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Dresdner Nachrichten : 11.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-11
- Monat1896-10
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.10.1896
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tu je vier Regtmentem: vier Regimentsmnsiken und «in Tambour» korps spieltrn immer gletchzeltig aus. und die vier Zahnen neigten sich vor der Front >«eS Mal vor dem Czaren. Die Frank war ungeheuer laim; etwa 1200 Mann waren in jeder Neide Die Öallung der Truppen beim Täsiis war zumeist vortrelflich, der Marsch kriegerisch und animirt. Am besten marschirten dte Cliasseur-Nrgimenter. di« besonders zahlreich vertreten waren. Nach der Jntanterte defilirte das LustschifserlorpS, da» einen in der Lukt schwebenden Ballon an einen, Fesselseile mit sich führte Ei» Offizier, der oben in der Gondel saß. legte bei dem Vorbeizug die Land an da« Käppi. wa« grobe Heiterkeit aus den Tribünen erregte. Auch Kavallerie zog in geivalligen Massen vorüber. Tie Kürassiere und die reitende Artillerie wurden besonder« acclamirt. Am Schlüsse stellte sich die gelammte Kavallerie im Hintergrund de« ParadeieldeS aus und machte einen Galoppritt gegen die Tribünen, der wie MeerrSbrau>en klang. Kurz vor den Tribünen hielten die Pscrde an unter jubelndem Beisall der Zuschauer und rudlvien Rusen: Es lebe die »Armee!" Die gelammte Kavallerie vrtüenlirte den Säbel vor dem Czaren, während alle Trompeten de» Fahnensalut schmetterten. Am Schlüsse der Parade lieb Kaiser Nikolaus den General Billot aus die Tribüne ruse» und sprach ihm seine Befriedigung über die Haltung der Truppen au«. Nach der Rückkehr in'« Hauptguartier entbot der Kaiser General Billot nochmal« zu sich, unterhielt sich mit ihm einige Auge» blicke, indem er iy» aus's Neue beglückwünschte, und überreichte ihm sein mit Diamanten verziertes Bildnis;, das nach Art eines Orden« am Lahe zu tragen ist. Tie Revue machte im Allgemeinen einen vorzüglichen Eindruck. Sic war Viel ernsler und millläri>che> als die Variier Revuen. AiS der Kaiser und die Kaiserin nach der Spazierfahrt durch den Park in Versailles den Wagen verliehen, reichte Präsident Jaure der Kaiserin den Arm, wählend der Kaiser zur Rechten ging. Der Zug stieg die Kvnigintrepve hinauf, aus deren Hohl- Frau und Fräulein Faure die Maiesläien erwarteten und sich als dann dem Ziiae anschlossen, der die einzelnen Räume durchichriil. die Zimmer Marie Auioinette'e und da« Oeil de boeus-Zlmmer. Im Zimmer Ludwig XlV.ruhte das Kaiierpaar einige Aug-nblicke aus. Die Personen, die in der Spiegelgalrrie warieirn und die Maiestäten nicht wieder erscheinen sahen, wollten ihnen eiikgegcn- gehen. Dadurch enistandeu zwei Strömlingen, die eine von Per sonen, die ankamcn, die cmderr von Tcueu. die herauSgehe» wollten ; es entstand dadurch rin Gedränge, in dem einige Marmor vasen zerbrochen wurden. Tie Majestäten und Faure traten nun in die Spiegelgalerie und erschienen hieraus aus dcm Balkon des lleunalpavillons. Ans der Terrasse ballen sich etwa j.O.oOO Zu schauer eingeiunden. die dem Katlerpaare enthusiastische Ehniiigev bereiteten. Das Kaiielpaar sprach sich über die gros;e» Wasserkünste sehr entzückt aus. Es halte, bevor eS sich in den Park begab, auch die Kapelle besucht. Als eS anting zu dunkeln, wurden das Schlot; die öffentlichen Gebäude der Stadt und die Privathänscr glänzend cilciichlet; in den drei groben Avenuen, die am Schlosse münden, waren die Bäume mit Lampions und veuetiauischeu Laternen bedeckt. In den Slraßcn der Stadt hatte sich eine ungeheure Menschenmenge ringesuudkn. die icdes Vorwärtshrwegen unmög lich machte, aus den Plätzen wu.de innsiznk und gesungen. Wäh ,e»d des Besuches im Schloss- wurde de» Majestäten eine goldene Gldenktnlel des »Instituts" überleicht: die Vorderseite der Tafel zeigt da« Bild eines aus Wolken schwebenden Genius, während ani der Rückseite dg« Palais des „Instituts", aus dem die vereinigte russische und französische Flagge weht, abgcbildel ist. Am Schlüsse des zu Ehren des russischen Kaiserpaares aegebencn Frühstücks in Ehaions brachte Präsident Faure einen Tiiuk pruch auS. welcher lautete: „Ew. Maiestät steht lm Begriffe. »nS zu verlasse» nach einem Aufenthalte, weicher tu den Annalen »»fcrcr beiden Länder eine tiuauslöschilche Elinneruiig hiittcrlassen wud. Wie ein Lächeln einer glücklichen Vorbedeutung wird der Zauber der Anwesenheit Ihrer Majestät der Kaiserin in holder Welie mit diesem Besuch verbunden bleiben. In Paris sind Ew. Majestäten bon der ganzen Ration begrübt worden, >» Cherbourg und rn Ehaions sind Sie empfangen worden von dem. was dem Herzen Frankreichs am Ihenerstc» ist, von seinem Heere und seiner Marine Tie französische Armee begrünt hier Ew. Maiestät. An jedem der häusigcn Gedenktage ihrer ruhmreichen Vergangenheit tawchen die scanzosijchcn Seeleute und-rvldalcn mit ihren Brüdern in Rubland die Bezeugungen ihres herzliche» Verhältnisses und ihrer Wünsche für einander ans. Heilte bitte ich Ew. Maiestät im Namen der französischen Armee und der iranzosuchen Marine snr Ihre Waffen zu Wasser und zu Laude die feierliche Bckräftig- img unwandelbarer Freuiidjchast zu empsangen. Ich trinke au« da« russische Heer und die ruisoche Marine und erhebe mein Gins zu Eliren Ihrer Malesläten des Kaise-s und der Kaiicriii!" Hier auf erhöh Kaiser Nikolaus sein Glas, sties; mit dem Präsidenten an und ergriff das Work zu ioigeudcm Trinlspruch: „Bei unserer Ankunft im Hasen von Cherbourg hatte ich Gelegenheit, ein Ge schwader der siauzüsischc» Kriegsflotte zu bewundern: heute, im Begriff Ihr schone« Land zu verlassen, batte ich das Bergungen des imposantesten miiltälitchcn Schauspiels, indem ich der Truppe» ichan aus gewohntem Uc-Huugsgclände bctwotmte. Frankietch kann stolz aus seine Acmee sei». Sie hadeu Recbt zu sagen. Herr Präsident, daß die beiden Länder durch linw mdtlbare Freundichast Verbünde» sind. Ebenso besteht zwischen linieren beiden Heeren ein tiefes Gefühl der Wasfenblüderschait. Ich erhebe mein GlaS und Jhler Seemacht und trinke aus zu Ebreu Ihres LandheeceS ui bas Wohl des Präsidenten der wesenden russischen Offiziere und Herren des Gefolges riefen während des Toastes bes Kn-scrS zwei Mal.Hurrah. (Wi-derlivit) TaS Eznrenpnar ist Freitag Abend t! Uhr unter lebhaften Zu rufe» der Bevölkerung von Ehaions c» gereist. Ter Kaiser und Piäsident Faure verabscp.edetcii sich aus das Herzlichste. Als der kaiserliche Zug ans dem Bahnhose z» Paany sin Mosellc hielt, übecbrach'c der Präsckt de» rnssochen Majestäten den Ausdruck der Ergebenheit von Französiich-Loihrtngen und der Stadt Nanc», die niemals den Betuch des Präsidenten Earnot und des Ärob'ürsten Konstantin vergessen werde. Das >52 Regiment erwies die Ehren bezeugungen. Die Musik spielte die russische Nnkioiinlhvmnc und sodann die Marseillaise. General Boisdcssrc und Admiral Gervais perahschiedclen sich. In dem Augenblick, aiS der Zug sich in Be wegung setzte, brach die Menge in stürmische Ruse: „vivo la liuvulv" ans. Ter Kaller verlieh dem Minister des Aeu bereu Hanotaux sein Bild mit einer herzlichen, i» seiner Gegenwart geschriebene» Widmung. Graf Moniebetto, der sranzösiichc Botschafter in St. Pcierc-Hlllg. erhielt die Brillanten zum Alexander Newski-Orden. Botschastsrath v. Girrs wnrde zum Hofmeister, General Frederiks zum Generaladiutanten »nd Prinz Orlvfs zum Adjutanten ernannt. Bet der Abfahrt des Czaienpaares aus Ehaions bildeten 70,om Mann Spalier. Am Bahnhöfe angekommen. verabschiedete sich der Ezar von Lonbet, Brisson und Bariho». Präsident Faure vcrahlchicdcie sich im kaiserlichen Wagen. Hochrufe beglciieten die Abiahrt des Kaiscrpaares. Präsident Faure reiste eine Viertel stunde später ab und traf um 10 Uhr unter lebhaften Ovationen der Menge in Paris ei». Wied-rkomme» wird der Ezar ini nächsten Frühjahr nach Poris, wie er dem Präsidenten Faure am Donnerstag Nachmittag versicherte. Er will dann etwa drei Wochen halb inkognito ohne Cllkettczwang ln Paris verweile». Tie Blätter bespreche» den Trinkspriich des Czaren in EbalonS „Rappel" sagt, durch de» Lrinksprnch werde die sraiizvsisch-misijckie Allianz ein zweites Mal bestätigt. Jedes der beide» Völker lei jetzt des anderen sicher. „E-cho de Paris" jchreibt: Ter Besuch des KaiterS, der in de» Triiikjprüchen von Eberbonrg. Paris und Cbaloiis seine Ergänzung gesunde» habe, jci die absolute Bekräf tigung der neuen riiropäiichen Lage. „Journal meint, die Allianz habe die Weihe in Ansdrücken erhalten, die keine Miß deutung ziiiiehen. „Solei!" sagt, der Ezar habe die nnlösbaie sranzöiiich-ilissiicbe Allianz proklamirt. Im Falle eines Krieges würden srnilzvsischc und russiicbe Soldaten Seite an Seite kämpsen. Tie Pariser Oslbalm hat sich der Ausgabe, die anläßlich der Revue in Ehaions an sic herantrnt, nicht gewachsen gezeigt. In folge der unzulänglichen BerkehrSinaßnahmen bemächtigte sich der anigeslaiitru Meiischenmnssrn eine allgemeine Erbitterung. Erst sang man Spoltiieder niit dem Refrain: „I-o« dillet»; ie-r billota!" Ta»» aber begann man die Fensler »nd Schalter zu bearbeiten, stopfte unter lorrwährendem Geschrei an die Schalter mit Händen, Stocken und Schirme»: endlich hieß es »m 2 Uhr Nachts, daß um 4 Uhr Morgen« wieder ein Train ubgehe» werde. Ties geschah aber nicht. Um 4 Ubr Morgens öffnete mau wohl die Kasscii, und der Beifallsjubel der Menge begrüßte diele Maßregel, aber §ic ward nur verfügt, um das Geld für bereits bezahlte BillcttS zurück zu erstatte». Im Urbrigcn hieß eS wieder, es fehle an Betriebs- Material. Ein Coneert zu Ehren des russischen Kaiierpaares schloß sich, wie bereits kurz gemeldet, an das Festdiner in Versailles an. Sarah Bernhardt recitirte dir „Nymphe de« Versailler Wäldchens" von Sulky Prudhomme, weitaus das beste der dem Czaren von Akademiker» arwidmeten Gelegenheitsgedichte. Tie Waldnhmphe erzählt, daß sie seit dem KrlegSlärm vor 25 Jahren geschlafen habe, als plötzlich der Schatten Ludwig XlV. in Frankreich sie geweckt und ihr gesagt habe, ein edle» Herrscherpaar komme, seinen ein- daltamirten Ruhm zu besuchen. Er sei nur »och ein Schemen ohne Stimme, sie solle dte Besucher für ihn begrüßen, ihnen eigen, wa» hohe ideale Kunst an« diesem Stück Natur gemacht ave, und er schließt: „Seit da« Grab meine Knochen ausgekühlt, abe ich lange über dte Heldenrolle nachgedacht, belästige inbeß nicht mit meiner bitteren Erkenntniß einen Junten, dem sein Blut das Recht giebt, von uns gefeiert zu werden. Um richtig z» bandeln, braucht er sich keinen Lekrer zu wkmchen. Ich habe schon erkannt, daß sein Vater >ein Vorbild ist. Dte hintcrlassene Weis heit hat in ihm Wurzel gefaßt, und es ist erireulich, heute deren Blüthe zu brechen. Nymphe, empfange tlui, von meinem Ruhmes glanz umflossen, sei zärtlich mit seiner Gemahlin, drücke aus die Stirn ihres Kindes im Name» Frankreichs einen triumphirendcn Kuß, damit die geschworene Treue in de» Herze» daure." Bisher halte kein Mission die Friedeiisslimmung der Presse gestört: neuerdings schreibt aber Mkiinier im „Rappel" : Rußlands Freundichast Hai hossentlich ein anderes Ergebnis;, als die Er haltung des avicheulichen bewassneten Friedens. Wenn der Ezar gut gehört hat. so weis; er. daß die leidenschaftliche» Schreie, die ihn drei Tage lang begleiteten, in diesen kurzen Saw der Alles sagt, znsamnieugeinßt werden können und müssen: „Sire. Frank reich ist bereit!" I» Paris tvniden drei Italiener verhaftet, die in verdächtiger Weise dem Wagen des Czaren gefolgt sein iollen. Kvmiich äußert sich in der Presse der Aerger. daß die Pariser Börie den Ezarenbesuch nicht mit einer Hausse am der ganzen Linie gestiert hat. Tie „Patrie" erklärt ganz ernsthaft, daß a» der schlechten Stimmung des Pariser Marktes die deutschen Finan ziers schuld seien, welche ihrem Groll über den glanzvollen Em- piang des Kaisers Nikolaus durch Verkauisordres am dem Panier P'citze Luit gemacht hätten. Dus Blatt warnt das Publikum vor den angeblichen Umtrieben deutscher Bankiers. Holland. Der holländische KriegStranSportdampser „Para maribo" soll an der spanischen Nordlüsic »»lergegangeu sein. England. Tie Schiffe „Wilhelm Baieman". „Lutto" und Charlotte", alle drei von Nordamcrikn kommend, sind infolge Slurmes an der cngiüche» Küste gänzlich winck geworden. Bon den Mannschaften der Schisse ist nur ein Theil gerettet. Eine große, von etwa 4000 Personen besuchte Versammlung in Edinbmgh, darunter zabtreiche Paclamriilsmilglieder und meh rere ehemalige liberale Minister, bereitete Lo,d Rosebcry bei sei nem Erscheinen einen warmen Empfang. Derselbe ging ans die aimenüche Frage ein. „Tie heutige Lage", sagte er. „gleicht nicht derjenigen zur Zeit der bulgarischen Greuel. Tamals war Ruß land am unserer Seite. Herne ist cs. nach den letzten Nachrichten zu nrihciicn, gegen uns." Redner hä.t eS für leine Pflicht, der Regierung in dieier Richtung alle mögliche Beihilfe zu leisten, und erklärte, daß er ans dem Gebiete der auswärtigen Politik niemals ein Porteiprinzip anerkannt habe. Die Frage der Metzeleien in der Türkei sei viel ausgedehnt r. als man annehme. ES handle sich um die wirtliche Oricntsrage. welche seit langer Zeit als ein Alp a»t Europa laste: daher werden paristlle Heilmittel unnütz sein. Redner besprach nunmehr die verschiedenen in Vorschlag ge brachten Mittel zur Abhitze, wie die Absetzung des Sntzniis: er bewies deren UnanSsührbarkeit und sagte, man müsst alle Vor- ichlägc sehr svrgiätzig putzen, ehe man bei der Negierung aus deren Ausführung dränge. Bei Erörierung der Frage einer An näherung an Rußland ccinnerlc Rostbery an die von einer tzverast» Regierung abgeschlossene Pamirkonvention und gab der Husfnuug Ausdruck, daß ei» Mittel gesunden werde, um zu einem Einveiuchmeu mit Rußland zu gelangen, doch betonte er, daß die Eugläud r sich nicht immer geneigt zeigen werden, das Lob der imtzfcheii Verwaltung zu verkünden, oder Ihr in ulke» Tlstilcu der Welt die gleiche Autorität zu übertragen. Rosebcry schloß mit der Vemcrkmig. er werde sich einer ilolirleu Intervention Englands im Orient aus's Aeiißerste widersttzen, da hieraus ei» europäischer Krieg hervvrgchen würde. Tie meisten Blätter besprechen die Haltung Lord Rosebery's betreffs der orientalischen Frage in znslimmender Weist. Tic „Times" sauen, das Land musst Rwebery für seinen Proieit gegenüber einem iiolitten Vorgeh-m Englands dankbar sein. Lord Rostber»'.« Rede kräftige die Regierung. stiusilirnd. Nikolaus II. soll den Baron Schiichkin in Chalvns nach der Tafel zum Mintslcr des Auswärligen an Stelle dcS Fürsten Lobnnvw ernannt bade». Zwischen den Stationen Michailowskaja und Skawropol waren Arbener mit dem Abtadcn von Ziegeln von einem Waggon be- -chästigt, der mitten ans dem Gleite irand. Zn derselben Zeit inhc -in Zug mit Arbeitern ans den Waggon ans, wobei 5 Arbeiter gctödiet »nd 0 verstümmelt wurden. Während der Vorstellung wnrde in einem Petersburger Theater stürmisch vom Publikum die Marseillaise verlangt, die alsbald auch vom Orchester dreimal gespielt wnrde: hieraus wnrde die russische Nationalhymne gesungen. Türkei. Eine Konstantinovkstr Depesche des „V. T." meldet, daß dc r deutsche Llsizier Kawp-Hvstncr Patckia nach einer heftigen Scene mit Izei Be», dem Günstlinge des Sultans seinen Aus tritt au-s der Mitzrärlomlntzsion crkiärte. Ter französische Offizier Lccocg erklärte sich mit Kamp Hvstvcr solidarisch. Bulnarren. Wie die „Swvboda" meidet, würden die Gerichtsverhandlungen wegen der Ermordung Stambulow's am >:!. 20. d. M veginnen. Nörgelnde» leien 720 Zeugen, meistens griS dem Innern des Landes Tic Behörden hätten angeordncl. das; die Zeiinc» »vchigcnfallS unlcc Bedeckung zum Erscheinen zu veranlassen seien. Amerika. Eme von Korrespondenten des „Herold" ver anstaltete private Umfrage in den Fabriken von Chicago und anderen Siädlcn des Westens hat rrgeven, daß die Arbeiker durch weg für Mac Kinlen sind. Klittst nutz Wisskttichaft. ff Erstes Sinfonie-Concerl dcr König!. Kapelle (Serie IR Mit dieser ersten Aufführung unserer vornehmsten künstlerischen Vereinigung ist die Concerlsaifvu gleichsam offiziell eröffnet worden. Das erste Wort war einem Gewaltigen gegeben: G.F. Händel, dessen Coneert für zwei Vlnstrchöre und Streichorchester <Nr. 2, U-änr) als Jnkrada den zwölf Sinsonie- Concenen der König!. Kapelle voranging. TaS Werk, das be kanntlich eine von Händel angeserkigte Bearbeitung von Frag menten einiger seiner oratorischcn und Vokal-Kompositionen ist lChryiander giebt hierüber eingehende Mitthcilungeitt, gehört zum festen Reperioicbestande der Königl. Kapelle und hat bei früheren Aufsührnngen, wie auch vorgestern wieder, durch die Frische und Anmnlh der Erfindung und Größe dcr kontrapunktischcii Arbeit lebhaft angesprochen, besonders hat man immer den vierten Satz, der eigentlich ein Conceristück für zwei Oboen bedeutet, warm »nd herzlich ausgezeichnet. Im Anschluß an das Händel'fchc Coneert, als Extrem zu diesem, wurde als Ncnheft eine sin'onilchc Suite geboten: „Scheherazade" von Niklas Rimsk y-K orsakow. Der Name ist »ns Dresdner» noch nicht gelänsia, und sicher hat die größere Zahl der Hörer vorgestern die erste Bekannlschnft mit dcm Autor gemacht. Ter Komponist ist Russe. Vertreter der so genannten inngritzsischen Schule, sein Werk leibst aber ist voll ständig nendeiilsch, das heißt auf Grund der Prinzipien Li-szl's und Wagner's nnsgehnut. Tie hervonaaende musikalische Begab ung Kcmakow's wird durch seine „Scheherazade", oder besser ge sagt durch die Jllnstrnlion von vier Märchen auS „Tausend und eine Nacht" nnvertennbar. aber leider zersplittert der Komponist hier seine Kraft zumeist an Moiaikarbeitrn. die sich last nirgends zu einem geschlossenen Ganzen vereinigen. Mit Ausnahme dcs dritte» Satzes, der von dem „jungen Prinzen und der inngrn Prinzessin" handelt und wenigstens in den Liebesscencii die Themen voll ansklingcn läßt, jagt in den übrigen Tbeilcn ein Motiv das andere, und wenn zahlreiche Details auch geistreich und ingeniös erfunden und äußeisl geschickt behandelt sind, so bleibt die Seele des Hörers doch säst in Allein unvcrnhrt. Man empfängt im All gemeinen den Eindruck, als ob Korsakow die Kunst vorläufig »nr an die linke Hand angetrant wäre, als ob er noch nicht recht einig sei. sich ihr nach allen Regeln und Gesetzen mit Leib nnb Seele zu ergeben. Biel zu solchem Eindrücke trügt der glänzende orchestrale Prunk bei. mit dcm die „Scheherazade" wie mi: einem blendenden Purpur limlicidet ist. Gegensätze von Kochendheißem niid Eiskaltem, das plötzliche Verhimmeln mit gedämpften Geigen, Harsenpassagcn und Flölenzauher nach den stärksten Knalleffekte», der Wechsel zwischen Fortissimo und Pianissimo stehen bei ihm ans der Tagesordnung. In dieser Hinsicht übertrumpft Korsokow seinen Lehrmeister Berlioz, dem er alle Effekte ahgelauscht. noch nm ein Bedeutendes Noch mehr aber, als mit solchen gewalt sam herbeigezogenen Wechselwirkungen verstimmt Korsakow mit der fast unausgesetzten Anwendung de« höchsten und stärksten Kran« aufgebols. Der „Untergang von SindbadS Schiff" ivierler Satz) ist einfach nerventödtead und vielleicht nur empsehlenswerth als Musik für Schwerhörige. Ter Komvonist arbeitet hier sozusagen mit allem Unkliauvtr». mit Jnstrumental-Mitrailleuien. Bomben und Granaten, und dabei ist er nicht einmal scharf charakterlich in seinen Zeichnungen, denn Vieser Schisssuiitergang, bei welchen! gelegentlich die gaine Welt mit in Trümmer zu gehen Icheint. könnte ebenso gut „Die Schlacht bei Graveloitr", oder „Ter Ezar in Paris" genannt werden. Einigermaßen versöhnt mil dem Ganzen das allen vier Sätzen beigeyebene Hauptmotiv, ein Recttando für Solo-Violine, das die Erzähleraabe der Scheherazade versinnlicht und lebhaft anmutbet. So enchelnl Koriakom's Natur, nach den Eindrücken seiner „Scheherazade" deurlheiit, weder plastisch noch areisbar. es ist etwas Undeutliches. Verwischtes in den Konturen seines Geisteslebens, und vergebens sucht man nach einer Individualität, nach eigenartiger und kesselnder Äeslnltuugs krast. Die erste» beide» Lätze des Werkes gingen fast spurlos vorüber, am meisten zeichnete man den dritten Satz, die reizvolle LiebeSscene. ans. und der überaus lebhafte Beisall am Schlüsse aalt in der Hauptsache wohl nur dcr großartig virtuosen Leistung der Königl. Kapelle, der vollendet schönen Wiedergabe des Biolin- Solv durch Herrn Eoncei tmeisier Petri und der Leitung des Herrn GeneralmnsitbircklorS Schuch, der den zahllosen Pitantelie» die denkbar effektvollste Wirkung verschaffte Als Schtzißniimmer ge langte Beeihoven ' s t. Sinsvnie zur Aufführung. Herrmann Starcke. s-Die König!. Hosoper giebt heute „T e r B a i a z^ o" und „Eoppelia". Im Königl. Schausplelhaun werden die Suder m a n n 's ch e n E ! n n k t e r: „Te>a" „Fritzchen" und „T as ewig Männliche" wiederholt. Tie Vorstellungen beginnen halb 8 Uhr. s Tie für gestern im Königl. Hvsopernhame angesetzte Antzühr »ng von .Lohengrin" tonnte wegen Unpäßtzchlcit des Frl v Eha- vanne nicht gegeben werden. Es gelangte „Tannhäuscr" zur Aufführung 7 Residenztheater. In der heutigen Aufführung vom „Wnld - meister" wiro Fräulein Bozena Viadsly die Pantine singen. Tie übrige Besetzung bleibt wie bisher. Nachmittags halb 4 Uhr wild zu ermäßigte» Preisen daS Lebensbild „Ter kleine Lord" gegeben. Mittwoch findet die letzte Aufführung von „Waldmeister" statt. In Vorbereitung steht das Schauspiel „Wildlinge" von Tr. Biöe. 's- Wochenspielplan der Königl. Hoskheater. Altstadt. Sonntag: Der Baiazzo. Eovpelia. Montar: Han« Helling Dienstag: Der Fretzchütz. Mittwoch: Ta« .Heimchen am Herd. Donnerstag: Alcssandro Slradella. Coppeiia. Freitag. Ta-Z Glöckchen de« Ercmlle». Sonnabend: Tie Meistersinger von Nürnberg. (Anfang 6 Uhr.) Sonntag: Mignon. — 'Neustadt. Sonntag: Moritnrt. Montag: Tie Nibelungen. iAitzana 7 Uhro Dienstag: 'Rosenkranz und Gülden'tern. Mittwoch: Maritim. Donnerstag: sie weint. Ein Nachtlager Eorvins. Freitag: Ein Schritt vom Wege. l'R. e.) Sonnabend: Morituri. Sonn tag: Das Käthchen von Heilt» , an. -f- (5 o n c e r t - A a ch r i ch r e n. In dem Eröffnungö-Coneert de« großen Aereinshaus ooncert-SaaleS. welche« zum Bene» der Alreroinner- tinbnngskasse der „Dresdner Preise" ain t9. Oktober siaunndet. wird außer den schon srnder genannten Solisten das deutsche Damen Der zeit au« Berlin »utwirke». — Lerr Perc» Sberwood giebt am 3. November i», Muienbause unter Milwirtung des Fürstlich Lwpe'i'chen tzoiiccrtmeiiterS Herrn Cellillen Johannes Smilb ein Coneert. — Fräulein Tbcreie SewetI giebt Montag den 2. November im Mulenkauie ein Coneert, in welchem der Coneertmeister des Leipziger Gewandhaus- Orchesters Herr Carl Brill Mitwirken wird. — Das Coneert von Frau M a r v Krebs findet nächsten Sonnabend im Gewcrbehauke statt. f Von Neucinsludirungen großer klassiicher Werke, die in unserem Königl. Hosschauspici gewöhnlich länger als nötbig aus sich warten lassen, ist für die nächste Zelt „Julius Cäsar" und „Richard kl." von Shakespeare voraenhen. Den Marc Anton und den Richard wird in den beiden Vühnmwerken, von denen man mir hoffen kann, daß sie recht bald auf unserer Hofbühne erscheinen. Herr Waideck spielen. f Herr Nicods schreibt uns: „Zudem „N i c od ä-C t> o r" sind die Anmeldungen erfreulicher Weile so rege gewesen, daß die erste Versammlung bereits für nächsten Mittwoch einberufen werden kann. i Zum Besten des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin stehenden Pestalozzististes veranstaltet die ständige Depiltation desselben anläßlich der 50jährigen Jubelfeier des SlifleS eine große geistliche Musikausführung, dte durch das Zusammenwirken verschiedener Chöre und bedeutender künstlerischer Kräfte lebhafte Anziehung finden dürste. 1' Als Nachfolger des Kammersängers Ernst van Dyk wurde von der Kaiser!. Hosoper in Wien dcr jugendliche Heldentenor Herr Andreas Dippel, nach mehreren glänzend absolvirlen Gastspielen als Siegfried. Raoul, Walther Slelzing. engayirt, Uebcr seinen Walther Stolzing schreibt die ^Ncue Freie Presse' „Einem Gaste war c« Vorbehalten, die „Meistersinger" wieder zu neuem Leben zu erwecken. Herr Dippel, denn von ihm sprechen wi, natürlich, timt dies in sehr glücklicher Weise. Sein iugend- srisches, Helles Organ, seine vornehme Art zu singen, sein lebhaftes, frisches Spiel lassen ihn gerade für diese Rolle prädcstinirt er scheinen. sie scheint wie für ihn geschrieben, und so war derErsolg dieser seiner dritten Gastzpielrolle ebcnto glänzend, wie der seines ersten Anstretens. Anfangs hielten sich wohl die jungen Mnkei- mann-Enihusiasten aus der vierlen Galerie etwas relervirt. bald aber schmolz de« Gastes Feuer das Eis. und zum Schlüsse war dci Beifall nicht minder lebhaft, als ob unser Winkelmann selbst den Walther Stolzing gesungen hätte." — Wir werden den jungen Kiiiistiei, der bcrens auch in Amerika unter Anton Seidl große Triumphe seieite. in der I. großen Miisik-Festaufführung im Aus- stellmiaspalast am 4. November kennen lernen^ woselbst er in Cäsar Franck's „Seligkeiten" das Haupt-Tenor-solo singen wird. 1' Die „Vereinigung der Kunstfreunde" für amt liche Publikationen der Königl. Nationai-Galerie zu Berlin (Mark- grasenstraße 57i versendet bei Beginn ihres neuen VereinSiabres ihren Katalog, der auf der ersten Seite die stattliche Mitgliederzahl bon KtiOO Kunstfreunden ausweisen kann. Durch die Auswahl der Blätter und deren fast rmmer vollendete Ausführung in der neu ersundenen farbigen Lichtdruckmanier^ die uns freilich gerade s»r die subtile Abtönung und für die leisen stimmungsvollen lieber gänge bei dcr uns vorliegenden Reproduktion der tixkiniichen Madonna von Raphael nicht so recht geeignet scheinen will, bat sich die Geschästsleitting des Vereins, die aus's beste von der Genernlverwaiiiing der Königl. Museen unterstützt wird, die An erkennung der Künstler und Kunstfreunde in gleichem Maße er worben. In dcr Hauptsache werden Blätter nach Gemälden ans der Königl. Nationalgalcrie pnblizirt: doch werden auch die Werke anderer Galerien und wcrthvnllc Bilder aus dem Privatbcsitz berücksichtigt. Für das neue BereinSjahc (Oktober 7M> bis I8'»7> gelangen die folgenden Publikationen zur Ausgabe: „Tic sirtinische Madonna" von Raphael. Paul Mcyechcim's „Ziegenbändler", Konrad Kiciel'S „Nach dem Maskenball". Von W. Simmler „Ueheraang w!g Muii» , des Großen Kurfürsten »brr das Künsche Hass", Lnd- unthc „Holländische Herbstslimmnng". Mar Schmidt Spreelandschast" und zwei mit künstlerischer Emosindung durch- gcsuhrlc Landschasten von Konrad Lcssing: „Herbst" und „Wiiuer" in Thüringen: Rudolf v. Deutsch „Penelope", Hugo Vogel „Tie Industrie unter dcm Schutze dcr Wehrkraft". Leonardo da Vinci „Das heilige 'Abendmahl", endlich eine Serie von acht Plättern nach I. Kvppay. „Das Geheimnis;" betitelt. b Man schreibt aus Hamburg: Es konnte nicht ansbleiben, daß der plötzliche Tod der Sängerin Frau Katharina KlasSky zu mancherlei Gerüchten Anlaß gab. Der Gatte der Verstorbenen. Kapellmeister Lohle. tritt heute in einer E-klärmig diesen Geruch teil entgegen. Er hat gegen einen der Verbreiter der Gerüchte Strafantrag gestellt und hofft, dadurch deren Ginndlosigteit dartlmn zu können. Die Aerzte, die Frau Klafsky behandelt haben, sind bisher anS ihrer Schweigsamkeit nicht hervorgetreten. Dem Aus gang des Prozesses, besonders den zrngeneiblscheu Aussagen der behandelnden Aerzte, wird hier mit großer Spannung rntgegen- gesehen. i' N ansen erhält nach einer Meldung des „Morgenbladet" in Ehrisiiania ein Honorar von lOO.OOO Mi. für die jkandinavisthe Ausgabe seines Wertes über seine letzte Nordpolarsaiirt. mit dessen Abfassung er gegenwärtig beschäftigt ist. Ein ähnliches Honorar erhält Nansen !>ic die dcnttche Ausgabe seines Werkes. s Der in. Jal-rgaiia k-eS A l l a e »i r > » e » D c» t i äi e n Mu siker-Kalender» sin >897 iBerlag von Naabe Ptotdvw) ist io- eben enchicne». Der Iliinana des in allen Musikerlreyen seil lange» Jah re» verbreiteten und beliebten Notiz- und NachlchtagebucheS bat auch in dieiem Jabre nigenaininen. Cine Bereicherung >!l das ansiiib. liche Der,eich, niß dramaliiclier Kamvoniilen, ihrer Werke und ihrer Nr-chte-vertreter, dg« bis aus die neueste Zeit ergänzt ist. In de» Städten, deren »nisitalrsches Treiben eingehend behandelt und deren Musikergdressen mit großer Sorg satt angegeben sind, geteilt sich Köln a. Nb. Das Buch hat sich als zuver lässiger Führer bestens bewährt und wird auch in seinem neuen Jahrs an«« viele Freunde finden. Dresdner Nachrichten. Nr. 28L. Seite 3. m» Sonntag. LI. Oktbr. 18»«
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