Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 12.11.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186711129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18671112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18671112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-11
- Tag1867-11-12
- Monat1867-11
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.11.1867
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1k*: jW l„ 1 - 9 ?z;1 lk.! I! jj t, ^ lii^!' k haß pe eine dienend« Stellung de« LeLm i« elterlich« Haus« vorzog. Später lehrte sie nach Dresden zurück in der Hoffnung, hier noch Anverwandte zu find«. Sie hatte sich getäuscht und sah sich damals dazu verurtheilt, in untergeord net« Verhältnissen — unter andern war sie eine Zeit lang Krankenwärterin im Stadtkrankenhauü zu Dresden gewesen — ihr Brod zu suchen. Sie ivar seit fünf Jahren verheiratet und in diesem Jahre, in Folge einer Erkältung, von einem äußerst schmerzhaften Leiden befallen worden, welches ihr das Gehen in den letzten Monaten ganz unmöglich machte, so daß sie ihr Gatte des Morgens auü dem Bette in der Schlafkammcr auf'S Sopha und des Abends vom Copha in'S Belt zurück- tragen mußte. — In der aus jenes traurige Ereigniß folgenden Nacht wurde Lockwitz abermals durch Feu rlarm alarmirr Es brannte in dem eine halbe Stunde von hier entfernten Dorfe Groß Luga. Aller Wahrscheinlichkeit nach durch frevelnde Hand angelegt, war das Feuer im Seitengebäude des Küchler'sciicn Gutes herausg. kmomcn und hat dasselbe in Asche gelegt Ein Mastschwein, sämmtliche Ackergerälhe und viele Futtervorrüthe sind dabei mit verbrannt Das durch seine Rechtschaffenheit, Biederkeit und Leutseligkeit in allgemeiner Hochachtung stehende, kinderlose, hochbejahrte Küchlersche Ehepaar ist um so mehr zu beklagen, als es seit anderthalb Jahren bereits das dritte Mal ist, daß ruchlose Hände ans diesem Gute Feuer angelegt haben. Beim ersten Mal brannte die Scheune nieder. Während des Wiederaufbaues derselben kam in dem jetzt niedergebrannten Gebäude Feuer heraus, aber cS wurde un Entstehen entdeckt und glücklich wieder gelöscht. Die Dörfer Groß und Klcinluga find seit zwei Jahren in höckist auffälliger Weise von Schaden feuern heimgesucht worden, indem während dieser Zeit in Klnn- kuga vor zwei Jahren ein größeres Gut und im vorigen Jahre ein Bauergut und zwei W rthschaften abgebrannt sind. — Oeffentliche Gerichtssitzung am l I. November. Die Verhandlung über die heutige erste Privatanklagesache der Johanne Auguste Marie verehel. Pahlitzsch geb. Witlsäng ge gen den Handarbeiter Heinrich Herrmann Moritz Pahlitzsch und Genossen hier wurde der Oeffenrlichkeit entzogen. — Sehr in. teressant war dagegen die zweite Verhandlung. Veranlaßt war sie durch einen früheren Rechtsstreit zwischen dem Fiecus und Christian Friedrich Zimmcrmann hier, in welchem dem Letzteren wegen eines Streitcbjects von 2l Thlr. Werth die Summe von Einhundert Thalern Kosten verursacht worden waren. Bei dieser Gelegenheit soll nun die Staatsanwaltschaft in Meißen partheilich gegen Zimmermann gehandelt haben und hatte Lies Zimmermann auch in einer Eingabe an das k. Justizministe-ium in seiner Entrüstung weitläufiger zu begründen versucht, dabei sich aber so ausgedrückt, daß die k. Staatsanwaltschaft in Mei ßen Beleidigung ihrer Amtsehre darin fand. In der nun da rauf erfolgten Untersuchung wurden ihm deswegen 3 Wochen Gefängnißftrafe und Kostenersatz zuerkannt. Gegen dieses Er- kenntniß hatte die Staatsanwaltschaft Einspruch aus dem Grunde erhoben, weil dis Strafe im Verhältmß zu der betreffenden Beleidigung zu gering sei. Heute aufgefordert, sich zu erklären, was er dagegen einzuwenven habe, versuchte der Beklagte durch Anführung mehrerer Beisp ele zu beweisen, daß die k. Staats anwaltschaft gegen ihn, nach seiner Meinung, sich ungehörig betragen und wie er in Entrüstung darüber und in Folge des verlorenen Rechtsstreites die obige Eingabe an das k Justiz ministerium gemacht habe, ohne dabei versöoliche Beleidigung der Staatsanwaltschaft im Srnne gehabt zu haben. Jene Be leidigungen. wenn sie als solche angesehen werden sollten, seien aus dem Grunde auch zu compensircn, weil der Kläger seine Eingabe incidiös genannt habe, ein Wert, welches er durch heimtückisch übersetze. Ferner sei hier nicht von Beleidigung einer Behörde die Rede, da, nach seiner Deducnon, Staatsan wälte nur Slaatsdiener, keineswegs mit einer ir>cutiven Gewalt ausgestaltete Personen wären u. s. f., was Alles von ihm nur Gesetzesstellen belegt wurde. Dagegen trat nun der verletzte Staatsanwalt kräftig auf, überging die Beantwortung der vom Angeklagten aufgezählten Fälle, in welchen die Staatsanwalt schaft ungehörig und partheilich awcheinend gegen den Angeleg ten gehandelt haben sollte, mit der Versicherung, die Siaats- anwaltschaft habe in denselben nicht ungehörig und partheilich, sondern nach Pflicht und Gewissen gehandelt, bewies ferner, daß die Staatsanwaltschaft auch eine Behörde sei, welcher executivische Mittel zu Gebote ständen und könne di 8 der Be klagte wohl noch kennen lernen. Der Angeklagte möge in einem lateinischen Wörterbuchs das Weit incidiös nachschtagen, um sich zu belehren, daß dasselbe nicht heimtückisch bedeute. Die Staatsanwaltschaft verwies darauf, duß dem Angt klagten noch weitere Rechtsmittel zu Gebote ständen, wenn er meine, es sei ihm Unrecht geschehen, und trug schließlich m ausdrucks- vollster Weese auf höhere Bestrafung des Schuldigen an mit Hinweis, daß Beleidigungen von Behörden mindestens mit I Wochen und höchstens mit 3 Monaten Gesängn ß zu bestrafen seien. Diese Ansichten berücksichtigend, erkanrue heule das Be zirksgericht gegen Ztmmermann auf .' Monare Gefängniß — In der brüten, für das allgemeine Publikum uninteressanten Verhandlung in der Pnoatanklagsache der Johanne Christiane verehel. Drerschneidcr gegen Johanne Juliane Klingcr in Pie schen wurde auf Bestätigung des früheren Bescheids erkannt, da, wie im folgenden Falle, keine wesentlichen Gründe das Gericht zu einer veränderten Ansicht hatten bestimmen können. Dieser letzte Fall betraf Schimpfworte, welche Iba Wilhelmine verehel. Höhnel in Potschappel gegen Therese verehel. Schulze daselbst gebraucht haben sollte, die von den Zeugen aber nicht gehört wo. dm waren. — An die übrigen Mitglieder der Dresdener Gewerbebank Fröhner u. Comp, ist soeben auf Grund der im AussichtSrath in den letzten Wochen veranlaßten Erör terungen vom Adv. Schraps ein Circular versendet worden, welches durch seine Schilderungen über den Kreis jener Mit glieder hinaus Interesse erregen wird. ES besäße darnach die Gewerbebank nicht, wie veröffentlicht, ca. 32,000 Thaler, son dern nur ca. 28,000 Thaler baar emgezahltc Gcschästsantheile. DaS Circular behauptet, daß 6000 Thaler als verloren zu betrachten, von dem hiernach verbleibenden Mitgliedervermögen an 18,000 Thaler. über 16,000 Thaler in zwei im Rohbau niederliegcndcn Grundstücken an der Löb'auerstraße angelegt sein sollen, welche sonach die fast einzige Garantie für die Verwaltung der ea. 110,600 Thal« der B«ck -eg« Verzinsung ffcmvertrautm fremd« Gelder bilden. Ferner soll«, nach den Behauptung« de« Circular«, wiederholt Büchereinträge vorgekommen sein ohne entsprechende ge schäftliche Vorgänge Das Institut sei vom Wege des Genos senschaftSwesenS mehr und mehr auf den der Grundstücksspe- culation gekommen, so sehr, daß sogar der noch ungewisse Ge winn aus Grundstücksgeschäften nicht ausichlicßltch dem Neseroe- fond zugewielen, sondem zur Deckung ordentlicher Verwaltungs- ausgaben Vorbehalten wird. Die Verzugszinsen zu 17^" o seien von der Ausnahme mehr und mehr zur Regel gewor den. Ohne auf die Schilderung der inneren Vorgänge der Verwaltung näher cinzugehcn, welche sich J.dcr, d.r Interesse für die genaue Kenntnis; solcher Eredit-Jnstckute hat, von Ge- wcrbebank Mitgliedern leicht verschaffen kann, mag noch bemerkt werden, daß der Verfasser des Cueulars den Verlust eines jeden in diesem Jahre auf Grund der Monats Veröffentlich ungen eingetretenen Mitgliedes auf mindestens 8 Ngr. 6'.. Pf. von, Thaler der baar eingezahlten Geschäflsantheile, eventuell auf 13 Ngr. 6'/« Pf. berechnet. Uebrigcns befindet sich die ganze Sache zu weiterer Erörterung in den Händen der Bebende. — Angekündigtc Gerichtsverhandlungen. Heute Vormittag 9 Uhr wiver Friedrich Moritz Petzschke von hier wegen Meineid. Vorsitzender: Gerichtsrath Jungnickel. — Den 13. d., Vormittags 9 Uhr wider Marie Louise Menzer von hier wegen DübstahlS une Fälschung. Vorsitzender: Ge richtsrath Gross. — Den 14. d. finden'folgende Einspruchs- Verhandlungstermine statt: Vormittags 9 Uhr Privatanklage siche des Gcrichlsnflrendar Böhme und Genossen wider Bruno Ludolph 'Muhleck in Neustrüßen und Genossen. !>,' Uhr wider Johann Adam Peter Geyer auS Bärenloh wegen Diebstahls. Ms Uhr wiver Johanne Louise Auguste verehel. Liebezett aus Nlcderxochitz wegen Diebstahls. 11 Uhr wiver Caroline Pau line Rerchenbach aus Naundorf wegen Diebstahls. I l' Uhr Privatanklagesache Louise Wilhclminc verehel. Krer.kel rvider den Bergarbeiter Hernrich Reh in Niederhäslich. Vorsitzender: Gerichtsra h Ebert — Tagesordnung für die 34. öffentliche Sitzung der I. Kammer. Dienstag, den 12. 'November 1^67. Mittags l2 Uhr. 1 Regrstrandenvorlrag. 2 Bericht der 3. Deputa tion über die vom Herrn Bürgermeister !)r. Koch gestellten Anträge. rage«ges<bicht-. Berlin, Montag, 11. November, Mittags. Die siebente Deputation des Crinrinalgerichts hat unter dem Vorsitze von Bredow den Abg. Twesten wegen seiner im Abgeordnetenhause am 20. Mai 1863 gehaltenen Rede über die Justizverwaltung gemäß dem Anträge des Staatsanwalts zu zweijährigem Ge- ängr.iß vcrurtheilt. Dr. I.) Paris. Der Kaiser Napoleon sieht fortwährend sehr auS. Er arbeitet sehr viel, theils mit den Ministern, theils allein. Ein harter Verlust hat ihn wieder betroffen; einer seiner Getreuen, General Rollin, General-Avjutant des .,Pa lais des Tuileries", ist vom Schlage gerührt und vollständig gelähmt morden, man hofft jedoch, ihn am Leben zu erhalten. — Es bestätigt sich mehr und mehr, daß zwei französische 'Re gimenter, das I. und das 29., an den Kümpfen bei Montana erfolgreichen Antheil genommen. Sie waren es, welche durch das Ehaffepotgewehr das Schicksal des Tages entschieden. Die Truppen sollen vor Begierde gebrannt haben, die neue Waffe, welche sich entschieden bewährte, in Anwendung zu bringen. Die Resultate warm höchst verderblich für die Freiwilligen, welche, solchen Schnellfeuers ungewohnt, zum großen Theil in wilder Flucht davon eilten, und nur ein verhältnißmäßrg kle> ner Kern waffenerprobter Männer, der sich um Garibaldi ge- schaart, setzte den Kampf mit großem Heldenmuthe gegen die Ueberzahl fort, deckte die Flucht der Genossen und zog sich selbst in sehr guter Ordnung bis Passo Correse zurück. Der französische erste Bericht des Generals Polhes an das KriegS- Ministenum enthält die Behauptung, daß die Garibaldianer mit regulärer Artillerie hätten versehen gewesen sein müssen, da sich anders ihr wohlgenährtes, gut gezieltes Geschützseuer nrcht erklären lasse. Italien. Das „Movimento" von Genua veröffentlicht eine von Crispi, Guerzoni, Mario und vielen anderen Mit gliedern der ActionSpartei als Augenzeugen Unterzeichnete Er klärung über die näheren Umstände der Festnahme Garibaldis. Die Unterzeichneten Freunde und Begleiter des Generals Ga ribaldi erklären, als Zeugen seiner Verhaftung zu Figline, Folgendes: 'Nachdem die Unterzeichneten der Auslösung des Freiwillrgeocorps, nach seinem Kampfe aus päpstlichem Gebiet, zu Passo Corcie bcigewohnt, wurden sie von General Garibaldi aufgesordert, in den Extrazug einzusteigen, der ihm unter der ausdrücklichen Bedingung daß er in voller Freiheit nach Flo- rmz gebracht würde, bewilligt worden war. In Figlme hielt der Zug an; ein Oberstleutnant der Carabinieri, Herr Camozzi, fand sich bei dem General ein und verlangte, mit ihm allein zu sprechen. Die Station war von einer Compagnie Ncrsag- lieri und durch eine starke Abtheilung Carabinieri besetzt Einige Augenblicke stiegen der General und w r Alle mit i-m aus den Waggons Man hörte, wie Garibaldi den Obersten mit lauter Summe fragte: ..Haben Sie einen regelrechten Ver- hastsbesehl?" „Nein," antwortete der Oberst, „ich habe nur den Auftrag, Cie zu verhaften." Der Gemral versetzte: „Dann begehen Sie einen ungesetzlichen Act. Ich habe mich keiner Feindseligkeit gegen den italienischen Staat oder gegen seine Gesetze schuldig gemacht. Ich bin italienischer Deputirter, römischer General, ernannt durch eine gesetzlich begründete Re gierung, und amerikanischer Bürger. Als solcher kann ich, da ich nicht auf frischer That ergriffen bin, nicht verhaftet wer den, und Sie, sowie Der, welcher Sie schickt, verletzen das Gesetz. Allein ich erkläre Ihnen, daß ich nur einem Act der Gewalt weiche, und wenn Sie mich verhaften wollen, so müssen Sie mich mit Gewalt von hier wegbringen." In diesem