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Dresdner Nachrichten : 22.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-22
- Monat1896-10
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.10.1896
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)o»rnlobe und des Fttiherm v..Marschall.den Verdacht, daß da- etrrffende Berliner MontaySblatt vielleicht unwissentlich als Wer'zrug van jenen, sich natürlich Im Hintergrund haltenden Per sönlichkeiten mißbraucht wurde, die das Bestreben haben, die Aktion von bestehenden Reibungen zwischen der Regierung und einer angeblichen Nebenregierung aufrecht zu erhalten: die gegen den Grasen Eulenburg erhobene», ersichtlich falsche» Anschuldig ungen sind offenbar nur ein neues Glied in der Kette, die den Zweck verfolgen, zwischen den leitenden Hof- und NegiernnaSlreisen ttnjrieden zu stiften. ES liegt eine Art Methode m die,er Ver netzung, der vielleicht dadurch, daß in dem bevorstehenden Prozeß deren eigentliche Drahtzieher entlarvt werden dürsten, ein für alle mal ein Ende gemacht wird. Dieses Ziel liegt im Interesse aller bethrillgten Kreise. Die Freunde deö Herrn Ministers von Boetttcher lassen ver breitert, daß er durchaus nicht den Wunsch habe, an Stelle deö verabschiedeten Oberpräsidenten von Steinmann nach Schleswig- Holstein zu gehen. Größere Ruhe würde er gern haben; das ^berpräsidium von Hessen würde er auch zu übernehmen bereit sein: einstweilen aber wolle sich der Kaiser noch durchaus nicht von ihm trennen. Au, der Brandenburgischen Provinziaffviiode ist znm ersten geistlichen Vorsitzenden Herr Stöcker gewählt worden. Die Einberufung des preußischen Landtags erfolgt am 20. November. Rotonialtirektor Kavier bemerkte in reiner bereits kurz er wähnten Abichtedsrcdk »n Koloninlrath mit Bezug an, seine bis herige amtliche Thcitigkcit u. A.: Er habe die Leitung der Kolvniolangclegenheiten mit großer Begeisterung übernommen, die ihn allein veranlaßt habe, das glänzende Angebot einer hervor ragenden amtlichen Stellung anszuichlage». Er schilderte die Ent wickelung der einzelnen Kolonien während der Zeit seiner amtlichen Tbätigkelt und bczcichnete als die nächste, wichtigste Ausgabe zur Erschließung der Kolonien den Eisenbalmbau, für den alle crsvr- derltchen Vorarbeiten abgeschlossen sind. .Aber trotz dieser Ersolge im Einzelnen ist unsere 2häiigkeit eine so eigen geartete, daß. wer sich ihr widmet, darauf verzichten muß. das gesehnte Endergebnis; zu schauen. Troß Allem nt die Frage. ob unsere Kolonialpolitrl dem deutschen Volke zum .Heil und Segen gereichen wird, noch immer eine offene. Welche Begeisterung und welche Entsagung gehört dazu, um diese Arbeit zu lhu», in der bestimmten Aus sicht. deren Früchte nicht zu ernten, wie Mole vielleicht einmal nach mühseligem Klimmen das gclovic Land zu sehen, aber nicht betrete» zu dürscn. Der Fond dieser Begeisterung, den ich in reichem Maße Halle, ist so aut wie erschöpst. Er ilt nusgericben in dem dauernden und täglichen Kampsc mit Widerwärligieiten und selbstsüchtigen Gegnern, mit Aufregungen und anstrengenden Arbeiten, die auch das Maß der physilche» Leistungsfähigkeit seit Langem überschritten haben. In zahlreichen kolonialen Kreisen verricht noch immer der .Hervenknllus. Jeder, der nach Afrika gehr und wenn auch nur als Schreiber beim Gouvernement —, gilt als Held, der bei Abreise und Anluiist gcseiert wird, und Wenige sind so bescheiden, um nicht mit einem sertigcn Programm ziirückzukehren. wie der Kolonie znm Emporbiühen geholfen werden kann, und redeS dieser Programme sindct seine» Anhang und öffentliche Vertretung, und aller Zorn richtet sich ans die Leitung, wenn sie nicht sofort zur Ausführung solcher Vorschläge schreitet. Wie viel Kräfte müssen für die Prutting und Zurückweisung ver- ichlvendct werde». Dazu treten »och andere scbr erhebliche Schwierigkeiten. die ich hier nicht berühren will." Am schmerz lichsten habe es ihn berührt, namentlich im Lause des lebten Wahres gesehen zu haben, wie auch bei Männern, die er früher geschätzt habe, das sachliche Moment dem persönlichen gegenüber ganz in de» Hintergrund trat. Angesichls dieicr Thalsachc sei cs erklärlich, wenn er müde geworden sei, seine Kräfte im Kolonial- ! wnst länger anizurcibcn. Nicht in der Slimmiing eines Augen blicks, sondern in einer seit Jahresfrist sich immer mehr iestlgciidcii iiebrrzeugung liege die alleinige Ursache seines Rücktritts. Mit bemerkeiismeriher Schärfe »rtberlt die »Post" über das Vcrlialten Tr. Kayscr'S. Die An, schreibt das sreikonservative Blait. wie er die erste Sitzung des KolonialratbS zu einer an ..Enthüllungen" und Beschuldigungen Dritter reichen Rcde pro liaiuu benutzte, ist in der Geschichte inneres Bcamtenlhllms neu. lieber die Beweggründe dieses Vorgehens, welches sich zu einer icharscn Antlage gegen die Pclersgrnppc znspitzte. kann man ver- !chiedener Ansicht lein. Der Zweck, der dabei verfolgt wurde, ist woh! in dem vorhergehenden Ausdrucke der Hossninig zu erkennen, das; die Luft bald von dieser Sorte von Kolo,ri.rlpolitikem gereinigt ,e>» werde: inwieweit aber dabei in der Sache liegende Grunde oder die Absicht, Vergeltung für die „Velsolgmigcl!" seitens jener Gruppe zu üben, oder Beides im Spiele war. erhellt nicht mit Sicherheit. Sicher aber ist es. daß die Angegriffene», insbesondere Dr. PcterS. Dr. Arendt und Tr. Schröder, die Angriffe nicht un beantwortet lassen werden und daß, wenn .Herr Direttor Kavier iciii früheres, zurückhaltendes Verhalten vielfach mit dem Wunsche, einen „Kolonlasikaiidal" zu vermeiden, erklärt hat. er jetzt, wie immer der weitere Verlaus auch v'in mag. durch ieincMitthctlmigen einen solchen der uncrfceniichsten Art heransbesihwore» hat. Wenn aber die Darstellung Herrn Dr. Kavier'S durchweg den Thatiachcn entspricht, so wirst sic, wie immer danach die Pelersgrnppe zn be- mtvcile» sein mag. aus den Redner selbst ein sehr eiqcmhümliches Licht. Es zeigt sich bei ihm durchweg ein bedauerlicher Mangel an Festigkeit, Entschlossenheit und männlichem Eharatter. In nimmt bestätigt auch dieicr Vorgang, das; Klugheit. Wissen und formales Geschick allein für eine leckende Stellung nicht auSreichen und daß, wenn heule die Koionialpolilit nicht in dem früheren Maße populär ist, dies mit dem Mangel anderer nothwendigcr Eigenschoiren an leitender Stelle znznichieben ist. Zum Fall Brüscwitz schreibt die „Säg!. Rdsch.": In allen bisherigen Darstellungen crichicii bec Mechaniker Sicpmann als ein vielleicht etwas unmanierlicher und unwirscher, aber doch ganz harmloser Mann, der iür ein gcringfügiaes Versehen von dem nervös ausgereglen Ossizier in ichroffster Form zur Rcde gestellt und dann angegriffen wird. Rach dem durch unparteiische Zeugen aussagen bestätigten Bericht des Regiments aber stellt es sich bcrans. daß Sicpmann in einer ganz unerhörten Weise es daraus angelegt hat. einen Streit mit dem friedlich und ruhig im Lokal sitzenden Offizier hcroilSznfordern. Wie nns »litgelheilt ivird. war Siepmami auch i» seinen Kreisen als sozialdemokratischer -Hetzer und streitsüchtiger Mensch bekannt. Es handelt sich aiio nicht um ein harmloses Versehen, wofür nachher die Entschuldigung ver weigert wurde, sondern uni eine unerhört leichtfertige und gehässige .Herausforderung. Ter Mann machte sich also gegen den Offizier rincr.Handlungsweise schuldig, die gegenüber einem friedlichen Bürger von den volkspartcilichc» und ähnlichen Organen als »be dauerliche Ausschreitung", gegenüber einem Inden vollends als Gipfel der Rohheit und Barbarei bezeichnet worden wäre. Bei s.dem Anderen Hütte man sich gar nicht gewundert, wenn der ans solche Weise Angerempelte sich nitt einer» Fausljchlag oder etwas Aehnlichem gründlich und kräftig gewehrt hätte. Slepmann konnte sich aber sagen und wußte sicherlich ganz genau, daß, wenn jeder Andere ihm im gleichen Falle mit der Faust oder dem Stock ge dient hätte, der Offizier von der Waffe Gebrauch machen mußte. Diele Sachlage muß man sich vergegenwärtigen, wenn man den Fall einigermaßen gerecht belirttieilcii will. Vor der Strafkammer des Landgerichts in Tnsscldori hatten sich der frühere Rittmeister Fchr. v. Ehrhardt, der frühere Preniier- leutnant v. Kamptz, der Preinicrlcicknant a. T. Mein, sowie die Redakteure der »Düsseldorfer Neuesten Nachrichten", der »Düssel dorfer Bürger-Zeitung" und der „Niederrheinitchen VolkStribüne", Becker, Hornscid und Wessel, wegen öffentlicher Beleidigung des militärischen Ehrenrathö. Jrhr. v. Ehrhardt, v. Kamptz und Rhein außerdem noch wegen .Herausforderung zum Zweikampf zn verant worten. Neben diesen erschien noch Bildhauer Hecker wegen vor sätzlicher Körperverletzung und HeruuSsordening znm Zweikampf aus der Anklagebank. Der Gerichtshof verurtheilte Frhrn. v. Ehr hardt zu 3 Monaten Festung und 500 Mk. Geldstrafe. Prcmier- leutnant a. D- Mein zn 4 Monaten Festung und I Monaten Gcsünaniß. Hecker zu 0 Monaten Gefängnis; nnd I Monat Fest ung. Redakteur Becker zu 4M Mk. Geldstrafe, .Homfeld zn 1 Mo naten Gesängniß und 300 Mk. Geldstrafe und Wessel zn 0 Mo naten Gefänglich. Hecker wurde in .Hast genommen. Veranlass- ung zu der gerichtlichen Verhandlung hatten gegeben: Vorwurf dcS Evrenwortbruchs, eine Lvricige aus einem Maskenball. Vor wurf der SatisfakttonSunsählgkeit. Beleidigung der Mitglieder des Ehrenratl)s. doppelte und dreifache Duellfordernng w. Der Redakteur des antisemitischen »Generalanzeiger" in Berlin Karl Sedlatzek wurde wegen öffentlicher Gotteslästerung »nd Be- chimpfung der jüdischen Rcligionsgesellschaft zu drei Monaten Ge- fängniß verurthellt. Aus dem Kommerse, der kürzlich zn Ehre» von Dr. Virchow's 75. Geburtstage zu Berlin gefeiert wurde, sielen folgende frei sinnige Redeblüthen: Aba. Mnnckel: »ES war heut' eine schöne Flirr, nicht leder große Mann hat seinen 75. Geburtstag so schön feiern können. Ich weiß Einen, der damit (!) bis zum 80. Jahre hat warten müssen." Dr. Bindow selbst: »ES erweckt eine gewisse Verlegenheit, vor so vielen Menschen gelobt zu werden Ich vin gekommen mit Rücksicht aus das allgemeine Wohl. W'r sind in einer Zeit, wo eS daran! ankommt, daß Farbe bekannt wird; wir müssen mehr hinaus <!>. eS geht unmöglich in diesem kansten (!) Tempo fort." — Eugen Richter ließ sich folgendermaßen hören: »Er >Dr. Virchow) ist bemüht, Sorge zu tragen, daß im Land der Kasernen und setzt auch der Panzerkreuzer Kunst und Wissenschaft. Universitäten und Museen nicht gar zn stiesmütterlich behandelt werben." — Moderner Parteiwahn spiegelt sich auch darin wieder bezeichnend. In Negensburg hat eine Wagenwärterssrau eine sog. Spltzeder- bank etablirt »nd zahlreiche kleine Leute hineingelegt. Ein einziger Mann bat lii.'M Mk. bei ihr verloren. Die Dummen werden eben nicht nlle. Pastor Dr. LepsiuS hat, nachdem ihm der preußische Ober kirchenrath den erbetenen halbiährlichen Urlaub behufs iveikerer Wirksamkeit für die Armenier adgeichlagen hat, sein Amt nieder- grleat. wird in den Dienst der Evangelisation treten »nd nach Berlin übersiedeln. Oesterreich. In Folge andauernder Reibereien zwischen den Ebristlich-Sozialen nnd de» deiilsch-naiionalen Aittisennlcn in Wien kam es zu einem Bruche zwischen beide» Gruppen. Tic 11 dcutsch-natioiiaieii Antisemiten des Geniriiidcrnths rralcn auS dem unter Führung Luegcr'S stehenden Bürgcrklnb ans und be schlossen, einen eigenen Klnbvcrbaiid im Gcmeiiiderarh zu bilde». Ungarn. AuS verschiedenen Gegenden tommen Meldungen über große Wahlexcessc. In Alsolendva und Attod mußte die Gendarmerie mit blanker Wassc cinffhrciicn, wobei mehrere Ver wundungen Dorlainen Nach beiden Orten wurden größere Militär- abthtililiigen eicksenbet. Griffste Besorgnis; herrscht im Arvaer Koinitat. wo die Bauern durch die Geistlichen in unerhörter Weise saiialisirl. allen behördlichen Anordnungen Widerstand leisten. Die blühende Stadt Hatzsed im Tvrmckalcc Kömikat steht in Flammen und ist rettungslos verloren. Frankreich. Der KriegSininlster General Billot belämpste in der Budgeikonlniissioii die meisten Redukiioii-svorschläge unter Hinweis daraus, daß daS Budaet für 1807 niedriger lei als das vorhergehende. Die Armee müsse z»»i mindesten eine Friedens stärke von :M.tO Mann haben. Obwohl er Anhänger einer Ver einigung der Direktionen der Artillerie und der Genirtruppe sei. so Halle er dieselbe doch bei dem gegenwärtigen Stande der eilroväiichen Lage für unmöglich. Tic Kommission vertagte die Beichlußsassniig. Italien. Die Nacht »Savova" mit dem Prinzen von Neapel und der Prinzessin Helene von Montenegro an Bord ist geiler» früh 8 Uhr 85 Minuten bei strömendem Regen in den Hasen von Bari cingesabrcu. Prinzeisin Helene von Montenegro, begleitet vom .Herzog von Genua, als BcitrelerS des Königs, und der Prinz von Neapel verließen die „Savova" nm 10 Uhr '20 Mimiken nnd begaben sich Nicker lebhaften Kundgebungen der Menge in Hostrage» nach der St. Nikolaus-Kirche, wo derlleber- lritt der Prinzessin zur kalboiische» Kirche statnand. Ter Fürst von Montenegro und Prinzessin Anna, sowie Prinz Mirlo blieben an Bord der „Savova" und begaben sich erst Abends an Land, in» nach Rom abzurciien. Ter -Herzog »nd die Herzogin von Avsta sind zn den Hochzeitsfeierlichtciien in Rom eingetrosfen. Tie Herzogin-Wittme von Genna nnd der Gras vonTiirlii lrascn ebenfalls dort ein. Prinz Viklor Napoleon und Prinzessin Laetitia sind von Genna nach Rom abgereist Tie Königin-Mickter von Portugal und der Herzog von O Porto werden erwartet. Ter König entsandte zu ihrer Begrüßung den Admiral Brocchetti. den Eeremoiiicniiieistcc Grasen San Torre nnd den Major Verdinois an die Grenze. In Bari herrscht ein außerordenlliches Lebe». Aus allen Orten der Provinz strömen große Mcii'chenmeiigcn zniaiiime!,, die den Feiellichkcilen beiwohnen wollen. Ans Rom wild gemeidet: Der Tiber steigt nicht mehr, doch wird infolge des Hochwassers der Nebenflüsse cm weiteres Steigen erwartet. Der König besichtigte einige durch Hocbwas'er bedrohte Punkte d-w Bannmeile. — '25 Bauern, die in einem Landhause bei Monterotondo durch Hochwasser abgeschnitten '.raren, sind ge rettet worden Belgien. Tie „Näsormc" veröffentlicht die Griiiidzüge des Gesetzentwurfs betreffend die Reorganisation des Heeres, welche» der Kriegsminister der Reprälemamciilammer in der nächsten Tag ung vorlegen wird. Tanach soll der Militärdienst ei» persönlicher sein, welcher mit gewissen Ausnahmen vom 20. Lebenssahre beginnt und 12 Jahre dauert, davon 8 Jahre im aktiven Dienst nnd 4 Jahre bei der Reserve. Die mittellosen Familien der unter der Fahne sichenden Soldaten sollen eine hohe Eickschädigiliig erhallen. Die letzten vier der zwölf Milizliassen sollen in der Reserve diene» »nd den öffentlichen Sicherheitsdienst, sowie den Dienst in den Festungen versehen. Tie Bnrgergardc mit Ausnahme der Svezialtorps wird aiifgchobeii. Es soll eine Kategorie von Frei willige» emgesührt werden, welche große Vortbeile genießen. Das IahreSloickingent der Infanterie wird 21.000 Mann betragen. England. Bei einem in Eolcbester veranstalteten Bankett birst Lord Roicberv eine Rede. Tie Politik, die in der Rückgabe EnpcrnS und in der Räumung Egvvtens bestehe, bezeichnet er als „Betrug ä l'aworieajix!"; ein solcher möge zwischen einem Spitz buben und cinei» EinsaltSvinscl vor sich gehen, sei aber ein Zeit vertreib. de» eine große Nation sich niemals gestatte. Redner er klärte, er befinde sich in vollkommener Uebereinstimiming mit Lord SaliSburv und betonte wiedenim, daß eine Verein',eile Einmischung Englands einen cnrvväischcn Krieg herbeisiivre» werde. Lord Noseber» hielt in Colchcster bei der Eröffnungsfeier der neuen lechiiiichen Hochschule eine Rcde. in welcher er den Mangel solcher Iiisrilittc in England beklagte. Er stehe nicht an, zn sagen, daß er den dimsicheii Wettbewerb i» der Ziiliinfk fürchte. Ec fürchte die Deutschen, die er so hoch bewundere und schätze, weil sic ei» sehr betnelvames nnd vor allen Dingen ein ivsteinatisches und wisscmchafliiches Volk seien, das. was cs auch immer unternehme, zur höchsten Vollkommenheit durchführe. England verliere letzt an Terrain. Eine Persönlichkeit, die vor kurzer Zeit Deiitschland besucht habe und ans diesem Gebiete Autorität sei. habe erzählt, das; sic von den Fortschritten auf technischem und kommerziellem Gebiete ganz betroffen gewesen sei. Redner verlangte wdann eine Untei'llchiiiig durch Fachmänner, die einen schnelle» »nd er schöpfenden Bericht erstatten wlltcn. In einem überaus gehässigen Artikel über die deutsch-englischen Beziehungen schreibt »Globe". es nähere sich rasch der Augenblick, wen» ec nicht bereits erschienen sei. wo die Haltung Teut'chlaiidS England gegenüber die sorgfältigste Aufmerksamkeit der Regierung erheuchelt werde. Falls die Politik Deutschlands nicht eine wesent liche Veränderung erfahre, werde seine politische und kommerzielle Feindseligkeit gegen das britische Reich die Annahme einer ähnlich beeinflußten Politik nvlhig machen. Es würde nicht schwierig sein, den denischen Maaren Retorsionszölle aiisziierlcaeii, die den deutsche» Handel lähmen würden. Ein gewisser Jolev in London ermordete seine Fran und seine zwei Kinder und stellte sich selbst der Polizei. Der Frau und dem Säugling hatte er den Hals ovgeschnilten und den vieriährigen Knaben mit einem Beile erschlagen. Das Motiv der furchtbaren Thai ist Eifersucht. Der Mörder hielt das jüngste Kind nicht für das seiniae. Nimland. Der „Graslidanin" schreibt: Ilm seine hohe» Pflichten erfüllen zu können, brauche der Czar Ruhe und Frieden. Die laut verkündeten Svmpathien zum französischen Volke können zur Sicherung des Friedens beitragen, dagegen erzeuge das leicht fertige Allianz-Gerede die entgegengesetzte Wirkling; cs errege die Geniüthec in Teitttchland und r»se in Frankreich beständigen Hader in Fragen der auswärtigen Poliiit hervor. Türkei. Ein blutiges Ercigniß hat in Konstantinopel große Aufregung verursacht. Der reiche armenische Advokat Eololian erhielt vor einer Woche eine Aufforderung des Hiickscha-Komilces. 400 Pfund zu zahlen, andernfalls ihn der Tod erwarte. Eololian wandte sich an die türkische Polizei, die ihm rieih. sein Haus zu verlassen. Eololian siedelte Nachts auf eine Intel über, während in seinem Hause zwei bewaffnete türkische Polizisten rnstallirt wurden und außerdem Tclcktives aus das Eintreffen der Armenier warteten. Am Sonntag bei Sonnenuntergang wurde am.Haus thor geklopft. Die Polizisten öffneten und iahen sich vier Armeniern gegenüber, die sie ungestüm znrückdrängtcn. Darauf wurden beide Polizisten im Innern des Hauses ermordet und ein herzukommender Detektiv wurde tödtlich verwundet. Von den Attentätern fehlt jede Spur. Bulgarien. Die »Agencc Balcaniaue" meldet, daß die Arbeiten der türkisch-bulgarischen Grenzregulirungskommission einen fortdauernd günstigen Verlaus nehmen. Mehrere streitige, von den türkischen Truppen besetzte Punkte sind an Bulgarien zurück- gegeben worden. Die bulgarischen Delegirten schlugen vor. das Gebiet vonKirsebair (?) einstweilen neutral zu losten. Die Türken weigerten sich jedoch, die Truppen ziirückznziehcn. Die bulgarische Regierung beaultragte ihre Delegirten, aus Regelung dieser Air- gelegenhelt an Ort und Stelle zu beharren. Griechenland. Der 60. Jahrestag der Seeschlacht bei Navarin wurde an Bord des russischen Panzers »Navartn" in, Piräus ge feiert. Die Königin von Griechenland und Prinz Georg wohnten der Messe aus dem .Navarin" in Gegenwart der Mannschaften der Schisse deS russischen Geschwaders nnd später dem Festmahle bei. -Asty" lagt: Jetzt nach 70 Jahren gründen die Völler des Orient:, ihre Hoffnungen ans denselben Dreibund, der sich damals znsälli; vor Navarin bildete. Asien. Li-Hu»g-Tschn»g ist in Pelina eingetrvffen. — Tie Ratifikationen des chinesisch-japanische» Handelsvertrages wurden in Peking ausgetauscht. Kunst uud Wissenschaft. ff Im König!. Hosopernhmise gelangen heute zur Aufführung: „D er Knrm ärkcr u n d di c P i carde". „L > l i - T i ce" uns „CoPPeli a". Die Vorstellung beginnt nm 7 Uhr. Das König!. Hoffchauspiel gielit „Krieg i„> Frieden". Anfang halb 8Uln. ff DaS Koni gl. Hvsscha» spiel bringt nach .Hebbels »Kricmhild's Rache" auch noch des Dichters Tragödie „Gvges nick sein Ring" in dieser Saison zur Aufführung, die trotz >h,,- cniineiit dichterischen Gehaltes nnd ihrer hohen dmmatiicl-en Krack nur äußerst selten über die Bilhne geht. Man will in der Am nähme vieles werlhvollcu Werkes in den Evirlvlaii unserer Biihw — und wohl nicht mit Unrecht — die erste künstlerische Thar de.- neuen Dramaturgen unseres Hvstheatcrs sehen, die die Kritik nm mit aufrichtiger Freude begrüßen kann. ff Miklheiluna aus dem Bureau des Königl. HostheotelS. In dem ersten Sinloniccvnccrt Serie U, das am Freitag den 28. ds. M. stalisiiidct. gelangt am Schlüsse des bcreiiS veröltem lichten Programms »och Bcclhoven's Eg m o »t - Ou v cr t n r e zur Aufführung. ff Heule sindct der erste deiitsch-sranzösischc Orgelnden» i» der I o ha itii es k irch e statt. A» Stelle der dienstlich ver hinderte» Iran Berzon wird Herr Kammermusikns Wolf Stück? für Englisch Horn und Oboe von Händel und Rheinberger spielen. ff Im Heutigen N o v i t ä tcn - C o n c e r t im GewerbeI> nn , gelannen zur AusMrnng : Ouvertüre zu „emruanthe"; llicgie n,r Oräieiici von Maurice; „Trau-cLchau Wem" aus der Operette ..Waldmeister" : lllsi- Orchesier Luite an.> „Peer <N>»l" von Grieg; Aorspiel zu „Lohenarni" . Walzer aua de». Ballet „Dornröschen" von Dlchaikowsl» ; „tto ". skantane für llello von Lervais: Große Fantasie aus der Over ..O> Geigeimiachcr von Gremona" von H»bai>; Ouvertüre zu „Mignon" i .Loiti zeitsnändchen sur Flöte und Horn von Kling. m>,t,il>, a> > der 2. LuNe von Nies. König Wilhelm-Marsch voll Lchreä. ff Unser aeichätzicr Mitbürger Herr Felix Schweig hvscr gedenkt im nächsten Monat seine künstlerische Thätigkri! wieder nilfzunchmm nnd zwar zunächst durch ein vicibegehrtes auswärtiges Gastspiel. ff Adalbert M atkowsky hat sich der litterariich danleiiswerthen Ausgabe unterzogen, das alte spanische Drama „Der Gras von Caslannr" für die deutsche Bühne zu bearbellen und wird in der Erstaufführung der Nelietnrichlilng. die schon am nächsten Sonnabend im Königl. Schauspielhaus stattfinden soll, die Titelrolle ereilen. Man sieht in den iittcrarischen Kreisen der Reichshanpistadi diesem Experiment mit begreiflicher Spannung entgegen. ff I» einer uns eingesandten Concerlnotiz war gesagt worden, der K. K. Hosopernsänger Herr Andreas Dippel sei erst seit Kurzem an der Wiener Hofvper engagirt. Herr Dippel prolestirt gegen diese Miltheiinng mit dem Bemerken, das; er dem Verbände der Wiener Hosoper bereits seit dem Jahre 1892 angchört und demnach seit vier Jahren mit Herrn v. Dvck alternire. ff In seinem Atelier ans der Briihl'schen Terrasse hatte in den letzten Tagen Herr Ni oritz Heidcl eine Reihe von Bildern zur Besichtigung ausgestellt, die für die Aula der neiigebauten Fürsten- schule in Grimma bestimmt sind: umfangreiche Arbeiten, welche dem Künstler nach dem Ergebnis; eines Wettbewerbs vom Ministe rium in Auftrag gegeben wurden. Ein großes figurenreiches Mittelbild „Paulus predigt in Athen", wird rechts nnd links be grenzt durch lieinerc Darstellungen des barmherzigen Samariters, und eines zur Harfe singenden Davids; Verkörperungen gleichsam der Liebe zn Gott und dem Nächsten, welche Paulus im Evan gelium verkündet. Zwei andere Bilder. Th. Körner liest einem Kreise von Kampfgenossen seine Lieder vor. und Schiller und Goethe im Gespräch, versinnbildlichen in freier Weise die Liebe z»m Vaterland und Kunst und Wissenschaft. Sie sind ohne Aus nahme klnr »nd schön kompoiiirt. wie es die nothwendige Fern- wirkiing verlangt, nnd in einer Weise durchgesührt. die sich dicj modernen Errungenschaften der Stasscleimalcrei in Bezug aus Lichts und Na.'nrsllldiilm mit vielem Glück dienstbar macht, ohne sich des Stilgefühls zn cntschlagen. »nd viele schöne Einzelheiten in male rischer Hinsicht geben reichlich Anlaß zn verdientem Lob, wenn! man näher entgeht. Hier sei mir noch der znm Theil prächtigen Laiidschasten gedacht, die den Vorgängen stimmmigSvolle Folien geben. Wer mehr sagen wollte, mußte zn viel lagen. ff Ter Prozel; Rahn oootrn Porth, der seiner Zeit in Halle, wo Herr Willi Porth, der Sohn unseres 'Altmeisters Earl Porlh, als erster Held und Liebhaber engagirt war, viel Staub aufwirbelte, ist dieser Tage entschieden worden. Wie erinnerlich, halte Herr Porth tein Engagement in Halle schließlich, da ibm fortgesetzt ohne jeden Grund Urlaub verweigert wurde, ohne Urlaub verlassen, um i» Mannheim auf Engagement zu gastiren. Ter Direktor des Hallenscr Stadttheaters. Rahn, hatte als Dissiplinm strafe zwei Monntsgagen Herrn Porth's mit je 500 Mark cinbe halten und klagte außerdem unerhörter Weile ans 6000 Mark Kon veiitionaistrase wegen KontraktbrnchS. Herr Porth bestritt. daß Kontraktbrnch voriiege. und klagte aus Auszahlung der cinvehal zu zwei Triltcin Herrn Direktor Rahn, zu einem Drittel .Herrn Porth auserlegt. ff Das .Häiidel'sche Oratorium „Deb orah", in der Einrichtt uiig von Fr. Ehrvsander, hat bei seiner Ausführung in Leipzig am 18. d. M- zur Feier dec Völkerschlacht, einen liefe» und nachvalii gen Eindruck erzielt. Nicht wenig zu diesem hervorragenden Erfolg trug die ausgezeichnete Ausführung durch den Riedel-Verein unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Kretzschmnr bei. ff Mil außergewöhnlichem Erfolge ist am Sonntag in der Musik-Aufführung von Händel's „Dcborab" in Leipzig Dr. FcIi: Kraus aus Wien ausgetreten. Sämmtliche Leipziger Blätter ohne Ausnahme heben das klangschöne, musterhaft geschulte, in allen Lagen gleichmäßig diirchgrctsende Stimmniaterial. sowie die VortragSkunst dcS Wiener Sängers hervor. Das »Leipz. Lgbi." schreibt n. A-: „Der tosende Beifall ruhte »ach dem Arioso nicht eher, als bis Herr Kraus sich zu einer Wiederholung der Nnmiiiei anschickte, eine Dhatiache, die bis letzt noch in teiner der uns erinnerlichen elwa 800 Ausführungen von Oratorien vorgekonime» ist" Herr Dr. Felix Kraus ivird im 2. Philharmonisch e n populären Kü » stler - Eoncert im Gewerbehanse, nm 21. Rov.. zum eisten Male hier anstreten. ff Johann Slranß hat eine ticue Operette ,.D ic Göttin der Bern nnst" nahezu vollendet. Das neueste Werk des 71jährigen Meisters soll noch im Laufe dieses Winters im Theater an der Wien zur Aufführung gelangen. ff Das dreizehnte schlc > ische Mniilfest wird im Mai oder Juni 1897 in Görlitz abgehalien werden. Als Dirigcnl wird wieder der Hofkapcllmeistec Dr. Muck fungircii. ff Dem bekannten Violinvirtuose» Hmiimel wurde, als er sich anläßlich der JnbilSiimSscierlichkeilen in Karlsruhe aushielt, seine Gnarncrinsvioline im Werlhe von 20.000 Mark ge stvhle ». Des Diebstahls vertächtig wurde der Kaufmann Wilhelm Ianda. ein Bekannter des Bestohlenen, steckbrieflich vettolgl. Ianda wurde in München, wo auch die Violine gesunde» wurde, verhaftet. ff Professor Behring und sein Mitarbeiter Privaldozciit Dr. Knorr berichten in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift" über ein in den Farbwerten Höchst a. M- bcrgcstelltcs Tetanus Antitoxin. Ans Grund von Thierversuchei: und von Einzel- bcobachtungen an tetannskraitken Mensche» sprechen die Versager die Hoffnung aus, daß es dein neuen Heilmittel gelingen werde, den Prozentsatz der durch den Wundstarrkrampf herbei- aeführlen Todesfälle erheblich herunterzilsetzen. Das Tetanus Antitoxin gelangt vorläufig als trockenes nnd als gelöstes Präparat zur Ausgabe; das erstere soll zn therapeutischen Zwecken bet schon anSgcbrochencm Wundstarrkrampf des Menschen und der Pferde dienen, das zweite zur prophylaktischen Behandlung. — Der für die einfache Heildosis festgesetzte Preis beträgt 30 Mk. — Die Kontrolc über den Wirkungswerth und über die experimentell zu prüfende Unschädlichkeit des TclanuS-AnkitoxinS soll von den, unter der Leitung des Prof. Ehrlich stehenden staatlichen Institut für Eernmprüfung ansgeüb« werde» §ir. 383. Seite 3. To»merst>,g. 32. Okibr. 188«
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