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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186712054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18671205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18671205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-12
- Tag1867-12-05
- Monat1867-12
- Jahr1867
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1867
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werden. Auch bei der Reform der Stadteordnung behält der Bürgermeister die Executive und übt sie mit den übrigen. Raths- mitguedern aus; das Neue, welches beabsichtigt wird, ist gerade die Aufhebung deS Dualismus zwischen Rath und Stadtverordneten. Der Rath berathet dann mit den Stadtverordneten, durch einen oder einige Deputirte, aber dann führt er aus, und zwar er allein, ganz allein. — Der Freund deS patriotischen Vereins sagt unter Anrufung der „Gasse": „Frieden ernährt." Damit weist er den Stadtverordneten eine der unwürdigsten Rollen an, die es im Staate nur geben kann. Denn sind diese dazu da, um Frieden zu halten, was am besten sich esfectuiren läßt durch Mundhalten, so haben sie doch ein gar zu bemitleidenswerthes LooS; und darnach drängen die Patrioten sich am 6. December? Frieden halten, das kann Jeder. Rühmlicher noch als Frieden halten ist das Garnichtsein. — Wir wollen einmal an ein paar Beispielen die patriotische Lehre beleuchten. Dem Rathe kam einstmals der Gedanke bei, ein städtisches Gewächshaus zu errichten (Wagner, Senke, vr. Kerndt, Mosenthin, Rohland, was wissen, was vermögen diese gegen ein städtisches Gewächshaus!); der Erfinder des Gedankens war ein sehr patrio tischer Mann (Fleischer); Opposition, ja heftige, brach los, die Stadtverordneten mengten sich in dieses duftige „Schwergewicht der Verwaltung" und hinderten das Gewächshaus. Es war eine Zeit des Unfriedens. Dieser verzehrt. Nun möge einmal Jemand, der rechnen kann, " daß sie kein f Stadt „genährt" worden sein, wenn sie ein Gewächshaus gehabt hätte? Rechnet mir einen rothen Heller heraus und ich wähle meinen Freund des Patriotischen Vereins nächsten 6. December zum Stadtverordneten! Der Preis ist hoch, das Ziel ist nah! Ein zweiter zehrender Unfnede: die Stadtverordneten lehnten eine Miethsteuer, die der Rath wiederholt verlangte, ab. Ein Patriot war Referent und bevorwortete den nährenden Frieden mit dem Rathe. Die Kreisdirection, bis wohin der Rath es trieb, gab der „Opposition" der Stadtverordneten Recht, mem Gegner würde sagen: „zur demüthigenden Niederlage" des Raths. Wen es jammert, keine Miethsteuer zu zahlen, der stimme nächsten Frei tag ja mit den Patrioten u. s. m. - Von Diesen, den Leipzigern, sprechen wir; daß es auch in Dresden Patrioten giebt, bezweifeln wir eben so wenig, als die Mecklenburger. Und um ein Verdienst für Leipzigs VerkehrSinter- essen nachzuweisen, flüchtet der Patriotenfreund nach — Dresden und legt sich vergeblich aufs Bitten, der hiesigen Koriphäen des Patriotischen Vereins doch nicht zu erwähnen, obschon er gerade so aescheidt war, daß er das Gras auf Leipzigs Pflaster wachsen sah. Er antichambrirte nicht blos vor den Thuren des Ministers, er suchte sich ebenso den Radicalen zu empfehlen; er war es z. B., der das Material der Angriffe auf das vorstaatliche Directorium der bayrischen Eisenbahn in der II. Kammer lieferte rc. Mein patriotischer Gegner wirft den Stadtverordneten eine auf „per sönliche Abneigung" beruhende Opposition gegen den Rath vor. Die sämmtlichen Stadtrathsmitglieder sind von der Fortschritts partei gewählt worden; auch mcht eines wäre seiner Zeit von solchen Stadtverordneten, welche den Geist des Patriotischen Vereins rn sich ausgenommen, gewählt worden. Als jenes Vorbild des Patriotischen Vereins einst in dem Stadtverordneten - Collegium sagte: der Vorschlag sei gemacht, damit einmal ein „Anfang zu einer guten Verwaltung" gemacht werde, war dies nicht ein emer „persönlichen Abneigung" entlaufenes Wort, oder sieht es wirklich so schlecht mit der Verwaltung des Raths aus? in den Augen der Patnoten nämlich. Ganz irrig ist es, die Initiative der Verwendung der Lotterie- darlehnscasse chm zuzuschreiben; es wäre ein schlechter Ruhm für daS patriotische Vorbild, wenn er zu jener Zeit nicht Mehr gethan hätte. Gewiß war er in seinen Pflichten nicht lässig; er lieferte im Stadtverordneten-Collegrum vortreffliche Gutachten, und darum schätze ich den damaligen Archivar, jetzigen Stadtrath Heßler sehr- hoch. — Aber wohin ist in aller Welt der „Fortschritt auf gesetz lichem Wege" geräthen? Der Patriotische Verein rührt sich mächtig gegen die ihm gewordenen Angriffe; die schwere Niederlage, die er erlitten, läßt ihm keine Ruhe, und in allen Blät tern veröffentlicht er Artikel über seine Tendenzen. Ganz recht so, gerade das wollten und hofften wir; heraus mit der Sprache und Farbe bekennen mußte er, sich selbst die vorgehaltene Maske ab nehmen, damit Leipzigs Bürgerschaft endlich einmal weiß, woran sie ist. Und alS was hat sich der Patriotische Verein zu erkennen gegeben? Wie seine eigenen Artikel ausführlich darthun und be sonders Hervorbeben, ist er nichts weiter als ein rein politischer mit der Polrtik zu schaffen? Was kümmert es uns her der Wahl der Stadtverordneten und der Stadträthe, ob einer politisch konservativ oder constitutionell-bundesstaatlich oder national-liberal oder demokratisch gesinnt ist, wenn er nur sonst ein warmes Herz, ein klares Verständniß uno ein fleißiges Streben für unsere Stadt, für unserer Mitbürger Wohl hat? Das ja gerade war das Leid wesen des letzten Jahres, daß die leidige Politik Alles verwirrte, die treuesten Gesinnungsgenoffen entzweite und das Fischen im Trüben erleichterte; das ja gerade danken alle Vorurtheilsfreien dem Städtischen Verein, daß er uns aus dieser Verwirrung erlöst und die Bestrebungen für städtische Interessen von den poli tischen Parteien getrennt hat. Damtt gerade hat der Städtische Verein den Nagel auf den Kopf getroffen, und dadurch hat er so gleich bei seinem ersten Auftreten einen so glänzenden Sieg er rungen. Dem Patriotischen Verein freilich paßt das nicht; er hat das eine Mal bei den städtischen Wahlen gesiegt, damals eben, als der politische Streit Alles beherrschte, er mochte darum diesen Streit, denn nur so lange dieser dauert, kann jener politische Verein auf Erfolg rechnen. Der städtische Verein dagegen rechnet grade darauf, daß end lich einmal der traurige, gehässige Zwist erlösche, daß dte tüchtigen strebsamen und volkswirtschaftlich freisinnigen Männer aller Parteien sich da vereinigen, wo es die Größe, die Blüthe, die Ehre unsrer Stadt zu wahren und zu fördern gilt. Wo wir dafür eine Kraft finden, warum sollen wir nach der politischen Ansicht fragen? Sollen wir etwa deshalb unserer hochverehrten Rathsmitgüeder, unseres vr. Koch, vr Stephani, vr. Günther in ihrer anerkannt tüchtigen und ersprießlichen Thätcgkeit für unsre Stadt uns weniger freuen, weil die national-liberale Partei sie zu den Ihrigen zählt? Sollen wir deshalb einen Mann wie vr. Joseph, der seit Jahren mit so ausgezeichneter Tüchtigkeit, mit einer kaum ihres Gleichen findenden Klarheit und Umsicht das Stadtverordneten - Collegium leitet, aus demselben hinausdrängen, weil wir seine politische An schauung nicht theilen? Sollen wir unsern berühmten Mitbürger I)r. Herne nicht wieder wählen, weil er politisch-conservativ und anti-preußisch gesinnt ist? Gewiß nicht, Mitbürger, wegen des politischen Glaubensbekenntnisses können wir uns an andern Orten streiten und bekämpfen, bei den städtischen Wahlen kümmert es uns nicht, da fragen wir sicher nur, wie gesagt, darnach, ob Herz, Kopf und Hand für die städtischen Interessen und im Streben nach volkswtrthschaftlicher Freiheit und Gleichberechtigung sich bewährt haben, oder sich zu bewähren versprechen. Und nun seht hin auf den Patriotischen Verein! Könnt Ihr bei ihm das finden, bet ihm, der sich selbst als politischer Parteiverein hinstellt, der überall die politische Wage anlegt, der sich eingestandner Maßen nur ganz nebenbei um städtische Dmge kümmert, und noch niemals das Geringste zur Förderung eines städtischen Interesses gethan hat, der selbst unsern Bürgermeister aus politischen Gründen anfeindet, und die vertheidigt, die ihn beschimpft haben? Gewiß nun und nimmermehr! Zu den Wahlvorschlägen dieses patrio tischen Vereins können wir schon deshalb kem Vertrauen haben, weil sie beeinflußt sind vom politischen Parteistandpunct. Und darum laßt uns alle, die wir es wohl meinen mit unserer Stadt, fest zusammenstehen, wo cs gilt, die so erfolgreich betretene Bahn des volkswirthschaftlichcn Fortschritts, der echten bürgerlichen Frei heit weiter zu verfolgen, laßt uns die Männer wieder wählen, die wir darin als tüchtig erkannt haben, wenn wir auch vielleicht poli tisch nicht mit ihnen harmoniren, Diejenigen ausmerzen, die dem Rückschritt huldigen, frische Kräfte uns heranbilden, jedenfalls aber aufs Entschiedenste Front machen gegen jede Einmischung der Politik des Patriotischen Vereins. Ein Bürgersmann. uns Tod Euterpe. Das vierte Concert des Musikvereins „Euterpe" brachte als erste Nummer und in pietätvoller Erinnerung an den Mozarts des unsterblichen Meisters „Maurerische Trauermusik" (114s Werk), einen kurzgedrängten Adagiosatz von edelster Archi tektonik, einfach gehalten in der Modulation, mit geringem Auf wand orchestraler Effecte, aber erhaben in seiner Wirkung, dem Gluckschen Style verwandt. Die in der Partitur vorgeschnebenen Baffethörner waren in nothgedrungener Rücksicht darauf, daß diese Instrumente hier nicht zu haben sind, durch eine zweite Clarinette und zwei Fagotte ersetzt. Der Vorführung dieses sehr selten gehörten Werkes folgte des selben Meisters Concertarie für Sopran mit obligater Violine, vorgetragen von Fräulein Clara Priwe aus Frankfurt a/O. Fräulein Priwe erwies sich hierin als Sängerin von Geschmack, richtigem Verständniß, guter Schule, sowie un Besitz einer sym pathischen Stimme, die nur gegen Ende der Arie etwas ange- Vereiri! Aus Politik bezieht sich seine Tendenz, die politische griffen schien. Die Höhe ihrer Fähigkeiten zeigte die Künstlerin Gesinnung ist der Maaßstab, den er anlegt, und nur wer in un Vortrag zweier Lieder: „Intermezzo" von Robert Schumann ^ i^. ,»» und „Im Freien" von Fr. Schubert. Das Publicum erkannte durch lebhaften Beifall und Hervorruf die Leistungen der geschätzten Sängerin an. Die obligate Violiupartie wurde durch Herrn Concertmeister Heckmann wahrhaft künstlerisch auSgeführt. der Politik mit ihm geht, den hält er auch in städtischen An gelegenheiten für den rechten Mann. Nun, Mitbürger, alle Ach- Pmg por der politischen Ansicht eines Jeden, wenn sie eine ehrlicke ist, gbev'ckas haben>:unsere städtischen Angelegenheiten
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