Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 09.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-09
- Monat1896-10
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 09.10.1896
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Do» der Strafkammer in Neu-Stettiu war am 11. März die ILsäbrlge, Dienstmayd Marie Kaatz wegen Mordes zehn Jahren zwei Grsäirgniß verurtheilt worden. Tie Angeklagte tollte das zi Dinge Klnd ihres Dicnstherni. dcö Buchhalters Ahrenberg, mittels Schivefelsäure vorsätzlich und mit Ueberlegung getodtet haben. Die Angeklagte hatte ganz entschieden die That bestritten und meldete sltevision an. Das Reichsgericht Hab wegen eines geringfügigen FormsehlerS daS Urtheil auf und wies die Sache zur nachmaligen Per Handlung an das Landgericht Köslin zurück, Hier wurde nun dir Angeklagte sreigesprochen und sofort auö der Hast entlassen, weil sich die Möglichkeit herauSstellte, das; dem Kinde von ieinem fünfjährigen Schwesterchen die Schwefelsäure eingegeben worden >ci. DaS Rittergut Topolno im Kreise Schweh irr Wcstpreußen. das seit 130 Jahren im Besih derselben volnischen Familie war. ist von der Ki'nigl. AnsiedelnngSkommission im Subhastationsweg er worben worden. Das Gut ist 002 Hektar groß. Grössere Unterschlagungen von Kassengeldern hat der Rendant der Weberaesellenlchafts-Krariken- und Sterbekasse in Nowawes. Altgeselle Paul Thomas, begangen. Bon der Webcrinnung ist gegen Thomas Strafanzeige erstattet. Ein sozialdemokratischer Parteitag für Schwarzburg-Nndolstadt, der an, Sonntag statlsindcn sollte, ist behördlich verboten worden. In dem vom Hofpiedigcr a. D. Stöcker nngeslrengten Prozess in Tilsit wurde vom Schöffengericht Rechtsanwalt Mcdem wegen öffentlicher Beleidigung zu 15 Mark vecurthellt. Wegen deS Redakteurs Erstem beschlos; der Gerichtshof, die Akten dem zu ständigen Militärgericht in Königsberg zu überweisen. ES handelt sich um eine Piivatklagc. Der Sachsenwald des Fürsten BiSmnrck wurde im letzten Winter und Frühjahr recht bedeutend von einer Bande Wilddiebe heimgesnchl. welche auch in Hamburg bei Wildhändlcrn bereit willig Abnahme fanden. Während eine gröbere Zahl dieser Diebe bereits seit längerer Zeit im Gcsängniß sitzt, ist es erst setzt gelungen, den Anführer, einen Gärtner Schulz,, im Gruncwald bei Berlin zu verhaften und nach Hamburg zu bringen. Mehrere Wrld- I.iandler sind gleichfalls unter Anklage gestellt. Seit Donnerstag ist der in Kall bei Köln wohnende Fabrikant Eckert unter Hinterlassung bedenkender Schulden spurlos ver schwunden Eckert vertrat mehrere, angeblich auch Berliner Maschinenfabriken, Er verknuste die in Kommission gegebenen Mmchinen weit unter Preis, whndigte zahlreiche große Kölner und auswärtige Geschäftshäuser und venchwand, nachdem ec sein Bc- sitzthiiin verkauft hatte. Die Bank für Rheinland-Westfalen ist bezüglich ihrer Forderung gedeckt, Dcstevreim Tic streitenden A Arbeiter der StaatSeisenbnhn- Gcscllschast tu Wien haben beschlossen, im Streik zn verharren. Im Parlamente erhob der polnische demokratische Wilde Lewakowsli lebhafteste Beschwerde über die administrativen Zn stände Galiziens, wo kaum die ersten Rudimente einer konstitutiv »eklen Verwaltung vorhanden seien, wo tharfächlich ärgster Abso- lnlisinnS herrsche, nicht einmal die persönliche Freiheit gesichert sei und alle Parteien, insbesondere die polnische und rutbenische Bauernpartei, welche sich dem Willen und Interesse derdvminircn den kleriknllonservaliven Poienpartei widcrsetzlen, der schärjslen Masiregclung und Verfolgung ansgcsctzt seien. Ungarn. In Erwiederung der allgemeinen herzlichen Snm pathien, die in Pest d ' " Vereins Berliner Kanslei .Bl**»*» t sah minutenlang aus das Menichcnmeer aus dem Plage hinunter, aus dem ihm betäubender Jubel entgeaenbranste. Der Ezar ver ließ wegen großer Müdigkeit die Vorstellung vor dem »Schlüsse. Beifall »atte er kein einziges Mal zu erkennen gegeben, doch sagte er beim Weggehen den ihn begleitenden Lperiritern schmeichelhafte Worte und verlieh ihnen den Annenorden in Brillanten. Es war Mittemacht, als er aus der Botschaft eintras und sich zur Ruhe be nebelt konnte. Die Stimmnna der Menge, die sich in allen Straßen erdrückte, war am Abend minder feierlich und getragen, als am Vormittag beim Einzug, Der Volkssestton war vorherr schend . die süße Gaffenjngenv trieb mit Papierlämpchen nmher- tobend ihren gewohnten Unfug. die Kinder trugen kleine Fähn chen, gewisse Haltungen und Gesänge bezeugten starken Durst und dessen ausgiebige Stillung, Mittwoch Abend 7 Uhr fand das Tiner in der russischen Bot schaft in Paris statt; au demselben nahmen der Präsident Fanre und Frau Fanre Theil, ferner sämmiliche Minister, der Kammer präsident Vrisson. der SenatSpräsident Loubet. General Sanssier. sowie das ganze Gefosgc des Kaisers, Rach dem Tiner fuhren der Kaiser und die Kaiserin nach dem Thöalrc Fraw.-aiS, wo sic um 10 Uhr nnlangten. Die Galavorstellniig dafelvsl verlief glänzend. DaS reich mit Blumen gezierte HanS bot einen wundervollen Anblick; die AuSjchinücknng der kaiserlichen Loge war in Weiß und Gold gehalten. Die glänzende Fcstversamnilnna erhob sich und wandte sich der kaiserlichen Loge zn. als der Kaiser zur Rechlen, die Kaiserin zur Linken deS Präsidenten Fanre in derselben er schien":!; zur Rechte» des Kaisers befand sich Frau Fanre, Mehrere Minuten lang erkönten Händeklatschen und Hochrufe ans den Kaper, die Kaiserin und den Präsidenten Fanre, Das Kaiierpaar danltc wiederholt durch Verneigen. Der Kaiser trug Gescllschasls nnzng mir dem Großkordon der Ehrenlegion, Präsident Fanre den Großlordon des Andreasordens, Tie russische Hymne wurde in tiefem Schweigen gehör!. Darauf hob sich der Vorhang und nnlcr lebhaften Beifallsrufen zeigien sich sämmiiiche Künstler des Dhäatre Fraw.ais in rothcn Gewänder» um die Büsten Molo re's. Eorncillc'S und Racine's gnippirt, Ter Schanffnelcr Monnet verlas hiernach ei» Hnldigirngsgedrcht an das Kaherpaar, von dem besonders der RccS beklatscht wurde: ä» guo rmiw vient, I,>!>>,cäance," iPoin, hohe» Rorden steigt die Hosinung zn nns hernieder ) Es wurden noch weitere .Huidinungsvcne dekiainirl; währenddessen unterhielt sich der Kaiser, wiederhol! lächelnd, mir dem Präsidenten, Tie Vorstellungen begannen alsdann mit der Allsinlming von Alfred de Musscl'S „Eaprices": dicker folgte ein Bruchstück nnsEomeille's „Eid" und der dritte All der „Gelehrlen Frauen" Das Kaiierpaar klatschte wiederholt BeisaU Am Schluß der Vorstellung wurde die Mancillaisc aesnirgen, welche von dem Kailersmarc sichend angel,ö,l wurde. Das ganze HanS vereitele znin Schlüsse den russischen Maiestäten eine begeisterte Huldigung, wofür dicscll'cn lächelnd dankten. Um 12 Uhr war die Gala vorstellung zn Ende nnd die Majestäten lehrten ans dem Wege durch die Avenue de l'Opöra und die Rnc de la Pau nach der russischen Botschaft zurück. Am Hotel de Bille tRaihhans) wurde daS Ezarenpaar vom Präsidenten des Mnnizipalrathes Bandoin an der Ehrenpforte von dem allgemeine» Enthusiasmus, in »Lchweigen oerhairen. scheint der EhauvinIsinus hier und da wieder daS Haupt zu erhebe:, Tie Blätter .Eclair". .Voltaire" und„Jntransiaeanr iprechen unverhnllt die Erwartung eines siegreichen llrachekriegcs negrn Deutichland mit Hilte ilinßlandS und riner Rückeroberung Ehay- Lothringens aus, Italien. Der Ausstand der Schweielgruben-Arbeiter i» der Provinz Girgenti perschlimmert sich. In Favara fanden Unruhen statt, ES wurde Militär und Polizei hingeichickt. Trost des Drängens der Behörden verweigern die Industriellen eine Erhöh, »irg deS Arbeitslohnes. Belnten. 1200 streikende Tischler i» Brüifel grisien die Möbelfabrik von Tamninn nnd Wacher i» der Borstadt Andcrtech : an. Zwei Brigaden Gendarmerie milßteir aufgeboten und zahlreiche lliirhrilörer vechaitet werden, <*nglaud. Lord Roieber» erklärt in einein Schreilien an den Ei» peitscher der Liberalen, Ellis, daß er von der Führerschaft der liberalen Partei zurücklrcle, weil er sich bezüglich der Orientiragc in offen barer Meinnngsverschiedenheit mit Gladstone und der großen Mehrheit der liberalen Partei befinde. Die „Dailv News" br trachten den Schrill Lord Roiebern's nicht als unividerruilich Tie nnmittelbarc Ursache sei Gladstone's ÜH'ickkehr zur politischen Thätigkeil. rvelch letzterer durch die Befürwortung eines selbst ständigen Vorgehens Englands gegen den Sultan Zwietracht in die Agitation der Partei gebracht habe. Wenn er schon zu: Wiederaufnahme der Parteileitung bereit sei, so würde Roscvcry's Rücktritt in Kraft bleiben; andererseits müsse Letzterer durch ein Verlraucnsootiim der Partei wieder zur Führerschaft berufen werden. Tie „Times" billige» Roscberh'S Verzicht nnd belächeln den Gedanken. Gladstone werde wieder die Führerschaft über nehmen. Letzterer müsse »atnlgeniäß am' Hareomt übergehe,:, Ter „Standard" schreibt, durch die absichtliche oder unabsichtliche Herbeiführung von Roiebery'S Stur; habe Gladstone der Partei einen schlechten Dienst geleistet, Harconrt sei der einzig mögliche Nachfolge» Rvschern'S. Dessen "Ansicht hinsichtlich der Orienlsragc iei aber die nämliche wie die Rolebeni's, iRoscber» hat setzt gut reden, nachdem er erst selbst die ganze Schweinerei angewttell h,u stirrstland. Den wesenstich nationalen Charakter des Paine, Empsanges betonend, sagt die „Nowoje Wremja", cS sei für das Heil der ganzen Kuitnrwelt durchaus nothwendig, daß die freund schastiichcn Beziehungen der beiden großen Mächte, die w viele gemeinsame Interessen baden und deren Regierungen, obgleich der Form nach entgegengesetzt, doch das gleiche Ziel, Glück nnd Wohl fahrt ihres Volkes zu sichern, verfolgen, eine erhabene Bestätigung erfahren, Tiefe Woche müsse für Rußland nnd Frankreich das Pfand einer glänzenden Zukunft sein und eine neue Aern iiue, nationaler Beziehungen eröffnen, gegründet aus das gegenseitige Vertrauen und die Achtung der Rationen an Stelle des Gleich gcwichts in Waffen. Ter Spruch: I'ax et Kolm,, welche die Kelle schmücke, die dem Ezaren bei der Weihung der Älexandccbcücke »verreicht wurde, solle demnächst den Wahlsprnch ersetzen: „R Vs Lneen, ?ara Valium". „Swiet" und andere Blätter betonen den friedliebenden Charakter der französisch-russischen Politik, die damit eines der schönsten Beispiele in der Weltgeschichte gebe, Türkei. Tie Mmclmanen in Heraciion ans Kreta schändeten nnd zerstörten die christlichen und jüdischen Friedhöfe: i!7 von 0- Grabdenkmälern wurden zerschlagen, die Gebeine umhergcworsen 'Vic Konsuln besuchten zusammen den Schauplatz, um Vorslell- empfangen, welche nur bei dcn seltensten Anlässen geöiinrl wird ... ... ... ^cr Ezar reichte Bandoin die Hand, die Ezarin trat am Arm des en" Tbcilnew,,rrn " cin ' dein'Hst»a" pPräsidenten Fanre ein, Tieicr wies zunächst ans den Salon, wo >ite und Industrieller allerorts dargeüracht ^ die Vale von Kronstadt airiglsteNt ist : der Ezar lächelte beim An- , ^ , , , , >v,irden, gaben die Berliner ihren Gastgebern ein glänzendes Fest ! blick derselben. Hieraus wurde das Ezaccnpaar znm gro,:cn Fest- > nngen wegen der ^ckmnd rchkciicn zu machen. , mahl, in dessen Verlaus iebharte Ehrungen den, König Frcurz .wse,, l"").^e.tc. wo o,c ..^OAnivr,enden sich erhoben, und der Ebor Sirdninerrta. In Ostivagnst ist e,n gro,;cr Brand ans- inid Kaiser "Killietm daroebracht wurden 'stiel Lob wnrhe s des Konieivatorimns die Rnfsenhymnc anstimnitc, Tas gcmcidclc ^ gebrochen. Unter den durch das ,reuer zerstörten Gebäuden bcsin- G daveit und" dessen Anssicllnna von den ^öntschcn ncipendet Programm der miisilaliichen Genüsse wurde bedeutend abgekürzt,! den sich vier Banken, alle Konsulate, alle Hotels bis ans eines, und von leuchtender dent'cher Eivilisation nnd Kultur, besonders bas Eonecrt dauerte kan», zwanzigRiinuten und wurde beschlossen»zwei Kirchen, alle größeren Gckhättslmuicr. sowie die Kasernen Berlins, von den Ungarn gewrochen. Unter höchste», Enihnsiasmus dec Marseillaue, sodann folgte die Beucht,gnng alecRarh- > middas Ai>ena,fV:edcrholt,,^er^chaden betrag 0 MillPsd, wurde von der Verbrüderung der Rationen cieivrockcn. hauSiale: die Ezarin ivandeltc immer am Arme des Präsidenten; ^teri. Eine halbe Million, war davon versichert, Tas Zoll Jstoczv, der Begründer der erklärt in einem vsscnen Schreiben 1872 vertritt, kein Mandat , Nation habe bei den letzten zwei Wahlen Jemen Recht gegeben, die da sagen, es gebe keine Jndeniragc in Ungar» «weil nämlich die Inden dort die cinSschlicßiiche Pracht haben): deshalb ziehe er sich zurück. Die Esomaer Gcndarmeric verhaftete eine ans vier Bauern bestehende Gesellschaft, die salschc Kroncnstncke und Zivanzig- Hellerstücke vrägtc nnd sie auch in Eirtnlation brachte, Ter Führer der Bande, Michael Födcmesi. ein wegen TicbslahlS abge- slrastes Jndividiinm. diente in Bodonhely als Waldhüter und be- torgtc die Prägung irr seiner im Wold verborgen gelegenen Hütte, Frankvcich. Tie Begegnung des Ezaren mit dem Parlament war daS merkwürdigste Ereignis; beim Besuche des Pariser E!»wc- palasteS. Tie Volksvertreter waren im ne» nngebanten Winter garten ausgestellt, der für die Elweebällc als Festsaal dient. Zwei hundert Senatoren, drcihnnden Abgeocdnete hatten der Einladung entsprochen: säst alle Parteien bis ans die Umslnrzsozialistcn waren vertreten. Der erste Eindruck, schreibt man der „Voss. Zig." lui-s Paris, den der Ezar von dieser sünsimndcrtlopsigen Versamm- nng iouveräiicr Volksvertreter mit ihren großen Abzeichen in Gold. Silber und Farbenichinelz im Knopfloch empfing, war sicht lich clnschnchternd, doch überwand er die Besangcnheit rasch und gab sich einfach und herzlich. Tic Vorsitzenden stellten einzelne Pariamcntarier vor. Um keine Unzufriedenen zu machen, war die Einigung getroffen worden, nur ehemalige Minister zn nennen. Der Ezar intercisirte sich persönlich anscheinend hauptsächlich für ehemalige Minister des Acrißeren, Ten Kriegs- nnd Marine- ministe, EonstairS fragte er: „Wie lange sind Sic Minister ge wesen ?" — „Trcieinhalh Jahre Majestät", war die Antwort. — „5 h'" bemerkte der Kaiser mit einer» schalkhaften Lächeln, das denllich erkennen ließ, daß er mit dcrHänsigkeit dksWcch'clS fran- zäsocher Ministerien bekannt ist, „dreieinhalb Jahre, da§ ist ia de mcrkcnswcrth, das ist ia eine sörnstiche RcgieriingSdniler," Ter vcreits erwähnte Zwischenfall mit Ribot verlies folgendermaßen: Ribot begann seine Ansprache , „Ich hatte die Ehre, Minister des Auswärtigen zu sein, als die Keime unserer lhier unterbrach er sich in der Bcsorgniß, ein nnüberlcgtcs Wort zn gebrauchen und lenkte rasch ein) als große Dinge vorbereitet wurden." — „Richtig", gab der Ezar zurück, „große Tinge: cs waren große Dinge." Lockroy versicherte er, sein Name sei ihm wohlbekannt und reine Leitung des Ma rineministeriiimS nicht unbemerkt geblieben. — Frcvcinct be glückwünschte er zn den Diensten, die er seinem Vateriandc habe leisten können und zu leinen, srischen Aussehen. — Auch mit Bourgeois und ngmenllich mit Tupu» unterhielt er sich etwas länger. Zu Dupu» sprach er anerkennend von der Festigkeit, die er in schwierigen Verhältnissen bekundet. Der Ezar wnl:c reichlich eine halbe Stunde unter dcn Volksvertretern und wurde ganz ver traulich. Sein Eindruck läßt sich daraus erralhe», daß er plötzlich dcn Beichlnß faßte, den Vorsitzenden beider Kammern einen Besuch zu machen Tas war so völlig »iivorlicrgeschen, daß Nikolaus II. mit dein "Arm direkt das Spalier der Geladenen, Ter Empfang schien erst luhl: der EnlhnsinSinus brach abcr durch, als das Ezarenvaar das Ratl-Haus verließ und dir Illumination ans- slammte. Tie unübersehbar harrende Menge bereitete dem weg- fahrenden Herrscherpaarc stürmische Evasionen. Bei der Grnndttcinlcgnng der AleiMderbrnckc sprach Monnet ei» Gedicht Heredia's, das n, A. die Ezarin folgendermaßen apostcophirt: „In Ihnen, Madame, die Sic diesem Feste die höchste Anninth gehen, begrüße ich die himmlische Sanftmnth. ans der ihre Anmuth gemacht ist; diese Brücke wirst einen ungeheuren Bogen vom endenden znm beginnenden Jahchnndcrt und vcrlnüpst Voller nnd Zeiten. Wenn das Morgenrot!) deS neuen Jahrhun derts anbricht, wird Paris stolz seine Drinmphstraße wieder dem triumphirenden Paare offnen, dem cS heute zninbelt, . . Vom Ezaren hcipt es: „Ehe Tn an diese geschichtliche Lände hinab- steign, sinne ernst, träume vor dieser Brücke, die Frankreich Deinem Vater Alexander weiht, sei stark nnd menschlich, wie Tein Vater war. lasse Deinen geschichtlich gestählte» Degen in der Scheide, ein friedlicher Krieger: betrachte aus Tein Lchwert gestützt die Erdkugel, die sich in Deiner Hand dreht, Deine kaiserliche Hand- vewegnng erhält sic ini Gleichgewicht: Tein doppelt starker Arm wird davon nicht ermüdet, denn Alexander Hai Dir zugleich niit seinem Reick, die Elue hinkrrlasscn, die Liebe eines freien Volkes erobert rn haben Möge die Znlnnst Tir de» ruhmreichen Bei namen Deines Ahnherrn Peter zucrkennrn, edier Kaiser, der Tn !dcn großen Stein cmmancr» wirst, unerschütterlichen Granit, wo der Friede thronen ivird. . . Während sodann die Ccremonic der Grundsteinlegung von dem Kaiser, der Kaiserin und dem Präsidenten Fanre vorgenvmmen wurde, segelte von dem jen seitige» Seincnter langmm ein weißes Boot heran, ans dem sich vierzig weißgekleidete Mädchen, Töchter dec bcrvorragendsten Handelsherren und Fabrikanten, befanden. Dieselben überreichten der Kai'erin unter dcn brausenden Znmscn der Volksmenge eine 1 Meter hohe silberne Vase mit den seltensten, prächtigsten Blumen. von Per Brandstist- Beidc nicht antraf. Sie machten nämlich gerade der Kaiserin ans der russischen Botschaft ihre Aufwartung. Ter Ezar ließ also bei Loubet nnd Brisson durch General de Boisdesfre lerne Karte ab geben. Da diese Abweichung von der Tagesordnung plötzlich er folgte. war keine Druppengeleitschaft vorhanden: nur Boisdesfre befand sich an der Seite des Ezaren. nnd cs geschah, daß ec drei Minuten allein im Wagen iaß, als Boisdesfre ihn verließ, um in s Haus zu treten. Die Menge erkannte ihn, rnndrnngkc den Das Kaijerpaar ward bei der Absahrt ebenfalls mit endlosem Jubel . begrüßt In dec Münze nahm die Kaiserin außer der GclegcnheitS- i Ehreiimünze eine Sammlung goldener Schaumünzen ans dem vorigen Jahrhundert an. die bei Gelegenheit von Fürstenbeinchcir geschlagen waren. In der französische» Akademie sprach der fast neunzigjährige Vorsitzende Legonve das Kaiierpaar mit reizender Freiheit nnd Gemüthlichkcit an. Er erinnerte an dcn Besuch Pctcr'S deS Großen und fuhr fort: „Ihre Anwesenheit, Madame, fügt unsercn ernsten Sitzungen etwas rech! Ungewohntes hinzu, die Anmuth. Wie sollen wir Ihnen dafür danken, daß Sic die Gnade hatten, in diesem kleinen Saal Platz zn nehmen? Tas Neste ist. glaube ich, wir geben Ihnen eine Vorstellung von unserem gewöhnlichen Thn». Wir zeigen Ihnen Akademiker an der Arbeit: Ihre Svmpnthicbekuiidnng gilt nicht der Akademie allein, sondern auch uniercr Sprache, die Ihnen keine fremde Sprache ist. Wir fühlen bei Ihnen den Wunsch, znm französischen Geschmack und Geist in vertrautere Beziehung zu treten," Tann laS Eoppoe seine WtLkommstrvphen vor. Es ist ein artiges Kompliment im Geschmack der Hvflingsdichtnng des achtzehnten Jahrhunderts. Die Blätter weisen auf die hohe Bedenlung hin. welche die politischen Kreise aller Länder dem Besuche des russilchen Kaiser- paarcs beilegen. „Platin" schreibt, der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sprächen sich von Tag zu Tag,mehr entzückt über den Wagen ganz unmittelbar nnd jubelte ihm ihre Begeisterung gerade § glänzenden Empfang ans. der ihnen in Frankreich bereitet worden in's Gesicht. Boisdesfre mußte bitte», ihn dnrchziilassen, als sei. DaS russische Kaiierpaar habe wiederholt den, Präsidenten er wiederkam. Der Ezar war aber durch diese allernächste Berühr Fanre seine vollste Dmrkbarkest nnsgrdrückt. In minislerrellen nng mit dem Volke nicht benirruhigt oder ungehalten; er äußerte. r> wünsche immer so durch Paris zn fahren. Die Behörden be tainen aber einen großen Schrecken, als sic diesen Zwischenfall er fahren nnd sie werden dafür sorgen, daß der Ezar seine Geleits- rcitcr nie wieder »iitcrwcgS verliere, Kleine Züge, die in den vordersten Reihen der Menge bemerkt wurden, machen den Ezaren den Parisern thcuer. Beim Einzug hatte einer der znm Czaren- dienst befohlenen französischen Offiziere, die der Kaiserkarosse un mittelbar folgten, mir seinem Gaule Schwierigkeiten. Er wurde l'üaellos und schien sich von dem bäumenden Thierc trennen zu sollen. Schließlich brachte er es indeß wieder auf die Beine nieder »nd gewann von Neuem festen Sitz. Ter Ezar hatte den Kops gewendet und als der kleine Kamps mit dem Siege des Reiters endete, lächelte er diesem rn und winkte ihm mit der Hand. Die Bewegung entging der Menge nicht, die in donnerndes Hände klatschen anSbrnch. Als der Ezar Nachmittags das Elvsöe,verließ, stieg Boisdesfre zn ihm in dcn Wagen; er wollte sich rückwärts fetzen. Der Ezar lud ihn aber mit einer huldvollen Handbeweg ung ein, an seiner Linken Platz zn nehmen. Auch das wurde vom Volke beobachtet und erregte Jubel. — Zwischen fünf und halb sieben Uhr empfing das Kaiierpaar Besucher. Bei der Ezarin er schien u. A. Earnvt's Witlwe. beim Ezaren Gras Münster. Alle hier weilenden Prinzen Orleans schrieben sich beim Kaiser ein. Ans dem Elnsäe fuhren das Kaiserpaar nnd Fanre in die große Oper, wobei Fanre wieder wie beim Einzug den Rücksitz ciiiirahm. Im zweiten Zwischenakt trat der Ezar aus dcn Balkon hinaus und Kreisen legt man den einzelnen Aussprachen des Kaisers mit dcnr Präsidenten Fanre und dcnr Minister des Auswärtigen Honotaur hohe Bedeutung bei. Der Präsident der Depritirlciikammer. Brisson. äußerte sich dem „Figaro" zufolge, der Einpfang im Elvsee sei sichtlich durch das Gefühl des Verlraucns und der Sympathie des Kaisers gegenüber dem Repräsentanten des Balles gekennzeich net gewesen. In gleicher Weise hat sich der Seiiatspräsivent Loubet ausgesprochen. Hmrotaux hatte am Mittwoch eine cinstündige Audienz beim Ezaren. Angeblich verhandelte er mit Nikolaus über die Orient- frage; er erhielt den Alexander Newski-Orden. ebenso wie Möline, Loubet und Brisson. Hanotaux hatte auch im Auswärtigen Amt eine längere Unterredung mit dem Leiter des russischen Ministe riums des Auswärtigen Schischkin. Tie übrigen Minister bekamen das Annen-Großkreuz. (Wiederholt.) Die Sozialisten, Anarchisten nnd Nihilisten lassen so gut wie gar nichts von sich hören. Es wird nur von einem Zwischenfalle berichtet, der lebhaft an ein ähnliches Vorkommnrß während des Czarenbcluches in Breslau erinnert. Wie nämlich das „Journal des TebatS" miltheilt, wurde die Verhaftung eines verdächtigen Mannes vorgenommen, welcher GW Francs für die Ueberlassnng eines Zimmers bot, das in einem Hanse gelegen ist. wo der Ezar vorbeipassiren mußte. Der Fremde stellte die Bedingung, ganz allein im Zimmer zu bleiben. Der Hanseigenchümer denunzirte ihn, worauf die Verhaftung de Verhältnisse erfolgte. Während Kunst und rüisscuschaft. v K önigi. Hof s ch ansPie l. Tie drei Einakter Her - ni an» Snder mann ' s , „Teia ", „Fritzchen" nnd „Tas Ewig- Männliche", die, heterogen in Milieu, Smct nnd Sprache, der etwas gesuchte Obcrtitel „M oritnri" lose mit einander verknüpft, haben gestern Abend vor nahezu ausverkauftem Hanse bei ihrer Erstausfüh rung eine 'Aufnahme gesunden, von der man nicht so recht weiß, wie man sic bezeichnen soll. Apviaudirl wurde nach jedem der drei Stücke — »ach dem ersten nnd zweiten am meisten —, sodaß dec nnwesende Dichter jedeSma! dafür dankend vor der Gardine auitti- ren konnte, aber der Beifall klang müde, gezwungen, nicht ehrlich: das Ganze iah inehr wie eine hosiiche Ablehnung ans, die sich hin ter srenndlichcm Beisall verstecken wollte, Inwieweit die Einakter, die keine Tcamc». ja nicht einmal Theaterstücke, sondern mir dra matische s>Hvves sind diescAnsnahnie verdient haben,—davon morgen mehr. Ter Vorstellung wohnte» die Kgl, Hoheiten Prinzen Friedrich August und Johann Georg nebst hohen Gemahlinnen bei. IV. c Im König!. Cchaniviclhanse werden heute die Sndcrmann- schen Einakter: „Dein", „Fritzchen" und „Das ewig Männliche" wiederholt. i Jin Residenztbcater bewährt sich „Waldmc ist cr" auch nach der Jiibilännis-Vorstellung. Tic vorgestrige 20. Ausführung war wieder außerordentlich gut besucht. Leider kann Frau Direktor Karl daS Werk nicht in der wünichcnSwrrihen Weise ansnützcn, da andere Verpflichtungen für die nächste Zeit vorliegen. „Waldmeister" wird mithin nur noch sechs Mai gegeben weiden können. Sonn tag Nachmittag gelangt zn ermäßigten Preisen das Lebensbild „Der kleine Lord" zur Darstellung. Abends findet die letzte Sonnlags-Aussührniig von „Waldmeister" statt. ! Ausstellnng von Handzeichnnngcn deutscher Künstler in Arnold's Knnstsalon. Die Vorstellung, daß der bil dende Künstler nur so ans dem Aermel schüttele, was er ichaift, sa