Augen blicke waren wir Alle entschlossen, den General, das Gesetz und das gute Recht zu vcrtheidigen. Der General erklärte, er werde niemals dulden, daß man dre Gewallthätigkeiten. die man gegen seine Person verüben weroe, mit Gewalttbätiakeitm ge-« italienisch« Soldat« «miede«. „GM dam«, sagte er uns, jeden Gedanken an bewaffnet« Widerstand auf. Hätte ich mrt d« Waffen Widerstand leist« wollen, so hätte ich sie nicht an der Grenze zurück gelaffen. Da sich inzwischen viele Leute versammelt hatten, so telegraphirte, um j-dsn Zusammen stoß zu vermelden und einem da« Land so demüthigendm Schauspiele ein Ende zu machen, der Deputirte Crrspi zweimal an der Mnisterpräfidentcn uns verlangte im Ramm Italien« Zurücknahme der Befehle; dabei erklärte er, der General beab sichtige, nach Caprera heimzukehren. Man ersuchte den Oberst Camozzi, die nölhtge Frist zum Abwarten der Antwort zu be willigen, sowie selber zur Unterstützung des Gesuchs nach Flo renz zu telegraphtren. Letztes verweigere der Oberst in be siimmtester Weise und erklärte, als nach Ablauf einer Stunde kein Telegramm aus Florenz angekommen war, daß eS mm Zeck sei, den Befehl auSzusührcn. Ungeachtet der wiederholt« Erklärung Garibaldis, er sei ermüdet, le dend, durch mehrtägige Entbehrungen und Strapatzen erschöpft und könne eine neue, anstrengende Reise nrcht ertragen, ließ sich der Oberst auf Nicht« ein. Vier Carabinieri näherten sich dem Gmeral und der Unterofficier, der sie führte, forderte im Namen seines Borges tzten den General auf, ihm zu folgen. Da der Gme ral auf seiner Weigerung bestand, so ergriffen ihn die Cara binieri, erhoben ihn von dem Stuhle, auf dem er im Worto- saale saß, und brachten rhn, inmitten de« feierlichsten Still schweigens seiner Freunde, in den für ihn bestimmten Wagen. Im Namen Aller protestirte der Deputirte C-iSpi gegen die Verletzung des Gesetzes und die dem größten Bürger Italien« angethane Schmach. 'Nur seiner Familie und seinen Dienern wurde es gestaltet, ihn zu begleiten; es gmq jedoch nur sein Schwiegersohn Eanzio mit ihm. In dasselbe Eoupee stieg auch Oberst Camozzi ein. Zahlreiche Waggons vor und hinter dem Waggon, in welchem sich Garibaldi befand, warm mit Ber saglicri und Cmabinieri besetzt. General Ganbaldi fuhr nach einem uns unbekannten Bestimmungsorte fort, und cS ist hier nicht der Ock, die Ges chlc. welche uns bewegten, zu schildern. Di-.S Alles zur Bezeugung der reinen Wahrh.it und für die Geschichte. Königliches Hoftkeater. si li Zu Ehrcn von Schillers Geburtstag fand am Sonn tag die Aufführung von Wallcnsteins Tod statt. Man hatte ursprünglich beabsichtigt, die ganze Trilogie auszuführm; eine Erkrankung des Herrn Deitmer vereitelte diesen Plan, der Sonnabend brachte nur das „Lager". Das am Sonntag bi« auf den letzten Platz gefüllte Haus bewies etwaigm Zweiflern am besten, daß in unserer Stadt der Sinn für das Ernste, die Tragödie und die Classicität nicht ausgestorbcn ist Eine solche Wahrnehmung tröstet gegenüber den vielfach geäußekten Be sorgnissen des Publikums, daß das recitirende Drama in die Hinteren Räume des Musentempels verwiesen und die darstel lenden Künstler und Künstlerinnen nur als Lückenbüßer für die Abende v.rwmdet werden sollen, wo die Kracke der Sän ger und Sängerinnen und der Capelle eine Pause erfordern. Ein so fleißiger Besuch, eine so andächtig angehörte Vorstellung, eine solche Theilnahme auch deS ersten NangeS lehrt eben, daß unser Publikum rächt fähig ist, die täglichen L»ckerbissm der Over zu verdauen, daß es herzlich darnach verlangt, eine ge sunde, seiner Erz-ehung und Gewöhnung entsprechende Nahrung zu genießen. Möchte darum sich auch die Gmeraldirectüm angelegen sein lassen, auü dem Füllhorn der Muse nicht blo« die duftigen Kinder Florens, sondern auch die stofflich vielleicht massigeren, aber auch nahrhafteren Früchte PomonmS zu spen den. Nachdem di- Oper in so kurzer Zeit und so trefflich reorganisnt. erfordert das Drama um so gebieterischer eine sorgsame Pflege. Mit dem Abspielen einiger klassischen Stücke ist es nicht gethan, die Aufführung selbst muß die RemrniS cenzen des Dresdner Hostheaters würdig fortvflanzm. Es fehlt hierzu vor Allem an ewcm tüchtigen Oderregisseur, dessen um fassenden Kenntnissen sich auch ältere, vorzügliche Mitglieder gern unterorvnen, der die vorhandenen Lücken unsere- Perso nals wieder auSsüllt. Niemand wird z B. darin ein Princip ve; treten sehen, w.nn man von Haus aus Herrn Seiger noch nicht für reif erklärt, in dem Rahmen der sonstigen Wallenstein - Darstellung den Mar zu geben, ihn aber dann, wenn eine Erkrankung eintrilt, Hals über Kopf diese Nolle einstudiren laßt. Solch eine Planlosigkeit muß einen so strebsamen Mann wie Herrn Senger entweder eitel machen oder verwirren. Dt« Folgen bleiben nicht aus , sein Mar war eine überhastete, überall die Spuren des Ungewohnten zeigende Leistung, der der poetische Zauber, welcher diese Gestalt umfließt, fast ganz abging. Die übrige Vorstellung wurde durch deren altbekannte Träger auf der früheren Höhe erhalten, Frau Bayer, Fräulein Ulrich, Fräulein Berg, die Herren Juff<-, Kramer, Walther, Heese und Koberstein boten ihr Bestes dar. Besondere Er wähnung verdient die Kraft und Frische, zu der sich Herr Porih in seinem Octavio aufzuraffen wußte. Was endlich dm Wallenstein des Herrn Wmger betrifft, so konnte man eine klare, natüiliche und würdige Repräsentation dieser imponirm- den Gepalt erwarten. Der schwere Elsentritt des Jahrhundert« klang in seinem Auftreten hindurch den Diplomaten zeigte seine Unterredung mit Questenberg, Bercdtiamkeit und Wärme seine Anrede an die Pappenheimer. Weniger dm Intentionen des Dichters entsprach dte in der Individualität de« geschätzten Künstlers begründete gewisse Nüchternheit in der Auffassung der poetisch-mystischen Seite deS gewaltigen Kriegsherrn. Man konnte dem Winger'schen Friedländer nicht recht den Sternm- -laubm zugevcn ; seine Erzählung: „ES giebt im Menschen leben" rc. brachte nicht die dm Zuhörer selbst in das Netz der Selbsttäuschung WallensteinS verstrickende Wirkung hervor; auch in dm Worten: „Ein Kind nur bin ich gegen solche Waffen!" hätte der Aufschrei des am Lebensnerv verwundetm Herzen« gefühlvoller sein können. Doch verschwanden diese Ausstellungen vor der im Ganzm wohlgelungenen Leistung. vr. rne-ckl. Wai5enhau-Arn,ße Kr. ka. Sprechstunde Nachmittags von 2 bis 3 Uhr. Für grheime Kraukheitr» früh vo« 8 bt- « Uhr.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder