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Dresdner Nachrichten : 25.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189610255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-25
- Monat1896-10
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.10.1896
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Negtmentßkommando in Karlsruhe dt« kürrlich mitaethellte Darstell- una der Unthar veranlaß, habe, wird vom.Bad. Beob.- bestritten. Da» Blatt versichert aui da» Bestimmteste. daß da» Regiment»- lommando mit jenem Artikel nicht da» Geringste in thun habe. Dt« .Ms. Ztg vernmthet. daß ira, Zulchriit «war durch da» RealmentSkvnimaildi) an einige Blätter gelangte, aber an sich eine Prwalleistung eine» Herrn v. Brüiewitz betrrnndelen Regiments kameraden sei. ES war ausgefallen, daß .Genosse" von Bollmar am Gothaer Parteitage nichi The» nahm Stoch dem „Vorwärts" ist dessen alte Schußwunde im Monat August wieder aulgebrochen, wodurch er in seiner Kur soweit lurückgeworten wurde, daß er die Reile nach Go«l>a nicht unternehmen konnte. Ob mit Vieser Angabe alle wirklichen Gründe de« Fernbleiben» erschöpft sind, ist lehr fraglich. Gestützt auf eine Entscheidung de» OderlandkSgerichtS in Jena bat da» Schöffengericht Gero ein bemerkenswerlhe» Urtheii gestillt. In einer sozialdemokratischen Versammlung hat ei» Theilnrhmer. ebenso wie andere, für eine Resolution gestimmt, die den Boykott über ein Lokal verhängt. Deswegen wegen Verübung groben Unfug- ongeklaat. wurde er vom Schöffengericht zu 15 Mark Geldstrafe verurtheilt. Nach dem ungezogenen OberianbesgeltchiS- urtheli gehöre zum groben Unfug nur eine ungebührliche Handlung, die geeignet sei. eine andere Prrivn zu verletzen und das sei zweifel los hier der Fall, auch wenn der Angeklagte nur sür die Resolution gestimmt habe. Zum Staatskommissar für die Berliner Börse soll nach der -Beil Börtenztg." ein bisher als Staatsanwalt lhätig gewciener Herr ansersche» sein. In Wygodda bei Thorn wurde die Einlicgersrau Ziemktewicz ermordet und in einen tiefen Tümvel geworfen, wo die Leiche ge sunden wurde. Der muthmaßliche Mörder Borazki wurde verhaftet. Eine Anzahl Hörer des Technischen Instituts zu Köthen war wegen Zweikampfes zu mehrmonatliche» Feslunasstrasen verurtheilt worden. Aus ring errichte Gnadengesuche hi» ist ihnen je ein Monat der Strase in Gnaden erlassen worden. Gelegentlich einer Haussuchung in Berlin nach Gegenständen, die aus der Ausstellung entwendet waren, siel der Polizei eine große Anzahl nnarchislpchrr Schriften in die Hände, weiche die Polizei sofort beschlagnahmte. Die Frau des Inhabers der Wohn- ong. in welcher die Haussuchung stattsend. gab an. diele Schrillen von der Frau des früheren Redakteurs des „Sozialist", Tischler Johannes Sundat, zur Aufbewahrung erhallen zu haben. Frau Sundat wurde verhaftet, ist jedoch wieder sreigelaisen worden. Oesterreich. Durch neuerliche Regengüsse ist de, Gallsluß, wie aus Klagensnrt geweidet wird, bei Rallendors vollnändig ver- schottert und infolgedessen ausgetreten. Raltcndors ist vom Ver kehr abgeschlossen. Am Seeberg hinter der Ortschaft Eiienkavpel ist die Rcichsslraße aus eine größere Strecke unvalsirbac. Abends ging in der Umgegend ein heftiges Gewitter nieder. Ungarn. Laut neuerlichen Nachrichten wurden bei den jüngsten Unruhen in Erdököz bei Neuiohl drei Personen erschossen, 12 Perionen schwer. 18 leichter verletzt. Ucbcr die Ortschaft wurde förmlich dir Belagerung verhängt. Rack 5 Uhr Nachmittags darf kein Meirich die Straße brlieten. Die Wahtbewcguug Hai auch sonst bedrohliche Gestalt angenommen. Fortwährend lausen Meld ungen von Ucbergllfsen der BolkSpartet ein. Man befürchtet wertere Ijuruhen. In verichiedenen Orten wird das Bolk durch fremde Geistliche mit dem Erucffix in der Hand gegen die Regier ung harangurrt. Man besorgt, daß es an vielen Orlen zum Blutvergießen kommen wird. Frankreich. Der ehemalige Devutirte Estancelln thellt im „GoulorS" mit, daß Btserta. a» der Rordküste von Tunis, als Winterhafen für die russische Mittelmeersiotte in Aussicht ge- nommen sei, und hebt die Bedeutung hervor, die eine gleichzeitige Anwesenheit der russnchcn und der französischen Flotte t» Btserta für das Mittelmeer und den Orient haben würde. Walbeck-Rousseau besprach in einer Rede die Nothwendigkeit der Dezentralisation der Verwaltung. Er emp'ahl das System, welches in Elsaß-Lothringen bestehe und welches sür die Kreis- direklion die Erledigung der Geschäfte wesentlich erleichtere und beschleunige. Er gab dem Wunsche Ausdruck, daß in Frankreich ein ähnliches System eingeitihrt werde. Italien. Der König, die Königin und der Prinz von Neapel, umgeben von ihren Civil- und Mitilärstaateil, emvfingen im Thron- soale des Ouirtnals in feierlicher Weise nacheinander die Glück wünsche der Minister und der Bureaus der Kammer und des SenaiS, welche von zahlreichen Senatoren und Depuiirien begleitet waren. In seiner Antwort ans die Adresse des Senats sagte der König, die Beweise von Zuneigung, welche aus allen Thellen des Landes zu ihm gelangten, bestätigten, daß das Land das Gefühl habe, daß sein <beS Königs) Haus eins sei mit dem italienischen Volke. Die beiden Dynastien, welche sich vereinigten, hätten, wie es in der Adresse heiße, gemeinsam Tapferkeit. Vaterlandsliebe und die edlen Bestrebungen zur Befreiung ihrer Völker von der Knechtschaft. Die Rede wurde mit großem Beifall ausgenommen. Aus die Adresse der Deputation der Dcputiitcnkamniec erwiederte der König: „Die Freuden meiner Familie werden noch eryölit durch die innige Ucbcrcinstimmung mit der nationalen Vertretung, eine Ucbereinstimmnng. die immer neue Nahrung ans unseren freiheitlichen Initttutionen schöpft. Die Begrüßung durch die er wählte Kammer ist mir besonders angenehm, weil sie der aufrichtige Ausdruck der Verbindung der Dynastie mit dem Volke ist, auf weicher die Sicherheit und die Unabhängigkeit des Vaterlandes beruht. Ich habe gewünscht, daß die frcimülhige Bcgeiiterung, die in diesen itir mein L>auS testlichen Tagen überall überichäumt. eingeschränkt werde, weil wir in der Arbeit und einer würdigen Sammlung die Kraft schöpfen müssen zur Vermehrung unserer Größe und inneres Wohlstandes. Diese Erbschaft der Größe und der Unabhängigkeit des Vaterlandes, die mir von meinem Vater überkommen ist, wird in der Tradition meiner Familie sortzepflanzt. und mein Sohn wird sich ihr nicht entzieycn. Die Wahl seiner Gemahlin, welche einem Geichlechte tapferer Vertbeidiger nationaler Unabhängigkeit angchört, liefert euie» Beweis für seine» Charakter. Mein Haus und das Haus Montenegro bedeuten die Befreiung und die Unabhängigkeit. Diese Liebe zum Vaierlande vereknlt tue Opfer, stärkt die Charaktere und kräftigt das Vertrauen besonders in schwierigen Zeiten, welche großen Völkern niemals mangeln." Die Ewilirauung des Prinzen von Neapel und der Prinzessin Helene von Montenegro wurde im Ballsaale des Quirinals in Rom vollzogen. Um 1l Uhr 2» Minuten verließen die hohen Herrschaften, von dem Jubel der versammelten Menge begrüßt, de» Quirinal und begaben sich nach der Kirche Santa Maria dcgli Angeli. Der Prinz von Neapel empfing in besonderer Audienz den deutschen Botschafter v. Bülow. welcher das HochzeitSgeschenk des deutschen Kaisers, bestehend aus zwei großen, in der Berliner PorzeÜanmanusaklur hergeslellien Vasen, überreichte. — Aus Anlaß der Vermählung des Prinzen von Neapel Wiele der König 160.00" Francs für die Armen Roms und befahl dem Minister des Königl. Hauics, während der Festtage für die Armen in den anderen Gegenden Italiens reichliche Gaden verthetlen zu lassen. DerKorrrsponvent der „Times" in Rom weist aus die weitver breitete Mißstimmung hin, die in Italien dadurch erregt würde, daß Italiens Interessen beständig denienigen Deutschlands unter geordnet würde», wolaus das Gefühl enniehe, daß Italien durch Verbleiben im Dreibuiivc wenig zu gewinnen habe. Die infolge des Unglücks in Abessinien und infolge der trüben politischen Lage in Italien aus dem Volke lastende Depression würden be geisterte Kundgebungen bei de» Hochzeiissciertichkeiten des Prinzen von Neapel nickt autkommen lassen. (Das ist eine neue erhebliche Pleßunverichämtheit der Engländer sowohl gegen Deutschland wie gegen Italien. Legen wir's zu dem klebrigen.) England. Locd Salisbury hatte, wie gemeldet, ein Schreiben an den chinesischen Gesandten Kiing-la-Ien gerichtet, worin er sehr entschieden die sofortige Freilassung des chinesischen Doktors der Medizin Sun-Not-Se» forderte, der wegen Becheilignng an einer Verschwörung gegen die herrschende Dynastie in China durch Agenten der chinesischen Gesandtschaft aufgehohen wurde und seit dem in der Londoner Gesandtschaft bis zur heimliche» Fortschaffung nach China scltgehalten weiden sollte. AnsangS erschien eS zweifel haft, ob die Gesandtschaft dem Ersuchen auf Freilassung des Ge fangenen statlgeben werde, da sie sich auf das .Reckt der Exterri torialität berief. Inzwischen überwachte» Geheimpolizisten das GeiaiidtschastSgcbäude. um die Wcgflihiung des Gefangenen, der jede Annahme von Nahrung, aus Furcht vergiftet zu werden, ver weigerte. zu verhindern. Als dann vom Auswärtigen Amt ein Poltzriagent nach der Gesandtschaft geschickt wurde, um Sun-Val- Sen abzuholen, wurde dieser um ü Uhr Nachmittags srcigelassen. Sun-Uat-Sen theilte auf Befragen mit. während seiner Gefangen schaft habe ihm einer der Gesandtichriftsbeamten erzählt, er wurde gebunden und geknebelt während der Nacht an Brvd eines nach Ldina abaehenden Dampfers gebracht, und falls dieser Plan miß linge. wurde v io der Gesandtschaft als aui chinesischem Boden aetödtet werden. Srm-Dat-Ten gab während seine» Aufenthalt» in der Gesandtschaft zu. daß er identisch sei mit Sun-wen. welcher angeklagt war. da» Härmt einer aus den Tod der Mandschu- Dynastle gerichteten Verschwörung zu sein. Wir au» London gemeldet wirb, hat Lord Sall»bury den ihm Vom Kaiser von Rußland angedotenen St. AiidreaS-Orden ab lehnen müssen, da ein britischer Minister keinen ausländischen Orden annehmen darf. Außer den Mitgliedern des königlichen Hause» ist der Herzog von Wellington der einzige Engländer ge wesen. welcher je diese Au-retchnung erhalten hat. Diesem wuwe sie nach der Schlacht von Waterloo verliehen. Bei der Finna Greenwood und Hartley in Leed» haben 660 Mechaniker die Arbeit eingestellt, wett die Firma zwei von ihnen sur unfähig gehaltene Leute anstelltr. Dadurch sind 200" Arbeiter zur Unihältgkett gezwungen. Die Finna bat große Reglern,,gSkontrakte zur Lieferung von Gewehren und Patronen abgelchloffen. Nuffland. Tie Marseillaise scheint den russischen Behörden nickt mehr zu gefallen. Im kotier iche« Theater zu Moskau wurde t» der letzten Zeit das französische Revvlutionsliev inst irden Abend vom Publikum stürmisch verlang! und von dem willigen Orchester jedesmal gespielt, so daß man sich fast schon daran gewöhnt hatte, die Marseillaise als zum Programm gehörig zu betrachten Das ging den Behörde» doch schließlich über den Strich, und dieser Tage verbot die Polizei dem Orchester, die sretheiliicheu Regungen des Publikums z» berücksichtigen mir der Begrünouirg, daß Musik stücke, welche nicht zu der gerade auigciührten Oper gehören, den .Zusammenhang des Werkes auseiiianverretßen und den künstleri schen Erlolg in Frage stellen." Ter Moskauer Großkaustnann Behrenstamm hinterließ 980/00 Rubet zu wohlthätigen Zwecken. Türkei. Von der Insel Lemnos. wo gegenwärtig die englische Flotte kreuzt, wird amtlich gemeldet, daß am Montag im Hasen von Mudros englische Matrosen gelandet sind und nach einem Zechgelage türkische Frauen zu vergewaltigen versucht haben. Die lürknche Polizei griff die Matrosen an. Letztere erhielten von ihrem Schiff Hiise und richteten die türkischen Polizisten siirchter- licb zu Tie Angrlcaenheil wird ein diplomatisches Nachipiel haben. (In ähnlich skandalvier Welle haben sich die englischen Matrosen auch bei Ihrer letzten Anwesenheit in Italien ousgesühcl). Stuierikri. Wie verlautet, hat der englische Botschafter tn Washington Pauncrfote bei einem Besuch, welchen er dem Staats sekretär Olney abstatlele. diesem außer Vorschläge», betreffend die baldige Beilegung der Venezuela-Streitlrage, auch Vorschläge für einen eirgilirwamerikanischen Vertrag betreffend die Regelung aller zukünftigen Zwistigkeiten durch Schiedsspruch unterbreitet. Knust unv Wiffenjchasl. ff Sinfonie-Concert der König!. G^e n eraldirek - tion. An die Spitze der vorgestern erösfneien Serie 8 war die für die Königl. Kapelle als Reuyeit gellende Danre-Sinsonie gestellt, eine der machtvollsten und größten der von Liszt tn der Form crsundenen sinfonischen Dichtungen, ein wurdlges Denkmal seiner grenzenlosen, erhobenen Fantasie, seiner bcwundcrnswerlhen Kunstgröße, in der ihm keiner der Epigonen gleich oder auch nur nahe z» kommen vermochte. Wie alle großen und hervorragenden Schöpfungen in bedeutsamen psychologische» Momenten zu kennen pflegen, so ist auch dieser in Musik geformte „Dante" aus einer eigenartigen seelischen Stimmung herrorgegangen. Interessant: Ausschlüsse hierüber giebt der Briefwechsel zwischen Wagner und Liszt. Es kam. wie aus höhere Fügung, daß, während der Eine der beiden großen Freunde inmrlien einer an Enttäuschungen reichen, ihn fast antreibenden Concertlhätigkeil zu London aus ver Lektüre der „Oivioa eommeäia" Trost und Erhebung schöpfte, der Andere sich durch dieselbe Dichtung zu der höchsten Anspannung seiner schöpferischen Kräfte angeregt suhlte, der Welt ein Werk zu schenken, in welchem Dante s Geist in kaum ie vernommenen Tönen wieder lebendig werden sollte. Zwar halte LiSzt den Plan einer Tanle-Sinionte, als Gegenstück zu seinem .Faust", schon in den vierziger Jahren gefaßt, aber erst 1853. als ihm Wagner von seinen Londoner Leiden und Tröstungen zu berichten halte, ging er mit der ganzen Glulh seines Empfindens an die Verwirklichung Niemand verstand ihn gerade in diesem Vorhaben besser als Wagner, welcher dem Freunde anläßlich der überhaupt ersten <1857 in Dresden veranstailetens Aufführung der Dante-Simonie einen der schönst,» Briefe schrieb, die seiner Feder entstammen (Der Brief trägt in der Sammlung die Nummer 219.) Was beide mächtigen Geister gemeinsam suhlten, hat der Eine, Liszt, unver gänglich tn seiner Tanle-Sinsonie niedergeschrteben. Die Bemüh ungen. etwas Näheres über die erste Danle-Sinsonie-Auffuhrungzu Dresden zu erfahren, sinb leider ersolgtos geblieben Auch das Direk torium der Königl. Kapelle scheint hierüber kerne Auskunft geben zu können und einen Antheil an der damaligen Aufführung nicht ge nommen za habe», sonst hätte man der vorgestrigen Aufführung wohl kaum die Bezeichnung „Zum ersten Male" beigesiigl. lieber db Bedeutung des Werkes »nd förmliche Schlachten in Wort und Schrift geliefert morden Das Beste, Begründetste und Wohlwollendste ist von A. W. Ambros, H Kretzichmar und R Pohl gesagt und geschrieben worden: „Die Qualen der Verdammten, das sehnsüch tige Verlangen der aus Erlösung Hofs »den sind hier durch die reine Instrumentalmusik mit böcktter Meisterschaft, in schärfstem charakteristischem Ausdruck geschildert. Vor Allem durch den „i/lntoruch- übecschriebeneir satz geht etwas großartig Unmitlcl bares. In fast unerschöpflicher Fülle werden die kühnsten, neue sten. überraschendsten Jirstrumenlal-Kombtirattonen gefunden, die dichterische Idee tn ihren Hauptzüge» zu verwstklichen. Es ist wahrhaft erschütternd, wenn sich zum Schluffe des „lutorao" über den wilden Sturm der Jrntcumenie riesengroß das Motiv „l-aseurto ogui oporauru" wie der Rrchlecspruch sür der Ewigkeiten Ewigkeit erhellt und der Schlußaccorb ohne die versöhnende Terz ausdrövnt. Herrlich ist der Zug, daß gleich darnach, als erste Note des „Uurzzawrio". das b'i» <die große Terz)-erklingt: wie das erste Zeichen der Errettung, wie ein voffnungsstrahl leuchtet der Ton auf. Es ist liciergrelleno, wenn das „kurMorio" mit dem Ge sauge deS „Uursnitioat," schließt. Der Klang der Meirichenstimm (das Wort) wirkt hier wahrhast erlösend — ähnlicher wie in Beet- hoven'S neunter «>i»tonie. Und wie sich Alles dazu empoc- arbeitet, aus den zerknirschte Buße ausvrückcnden Gängen sich endlich ein Fugensatz entwickelt, Vesten machtvolles Skimmen- gemcbe unter heißen Bitten unablässig hinaaitredl. bis sich der Tbau der Gnade und Vergebung herabzusenken beginnt. Harfen- töne die Nähe des Paradieses ankünoigen und sich seine Pforten ln der Verklärung des Engelsgesanges leuchtend öffnen." Solchem vergötternden Urtheile glühender Lisztverehrer wäre nun allerdings Manches entgegen zu halten, zunächst, daß die Musik als hehrste Her,enSkündigerin unmittelbar das Herz zu treffen hat. Aber wie viele Herzen sind vorgestern von dieser Musik wohl in Wirklichkeit getroffen worden? Die Gründe zu solchem Zweifel sind einiach und menschlich. Das Ohr, für das die Musik zunächst geschaffen ist. dieses sür die modernen Komponisten uilvedeutense Ding, ge nügt hier leider nicht mehr, den Dante-Sänger zu verstehen und ihm zu folgen, die ganze musikalische Begabung muß nebenbei stack genug sein, den Geist der Sache zu erfassen, die Fantasie des Hörers muß der Fantasie des Schöpfers sich asstmttircn können. Wo und wie findet man aber diese Bedingungen bei der Masse erfüllt. Nur Wenige besitzen den Vorzug und die besondere Gabe einer solchen nußergeiv.öhnlichen Sensibilität, die rede Saite des seelischen Empfindens klingen läßt. So muß auch heute noch Liszt S „viviua oommollia' zum größeren Theite unverstanden bleiben Und wenn ein Verständniß aus dem Beifall der Hörer r» messen ist. so war auch vorgestern der Liszt'sche „Tante" den Meisten wieder ei» Buch niit sieben Siegeln, denn mit Sicherheit ist cinznnehmcn. daß der größere The» des tost bescheidenen Beifalls in erster Linie der vortrefflichen Ausführung der Königl. Kapelle unter Gencralmusikdirettor Schuch'S ausgezeichneter Leit ung gegolten haben dürste. Die Aussnhrung war in der Thal in Allem tadellos bis ans die Eborcinsatze im „Uur- uatoriv". Der von Liszt gedachte „zahllose" Chor war nur spärlich besetzt und sang leider öfter zu tief, zum Schaden des Schlußsatzes. — Bedeutend weniger, als man erwartete, haben die gleichfalls zum ersten Male hier gehörten Bruchstücke zu Humpcrdinck's „Königskindcrn" angcsprochen. Beide Sätze sind Fragmente der musikalischen Illustration zu Ernst NvSmer's gleichnamigem Drama. Das Vorspiel ziimzweiken Akte: „Hellasest" — „Kinderreigen", schilderte lustige und humo ristische Scencn: Tanz der Bürger, Ringelspiel der Kinder re.; der andere Entreakt ist von tiefernster Nainr: die beiden Märchen- knider sinken hier liebevereint, aber verhungernd im Schnee einer öden Winterlaiidschast nieder — „vrrvorben. gestorben". Im Liede, das der treue Spielmann von ihnen singt, leben sie unvergessen. Beide Stücke sind kunstvoll aufgevant, der naive Ton ist gut ge troffen. populäre Melodien sind thematisch geschickt verwendet, da« Ganze aber ist erfinvunasarm und derartig exakt nach Wugner'schen Rezepten oeorb-ie-t. daß zum Ruhme Humoerdiack'S nicht viel in ausgezeichnet für den Bortrag der Racheakte .Dvn Juan" und den Clärrhenlieder» aus Lilli Lehmann 'mit Recitanv) aus ^kgmonr". Frau Lehmann hat in ihren früheren zahlreichen Dresdner Evncerten und Liederabenden bewiesen, daß sie Alles gleich vollendet >u singen vermag. Sie besitzt in gleichem Maße eine außergewöhnliche Begabung für das Dramatische wie sür das Lyrische, sie verriniat einen unwiderstrhttchen. Alles mitreißenden Schwung, rin uusehidar zündendes Feuer der Begeisterung, eine fast benewenswertbe Gabe, die Seelenschmerzen zum vollkommenen Ausdrucke zu bringen. Leider aber bat die Zeit die Stimme nicht geschont. Die Hohe klingt zwar immer noch klar und rein aber vaS mittlere Register hat seine Unfehlbarkeit verloren. De> neu artige Beiklang, der sich hier öfter elnmtjchl. trübt den Genu der Hörer zugleich mit dem Ruhm der großen Künstlerin als drama tische Sänarrin. Nichtsdestoweniger ist Frau Lehmann mit rau schendem Beifall ausgezeichnet worden. „Freudvoll — leidvoll" mußte wiederholt werden. Zu einem Glanzstücke des Programm? gestaltete sich schlleßlich die E gm o n t-O uv e r t u r e, die bis aus die Uebrrhetzung des letzte» Tempo, das tn solcher Ausführung gewiß an .Effekt" gewinnt, den Trompeten aber den masestätoch feierlichen Charakter verkümmert, hinreißend schön gewielt wurde. Hecrmann Starcke. ff Concertsängerin Frl. Snsannne A Pitz ist sür die Königl. Hosoper verpflichtet worden. Ihr erstes Debüt ist eine der Genien in der heutigen Aufführung der „Zaubers löte". tAnsang 7 Uhr.) ff Im Kgl. Schauspielhause gelangt heute Racdcr's Zauberposse „Flick und Flock" in thetlweiser Neubeictzung zur Ausführung. Aiisang 7 Ehr. ff Mittheilung aus dem Bureau des Königl. Hostbraters. Tie Königl. Generaldireklion macht daraus aufmerksam, daß sie sür die Zeit vom 4. bis 12. November eine Gesamnilainsührung des Wagner'schen N ib el u n g e n-R inges in Aussicht ge nommen hat. ff Zum Benefiz der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger gelangt nächsten Sonnabend den 3l. d. M. im Königl. Hosovernhause Goethc's „Götz von B e r l I ch i n g c n" zur Aufführung. In der Titelrolle wird sich Herr Carl Porth, welcher nach 25iähr!ger Thätigleit am Königl. Hostheater am 1. Juli d. I. in den Ruhestand getreten ist. öffentlich verabschiede». Die Vorstellung wird möglichst glanzvoll auSgeitattet werden. ff Wochenivielplan der Königl. Hostheater. Altstadt. Sonntag: Tie Zauberflöte. (Anfang 7 Uhr.) Montag: Das Heimchen ani Herd. Dienstag: Der Dämon. Mittwoch: Tann- häuirr. (Anfang 7 Uhr.) Donnerstag: (Geschlossen.) Freitag: Der Bajazzo. Cappella. Sonnabend (zum Bene» der Genossenschaft Deutscher Buhnenanaehöriger): Gütz von Berlichingen. (Aniang 7 Uhr-> Sonntag: Die lustigen Weiber von Windsor. — Neu stadt. Sonntag: Flick und Flock. (Anfang 7 Uhr.) Montag: Donna Diana. Dienstag: Ein Schritt vom Wege. Mittwoch : Die Nibelungen. (Anfang 7 Uhr.) Doniicrslag: (Geschlossen., Freitag: Rosenkranz und Güldenstem. Sonnabend: (Unbestimmt), wonnlag: Der Raub der Sablneriunen. (Für die Donnerstags» Abonnenten d. 29. Oktober.) ff Im Residenztheater wird heute Abend die letzte Sonntags- Vorstellung von „Waldmeister" gegeben. Nachmittag halb 1 Uhr gelangt zu ermäßigten Preisen „Die Fledermaus" zur Ausführung. BtllekS zu der morgen. M ontag, stattfindenden WohlthättgleitSvorstellung. der Aufführung von „Waldmeister" zum Besten des AlbertveretnS, sind schon heute zu haben. Sonntag den l. November geht zum ersten Male das Schauspiel „Die Wildlinge" in Scene. ff Die 5» Aufführung von „Waldmeister" im Residenz- theater, die am Sonnabend den 3l. d. M (Resormationsfest) statt» flicken wird, ist Herrn Kapellmeister Rudolf Dellinger zum Benefiz überlassen worden. ffConcert-Nachrlrbten. In der lausenden Woche finden nachstehende Concerte statt: Montag: Quartett-Abend Lange- Frohberg: Dienstag: Erstes Philharm. populäres Künstler- concert: Mittwoch: Nachmittags: geistliche Musikaufsührung tn der Frauenkirche, Abends: Erstes NtcodS-Concert; Donners tag : Concert Sauset und Concert des Dinderftetn-OrchefterS aus Leipzig: Sonnabend: Klavter-Malmä von Monod. Abends: Or- chester-Concert des M o, ar t - V e r « i n s. — Herr I. Ä. Hugo, ein junger Pianist, giebt am l2. November im Mulenhawe ein Concert. — Die für die N i c od ü. C on c e r t e m Frage kommende Beiebung deS Or chesters durch di« Leipziger Mnderstern-Kapelle ist folgende: 22 Violinen, 8 Bratschen. 6 Celli. 8 Contrabässe. S Flöten, 2 Hodoen, 2 Klarinetten, 2 Fagotten. 4 Waldhbrnrr. 3 Trompeten. S Posaunen, 4 Wagner-Tuben. ContrabrH-Tuba und Schlaginstrumente. — In Ebrltch'S Musik schule findet Montag den 26. ds. der zweite NecitationSabend des Herrn Kammersänger Älomme statt Derselbe spricht von >dust. Freytag Sceneir aus : „Die Potentine", „Gras Waldemar". „Die Journalisten" und Bruch stück aus „Die Ahnen". ff In dem zur 50jährigen Jubelfeier des Pestalozzi stifts in der Frauenkirche stattfinbenden geistlichen Con cert am Mittwoch den 28. d. M. wird der „Dresdner Lehrer- geiangverein" den l.. 4. und 5. Satz der doppelchöcigen Motette „Verzweifle nicht im Schmerzensthal" singen. Schumann kom- ponirte das Werk 1819 in Kreischa bei Dresden in seiner schönsten Schaffcnszeit. Der Lehreraesangverein hat übrigens die Absicht, das Werk bei geeigneter Gelegenheit vollständig vorzusühren. ff Herr Pros. Baurath Paul Schmidt hält morgen, Montag, tn der Aula bei Technischen Hochschule seine An trittsrede über „Tie Vorbereitung zu Bauausführungen im Eisenbahnwesen". ff Das Äinterprogramm des Männergesangvereins „Lieder- gruß" weist von Neuem aus das ernite, nach höheren Ziele» gerichtete Streben des Vereins hin. Außer eigenen, sorgfältig vorbereiteten Darbietungen wird der Verein sich an der Aufführung von Ceiar Franck's „Seeligkciten" im Saale des Ausst llungs- palastes und an der Aufführung des Bcrlioz'schen Requiems im Königl. Hoftheater betheiligen. ff Im Stadttheater zu Bautzen findet morgen, Montag, zur Feier des UtOiährigen Gedenktages der Elöffnung des alten Stadttheaters lam 26. Oktober 1796) und zur Erinnerung des 25jährigen Bestehens des jetzigen Stadtlheaters eine Festvor st e t l u n g statt. ff Kammervirtuose Concertmeister Friedrich Grützmacher ist zum Ehrenmitglied des Dresdner Allgemeinen Musiker- Vereins ernannt worden. ff Der erste Hetd des „Berliner Theaters". Herr Blanken stein, der ab Mai 1897 in das Ensemble unserer Hofbühne rin- trcten wird, trotzdem er von der Kritik seiner Zeit nahezu ein stimmig für ein erstes Fach abgelehnl wurde, scheint auch in Berlin nicht so reckt zu gefallen. So urtheilt z. B. der maßvolle Kunstkritiker des „ReichSvotcn" in einer Besprechung von Halm's „Sohn der Wildniß" vom vorgestrige» Tage über seinen Ing mar: „Herr Blankenstein war ein wenig befriedigender Jngomar, weder seine Gestalt noch seine Svielweiie passen für diese Rolle. Was urkräftig und gewaltig fein sollte, war nur gemacht und derb. In seinen Bewegungen war ei mehr acwöhnllch als wild. Vor Allenr möchten wir ihm empfehlen, die beständigen seitlichen Hand griffe (als suche er seine Hosentaschen oder reibe sich die Hände ab) künftig zu unterlassen. Auch sei hier gleich bemerkt, daß es sicher lich möglich ist, bei ihm und seinen Kampfgenossen die allzu weißen nnd dünnen Arme, die geradezu komisch wirkten, dunkler und kräf tiger auszugestallen." Und das ist noch nicht die schlechteste Kritik, die man über den Künstler lesen kann. ff Dem erstmaligen Auftreten der Königl. bayerischen Kammer« ängerin Frau Katharina Senger-Bettagnc in Dresden iei der ersten großen Musik-Festaussühruna in der Haupthalle des lädtischen Ausstellungs-Palastes am 1. November darf man mit großem Interesse entgegei»ehen, lieber die ausgezeichnete Künstlerin schreibt anläßlich ihrer Mitwirkung bei den letzten Münchener Äagiicr-Auffilhrunaen die dortige Kritik: .Frau Senger-Bcltaque ist euie der besten Isolden, die wir >e hier gehört haben." ff Zu der Geschichte und dem gegenwärtigen Zustande des Meißner Domes ist soeben eine tnieresiantc Broschüre erschienen unter dem Titel: „Was soll aus dem Meißner Dome werden?", beantwortet vom Domprediger C Körner (Leipzig, Stichs. Volksschriftenverlng). Die ungezählten Bewunderer des herrlichen Bauwerks werden die Broschüre mit Interesse und Vortheil lesen. ff In der Garderobe des Deutschen Theaters in ilsen entstand während der Aufführung von Sudermann'S chanspiel „DaS Glück im Winke!" Feuer, das großen Schaden anrichtrte. Im letzir» Akte verspürte das Publikum Brandgeruch. Anfänglich erklärte der Regisseur, es sei keine Gefahr vorhanden, er mußte aber alsbald das Publikum bitten, das Theater ruhig in verlassen. Die Bewcher des Theater« und da« Bühneripersonal :nd unversehrt geblieben Dresdner Nachrichten. Nr. 2V<K Seite 3. Sonntag. SS. Oktbr. 18»^
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