daß cs gewissermaßen ein besonderes Merkmal der Genialität iei, wenn er sich hinstellt und ein Bild nur so aus dem Kopse hcrunier- iiialt, wird bald rn Trümmer gehen für Den, der sich eingehende, mit Kunst beschäftigt. Er wird erkennen, daß die schlichte SclbD Verständlichkeit eines Kunstwerks in fast allen Fällen nicht das Ergebniß eines ebenso selbstverständlichen naiven Schaffens ist, sondern daß sie erst hervorgcht anS vielen mühevollen Versuchen, aus einem Ringen gleichsam mit der Natur, die gerade in dem, was sich am einfachsten girbt, am ineisten des Künstlers zn spotten scheint. „Wahrhaftig die Kunst sitzt in der Natur", sagt Dnrei, „wer sie heraus kann reißen, der har sie." lind so sehen wir Maler »nd Bildhauer, che sie an ein Werk gehen, in Skizzen nnd Studien an Schwierigkeiten beiseite schaffen, was vorweg zn erledigen ist. In Farbenikizzen wird zu größerer Deutlichkeit erhoben, was dem Künstler noch ungewiß vom malerischen Eindruck vor der Phantasie steht, mit Bleistift nnd Kohle die Anordnung der Massen im ge gcbenen Raum, die Komposition im Kleinen scstgestelli, um mühe volleren Aendcrnngen späterhin vorznbeugen, nnd endlich geht cs an die Studie vor der Natur mst Pinsel oder Stift, die jozusaaen der Aufnahme eines DhatbcstandeS entspricht, welcher im Weck selbst künstlerisch verarbeitet werden soll. Ein gut Theil der ans gestellten Arbeiten ist von dieser 'Art Kunstthätiakeit: die Blätter sind Mittel zn einem ferneren Zweck nnd wollen sich einfach in Besitz des nothwcndigcn Maßes von überzeugender Wahrheit der Erscheinung setzen. Eine andere geringere Anzahl daneben geben sich als eigentliche Kunstwerke, als Endergebnisse künstlerische'. Absicht. Gilt für jene einzig das Mas; interessanter oder treuer Natircwicdergabe als Werthmesser. unbeschadet des mehr oder weniger angenehmen Eindrucks, welchen wir von ihnen cinvsnngen. so haben wir an diese auch noch andere Forderungen zn stellen, ei» Unterschied, der nicht vergessen werden tollte: es ist sonst nicht leicht, einen Standpunkt zn gewinnen vor der Flirth der Einzel heiten. — Beginnen wir untere Wanderung mit dem kleinen Kabinct der Dresdner Künstler, so treffen wir zunächst ans eine ganze Reihe znm Theil nicht mehr nnbckairnter Zeichnungen Pan! Baum's. leicht angctvntc Bleistiftskizzen, die mit außerordenllich geringen Mitteln recht seine Nattireindrücke geben Sie begegnen sich hierin mit einem benachbarten Aanarell und einer hübtchen Zeichnung von Wilhelm Ritter: Karl Mediz strebt mit ieinem in der zarten seinen Weise dieses Malers gezeichneten Bachnroliv nach demselben Ziel. Wilhelm Claudius und Robert Sterl vermitteln dann den Ucbergang znin Figürlichen. Von den Arbeiten deS Letzteren wäre wohl eine und die andere, z. B. die Bleistiftzeich nirirg „alter Mann" besser weggeblieben: die übrigen sind liebens würdig und sein, wenn ihnen auch das koriseaueiite Nachgehen der Natrrr, das Studien lehenSwecth macht, nicht immer eigen ist. In hervorragendem Maße hat Konrad Starke Anspruch aus dieses Lob, der sich überhaupt als rin außerordentlich begabte, Zeichner erweist, dessen breite, kraftvoll einfache Manier an dle Art McI:zcl's eriNIIcn. Beispiele hierfür sind die Nummern 293, 292. 200 nnd 287: wer mit so wenig so fein z» disiercnziren weiß, verdient alle Schneider I ff-». des Fremden zur Klarstellung seiner Achtung. Nicht sehr glücklich nimmt sich daneben Sascha id aber die Revolutionäre, betäubt I ans. Sein Anarchist" »nd „das Gefühl der Abhängigst
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder