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Dresdner Nachrichten : 17.09.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186709176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670917
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670917
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-09
- Tag1867-09-17
- Monat1867-09
- Jahr1867
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- Dresdner Nachrichten : 17.09.1867
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s Wien« I1». > »,plitz v P»«« f. 71 I »«Md tt.'h. 1t»'.Rm. 1^ 5.n 7^ « dirt ein« m xicamsche Rothjack«, in jeder Restauration, Und da« „saornmvnto" sprudelt über jede« Biertöpfchen weg Da« sind alles noch Erinnerungen an da« ehemal ge Kaiserreich. Außer diesen tauchen aber auch noch eine Menge anderer fast in jelur Kunsthandlung, an jede Straßenecke auf. Die letzten Augcn- oticke Maximuranü, oft ,n der widersprechendsten Weise sind Hunde, lsacy dargestellt, sogar das Märchen aus dem „Figaro" yal seine Darsteller gesunden. Es sind schreckliche Bilder, die nicht in Kunsthandlungen gehören, sondern in Jahrmarktsbuden denn e« sind Scenen darauf abgebildet, die über alle mensch lichen Begriffe gehen. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 15. September. Johann Traugott Hentzschel von hier stand beim Bierverleger Herrn Buschmann in Diensten und bestand seine Beschäftigung darin, den Kunden des Buschmann daS Bier zuzufahren und abzuliefern. Nach seiner Dienstentlassung kam er in gleicher Eigenschaft zu Herrn Hohlfeld Diesem bot er eine Partie Etiquetten mit dem Namen Buschmann s zum Gebrauch an; Hohlteld nahm diese« Anerbieten nicht an, vcranlaßte vielmehr q.wr.tz'chel, d,e Et'quetten wieder an Buschmann abzuliefern. Da aber nach der Entlastung Hentzschel« sich herausstellte, daß dies nicht geschehen war, so trug Hohlfeld sie selbst zu Buschmann. Dieser machte die Sache bei Gericht anhängig und Hentzschel warde der Entwendung von Etiquetten angeklagt ; er fiepte den Diebstahl in Abrede, wenn er auch zugab, Etiquetten mit Busch manns Namen Hohlfeld zum Verbrauch übergeben zu Habens diese Etiquetten habe er von seinem Bruder, welcher sie von Buschmann s Neffen als Andenken auf seine Buten erhalten habe. Hentzschel« Bruder bestätigt dies auch; nach seinem Ab gänge von Buschmann, bei dem er ebenfalls in Arbeit stand, habe er die Etiquetten erhalten, zu Hause in des Bruders Pelz g schckr und so seien sie in dessen Besitz gekommen ; eL seien neiße Etiquetten gewesen Die Etiquetten, die Hentzschel dein Hohlfeld gegeben hat, sind aber bunte, blaue, graue und einige weiße gewesen. In Folge dieser Belastung hielt ihn d iS Gerichtsamt des Diebstahls schuldig und verurtheilte ihn zu einem Tage Gcfängniß und Tragung der Kosten. Das Urtel der ersten Instanz wurde auch nach kurzer Berathung vom Bezirksgericht bestätigt. — Wider den Tischler Ferdinand Robert Fickert auS Neustrießen war wegen Nöthigung vorge gangen worden; er hat deshalb eine zweitägige Gefängnißstrase zu verbüßen. Dagegen erhob er Einspruch. Die Sache selbst rst folgende. Vom Tapezirer Lösche hatte ein gewisser Hosmann Möbeln geborgt, dafür aber keinen Zins gezahlt. Lösche hatte nun dem Schlosser Macholz Auftrag gegeben, die Ehefrau des Hosmann zu Ausstellung eines Wechsels rn der Höhe des MiethzinseS zu veranlassen oder die Wegnahme der Möbeln zu bewerkstelligen. Macholz beauftragte seiner Seils wieder den Angeklagten Fickert, der nun mit zwei Gesellen des Macholz zu Hofmann ging, die Vollmacht vorlas, und auch, da die Ehefrau zu Ausstellung eines Wechsels nicht zu bewegen war, dort vier Rohrstühlc wegnehmen ließ. Wegen dieser eigen mächtigen Handlung erhielt er vom Gericht eine Strafe von rwei Tagen Gefängnis, während Macholz, der Anstiftung der Nöthigung angeklagt, eine viertägige auferlegt wurde. Nur Fickert erheb Einspruch, er>chien selbst im Termine und führte in lebhafter Weise seine Verteidigung; er verlangte namentlich Vorlegung des Eontractes zwischen Hosmann und Lösche. Staatsanwalt Held giebt in das Ermessen deS Gerichtshofes, ob er Selbsthilfe oder Nöthigung annehmen wolle; im letzteren Falle beantrage er aber Bestätigung deö Bescheids, erklärte auch, daß aus den Eontract Nichts ankomme, denn es werde nur die Umgehung der richterlichen Hilfe und Anwendung der EigenmächtizkFt bestraft. Der Ge richtshof nahm unerlaubte Selbsthilfe an, erklärte aber, daß die Gefängnißstrase von zwei Tagen nicht zu hoch und daher zu bestätigen sei. — Ernst Adolph Trcpte diente im Frühjahr v. I. beim Gutsbesitzer Henker in Kesselsdorf. Eines Tages beaustragte Henker seinen Knecht Trcpte in einen Balken eine H >Spe einzu'chlagen. Trcpte vollsührte diesen Auftrag nicht zur Zufriedenheit seines Dienstherren, dieser schimpfte deshalb und hreß ihn, sich aus seinem Dienste scheren. Trepte ging auch sofort auf seine Kammer, packte dort seine Sachen zusammen und verlangte sein Dienstbuch. Auf der Hausflur beim Weg gehen kam es noch zum Wortwechsel. Henker beschuldigte Trcpte, daß er im vorigen Jahr, als er in Lesterreich Sprnn- fuhren gethan, zuviel ausgegeben habe, worauf Trepte erwi derte, wenn es zu viel gewesen wäre, so hätte nur Henker selbst fahren sollen. Dadurch wurde Henker erzürnt und schlug Trepte mit einem Spatenstiel, welchen Schlag nun Trepte mit einem Schlage seiner Stiefeln, die er in den Händen hielt.^er- widerte und damit das Gesicht Henkers traf. Henker stellte d.«wegen Straf» .trag Das Gerichtsamt Wilsdruff nahm aber Eompensation an, sprach den Angeklagten frei und verurtheilte den Kläger in die Kosten. Dagegen erhob Henker Einspruch, und motivirte sein Sachwalter Borrmann aus Wilsd'uff den Antrag auf Bestrafung Treptes mit Hinweis auf die Gesinde- o dnung, nach welcher das Dienstverhältniß in diesem Falle noch nicht als gelöst anzusehen sei. Der Gerichtshof bestätigte den gerichtSamtlichen Bescheid. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen: Den 16. d. M. Vorm. 6 Uhr weder Carl Gotthelf Göhring und Friedr. Emil Trobisch wegen Diebstahls. Vors.: Ger.-Rath Aoost. — Den IN d. finden folgende Einspruchsoerhandlun- gen statt: Vorm. 9 Uhr wider die ledige Marie Emilie Seidel hier wegen Diebstahls ; 9^ Uhr wider Friedr Aug. Hähnel hier wegen Diebstahls; 10'/, Uhr wider Joh. Carl Gottfried Becg in Frertelsdorf wegen Forstdicbstahls; 11'/^ Uhr wider Johanne Dorothee verehel. Thieme und Emilie Auguste verehel. Mai hier wegen Diebstahls. Vors.: Ger.-Rath Ebert. Uage-gefch1ch»te. Brünn, Montag, 19. September. Der Reichskanzler Freiherr v. Be, st wurde aus seiner Durchreise nach Neichenberg im hiesigen Dahnhofe aufs Glänzendste empfangen und hielt eine längirs An!wortS>ede auf die ihm gewmdene Begrüßung. Der Reichslanzler betonte in dieser Rede, daß der Weg, de« er wandte, hier nnd da wohl ein enger und mühsamer werde, und daß in solchen Auaenbl'ck.n das öffentliche Vertrauen ein doppelt werthvolle« Unterpfand de« Gelingen« sei. Er betr«chte die AusgleichSverhandlungen mU Ungarn al« einem gedeihlichen und gli cUichen Ende zugeführt und vertraue fest, daß wir in kürzester Zeit Dasjenige verloren haben werden, was uns Alle beunruhige, nämlich die Unsicherheit des Gewinne«. Auch sonst seien di- Verhältnisse von der Art, daß er für feinen Theil an der Erhaltung de« Frieden« nicht zweifle. Beweis hierfür sei die Wiederanknüpfung der handelspolitischen Beziehungen mir Preußen. Die Siede des Reichskanzlers wurde mit stürmischem tüeisall ausgenommen. ;Dr. J.i Paris, l t. September. Für den Besuch der österreichi schen Majestäten werden gegenwärtig schon vielfache Festlichkeiten vorbereitet, welche mit dem feierlichen Schluffe der Ausstellun; zu Ende Oktober in Verbindung gebracht werden und zu denen auch die Königin von England, sowie Victor Emanuel beson dere Einladungen erhalten sollen. Der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich werden, nach dem „Memorial diplomatique", sofern keine unvorhergesehenen Hindernisse eintreten, nachdem sie einige Wochen das Schloß Gbdöllö bei Pesth bewohnt ha ben, Wien den 25. October verlosten und am Abend de« nächsten Tages in Nancy ankommen, wo sie übernachten wer den. Am nächsten Morgen werden sie die Gräber der ehema ligen Herzöge von Lothringen in Augenschein nehmen und so rechtzeitig von Nancy nach Paris abreiscn, daß sie zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittags hier cintreffen. Fürst Metternich mit dem gesammten Gesandt'chaftspersonal wird den Majestäten bi« nach Straßburg entgegenreisen. Der Reiche kanzler Freiherr v. Beust und der ungarische Ministerpräsident Graf Andraffy werden den Kaiser nach Pari« begleiten. Das „Journ. de Paris" glaubt zu wissen, daß der Kaiser Napoleon mit dem Kaiser von Oesterreich die Jagdsaison eröffnet wird. Außer Tausenden von Rebhühnern, welche die Geh'ge von Eompiegne bevölkern, werden sowohl in Fontainebleau als in Rambouillet, Versail les, St. Germain und l'Angle mehr als 2000 Fasanen ge züchtet, die allesammt bestimmt sind, unter den Schüssel, der beiden Kaiser und der Gvoßwürdenträger Oesterreichs und Frankreichs das Leben zu lasten. Während der Anwesenheit deS Kaisers Franz Joseph in Royal-Lieu wird auch große Hirsch- und Hetzjagd mit dem ganzen „boutnn" in Uniform stattsinden. Der „t>ou!on ' besteht aus all n jenen Personen, welche daS Recht haben, die Jägerunifsrm zu tragen: drei eckigen Hut, rot her- Frack, hirschlederne Hosen und Reiter stiesel. Der Kaiser erlegt alljährlich .öOOO Stück Wild. Kaninchen wird es in diesem Jahre wenige in den kaiserlichen Gehegen geben, sie sind fast alle von einer Epidemie weggerafft worden. Die Ameisen wandern, man weiß nicht warum, in großer An zahl auö aut, unv dre Fasanen werden jetzt mit ernem Brei gefüttert, weichen mar mv«I" (spanrscheS Mehli nennt. Verbrannte Frauen. Skizze, nicht auS dem Leben der Hindus — sondern auS dem alltäglichen Deutlchcn Leben. In dem Sommertheater einer Mittelstadt waren Tausende von Zuschauern versammelt. Ein reizendes junges Mädchen trat als Gast auf und ihrer Schönheit, ihrem gewandten Spiel, noch mehr aber ihrem kindlich anspruchslosen Wesen schlugen Aller Herzen entgegen. Unter rauschendem Beifall war der Vorhang zum ersten Male gefallen , eben ging er wieder in die Höhe — da. im nächsten Augenblick stand sie über und über in lichten Flammen. Die Schauspielerin war mit ihrm leichten Kleidern einer Gasflamme zu nahe gekommen und gewährte nun emen herz zerreißenden Anblick. In tödtlichster Angst lief sie auf der Bühne hin und her, hinter d.e EouUffen und wieder vor, das übrige Personal flüchtete schleunigst davon und besonder« die Damen halten dazu auch alle Ursache. Einige zurückbleibcnde Herren vermochten nur schwache Versuche zur Rettung de« armen Wesens zu machen. Im Zuschauerraume herrschte un terdessen ebenfalls Schrecken und Verwirrung. Die meisten der Damen, junge und alte, sielen ohnmächtig zusammen, ih.e Männer und sonstigen Begleiter hatten hinreichend mit ihnen zu schaffen und die übrigen Herren standen erstarrt, rath- und thatlos da. Erft als das bedauernswerthe Mädchen unter entsetzlichen Oualen zuckend auf der Bühne zusammengestürzt war, da kam ein Eimer Wasser an — nicht zur Rettung, sondern nur noch zur Erhöhung der Leiden der Aermsten. Sie bot jetzt einen entsetzlichen Anblick dar. Die unglückselige Urheberin des Ver hängnisses, die Crinoltne, hatte den ganzen unteren Körper zwar gegen das Feuer geschützt, nachdem das leichte Oberkletd fortgebrannt war, doch ,n welchem Zustande befanden sich Brust, Arme, Schultern, Gesicht und Kopf! — Die Stahlstäbe der Schnürbrust muhten aus dem ausgequollenen Fleische heraus- geschnitten werden und Umschläge von Kalkwasser und Leinöl, aulgeklebte Eihaut in neuester Zeit wendet man auch perma nente Bäder in warmem Wasser an) u s. w. konnten der be- mitleidenswerthesten Dulderin kaum für einige Augenblicke Linderung bringen, bis sie nach sechszehn Tagen endlich von den furchtbarsten körperlichen Schmerzen, die es im Ecdenleben grebt, durch den Tod erlöst wurde. Abgesehen nun von allen Betrachtungen, die dieser gewiß allcrtraurigste Fall in Betreff der Vor- und Nachtheile der Eünoline uns aufdrängt, abgesehen von dem Leichtsinn und der unverantwortlichen Nachlässigkeit, welche durch einen zerschlage nen Lampencylinder Menschenleben solcher Gefahr aussttzt, re gen derartige, allenthalben leider nur zu häufig vorkommende UnglückSsälle doch unwillkührlich zu ernstem Nachdenken und einer dringenden Mahnung an. Die letztere ist eine bereit« oft ausgesprochene und an alle Erinolinenfreundinnkn der Welt gerichtete: daß sie ihre leicht brennbaren Kleider gegen Feuersgefahr sichern sollen! Sie dürfen sich zu diesem Zweck nur aus den Apotheken eine Auflösung von phoSphorsaurem Ammoniak holen lasten, die Kleidungsstücke ebenso sogleich vor dem Unfertigen als auch nach jeder Wäsche hinerntauchen, trocknen und wieder plätten. Dteselben können dann nicht ^ mehr mit h ller Flamme brennen, sondern nur glimmen. Aus die Forde und sonstigen E genschofeen deü Zeuge« hat dieser Stoff durchaus gar keinen v-ch,heiligen Ewsluß und seiner unermeßlichen Wichtigkeit wegen' sollte man ihn in jeder Famt- . lie vorräthig halten. Nach einer anderen Seite hin drängt sich aber unabweis bar die Frage auf: war es denn g«r nicht möglich, da« Feuer schnell zu löschen und das arme junge Mädchen zu retten?! LLasser, da« gewöhnlichste Löschmittel des Feuers, war zwar nicht sobald berbeizuschaffen, denn die Flammen schlugen aller dings fast mit Gedankenschnelle an der Unglücklichen empor. Doch wenn unter den vielen anwesenden jungen Männern nur Einer muthvolle Geistesgegenwart gehabt, so konnte er wohl eine Heldenthat aussühren, für die ihm die ganze Mensch heit Dank und Achtung hätte zollen muffen. Ein kühner Sprung mußte ihn auf die Bühne führen, dort hatte er seinen Rock herunterzureißen, daS brennende Mädchen aus die Erde zu werfen und seinen Nock fest darüber zu pressen. Dann wären di« Schauspieler jedenfalls seinem Beispiel gefolgt, fünf oder zehn Andere aus dem Zuschauerraume ebenso — daS Feuer wäre leicht erdrückt, gedämpft, und das blühende junge Mädchen, wenn auch nicht mehr vor großen schmerz haften Brandwunden, so doch vor dem qualvollen Tode be wahrt worden Doch nachdem daS Unglück geschehen, ist gut klug zu reden und wir würden uns auch wohl hüten, allen den vielen bei jenem Unglück gegenwärtigen Männern diese unsere Ansicht als durchaus leicht ausführbar entgegenzuhalten — wenn nicht eben vor einiger Zeit in Berlin ein ganz gleicher Fall vorg'kommen wäre, in welchem ein Arbe ter eine durch ein Streichholz ihres rauchenden Begleiter» ebenfalls in Brand gerathene Dame zur Erde warf, mit seinem Kittel das Feuer ausdrückte und ihr da durch das Leben rettete. Geistesgegenwart ist ein hohes Vorrecht starker Seelen und wohl Denen, die dadurch befähigt werden, sich und Andere aus großen Gefahren und Nöthen zu erretten. Doch jedenfalls kann dies Letztere nur dann mit Erfolg ausgesührt werden, wenn sich mit der Seclenstärke zugleich ein praktischer Sinn verbindet. Und um einen solchen für derartige Fälle anzuregen, dürfte die Besprechung und Erwägung solcher Ereignisse keineswegs über flüssig sein. Rach der technischen Zeitung „Kurze Berichte" schließen wir hier noch folgende Maßregeln an. Die beste Hilfe in der artigen Fällen wird man leisten wenn man in folgender Weise rasch und entichieden handelt. Ohne ein überflüssiges Wort zu sprechen, ergreife man eine wollene Decke von einem Bett, einem Mantel oder irgend einen wollenen Stoff (Schlasrock, Ueberziehcr rc ), wie man ihn in der Eile zu finden vermag, hcttte mit beiden Händen die Enden desselben so weit als mög lich auseinander, strecke sie hoch empor und springe so ent- sch'offen auf die brennende Person lo«, die Decke oder den Mantel derselben über die Schultern werfend. Hierdurch wird nicht allein das Feuer gedämpft, sondern namentlich auch daS Antlitz gesichert und vor Hitze geschützt. So wie die« gelungen, lege man den Unglücklichen auf den Fußboden nieder, wotzdrch ebenfalls Gesicht und Brust der ferneren Wirkung der Flamme entzogen und gerettet werden. Man kann nun leicht dre noch vorhandene Gluth ersticken. Ist die Flamme erstickt, so mache man sofort auf alle Brandwunden Umschläge von kaltem Wasser, wodurch der Schmerz fast cbm so schnell gestillt wird, als die Wunde entstanden ist. Dann hole man gewöhnliches trockenes Mehl, entferne die Wafferumschläge und überdecke dir Brand wunden etwa 1 Zoll hoch mit demselben. Wenn irgend mög lich, so bringe man den Kranken z r Bett und thue Alles, um eine Schmerzen zu lindern und ihn zu beruhigen, bis ein Arzt zur weiteren Behandlung erscheint. Sind jedoch die Wunden nicht tief, so hilft das Mehl besser, als jedes andere Mittel, und man laßt dasselbe so lange auf der Wunde, bis eS von elbst abfällt, in welchem Falle man dann eine neue Haut da runter findet. Die günstige Wirkung des Mehls beruht haupt- ächlich daraus, daß es, gleich dem Wasser, den Schmerz sehr rasch und vollständig aushebt, indem es die Luft von de Wunde gänzlich abhält. Man kann auch, nachdem man so v.el Mehl aufgcstreut hat. als halten will, das Ganze mit baumwollener Watte umwickeln. * München. Endlich hat Richard Wagner seine längst erwartete komische Oper: „Die Meistersinger von Nürnberg" vollendet. Das Münchener Hoftheater befindet sich schon seit mehreren Wochen im Besitz der Partitur zum ersten Acte, und dieser Tage soll auch die Partitur zu den anderen zweien da- sier cintreffen. Wenn keine Kürzung vorgenommen wird, so ordert diese komische Oper eine Spielzeit von sechs Stunden, was den Zuhörern jedenfalls sehr komisch Vorkommen wird. Auf da« Projekt, die Novität al« Festoper für die Vermäh lungsfeier de» König« zum ersten Male aufzuführen, mußte Verzicht geleistet werden, da es ganz unmöglich ist, sie bis da hin sowohl etnzustudiren, als auszustatten. * (Cholera.) Ein englischer Schiffscapitän erzählt, daß, als die Cholera auf seinem Schiffe auSgebrochen und dreißig Menschen von derselben befallen waren, er sie alle durch Ein gebung von gebranntem Kork gerettet habe. Dieses Mittel ist in England und Ostindien mit sehr gutem Erfolge angewandt worden Man brenne ein Stück Kork zu Pulver und nehme einen Theelöffel voll davon in ein wenig Wasser oder Milch. Wenn es nöthig ist, so wiederhole man dieses zwei- oder drei mal, bis der Kranke genesen ist. * Frankfurt. Mehre Arbeiter der englischen Gasfabrik weigerten sich am 6. d., die ihnen aufgctragene Arbeit, Kohlen zu fahren, zu verrichten. Ihr excessives Benehmen erheischte polizeiliche Hilfe, und wurden die Excedenten auch durch Schutz leute beruhigt und zur Entfernung bewogen. Später kehrten sie doch wieder und da sie ihre Excesse wiederholten, wurde abermals polizeiliche Hilfe rcquirirt. Von der Schutzmann schaft welch« di« Excedenten nicht bewältigen konnte, war eine Militärpatrouille requirirt. Einer der Arbeiter suchte einem Soldaten daS Gewehr zu entreißen, welches er an, Bayonncte und Lause erfaßt hatte und erhielt, nachdem er vergeblich auf- gcsordert worden war, das Gewehr loszulassen, von einem andern Soldaten, der seine», Kameraden zu Hilfe eilte, einen tödtlichcn Stich in die Brust, woran n l»rz nachher starb
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