsamen Handelns der Mächte schwerlich möglich sein wird. Der „Köln. Ztg." schreibt man auS Paris, 19. September: Gestern war cs ein Jahr, daß die Verbindungen zwischen Paris und dem Lande abzeschnitten wurden; heute ist eS ein Jahr, als die Pariser zum ersten Mal in ibren Häusern die deutschen Kanonen donnern hörten. Sie haben daher, um mit dem „Journal deS DebaiS" zu reden, „während eines ganzen JahreS den Schmerz gehabt, die Feinde um ihre Mauern gelagert zu sehen". Die Räumung der vier Departement- ist am 25. beendet; mit der Räumung der sechs anderen steht eS jedoch, in Folge deS neuen Ver trages, noch mißlich, obwohl die auS officiellen Quellen schöpfende „Agence HavaS" auf Ehre versichert, „daß ein Einvernehmen im Allgemeinen bestehe, nur die Einzelheiten noch zu ordnen sind". Die französische Regierung bat auch in dieser Frage ihren gewöhnlichen OpUmiSmuS gezeigt und gethan, als könne sie mit dem Berliner Cabinet verfahren, wie mit der durchaus charakterlosen National-Versammlung, die in dieser Frage gar kein Unheil hatte. Wie leicht man die Verhand lungen nahm, beweist auch die Reise deS aus wärtigen Ministers, der ruhig nach Turin ging, um dort einem Banket beizuwohnen und Zu- kunftSpolitik zu treiben. Nächst Deutschland hat namentlich in Eng land die Arbeiterbewegung, so weit sie sich in dem AuSbruch und der Dauer großer und Häm figer Arbeitseinstellungen kundgiebt, erheblich zu genommen. Zur Unterstützung derselben fand am 18 September in Chelsea ein großes Meeting statt, bei welchem der bekannte Schuhmacher und Agitator Ovger eine leidenschaftliche Rede gegen das von der Bourgeoisie angesammelte Capital hielt. Wenn auch immerhin die Macht der Ge setze in England groß genug ist, um die soctali- stischen Ideen auch ferner auf da- ungefährliche Gebiet der Phrase zu beschränken, so beschäftigt sich doch auch in Großbritannien die öffentliche Meinung lebhaft mit diesem allen Nationen nach gerade gemeinsamen Gegner der Ordnung und unterscheidet sehr wohl eine berechtigte Agitation tür eine Verbesserung der Lage der arbeitenden Classen von jener socialistischen Propaganda, die in Pari- so entsetzliche Proben ihrer Fähigkeiten und Ziele ablegle. Man meldet auS Konstantinopel, 20. Sept.: In der Unterredung deS SultanS mit dem Groß vezier stellte Letzterer folgendes Regierungs- Programm auf: Die Aemter sollen an alle Unterthanen vergeben werden, aber stet- nur an die Windigsten; alle Gehalle sollen erhöht, aber alle untauglichen Beamten entfernt, viele Aemter sollen ganz cassirt werden. Zwei hohe Schulen für Candidaten der Administration sollen errichtet und junge Leute von allen Confessionen zur AuS bildung in das Ausland geschickt werden. Der Sultan will auch öffentliches und mündliches Ge richtSverfahren und Provinzial - Autonomie au breiter BasiS etnführen. Mukkertag zu Magdeburg. Der zweite vom „Allgemeinen Deutschen Musik verein" verarstaltete Musikertag fand vom l5. bis 18 September in Magdeburg statt, und hatte sich zu diesem Zweck in der Feststadt ein Localcvmite au- den angesehensten Tonkünstlern, Siadlrälhen, hochgestellten Personen der dortigen HandelSwelt rc. gebildet, um für da- Zustande kommen von drei Concerten, Einquartierung der Gäste, Festtafel zu sorgen. Das Tomünstierbureau Verbindung mit dem Localcomite das Geschäft liche für den Musikerlag ein. Der Musikertag selbst wurde im großen Saale der Freimaurerloge am Sonnabend durch den Vorsitzenden deS „Allge meinen Deutschen MusikvereinS", Herrn Professor Riedel auS Leipzig eröffnet und wurde zunächst ur Erledigung und Weilerförderung der auf >em ersten Musikertag gestellten Anträge geschrit ten, die im Wissentlichen Folgende- enthielten: 1) Antrag von Benfei in Berlin: obligatorische Aufnahme des Musikunterrichts in die Volksschule nebst Feststellung de- beim Musikunterricht der Kinder zu befolgenden Systems. 2) An trag von Engel, Domorganisten in Merse- >urg: gründliche Reorganisation de-Gesanaunter- richtS auf den höheren Schulen durch Aufstellung und Einführung einer rationellen obligatorischen UnterrichtSarurdlage. 3" Antrag von I)r. AlS- leben in Berlin: Creirung einer StaatSbe- hötde für die Förderung und Ueberwachung künstlerischer Pflege der Tonkunst sowie Unter stützung hervorragender kunstfördernder Institu tionen. 4) Antrag von Eichberg in Berlin: Aufstellung und Durchführung eines geeigneten TantiemengesetzeS. 5) Antrag von Ur. Zopfs in Leipzig: Anregung von Concert- verbänden m kleineren Städten. Referenten über diese Anträge waren vr. AlSleben, Professor Müller-Hartung in Weimar, Eichbcrg und vr. Zopfs. Sämmtliche Anträge fanden nach ein gehender Debatte eine entsprechende Erledigung und werden weitere Schritte zu deren Jnkraft- tretung vorbereitet. Die neugestellten An träge wurden Commissionen zur Begutachtung für den nächsten Musikertrag überwiesen. ES sind deren 5 und lauten: 1) Antrag von Rein, Organist in Eisleben: zeitgemäße Reorga nisation deö Musikunterrichts auf den Semi- naricn. 2) Antrag von C. F. Kahnt in Leipzig: zeitgemäße Dotirung der Sladlmusikdmctoren durch Siädteverwaltungen, besonders künstlerisch sorgfäl tige Ausbildung aller Blasinstrumente, Gründung eines ReichsconservatoriumS ru gleichen Zwecken. 3) Antrag von vr. Zopfs in Leipzig: Mit dein Cartellverbande der deutschen Bühnen vereinbarte Vertheilung aller durch eine besondere PrüfungSsectivn für würdig erklär ter Opern an jene Bühnen zur obligato rischen Aufführung binnen Jahresfrist. 4) An trag von Billert, Musikdirektor in Berlin: In jeder (großen) Stadt soll ein Musik verein und ein Tonkünstlerverein gegründet werden. Für alle diese Vereine gleiche Statuten. 5) An trag von Vr. Als leben und Eichberg in Berlin: Alle zwei Jahre ist ein Musikertag zu berufen. Ständiger Ausschuß. An den Debatten betheiligten sich etwa 50 Ab geordnete, alle auS Norodeutschland, während Süv- veutichland leider nicht vertreten war. Die Ver handlungen wurden auch diesmal mit deutscher Gründlichkeit geführt und nahmen alle freie Zeit in Anspruch. In musikalischer Beziehung bot am Sonnabend daS große Concert in der Iohan- niSktrche einen Glanzpunkt. Die schöne, neu restaurirte Kirche von ausgezeichneter Akustik war von Zuhörern, gegen 2000, geradezu überfüllt. Die Leitung dieses Concerles hatte der um Musik und Gesang hochverdiente königl. Musikdirektor Gustav Rebling in Magdeburg übernommen und wirkten dessen ausgezeichneten Vereine, der ,Rebling'sche Kirchengesangverein und die „Mag deburger Liedertafel 11" mit, außerdem G. A. Ritter »en., königl. Musikdirektor und Dom organist auS Magdeburg, Organist Brand auS Magdeburg, Coocertmeister Heckmann und Kl esse auS Leipzig, Concertsäuger Johannes Müller auS Lemberg, Concertmeister Leopold Grützmacher auS Meiningen, Organist Palme auS Magdeburg, Kammersängerin Frau Wor- gitzka aus Berlin, Hofopernsängerin Fräulein Dotter auS Weimar,Concertsäuger R Raven stein aus Leipzig, Hornvirtuose Müller aus Magdeburg, Kammermusiker (Harsist ) Adolf Hankel auS Dessau, Frl. Rebling (Orgelvir- tuvsin) auS Magdeburg. Eröffnet wurde daS Concert durch einen freien Vortrag auf der Orgel von dem berühmten Heros de- OrgelspielS G. A. Ritter s«n., Domorganisten in Magdeburg, ein Vortrag, der nicht nur die anwesenden Meister des OrgelspielS, Engel, Rebling u.s.w., sondern auch die gesammte Zuhörerschaft in Bewunderung versetzte. An die sem Triumph participirle aber anderntheils auch die neue große Orgel von dem Orgelbaumeister W. Sauer in Frankfurt a. O., welche von allen Orgelkennern als ein Werk eisten Ranges aner kannt wurde, ja das hinsichtlich seiner neuen Con- struction, Spielart, Tonfülle, Dynamik und orche stralen Färbung selbst die bedeutendsten Orgeln der Neuzeit übertreffe. ES würde zu weit führen, würde ich specicll auf das Programm deS großen ConcerteS eingehen, und sei deshalb nur noch be merkt, daß dasselbe in der .Mssa oborali-;" für Chor, Solostimmen und Orgel von Franz Lisz gipfelte und daß die Orgelpartie derselben von Fräul. Rebling trefflich ausgeführt wurde. Am Montag folgte daS erste Kammermusik-Con- cert im Concertsaal der Gesellschaft Harmonie, welches sich als etwas zu umfangreich erwieS; es dauerte ohne wesentliche Unterbrechung von Vor mittag 11 biS Nachmittag 2'/» Uhr! Außer oben genanntem Künstlerpersonal traten in diesem Con- certe alS Mitwirkende noch auf: Fräul Marie Breiben stein (Pianistin) auS Erfurt, O. Dröne- Morgen- befand sick in dem VerfammlungSsaal deS Magde- wolf (Pianist) auS Leipzig, vr. jur. bürg Lerpziger Bahnhöfe- und leitete daselbst in stern ^Pianist auS Pest, Fritz Stade (Pianist auS Leipzig, Fräul. Marie Hertwig (Pianistin) auS Leipzig, O. Eick derg (Pianist) aus Berlin, George Leitert (Pianist- auS Dresden, Fräul. Marie Klauwell (Concertsängerin) auS Leipzig. Wie im Kircher.concert die Sauer'sche Orgel unter den Händen der Meister allgemeine Bewunderung erregte, so in diesem und dem folgenden Concert die symmetrischen Palentflügel de- Hofpianoforte- Fabrikanten Julius Blüthner, sie bewährten sich in jeder Beziehung ausgezeichnet und wurden alS Instrumente ersten Range- anerkannt. — Dem ersten Kammermusik-Concert folgte eine große Fest tafel, an der gegen 300 Personen Then nahmen. Professor Riedel alS Vorsitzender brachte dem deutschen Kaiser ein dreimaliges Hoch, in welches die gehobene Versammlung harmoütsch und hochdegeistert einstimmte. An Richard Wagner, den der kgl. Musikdirektor Ehrlich in Magde burg hoch leben ließ, und Franz Liszt wurden begrüßende Telegramme abgesandt und hieraus auf Vorschlag Tappert's auS Berlin eine Sub scription auf einen „Patronatsschein" zur Er bauung deS neuen Opernhauses in Bayreuth, in welchem die Wagnersche Nibelungen-Trilogie zur Aufführung kommen soll, eingeleUet, welche ein sehr günsttgeS Resultat erzielte. Abends fand musikalische Abendunterhaltung statt. Beim zwei ten Kammermusik-Concert wirkten noch mit: Concertmeister Kömpel und Hof-Violon cellist Dem unk auS Weimar, Leopold Müller, Concertsänger aus Speyer. — Erwähnt sei schließlich noch, daß von Musikdirektor Imma nuel Lieb ich auS London, der selbst anwesend war, ein Pianino ausgestellt war, welche- durch eine geheime Vorrichtung den Harfenton über raschend imitirt, jedoch auch beliebig als Pianino gespielt werden kann. DaS Patent auf diese Er findung. bezüglich deS Königreichs Sachsen, erwarb sofort Hofpianoforle-Fabrikant I. Blüthner. Bei der geringen Zahl von Concert Harfenspielern ist diese neue Erfindung von großer Wichtigkeit. So hat nach allen Richtungen der zweite Deutsche Musikertag reiche Früchte getragen und gebührt für dessen Zustandekommen und schönste- Gelingen nächst dem Vorstand de- Allgemeinen Deutschen TonkünstlervereinS namentlich auch dem Magde burger Local-Comitö der wärmste Dank. bk. Vaudeville-Theater. Sonntag den 17. Sept. ging die neu einstudirte Posse: „In SauS und Braus" in Scene. Der Verfasser nennt diese Arbeit sehr naiv „Ori ginal-Posse", indessen ist außer dem Titel wenig Originelles in der theils „Therese KroneS", theilS den „Stricknadeln" (Kotzebue) entlehnten Hand lung zu finden. Die Arbeit würde mit mehr Recht „dramatisches Potpourri" heißen, indessen der Ver fasser hat gedacht: „Wer Vieles bringt wird Man chen Etwas bringen" und hat dabei richtig calculirt. Die Posse wurde recht beifällig ausgenommen und dürfte dies wesentlich der guten Jnscenirung zu danken sein. Von den Darstellern zeichneten sich besonders die Herren Behrens, Köhler, Zocher, Schwarz I., Schwarz 1l. und Hander aus. Letz terer hätte als Baron etwas eleganter und „salon- mäßiger" sein und den Charakter etwas feiner zeichnen können. Unter den Damen gebührt Fräu lein v. Moser die vollste Anerkennung und ganz besonders brachte sie die Wahnsinnsscene zur Gel tung. Aber auch Fräulein Gutt zeichnete sich vor- theilhaft auS; ihr Spiel war ein vortreffliche- und durchdachtes; möge der ihr gespendete Beifall die Künstlerin nur zu rüstigen VorwärtSschreiten aus der begonnenen Bahn anspornen. Frau Pauli, Frau Köhler und Fräulein Stobbe — letztere irrthümlich auf dem Zettel mit Fräulein Schröder verwechselt — leisteten ebenfalls recht Gutes. Diesem folgte Mittwoch den 20. zum ersten Male „Klern Geld", ein Stück, daS der Direction hoffentlich in dieser Saison „groß Geld" bringen wird, denn eS ist mit vielem Geschick ge schrieben, recht gut in Scene gesetzt und darum wohl geeignet, wie in Berlin, auch hier längere Zeit Repertoirestück zu bleiben. Auch dies Stück wurde recht gut durchgeführt, nur möchten wir dem Jnspicienten etwas bessere Aufmerksamkeit empfehlen, damit Ungehörigkeilen wie am Mitt woch vermieden .werden. Herr Behi enS war wiederum wie „In Saus und BrauS" auch hier, wenn auch w:e immer stereotyp — doch recht gut und führte seine Rolle wacker vurch. Besonders zeichnete sich Herr Zocker aus; wir dürfen diesen fleißigen Komiker, wenn er in seinem Streben nicht er lahmt, ein recht günstiges Prognostikon stellen. Auch die Herren Köhler, Harder, Solvin, Schwarz I., Laube und Schwarz II. spielten recht brav, und freuen wir uns berichten zu können, daß Letzterer ernstlich und mit Erfolg bestrebt ist, sich ein natür licheres Spiel anzueiguen. Unter den Damen zeichneten sich Fräulein v. Moser und Frau Pauli am meisten aus. doch waren auch Fräulein Stobbe und Fräulein Schröder recht gut. Nur muß sich Letztere einer correcteren Aussprache befleißigen und sich hüten mit Dativ und Accusaliv in Collision zu gerathen. Die übrigen Rollen waren zweck mäßig vertheilt und alle waren nach Kräften be strebt, da- Stück so gut alS möglich zur Geltung zu bringen, was auch in jeder Hinsicht geschah. Auck die Capelle leistete wiederum recht Tüchtige-, und der strebsame Capcllmeister bewies, daß er den Dirigemenstab zu handhaben versteht kV X.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder