Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 18.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-18
- Monat1896-10
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 18.10.1896
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bei dem Empfange auf dem Bahnhöfe tn Homburg war der kommandirende General de» 11. Armeekorps, General der Infan» terte v. Wittich. al- Vertreter des Kallers anwesend. Unter stühmna des PrÜsidente» Löwe sind in Holtenau meh rere höhere Beamte de- Suezkanal- rtngetrvssen. Sie habe» die Echleusenanlagen besichtigt, fowie eine Fahrt nach der Hochbrücke hei LevenSau unternommen. Sicherem Vernehmen nach ist Geh. Legarion-rolh D. Frei herr v. Rilbthoien, bisher Mitglied der egyptilchr» Vmuldenkoin« Mission, alb Nachlolger de» Direktor- der Kolonialnblheilung, Wirk. Peh Legationoralh Dr. Kays«, tn Aussicht genommen «Wiederholt.» Dle Opposition in der zweiten hessischen Hammer besteht setzt au- 8 Antisemiten. K Freisinnigen. LCenlrumSleuten undb Sozial demokraten. denen 25 Nattvnalllberalr gegenüber stehen. Noch den „B- N. N." ist vor einiger Zeit In Preußen eine KnbiiitlSordrr ergangen, in welcher dleienigen Oisizier«, die aus Grund von Helraibeannonren in den Zeitungen eine Ehe eingrhrn, mit der Verabschiedung bedroht werden. Ter medizinische Berel» an der Universitlit Jena hatte kürz- sich einen Anschlag an da» dortige schwarze Brett gemacht, in dem u A. auSgetührt war. das Mitglied des Vereins irber Mediziner werden könne, der der mviaische» Religion nicht angehöre Nun hat der jetzige Prorektor der Universität, Tr. Linck. ein Schreiben an dir Reduktion der .Mittheilunar» ans dem Perein zur Abwehr dcS Anlllrmitismus" gerichtet, in dem es heißt: Solo«, nachdem der aiigrsvchtene PasinS zur Kenniniß des Prorektors kam, wurde dem medizinischen Verein anigegeben, die Anschläge von alten schwarzen Brettern zu entfernen und ähnliche nicht wieder zu machen." Daß der Herr Prorektor, bemcctl hierzu die „Deutsche Tgsztg.", das Bedürsniß fühlt, sich bet dem Judcnschutzb««» zu entschuldigen. ist ungemein bezeichnend. Wir habe» es herrlich weit gebracht! Wen» rin Beiern christlich-deutscher Sludeulrn öffentltch bekundet, daß er nur sür Et»tstiich-Trutsche bestimmt sei, so wird sein Anschlag vom schwarzen Brette eniserirt. Wir sindrrr, daß ein solcher Vorgang sür rede deutsche Empfindung sehr beschämend ist. Tie neuesten Enthüllungen »um Fall Brüscwitz in Karlsruhe bestätigen den seither bekannten 2Halbmond nicht nur i» seiium vollen Umfange, die Zeugenauslagen gestalten sich sür den Offizier sogar immer uruzüniltger. Es wurde also angeblich iestgestcUr, daß der Mechaniker Lievman» nicht die grrinajle Beca»la»ung zu der Erregung des Leutnants gegeben hat. Ter Begleiter des Leut nants, Herr v. Jung-S '"" >g, Hai ausgclagt. daß er nichts davon bemerkt habe, daß der in .s Lokal tretende Mechanik, r Siei niaun mit seinem Stuhl die SluhUehne des Leutnants berührt habe und nach seiner Ansicht kein Grund vorhanden gewesen sei, daß v. Brüsewitz den lLlrpniaiin zu einer Entschuldigung aussordern konnte. Trotzdem aber wandte sich, wie von Zeugen betniidcl wurde, Leutnant v Brüscwttz an den TannhäMer-Willh Knilch mit den laut gesprochenen Worten: .Sorgen Sre doch, daß Ihre Gäste bessere Manieren haben, und wenn sich der Herr nicht ent schuldigt. so weisen Sir ihn hinaus." Siepmann suhl vuraulhin in Vre Höhe und bemerkte: .Ich verbitte nur das, ich habe Sie m keiner Welle beleidigt und habe darum auch leinen Grund, mich zu entschuldig«,." Jetzt sprang v. Blüscwitz ans und zog den ttsäbel, doch hinderte ihn der Wiuh und ein Kellner, die ihm in den Arm sielen, an dem Gebrauch der Waffe. v. Builewitz legte sich nun wieder an seinen Tisch. Nach etwa 20 Minuten begann der Offizier wieder drohende Worte zn äußem, indem er jagte: .Ich kann mir so etwas nicht gefallen lassen, meine Earrierc ist zu »ichte" und dergl. mehr. Nun fand es der Wiuh sür gut, Siep mann zu veranlassrn, sich zu entfernen, um Austritte zu permeiden. Siepmann ging, v Brüiewitz wollte svigeu, wurde aber vom Wirlhe aus'V Entlchlcdeuste veihinoerl. Tcirauj >agtc v. Buisewitz zum Kellner: .Geben Sie mir Mantel und Mutze, ich veilasjr das Lokal", und begab sich durch dle Thüce nach der Karlslraße zu hinaus Mittlerweile redete im Hose der Wirth dem Siepmann. der sich von seinem Freunde seinen Hut n. >. w. naa-bnageu ließ, zu: .Tn Leutnant hat nun einmal die feste Ansicht, von Ihnen gestoßen zu sein, so thuii Sie eS mir zu Liebe und entschuldigen Sic sich. Es ist auch wegen meines Geschaits" .Nun," meinie Siepmann, .wenn ich Ihnen eine Gefälligkeit erweisen kann, wo ich w osl ln Ihrem Lokal verkehie, >o will ich mich bei dem Herrn entschuldigen." So ließ denn bei Wirtk den Siepmann durch de» kleinen GlaSübichluß. welcher den Gang nach der KaiieMrage schließt, damit er aus dieser Seite aus die Straße komme Als v. Buijewitz das Lokal verlassen, war er in der Karlsiraße aus zwei Feldwebel gestoßen, denen er Besebl gab. ihm z» lvlge». .weil ei geläkrdet sei". Ler eine Feldwebel mußte sich am Eingang »och der Korlstmße ousslellen. mit dein andern ging er zum .Haupt- eingang an der Kuiseislraße. In dem Augcnbbck. wo der Leulnanl durch, die Thüre ging, wollte der Wiuh gerade de» Siepmann durch den Giassbschluß und dieselbe Thüre hinaus lass«». Kaum «blickte v. Brüsewitz oen Gesuchten, so zog er den Säbel. Ter Wirth riei ihn an: .Herr Leutnant, der Herr will sich bei Ihnen entichnldigen." 1'kdrr v. Brusewltz Hörle nicht mehr ans ihn, er dmckte ihn und einen andern dort stehenden Herrn bei Seile und ging sofort gegen Siepmann los. Siepmann riei noch: .Ich bitte Sie um Verzeihung" und eilte vor dein Offizier fort, der chn »us dr» Hoi verfolgte. Ter Hos war leider vericUlosjen, und so mar es möglich, daß der Offizier den Wchilvsen mit dem Sävct durch bohren konnte. Untei der Bevölkerung von Karlsruhe herrsch! große Erreglurg. und vielfach wird der Wunsch geäußert, die obeisle Militärbehörde möge eine Bekanntmachung eilassen, welche mit amllich brsläligl« Darstellung und VerulchcUuii» des Vorsaiics zugleich die stcenge Sichnc oei Thal verheißt. — In Kailsuche ist de» O'sizteren der Besuch des „Tunnhäuser", wo die Uiiiyak des Leutnants ersolgte, sowie auch der Briuch anderer Wirthschasir» sür die nächsten 14 Tage unterlag! worden. Wie es icheinl, bandelt es sich imr u»; die Otsizicre des Lctv-Gre»aoicr-Negiinenls. Als Gnurd hler'ür wlid angcgeven. daß man bei der bcrecyilgle» großen Auslegung, die »n Publikum hrcricht, Zulaiinnenitoße zwischen Lssizieren und Cwisisten nicht als ausgeschlvssen be trachtet. Seit einigen Wochen sind sämmlliche Schiffe der AusUalilche» Stallon, unv zwar die Kreuzer 4. Ktassc .Bussard" und .Falle" sowie das PermrssungSschiss „Möve" in Lydney stattoiitrt. In folge der beunruhig, »den Beuchte von den Samoa-Inseln, die auch wiederholt in der Presse besprochen worden sind, haben nun mehr beide Kreuzer Grgenoidre nach Apia «Hallen. .Falke" ist bereits am I. Oktober in See gegangen und .Bussard" wird nach Apia folgen. BollitändigeS Fiasko haben die Führeriniien der sozialdemo kratischen Frauenbewegung in Bert n mit eine» Pl0trstV«ianttiiiung gegen das neue Bürgerliche Gesetzbuch gemacht. Es waren lauin 60 Personen beiderlei Geschlechts erschienen. T>c Referent»,. Fenn Ihrer, erklärte, iinler solchen Umstände» aus ihr Nelecat ver zichten zu wollen, während Iran Lill Braun-Gizycki meinte, sic halte eS sür geraiheucr, die Protestresolution gegen die Bcnuchtheiiiguug der Frau im Bürgerlichen Gesetzbuch, welche sie ausgearbellet habe, ein anderes Mal voizulcgc», um nicht drc ante Sache dem Gespött der Gegner preiSzugeben. Heiligen Widerstand sand ein Genosse, der den Frauen vorwars, sie hätten noch zu wenig von den Ver sammlungen gelernt, die man .männlicherieitS" einbcruse. Schließ lich wurde die Versammlung, ohne daß man tn die eigentliche Verhandlung eingrlrelen war, verragt. In einer Arbcllcrversammliing in Lübeck wurde ein Vffchluß gefaßt, nach welchem die gelammte Arbeiterschatt Lübecks sich solidarisch erklärt mit den 40u streikenden Arbeitern des Emaille- werkeS von Carl Thiel u. Söhne. Tie Fabrik wird polizeilich bewacht. In einem Rückblick aus dte Berliner Gewerbe-Ausstellung schreibt die .Köln. Ztg.": Man kann nicht leugnen, daß Vieles nicht so gegangen ist, wie man cs erwartet hatte, und daß gegen Ende eine ziemliche Ernüchterung ciiigetreten ist. Manche der Einzelunternthnittnarn Hallen einen sehr schlechten Erfolg aufzu- wessen, »nd mehr als eines von ihnen ist gründlich verkracht. Auch die Grsammtleistiing schließt mit einem Fehlbetrag, der 20 bis 25 Prozent des Gazailliesolibs verzehren wird. ES ist fern« kein Geheimnis!, daß noch manches Aergerniß in Gestalt von Prozessen zu erwarten stellt: auch würden wir uns nicht wundern, wenn noch manche schmutzige Wäsche gcwaichcn werden sollte. Viele der Aussteller haben nicht den klingenden Loh» gehabt, den sie anjtrebte». und sie werden nicht verfehlen, ihrer Unzufriedenheit lauten Ausdruck zu geben, Fragt man sich, wie das hat so kommen können, so darf man sich nicht verhehle», daß der belieb»' »nd genügend berücksichtigte Eivwand dc-s nngewölmlich ungünstigcn Wetters allein zu einer Ecklärniig nicht ansreicht. Ein großer Nachtheil lag darin, baß die Ausstellung nicht rechtzeitig fertig wucde und daß ihr dadurch viel Einnahme entging und auch von vornherein die Stimmung verdorben wurde. Mangelhaft war ferner der technische Betrieb, das Unvermögen, die elellulche Be leuchtung rechtzeitig in Betrieb zu bringen, da- entsetzlich späte Mrrigwerv«, der leuchtenden Gpringcruellen unv manche- Andere aus diesem Gebiete. Die vornehmste Lehre, die man daraus ziehen muß. bestellt darin, daß eine Ausstellung zu ihrer Borbrreiiung doch längerer Zeit bedars, al« man eS hier angenommen hatte. Man wollte eine Grwaltarbeit mache» und schädigte darüber sich selbst. Ton» waren einige Unternehmungen mit einer Verkennung realer Verhältnisse und einem Optimismus angelegt, dir, wie bei dem Alldeiliner Theater, von vornherein den Krim de» Mißlingen- in sich trugen Endlich sei auch erwähnt daß Strrittgkesten zwischen einzelnen Ausstellem und dem AibeltSauslchusse nicht immer in Ichoner Weile grstihrt wurden: nach alledem darf man wohl jagen, daß die Bedenken, dir seine, Zeit die Negierung de- Grafen Caprivt einer internationalen, oder auch nur rinn brutichnalionaien Ausstellung rntgegenbcachte, jetzt tn einer arwissen Berechtigung erscheinen. Andererseits darf inan aber auch nicht übersehen, daß doch auch in der Thai lehr Großes geschossen worden ist und daß vor Allem durch gewisse Thrile der Ausstellung ein starker künst lerischer Zug wehte, der früher In Berlin nur zu sehr vermißt wurde. Wenn der eigentlichen Ausstellungsunternehmuna und wohl auch eine, ganz«, Neide von Ausstellern der gehoffte finanzielle Erfolg ousgevllrvkn ist, so glauben wir doch, daß die Stadt Berlin mst der Ausstellung nur »utrieden sein kann. Biel Arbeitsgelegenheit ist geboten worden. Ter Im Hochsommer sei» erheblich verstärkte Fremdrnzustrom hat Geld unv Leben nach Berlin gebracht, und wir glauben, daß die Mehrheit der Besucher einen vorwiegend reckst günstig«, Elndrnck von der deutschen Neichshanptslodt mit genommen bat. Der .Hauptgewinn der Preußischen Klnssenlotterir fiel auf Nr. 2l».»04. Frankreich. Exminister Normal sagte in Bordeaux in einer polnischen Tischrede: „Wir haben eine unvergeßliche Woche Hinte, uns. Seit dem schrecklichen Jahre hat nichis so Bedeutendes sich ereignet. ES ist das Ende der Knechtschaft Europas, das seit unserer Niederlage offenbar unter doS Preußische Joch gekrümmt war. Wir verdanken dies unserer Mäßigung. Wir begehen nicht mehr den Unsinn, unicce republikanischen Grundsätze auswärts verbreiten zu mutten. Die Republik ist sriediich. Europa hat dies sestgciteUt. das ist das Geheimnth beS Ruff«ib»ndeS. Aber hieraus erwachsen »ns neue Pstrchte». Frankreich muß jetzt mehr a!s je das Beispiel deS Kampfes gegen dle hclttusen und barbarischen Lehren des Sozialismus geben, das Parlament muß dem Umslurz- koüetlivtsmus entgegen««,» und die Ministerien weniger unstet machen. Das Minist«»»», das den Ezarenbesuch herbcigeführt, Hut Anspruch ans die Tankbarkeil des Parlaments." Die Freilassung Tlman'S nist bei den Pariser Journalen all gemeine Besrietignng hervor. Tynan begab sich ans dem Ge- langiiiffe mit seinen Freunden in das Hotel, und bei Champagner ries er: »Viva l.r h'nrucs! M bas Iss ^uxlais!" Ec wurde nickst müde, diesen Rus zu wiederholen. Ter „GaulvtS" lagt, Frankreich befolge mit der Nichlansliesernng Thnan's nur das Beipicl, welches England gegeben, indem eS sich stets weigerte, die ge flüchteten Eheis der Eominunurds auszuliesern. Wie in Teuischland, w ist auch i» Frankreich jetzt der Kolonial- raih »u Beraihuiiaen ctuberusen. Bei der Eröffnung sprach der Kulvuinlministcr Lebon über die Fragen der össcnllichen Arbcilen und sagie. es scheine, daß der Kolonialbesitz Frankreichs, abgclchen von einigen Grenzbcrichltgungen, jetzt nahezu genau abgrgrcnz! lei. Es sei nunmehr die «sie Pstichl FiaiilrcichS. die ieiurr Herrschaft uittecwvrsencn Länder mit den «forderliche» Einrichtungen aus- znmiien und daselbst die unumgänglich nvthwendigen öffentlichen Acbcilen vorzunchmrn. Die Kommission werde zu Prüfen haben, ob eS nicht vonhesthasl oder gar dringend nvlhwendia sei. eine bedeiileiide Kownial-Anlcihe anszunehmen, um die Arveilen mit Nachdruck beginnen und schnellstens die ökonomilche Thätigkeit tn den übrrtcrischrn Besitzungen organischen zu können. Italien. Wie schau gemeldet wurde, sind in der städtischen Verwaltung von Palermo arge lliilcrichlcisc anfgedeckt woiden. Ter Hauplbcschnibigle scheint der städtische Schatzmeister Marrineo zu sein, der sich aber in Sicherheit gebracht hat. Stach den Schriftstücken, die man in sein« Wohnung vvriand, muß es in Palermo Brauch gewesen letn. daß Gemeiirderäthe. einflußreiche Wähler, höhere städtische Beamte, ja selbst die Bürgermeister (deren Palermo in den letzten drei Jahren ein halbes Dutzend gehabt hat) bet der städtischen Kasse Zwangsanlclhen ansnahinrn, wofür man dann den Schatzmeister schalten und wallen ließ, wie eS ihm beliebte. Schließlich bekam die Negierung von diein Wirlhschast Kennlniß, ordnete nnvennuthel eine Kusse»revision an und die llntcrschleife kamen an den Tag. In der Kasse schilen nicht nur städlljche Gelder, sondern auch die Kautionen, die von mehreren Unternehmern öffentlicher Arbeiten gestellt waren, waren ver schwunden, unter Anderem l20.»(l0Lire der deutschen Elekinziläls- ocielUchast Schlickert. Ter ganze Fehlbetrag mag sich aus eine Million Lire beziffern. Palermo Halle früher ziemlich geordnete Finanzverhältnisse, bis der Gcmeinderath de» Beschluß faßte, ein neues Opernhaus z» bauen, das das glänzendste Italiens werde» sollte. Darüber gingen die städtischen Finanzen zn Grunde, und was das Schönste ist. das Opernhaus konnte wegen Mangels an Mittel» nicht emmal ferliagestelll werden. Ter Kassirer Martino wurde Nachts auSgeforsctst und aus einer bäuerlichen Besitzung, ans welcher er sich versteckt hielt, gefangen genommen. Tie Leute, bei welchen sich Martino veisteckt hatte, setzten der öffentlichen Gewalt eine» sechsstündige» lebhaften Widerstund entgegen. Spanien. Zwn Bataillone sind von Barcelona zur Ver stärkung der Truppen nach den Philippinen abgegangen. Aus Vigo wird ei» Zwo»,menstoß zwilchen dem Dampfer „Glvrta" und der Bark „Eltnwre" gemeldet. Tie Bark 'enterte: sunt Personen sind ertrunken. Tancmark. Bei der ersten Vernthiing des Budgets im dänischen Fockrihtng führte Ministerpräsident Baron v. Reedkitz- Tvolt aus, Alle seien einig, «ne Neulrullsiruilg Dänemarks zu wünschen. Tie Regierung habe aber keine Gelegenheit gehabt, Schritte in dieser Richliirg zu lhun. weil die allgenieine Welt- ströinling eine friedliche sei. Bmerika. Gras Figueiredo, der Präsident d« brasilianischen Nalivnulbaiik. welcher sich in Paris authült, schreibt Von dort den „Times", er könne in Uebcreinslimniung mst den ancklichcn Er klärungen der brusilianiichcn Regierung die Versicherung abgcbcn. daß die brasilianstchen Märkte ruhig seien und baß der Handel durch die Ruhe, mit welcher er seinen gewohnt«» täglichen Gang gehe. Vertrauen zeige. Alle Fractstiave der Eisenbahn westlich von Chicago und öst lich vom Missourltlussk werden vom 2. Novunber ad eine wesent liche E>Höhung erfahren, und zwar soll hauplsächltch das Getreide durch dir Erhöhung getroffen werden. Asien. Aus Bombay wird gemelbct: Die Angehörigen des Marnstammes letzen ihre Gcwciltllwligkeiten an der Strecke der Eisenbahn nach Quelta fort. Eure Adtheilung der Arbeiter wurde während der Arbeit überfallen. Tie Telearavhe»v«bi»dnng wurde zerstört. Ein Detachement Jufanlerie ans Bombay, welches sich mi krls Eisenbahn nach dem Schauplätze begeben hatte, wurde mit Schüssen «»piangen. Die Truppen besetzten die Stationen und palwiulliren die «istlccke ab. kuttst und Wissenschaft. ß Königl. Hosschausbiel. Neu einstudirt: „Ern Schritt vom Wege." Lustspiel in vier Akten von Ernst W icherl. — Die Klage um das verloren gegangene deutsche Lustiptel wird nicht eher verstummen, bis einem Dichter — einem wirkllchen Dichter, tetncni der landläufigen Posseiisabrikantru — wieder einmal etwas Lustiges einsällr. Darin liegt's, das ist das punctum »alicmu: das Lustige imd der Dichter müssen sich be gegne» : woher der Dichter das Lustige nimmt, ist schließlich gleich- ai lig, wenn er ihm »ur blcrbende Gestalt zn geben weiß. Zwei Drilietall' »nscrer sogenannten modernenLustspiele sind za nichts weiter als unmögliche Schwänke, dercnAutoren im besten Falle «lserltge und findige Redakteure sind, die die Scheere bester handhaben als die Feder und allerhand TheatcncminiSccnzen und die llnheüslosigkcil desTnichichnlttsvublikumS gut auszunützen wissen. Etwas NeucS und Lustiges fällt diesen tcintienicngetegncten Schriststchlern nur höchst selten ein, und ihre Verwandtschaft mit den» gökckicyen Apoll können sie meist nicht etnnial aus dein Papier Nachweisen Was Wunder, wenn die viel geplagten Direktoren der großen Sradt- und Prlvatlhcat«, die die keineswegs beneidenswerrhe Ausgabe haben, ihrem Publikum aller vierzehn Tage init ctneni neuen Stück aufzuwartcn. und dte Regisseure unserer Hoitheater, die so glücklich sind, mit Allem und Jedem sich hübsch Zeit nehmcn ni können, ihre B licke rückwärts wenden und nach Goidkömern suchen in dem großen Sandtopse der deutschen Lnsttpielliilcratiir der letzten Decennir». Freilich gilt auch hier die Wahrbe» des allen Sprich wortes : cs ist nicht Silles Gold, was glänzt, und echtes Gold wird klar im Feuer. Im Lause der Jahre hat das Gold des Wichnt'schen Lustspiels «Ein Schritt vom Wege", daS vorgestern Abend neu einstudirt über dte wellbcdeuiendcn Bretter ging, nun freilich «inen bedenklichen Taimtschtmmer erbosten, und nur eine virtuose Darstellung, ein« meisterlich» Regie — von beiden war vorgestern Abend übiigeuS nicht viel z» nierken — könne» ihm vor übergehend im verklärenden Lichte der Lampen den Glanz und Schimmer d« Echtheit geben. DaS Lustspiel gehört zu den alteren dramatiichrn Arbeiten des Dichters, eS liegt wett vor der kammer- gerichtSräthltchrn Periode deS Dichters, in der er mit Wildenbrnch um dte Palme deS Hohrnzollernsänaers ringt, und istichvn fünf undzwanzig Jahre alt. Eine gewisse Irische und Naivetöt in der Erfindung, die Harmlosigkeit in der Durchführung der Jabel und dir gefällige, alle Winkelzüge scheuende, armüthllche psychologische Edarakterentwickelung, so recht nach dem Avonnrnten- herzrn des Nruttädter tzostbeaterpublikums. einige lustige Einfälle und muntere Dialogwendungen, über die man. ohne sich zu schämen, herzhaft lachen kann — wer thul daS nicht ab und zu einmal gern? —. und vor Allem rin halbes Dutzend dankbarer Rollen, die auch dte Vvilicbe unserer Komödianten sür den altrir Wickert erklären, — Alles das läßt das Stück den modernen Berliner Possrnulk bei Weitem überragen und macht es erträglich«, als manche der antiauirten Bcnedtxe. mit denen unsere Hoslhentcr immer noch gen» paradirrn. wenn sie sich nicht a» die aparten Feinheiten eineö Baurruseldi oder Jenillet wagen wolle». Das Beste, um derartige Erzeugnisse schmackhast zu machen, wird imnier der Darstellung zu thun übrig bleiben und der Regie, die sich durch eine lebrnssrffche »ui»« en ncöus uin die Belebung des Ganzen besondere Verdienste erwerben kann. Vorgestern Abend haperte eS bei Beiden hier und da noch recht merklich, und inan hatte mehr als einmal dte Empfindung, als könnt? das Zuffimmensptel ab gerundeter »nd abgetönter, das Ganze effektvoller heraus- ararbeitrl sein Tie Striche waren oil gar nicht glücklich, so am Schluß des Stückes, wo man aus der Scene sich nicht klar darüber war, wie man über die Verlegenheitspausen htnwegkommen sollte: so war z. B- dadurch, daß man die Wor te des Fürsten von der „über flüssigen Salissaklwn" beseitigt hatte, der Träger dieirr Rolle kalt gestellt und mußte sich auf eigene Faust abseits von der Haupt- gruppe langweilen. Üebcrhaupt darf dir Rolle des Egon nicht derartig gegenüber der des Schmctlwitz zurücklreten, wie es vor- gefleur geschah, und Sache der Regie wäre es liier unbedingt ge- weien, das an und iür sich bestcheude Mißverhältnis: in dem Werth und Umsang der beiden Rollen nicht noch zu vergrößern. Am meisten litt unter diesem Regieich!« der Darsteller des Fürsten Egon, der neue Konversations-Ltebhaber Herr Schwab, der das sichere Kapital teiirrs schönen Talents vorgestern nicht io recht venverthcn konnte. In der textlichen Behcnlchung ieiner Nolle war er den meisten Darstellern über, seine Allüren waren ebeiilo tadellos, wie sein Neiiekostttin. die geistige Anlage der Figur war korrekt und ent sprach so ziemlich in Allem den Intentionen des Dichters: nur den überlegenen .Humor und die Fürslengcazie vermisste man bisweilen, nicht weniaerdie irvniich«, Ingredienzen, die diesem Duodezfürsten, der bei aller exclusiven Vornehmheit Etwa.» von dem seinen franzSsffchen Hautgout haben darf, so nur stehen. Rein sprachlich muß sich Herr Schwab vor leichten Ueberstüiznngen bei längeren Reden hüten: DaS immerhin große Haus des Neustäoter Hoffhealers ver trägt nicht das ickmclle Tempo des Dialogs wie der intim akustische Raum des Wiesbaden« ResideuzlhealeiS, de» »nie geschaffen ist sür das seine KonveliatioiiSlustspiei. Tie dankbarsten Rollen liegen in d«, Händen des Ehepaares Schmellwitz, aus das der Dichter olles Lickt fallen läßt; er und sie, die in ihrer romantischen Schwärmerei drei Tage lang einen „Schritt vom Wege" ab- wetchen wollen, dursten sich vorgestern Abend i» den Löwenanthei! des Betsalls tbeilen, der auch in der Hauptsache wohl verdient wor. Namentlich Fr!. Tulling« war recht munter und spielre die kleine aristokrarffche Abenteurern» mit vielem Charme: wenn man die Dame, der die schauspielkkische Verwandlungssähigkeit leider nur bis zn einem gewissen Grade eigen ist. nicht zu osl hintereinander sicht, gefüllt sie einem ganz gut. und man söhnt sich mit ihren kleinen Mucken — der berüchtigte Bastä-Ton, mit dem Alles entweder nach oben oder unlen nwdulirt wird, gehört auch dazu — gern aus. Dir übrigen Rollen, gefällig und nicht allzu sehr karrikirte Typen aus der kleinbürgerlichen Welt, die dein Tich»er in der Eharakter- zeichnung im Ganze» rech« gut ge ungen sind, waren angemessen besetzt. Herr Eismann als redselig« Geheimer Registrator Schnepf. Herr Müller als übereifriger Badekvmmissar Busch und Herr Swoboda als spekilialionssuchtig« Badearzt sausen den rechten Ton sür ihre liebenswürdigen Röllchen, die zur erhcilcrnden Wirkung des Ganzen ein »ich! Geringes betlraieu. Von den Damen fiel am meisten Frau Wvlss als Rosette Hasenklein durch die ruhige Trastik ihier Komik aus: ihre tugendsame Pensiousvorstchcrin war in ihrer lächerlich angestrichenen Hohiheii ein köstliches Muster alttnodiicher Gediegenheit, das schon durch bloßes Erscheinen zwrrcysellcischütlenid aus die Zuschauer wirkte. Recht ergötzlich § war auch der Peier Schnips des Hern, Schubert.— Tie wacker aus strebende Jugend in uulerem Ensemble war durch Herrn ElaudiuS der als Kurt von Hageln alle Vorzüge seines irischen Talers zeigen konnte, und Fri. Gasny (Bertha Schnepf). die trotz aller Lpießblirgerlichieit ihier würdigen Eltern holdselig mädchenhasic Raivetät alhiucte. aus das Beste vertreten' nur nickt irre machen und verdrängen lassen! — Die äußere Jnicenesetzipig lies; nur in einigen nainiätistilchc» Zuthctten im ersten Alle zu wunichcn übrig. Der Koslümwechicl des Schmellwitz in» dritten Akte sür das Concert ist, obgleich nicht vom Dichter vorgcschrieben — ebenso wenig wir die Improvisation d« Hasenklein: „Klopfen Sie an ein Kloster, gnädige Frau, aber an ein Nonnenkloster" —, traditio nell und nicht übel: nur wirkt ein alt« Kellneriiack. dem man sonst an dieser Stelle zu begegnen gewohnt ist, „och komischer »nd natürlicher, — Tie Neiieiustudiruug fand vor nahezu ausver- kauftcm Hause vielen Beifall und wird sich voraussichtlich längere Zeit aus dem Spiclplan unseres Hoflhecuers halten können: bas hat wenigstens das Gute für sich, daß die Darstellung sicherer werden wird. Inzwischen Hai man bei uns Zeit, aus eine» neuen Lustspiel- dichier zu fahnden j vielleicht wird er dann zum „Wolstthäier der Menschheit" und bringt als iöstlicksten Zauber daS „heilige Lachen" mit, aus das das deutsche Lustspiel schon so lange warten muß. e. ä. ivolkl. 1- '^le Kontgl. Hofoper gtebt henke , M lg >ioii ". Im König! Schauspielhaus«: gelangt das Wichert'sche Lustspiel „Ein Schritt vom Wege" zur Aufführung. Die Vorstellungen beginnen halb 6 Uhr. f Im Resldniztheater wird heute Nachmittags halb 4 Uhr zu ermäßigten Prellen das Lebensbild „Der kleine Lord" ge geben : Abends: „W aldmcister . ß Wochensplelvlan der Königh Hoitheater. Altstadt. Sonntag: Mignon, Montag: Carmen. Dienstag: Hänsrl und Grrtel. Pallei-Divertissement. Mittwoch: Der Evangelimann. Donnerstag: Der Knrmärkrr und die Picarde. Llli-Tse. Coppelia. zAnsang 7 Uhr.) Freitag: 1. Sinsonie-Eoncert Serie U, (Ainring 7 Uvr.) Sonnabend: Der fliegende Holländer. Sonntag: Die Zauverflöte. (Anfang 7 Uhr,) — Neustadt. Sonntag: Ein Schritt vom Wege. Montag (znr Nachfeier von Kleist s Geburtstag): Das Kälhchen von Heilbronn Dienstag: Moritnri. Mittwoch : Donna Diana. (N. e > Donnerstag: Krieg im Frieden. Freitag: Die Stützen der Gesellschaft. Sonnabend: Egmont. (Anfang halb 7 Uhr.) Sonntag: Flick und Flock, i-Concert-Nach richten. Im ersten Philharmonischen povulären Künstlerconcert, Dienstag den 27, dv. M.. spielt Herr Willy Bunnesier das Concert von Becikovc» und Noncin capeieic>!>c» von Dainl-Saöiis. Fräulein Margarethe Peierien aus Kopenhagen singt u. A. einen Liedercyklus von Schiffte „Die Verlassenen". Ferner gelangt zur Aufführung iür Lrchester die zweite Suite vo» Grieg. — In dem zwei' en Liederabend des Herrn Sven Scholander »üchslen Mittwoch ge langen ichwebifche Volkslieder sowie sranzönschc, Manische und iialicniiche Gelange zum Vortrag. — Das Lange-Frobdcrg.Quarleit begümt seine Ausführungen Montag den 26, ds. M. — T>- Conccrt-Vcr- eintgung der Muglieder des tidmgl. D o m ch o r s zu Berlin gied! Donnerstag den b, November nn Perelnsdausc ein lloiicert. in welchem u. A. ein „Ave Maria" voi» DH. Blumer und „Hochamt im Walde" von N, Becker zur Ausführung gelangen. — In der am >», November siall- sindendcn i. Großen M u > i k s c i> - N u s s I! b r u » g in der Hauvt- Halle des städtischen Ausstellungs-Palastes wird auch Herr Professor Jo hannes Messchacrl aus Amsterdam mtlwirken, ch Eine im Aufträge des Prinzen Georg von Preußen vo» dem Münchener Porträtmaler B Willmann geschaffene vorzügliche Kopie der Sixtina in Originalgröße ist für einige Tage in einem Schaufenster der Emil R i ch t er' s ch en .Kunsthandlung. Pragerstraßc, ausgestellt. ch In der Ausstellung der Handzeichnungen im K » nftsalon Ernst Arnold sind »u'hrcre Veränderungen vorgenominen worden: Unter An deren wurden ausgestellt: Drei Blatt von Paul Bauni und zwei von W. Elaudms, zwei Pastelle von H. v. Habermann, die „Rivalen" und „Träumerel" von L. v. Hosmann, „Eil» Drvnipcler" von Pros, :>i. Haug, 6 Sludienküvie von Leiser-Nry „Kinder im Boot" »nd „Im Atelier" von Konrad Llarie, iS Illustrationen vo» Nikolaus Gysis, Mottve aus GzWpeln von H. v. Volkinaiiii. Erwarte! werden sür die nächste Woche ein Mibsl- bildnkß von Siausser-Bern »nd Darstellung aus dem bürgerliche,, Lebe» von Wilh. Sietnbauien, Angekauil wurden u. a. sür das Kbnigl. Kupserstich- Eabmel Zeichnungen von Llausier-Bern, Greiner und Liebermann. — Ihr« Hobest Frau Herzogin von Schleswig-Holstein und Prinzessin Feodora beehrten vorgestern dt« Ausstellung mit ihrem Besuch«. Dresdner» ^Echten. Nr. 28». Seite ». »» Conn.^n Qktbr. 18S»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder