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Dresdner Nachrichten : 29.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189612295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-29
- Monat1896-12
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.12.1896
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«LS SS c^r Schleswig-Holste Handlung von 2 > - ^tire König!. Hoheit dieFrau Großherzogin vo» ToS- kana wohnte vorgestern Abend der Vorstellung im Ovrrnhause bei. (Sestern früh reiste die hohe Frau nach Prag und kehrte Abends nach Dresden zurück — Ihre Durchlaucht die Prinzessin Feodora zu stein bewirkte gestern in der Papier- und Kunst- ohann Freu. Georgplatz. EinkSus« in Neu- lahrs-Glückwunschkartrn. — Den Hilfsarbeitern bei de» Kreisbauptmannschosten zu Leipzig und Bautzen Regierungsassessoren HanovSky und Dr. Snßmilch. dem Polizeiraihe bei der Polizeidirektion zu Dresden Pi o cd und dem HilsSarbeirn im Ministerium des Innen, Re- gierungsasiessor Krug vo» Nidda ward Titel und Rang als Rkgicrniigscalh verliehen. - Auch in Dresden suchen die heiligen vom Salzsee An- langer zu werben. Dem Publikum sind sie als Mormonen dKannt: sie »elbst nennen sich .Kirche Jesu Christi der heiligen dei legten Tage". Von .-seit zu Zeit kommen Missionare aus A »>erika herüber und gehen nach einiger Zeit wieder hinüber, um A »deren Plag zu machen. Angeblich kommen sie nach Dresden, um hier die deutsche Sprache zu erlerne». Im Allgemeinen ver belle» >ie sich sehr ruhig und treten nicht an die Oeffrntlichkeit. Ihr Anhang kann nicht groß lein : ihren Zuiammuiküiisten. die in der Antonstad! slattsinden. wohnen wenig mehr als ein Dutzend 'Herionen bei Bei dielen Andachistnnden geht es durchaus feierlich zu. religiöle Gelange wechseln mit Gebeten. Im vorigen herbste Hai ein Mormonenapostel Abends mehrere Tauten in der Elbe im Grossen Gehege vorgeiivmmc». Ganz energisch bestreiten die Mormonen, das; bei ihnen die Vielweiberei herrsche oder gelehrt werde Geietzlich ist allerdings die ..Vielehe" in Nordamerika ver holen. - Auch in Leipzig soll eine kleine Morinonenaemeinde be- neben eine erheblich größere giebt es in Berlin. Weder in der einen »och der anderen Stadt werden sie von der Polizei be anstandet. da sie sich anständig verhalten und die Vielehe ver weilen. Von einem Arzte wird der .Voss. Ztg.' geschrieben: Der G.'neral von Lippe ist vorgestern bestattet worden. Seine Er- rankung hat eine Zeit lang die Oesfcnliichkeit beschäftigt, lieber de» Anlaß dazu und die näheren Umstände ist hier berichtet n orden. Aussehen erregte vor Allem ein Vorkommnis. Ein . 'nüer von hohem Range, dessen Lebensgesckichte und Stellung cm Zeichen dasür sind, daß er in seinem Ltandc Außerordentliches leistet, weist anerkannte Aerzte. Autoritäten in ihrem Fache, von 'ich um sich von einem Veilkü » stIer behandeln zu lassen, ven v. Lippe krankie an einem schweren Leiden des Eentral- nervemnslem.- Die Reizte waren gezwungen, auf Grund häufiger und nnzweiielhaftcr Ectahrung eine ungünstige Voraussage zu »lachen Wenn nicht ihm. so mußten sie seinen Nächsten lagen, loas aller Voraussicht nach zu erwarten war. Für Kranke, wie Vcrr v. Lippe einer war. giebt c? keine Heilung Daraus war sein Hehl zu machen, seine sicher traurige Lage war nur zu lindern Was mag in der Seele des Mannes vorgegangen sein, als er erfuhr, wie es mir ihm stand ? Die Aerzte. selbst die ge schätztesten, so lagte er sich, können dir nicht helfen. Sie verkünden du daß deine Kraft vorzeitig gebrochen ist. daß du aus ein Schasse,i nach deiner Art für alle Zeit verzichten mußt. Diesen Gedanken kann er nicht fallen. Der Wille zum Leben bäumt sich ui ihn! dawider aus. Als Soldat hat Herr v. Lippe, wie das bei 'einem Berufe ihn, ganz selbstverständlich ist. immer nur mit der Wirklichkeit gerechnet. 2m Ernst des Krieges und des Kriegswesens gilt imr die Realität. Jetzt aber verjagt das Realitätsgefühl. Er erfahrt von den Wnnderknrcn eines HeilkünstlerS. ES criprießt ihm neue Hoffnung. Die Versprechungen, die der HeilkünsUer macht, klingen vielvcrheißend. Sie stechen schroff ab von dem Bc'chelden. das die zünftigen Aerrle predigen. UcberdieS übt der Heilkünstler eine besondere Heilknnst. eineAri von transcendcntaler Wnirderkiir. von der die gelehrten Mediziner nichts wissen wollen. Herr v Lippe schickt die Aerzte fort und überläßt sich mit unbe dingtem Vertrauen dem Heilkünstler. Daß der Glaube an eine Wunderknr bei einem Manne von der Stellung des Herrn v Lippe Plag groiir und ihn schließlich ganz beherrscht, ist das Bezeichnende an dem Falle Lippe-Gössel Gemeinhin nimmt man an. daß solcher Glaube nur in den Kreisen der Ungebildeten Wurzel ichlagen kann: in Kreisen, die für Wunderdinge überhaupt empfänglich sind. In diesen Schichten finden die Wunderdoktoren ihre Kundschaft. Das ist die allgemeine Annahme. Sie ist aber nicht zutreffend, verr v. Lippe sieht in seinen Kreisen nicht allein. Unter den Aerzten ist es von >eher bekannt, daß in dem Glauben an Wunderdinge in Krankheiten die höchsten Schichten und die niedrigsten Zusammentreffen. Was ist es ober, woraus die Schätz ung der Magnetiienre wie Gössel hervorgehl? Sie versprechen viel, wenn nicht alles, was von ihnen verlangt wird. Dabei brauchen sie nicht einmal immer Betrüger zu sein. Mancher Heil- künsller ist sicher in dem Wahne befangen, er könne Ungewöhn liches leisten. Hier spielt Selbstsuggestion eine Rolle. Tie Gläubigen dieser Heilkünstler aber messen ihnen ungewöhnliche Fähigkeiten bei. Fähigkeiten, die daS eine Mal mit der an gewandten Methode und der Geschicklichkeit in deren Ausübung Zusammenhängen, das andere Mal sogar individuell an der Perlon des einzelnen HeilkünstlerS hasten sollen. Der Wunderglaube ist in Kraiikheitsdingeii tief eingewurzelt. Eines aber vergessen alle ,diese Gläubigen und ihr Troß. Die Aerzte sind sich durchaus be- Iwnßt, daß ihr Können begrenzt ist. Dabei lebt in ihnen kräftig Ras Verlangen, dem Kranken zu Helsen. Sie sind immer bereit gewesen. Lehre aiizimehmen. ivenn ihnen etwas Neues auf dem Gebiete der Heilkunde geboten wurde, woher es auch kam. Zum Beweise braucht nur auf die von dem Schäler Prießnitz begründete Wasserbehandlung verwiesen zu werden. Daß es dabei aber, wie bei wglicheni Neuen, ohne Kampf nicht abgehl, liegt im Wesen der Mnge. sicher aber ist. daß wenn an irgend einer der Wunder- mrcn wirklich etwas ist. die Aeczle es sich zu eigen machen würden, bon um ihres eigenen Besten willen. Das aber wird die wiffen- ' östliche Heilkunde nie lassen können, daß sie mit der Wirklichkeit tchnet. das; sie sich bescheidet, wo sie nichts erreichen kann und daß ' sich der Grenzen bewußt bleibt, die dem Können des Arztes steckt sind. Tic Krankheitsgeichichte de? Herrn v. Lippe beweist, nie reckt die Aerzte thnn. ivenn sie an ihren Grundiätzen sest- ' alten. Der Heilknnsilcr hat die Versprechungen, die er gemacht ' ' nicht gebasten. Ter Verlauf der Krankheit hat die Voraus- age der Aerzte bestätigt. Freilich werden unheilbar Kranke immer wieder zu Wnnderkuren greifen, wenn sie nach ihrer Eigenart und rer Gclste'ver'assnug zum Sichbeicheiden in's Unvermeidliche sich nicht fassen können. — Aus leicht erklärbaren Gründen sind in der SNlvestcr n a ch t alle Restaurants der Stadt, voni größten angefangen bis zum kleinsten Lokale herab, von Gäste» gefüllt. Wohl an keinem Abend und in keiner Nacht des übrigen 2ahres ffnden sich soviel Verwandte. Freunde und Bekannte auch in Familicnhäufern ;u- iammen zu ernster und frohgemulher Aussprache, kritischer Ve rlichtung der verflossenen Spanne Zeit >m Rahmen des Abschied nehmenden 2ahres und zu gegenseitigen herzlichen, wie förmlichen Glückwünschen bei Anbruch des neuen. Und unter dem Ertönen ' iniiillicher Glocken von de» Gotteshäusern der Stadt zur Ehre des Höchsten ergießen und vertheilen sich die versammelt geweienen Menschen aus Straßen und Plätze, und wie sonst nie entfaltet sich überall ein lebendiges Treiben. Der ältere, ernstere und ge- 'ittekerc Theil des Publikums wird dabei immer in der wechsel seitigen Unterhaltung, im Grüßen und bei Späßen die Grenze des Anstands imd der guten Sitte, sowie die Rücksicht aus dieKrankcn und Srhlosbedürftigen nicht überschreiten. Und zum Glücke für diese ist eS auch der größere Theil. Wenigstens die letzten Syl vesternächte sind ohne erhebliche Ausschreitungen, die früher, ins besondere in der inneren Stadt, für die Bewohner ungemein lästig waren, vorübergegangen. Und diese Umkebr ist zumeist dem ener gischen Eingreiten der Behörde zuzuschreiben, die den hin und wieder immer noch vorgekommenen Raddaubrudern in anerkennens- werther Strenge entgegengetreten ist. Auch sür die bevorstehende Silvesternacht ist dos Gleiche zu erwarten, wenn Krakehler etwa sie sür ihre Stimmungen ausz,mutzen gedächten. Solchen Leuten wird, wie wir hören, nicht blos eine, oft bald verichmerztc. Buße in Geld, solidem eine empfindliche Haftstrase und doS mit Recht ^ zntheil werden. — In den Monaten Juli und August nächsten Jahres (1897) ist eine Gesellschaftsreise nach Spanien. Nordafrita und Italien geplant, zu welcher, um die Vorarbeiten rechtzeitig einleiten zu können, schon letzt zur Theilnahme eingeladen wird. T>e Reise wird in einer Weise unternommen werden, daß sie jedem Theilnehmer eine wirkliche Erholung sein und zugleich iki» Gelegen heit geben soll, die herrlichen Gefilde der genannten Länder, ihre historischen Stätten, Kunstdenkmäler:c. kennen zu lemen. Beginn der Reise: Freitag den 17. Juli >897. Voraussichtlich geht die Reise mit Extrazug von Leipzig oder Reichenbach ab. zunächst nach München. Zürich bis Genua. Aus der Seefahrt werden angelausen: Barcelona, Malaga, Gibraltar, Tanger, Tunis, Palermo. Neapel. Rom Bei dies«» Programm bleibt genügend Zeit, besonder auch die zuletzt genannten veiden Städte. Neapel und Rom. in be friedigender Weise kennen zu lernen. Preis des Schiffst-Mets wieder nach Genua zurück (incl. voll« hotelmäß gt voraussichtlich für die ^ ^ ' " «Ne: R Papieren auSweilen kann, dir sogenannte eine Anweisung auf Abendbrot. Mchllager Genua bis Verpflegung) beträgt voraussichtlich für dt« 3. Kajüte 270 Mark, für bte^Z. Kajüte 3«) Mark, für die «nie: 350 Mark. Di« TLeil nehmerzahl kann nur eine beschränkte sein, so daß «in« baldige stvenn auch nur vorläufige!) Anmeldung empfehlenSwnth ist. spezielle Programme erscheinen im März oder April 18S7 und können dann von den sich sür diese Reise interessirenden Herren und Damen durch dm Schriftführer zum Prelle von 50 Pfennigen pro Stück bezogen werden Bel bescheidenen Ansprüchen wird d« gelammte Reisraufwand den Betrag von 550 Mark nicht über steigen. Die Besichtigung der Kunstdenkmäler wird unter Leitung von Pros. Lütkemeyer-Covurg stattsinden. Die Anmeldungen sind an Herrn Direktor Dr. Mehner, Iohanngeorgenstadt, zu richten. — Zu einer äußerst erbebenden Feier gestaltete sich am 3. Feiertage die festliche Begründung der neuen Parochie Cotta in dem dortigen einfachen, aber schmucken Kirchlein, welches aus diesem Anlaß reich mit Tannengrün geschmückt und von Gläu bigen nabe,» überfüllt war. Nach einleitenden Gesängen der Ge meinde vollzog am Altar unter Zugrundelegung des SchristwortS: .Weidet meine Heerde' (!. Petri 5. 2-5) der EphoruS der Land gemeinden. Herr Koiisistorialrath Superintendent lüe. tbsol. Benz, die Einweisung des bisherigen DiakouuS Schmidt als Pfarrer, sowie die Ordiniruna des bisherigen PrrdigtamtSkandtdatm Müller als Hilssgeistlichen. Im Namen der Regierung überreichte während dieser feierlichen Haudlung der Regieruugsvertreter Herr AmtShauptuian» Geh. Reg.-Rath Dr. Schmidt unter beglückwünschen den Worten die BokationSurkundr. Auch der Äertreter der Mutter- gemeinde Brießnitz. Herr l'. Dünger, sowie der Bat« drS nun mehrigen Pfarrers. Herr Oberkonsistorialrath Dr. Schmidt-Dres den. brachten Ibre Segenswünsche dar. Der Bortrag des Kirchen chors : .Ich hebe meine Augen aus', geleitet vou Herr» Organist Hultsch. trug viel zur Erbauung der Gemeinde bei. Die Antritts- Predigt des neuen vilssgeistlichen. Herrn Müller, dessen Lcbensgang durch Herrn 1' Dünger der Gemeinde bekannt gegeben ward, regte eng»iß ab von dem ernsten Streben des mngen Geistliche», ebet und Gesang des LtedeS: .Nun danket Alle Gott' beschlossen die würdige Fei«. Im Anschluß hieran fand Abeiids 8 Uhr im Etablissement .Cvnstanlia'-Eotla ein geselliges Zusammensein der Gemeindegliedct statt, welches äußerst zahlreich besucht war und in dessen Verlauf auf das Fest bezügliche Ansprachen seitens der Herren ?. Schmidt, k. Dung«, sowie des Herrn Oberkonsistorial- rathS Dr. Schmidt n s. w. dir Versammlung i» eine gehobene Stimmung versetzten. Ein vom Landeskonsistorium abgesandtes Glückwunschtelegramm kam seitens des letztgenannten Herrn zur Verlesung. Concert dn Kapelle des 2. Grenadier Regiments und Gelänge des Schulchors (40 Kinder) unter Leitung des Herrn Lehrers Hulffch bildeten das weitere Programm des schönen Festabends. — Die Loge zu den Eherne n S äulen. Bautznerslraße >9. veranstaltet Sonntag den 3. Januar Nachmittags 5 Uhr eine Ehristbeschnungsleier — Bei Branche» stopft der gute WeihnachtSman n mehr als einmal an. bei manchen Anderen wiederum, obschou sie in ihrer großen Bedürftigkeit sehnsüchtig sein« warten, geht er achtlos vorüber. Sie sind zu bescheiden. um ihre Armuth an die große Glocke zu hängen, sie können eben nicht zu Biel« Angehör in wirksamer Weise lamcntiren Greifen wir zwei Fälle heraus. Da ist eine kleine Familie. Der Manu ist arbeitsfähig. doch er .vrivatisirt". höchstens übernimmt er kleine, nicht zu anstrengende Be'orauiigcu und Verrichtungen, wozu er sich dan» und wann in ein« seiner Gesundheit nicht gerade förderlichen Weise mit geistigen Gekränken zu stärken pflegt. Tie Frau hat regelmäßige Beichästig- ung. Sie versteht es nun. die Ailf'merksamkcit anzuregen. Sie weiß Alles, was kommt und geht, was im Hause paisirt. Dazu srägt sie natürlich die Dienstboten aus. erzählt ihnen von den Anderen und bringt aus diese Weise Alles unter die Leute. Ihr fliegen die Weihiiachtsgabeu nur io zu. Von vielen Seiten jetzt es Geld. Kleidung. Elzwaaren. Spielzeug. Arbeitete der Mann ordentlich, io könnlen die paar Personen recht gut ohne die Barm herzigkeit Anderer leben. — Wie anders geht cs einer alleinstehen den Frau. Sorgenvoll schafft sie das ganze Jahr, sich und ihre Kind« durchznbringen. sie etwas Ordentliches lernen zu lassen. AuS onge'ehener Familie slainmciid. scheut sie sich, ihre Armuth. ihre Bekümmernisse der Oefsenttichkeit prciszugeben. Fremden ihr Loos zu offenbaren. Niemand denkt daher an sie. obgleich Jeder, der mit ihr in Berührung komnit. sehe», fühlen, ahnen könnte, wie es steht, was ihr fehlt und Noch thut. Betrübten Herzens sieht sie Weihnachten kommen und wieder scheiden. Nicht ein einziges Mal öffnet sich ihre Thüre für freundliche Gaben. — Das sind gewiß nicht vereinzelte Ausnahmen. Solche Fälle werden ganz wohl auch niemals verschwinden. Selbst wenn die recht zweck mäßige Einrichtung unseres Annenciints. eine Eentralstelle für öffentliche und private Wohlthätigkeit zu halte», wo Nonien und Verhältnisse Bedachter leicht in Erfahrung gebracht werden könne», mehr benützt werden winde, bliebe das unangebrachte übermäßige Beichenken bei der meist impulsiven Art zu geben, nicht aus. Vielleicht ließe sich aber einigermaßen dem Zufälle entgegenwirken. Jeder, dem scheue Armuth bekannt wird, sollte sein Theil dazu beilragen, sie ^zu mildern. Er sollte still verschwiegen auf sie Hinweisen. L-o könnten in Zukunft »och manch' wirklich bedürftige, würdige Meirichen Theil haben an dem herrlichen Feste »Weihnachten". — Ter Personenverkehr ans den hiesigen Bahnhöfen am vergangenen Weihnachtsfest halte sich trotz der nicht gerade günstig zu nennenden Witterung immerhin zu einem bedeutenden entwickelt. Namentlich am Weihnachtsheiligcnabend war infolge der zahlreichen Milttürbeurlanbungen d« Zudrang zu den Zügen oftmals ein so bebrütend«, daß letztere in zwei Theilen abgefertigt werden mußten. In der Zeit vom 24. Dezember bis zum gestrigen Tage kamen im Ganzen aus den hier cinmündenden Bahnlinien W Sonderzüge in Verkehr und zwar wurden 27 vom Altstädter Perlonen-Hauptbahnhos. 4 vom Schlesischen Bahnhof und 7 vom Leipziger Bahnhof aus abgelassen. Am Weihnachtsheiliaenabend benölhigte man 17 Sonderzüge — 10 nach und von Chemnitz, 5 nach und von Leipzig. 2 nach und von Görlitz —: am 1. Weih- nachlsseiertag kam l Conderzug auf der Schlesischen Linie zur Ab fertigung; am 3. Weihnacblsscicrlag (Sonntags beanspruchte der Verkehr aus der Chemnitz« Linie 8 und aus der Leipziger Linie 1 Sonderzng und am gestrigen Monlaa waren aut der Chemnitzer Linie ebensoviel Sonderzüge. auf der Bodenbachcr. der Leipziger und der Schlesischen Linie ie 1 Sonderzug benöthigt. Im All gemeinen war der gestrige Verkehr, der in früheren Jahren wegen Ablauts d« Rückfahrkarten mit zu dem bedeutendsten zählte, ge ringer : es dürste dies aber darauf zuiückzinühren sein, daß diesmal die erwähnten Karten längere Giltigkeit besitzen und sich infolge dessen die Rückkehr der WeihnachlSreisenden mehr auf die späteren Tage vertheilt. — lieber den heutigen Einfluß des Großkapitals auf die Gestaltung der Getreideprcifc wird Herr Dr. Rußland- Berlin in der von der Oekonomischcn Gesellschaft im Königreiche Sachsen für Freitag, den 8. Januar Nachmittags 4 Uhr in der Deutschen Schänke „Zu den Drei Raben" festgesetzten dritten ordentlichen Vortragsver!ammlniig spreche». Der Vortrag wird sich erstrecken auf eine Kritik der freihnndierischen Ueberprodnktions- thcoric. wie auf positive Erklärung des Rückgangs der Gc.rcide- preiie durch den modernen KapiialismuS und aus die Wissenschaft lichen Konseauenzen sür Preis und Werth von Getreide: endlich wird er praktische Folgerungen sür die Tagespolitik behandeln w. Eine beschränkte Anzahl ZulritlSkaricn an Nichtmitglied«, welche sich legitimsten, werden von der Geschäftsstelle der Ökonomischen Gesellschaft i. K. S.. Wicnckstroßc 13. I . Et . bis zum8. Januar 1897 während der Vormittagsstunden vergeben. — Gleich dem »panischen Schwindler, welch« vor etwa zwei Jahren in perichiedenen Gegenden Lachst»» icm Glück mit dem Angebot eines vergrabenen rastislischcn KriegSichotzes versuchte, sind neuerdings von Barcelona ans Briese in das obere Vogtland gelangt, nach denen m der Nähe des betreffenden Adressaten eine Geldsumme in Höhe von 400,000 FrancSßversteckt sein soll. Ein Drittel dieses ansehnlichen Betrags wird dem jeweiligen Empfänger des Brieses versprochen — wenn der letztere zuvor eine verichieden hoch normirte Summe an den noble» Spanier (Joia Perris San Sndurna, 5 Fvnda. Barcelona. Spanien, ist »eine Adresse) cingesandt hat. Die eingehenden Be träge will der Schwindler angeblich dazu verwenden, die Gerichts kosten zu bezahlen: er befindet sich nämlich im Gefängmß und kann «st nach Wiedererlangung lei»« Freiheit zu dem in einem Geheimsach befindlichen Plane der Eecllichleit gelangen, welche die j 400.000 Jrcs. birgt, .'possentlich läßt man wenigstens von hier aus l den Schwindler ani die aelordcrten Geldbeträge veweblich warten. — Bekanntlich gewährt der Verein gegen Armennoth l»nd Bettelei jedem Durchreisenden, welcher sich mit ordnunaS-- kafsee in «stier der beiden Herber« betreffende Person^u ein«, zwetfl Ani zur Heimath lvlg ... ._«au"S. und Morgen- ,. das«» sich die ^ gen Arbeitsleistung in der Arbeitsstätte des Verein« derbetläßt. D« Werth dieser Arbeit, gewöhnitch darin bestehend, das klargespalten« Hotz in Ringe zu packen, beziffert sich nur auf Pfennige, und soll um der Verpfleg ung dem ordentlichen, oft mittellosen Wanderer erleichtert und da« früh« übliche Aniprechen überflüssig gemacht werden, «r da- Fortkommen in den tzäuserir welche von dieser Emricht- !me sehr ungleichmäßige, die > Dle Zahl. , ung Gebrauch macht, ist natürlich ein . . größte Höhe erreicht sie aber stet« an, 34. Dezember, da am Weihnachtsabend in dm Herbergen zur Heimath «ine kleine Be- scherung arranairt wirb und sich naturgemäß Alles zur Gioßstadt drängt. In diesem Jahre meldeten sich an diesem Tage tu, Verein gegen Armennoth 62 Handwerksburschen, welche die Anweisung !» Empfang nahmen, eine Zahl, die bl« jetzt noch niemal« ««eicht worden ist. — Angesichts des bevorstehenden Wohnungswechsel« empfiehlt e« sich, aus einige Bestlmmungm de- Miethrechts htiiru- welsen. Damach muß noch Beendigung de« Miethvertrag« der Miether den Miethsraum so zurückgeben, wie e« nach ordnungs mäßigem Gebrauch möglich ist. Giebt «die Wohnung in besserem Zustande zurück, al« er sie übernommen hat. so kann er dafür Ersatz nicht beanspruchen, soweit eS sich nicht um nothwendlge Aufwendungen handelt, welche dm Untergang oder die Verschlechter ung dn Miethsräume brz. die Unbrauchbarkeit derselben obwende». Fern« kan» der Miether auch für nützliche Auswnrdiingm. durch welche der MietbSraum dauernd verbessert ist. z. B. Vemilations- anlage. Gasleitung :c., nach Beendigung des MlethvertragS ent weder Ersatz verlangen, od«. wenn dn Vnmieth« Ersatz nicht leisten will, dieimiam Einrichtungen, welche leicht wieder zu ein fernen sind, wegnehmen. Der Mietb« muß am Tage der Bern dlauiig des MlethvertragS den Mlethsraum vollständig geräumt üvergebm und dem Vernileth« die Schlüffe! einhändigen. Soge- nannte Respektsiaae. die eine besondere AuszugSsrist gewährleisten, giebt eS nicht. Die Räumung darf nicht an Sonn- und Feiertagen gkschehm. und der MiethSraum muß .besenrein' zuruckgelaffen werden. — Einen weihnachtlichen Anblick gewährt der 8 Meter hohe, in dn Beleuchtung von 100 elektrischen Glühlampen weithin strahlende Ehristbaum, welch« st, der Rotunde des Stadt Casä am Zwinger von dem Pächter Herrn Weller ausgestellt worden ist. Da die Beleuchtung allabendlich bis mit Neuiahr stattsinden soll, glaub«, wir den zahlreichen Paffanten des Post- platzeS und Umgebung hiervon Mittheilnng machen zu sollen. — Die Amtshauptmann'chaft Rocht, tz erläßt folgende Be kanntmachung: .Wie zur Kenntniß gebracht worden ist. befielst gejührt worden ist. Ein bedauerliches Vorkommnis bei welche»; durch Ueberlassung der Kleiber an Diphtheritis verstorbener Kinder an eine Leichenwäscherin die bezeichnete Krankheit in die Familie der Leichenwäscherin übertragen worden ist, veranlaßt die AmlS- hauptmannschaft. daraus hinzuweisen, daß das Verschenken von Kleibern a» ansteckenden Krankheiten Verstorben« vom gesundheils polizeilichen Standpunkte aus höchst gefährlich und unstatthasl, vielmehr, um der Uebertragung vo» Krankheiten thunlichst vorzir- beugen. die Vernichtung derartiger Kleider geboten ist." — Am Dienstag voriger Woche kehrte der i» der deutschen »tseilcnsabrik zu Lotzdorf beschäftigte 19jährige Arbeiter icr von sein« Arbeitsstätte nicht nach Hause zurück. Ta d«- elbe am folgende» Tage sich auch in der Tzabrir nicht etnstellke. io venchritt man z„ Nachforschung«, üb« seinen Verbleib. Das Ergebniß war ein ,cchl trauriges, den» man fand die Leiche des ungen Mannes i», Nöderfluffe ans Lotzdorf« Flur auf. Ob der Entseelte verunglückt oder durch Mörderband gesallen ist, bedaif noch der Aufklärung. TageSgeschtchte. Deutsches Reich. Die preußische BereinSrechtSvorlage wird dem Vernehmen nach einer u»,fassenden Umarbeitung unterzogen; es solle» ein'chiieidende Einschränkungen des Vereins- und Ver- samnilungsrechtS geplant sein. lieber Weihnachten bei Hofe meldet der Berliner Hcffbericht: Wie allsährlich so fand auch in diesem Jahre die WcihliachtS- bescherung an unserem Hofe in, Muscheijaal des Neu«, Palais statt. Gegen 5 Uhr Nachmittags betrat das Kaiserpaar den im allsten Kerzenglanz strahlenden Saal, in welchen, nicht allein die beiden großen Tann«,bäume — ein« sür die Maiestäten, der andere für den Hof — und die sieben kleineren WeihnachtSbäumc ür die sechs Prinzen und die Prinzessin, fanden, auch sämmtltchc herrlich«, venetianischen Glaskronleuchter eine zahllose Menge von brennenden Wachslichtern trugen, die in den, geräumigen Muschel aal Tagcshelle verbreiteten. Während sür die Majestäten der Tannenbalim vom Eingang des FoverS aus links an der kurzen Wand ausgericistet war. und zu beiden Seiten desselben auf weiß gedeckten Tafeln die Geschenke sür die Majestäten lagen, war die lange Tafel sür die König!. Prinzen und die Prinzessin an der Gartenseite des Muschelsaales gedeckt »nd mit den reich«, Gc- chenken für Dieselben versehen. Die sieb«, kleiner«, WeihnachtS- bäunie für die Königl. Kinder stusten sich nach dem Alter derselben in der Größe ab. und die Freude der Prinz«, und der Prinzessin dein, Anblick der Geschenke, die das Christkind ihnen deicheert hatte, war groß. Für die Mitglieder des Hofes befanden sich „eben dem großen Baum sür dieselben an der rechten kurzen Wand ebenfalls zw« Beicherungstische. sowie zwei längere Tafeln rechts und llnkü >es Eingangs zum Muscheliaal. sür jeden an der Bescherung Theilnehmenden einen reich bedachten .bunten Teller' aufweisend, neben dem die Geschenke der Majestäten placirt waren. In froher Stimmung bewegten sich die Majestäten im Kreise ihrer freudig überraschten Kind« und der Damen und Herren ihrer nächste» Um- gebuny, sichtlich erfreut darüber, diesen eine wahre, herzliche Weih- nachtstreude bereitet zu haben. Die .Hannov. Post', das Blait de§ Herrn Liebermann v. Sonnenbcrg. hatte jüngst mitgetheilt. dn in dem Prozeß Leckert vernommene Zeuge Rens habe ans der Iournalistentribüne des Reichstags verschiedenen Personen erzählt, daß er von Herrn v. Manteussel folgende Mittheilung«, «halten habe: Der Kaiser habe im August dieses Jahres Hem, v. Manteuffcl empfangen »nd «klärt, er verlange, daß die Konservativen endlich rn slaatö- männischen Auffassungen zurückkehren, die Crtrenien abstvß«, und dadurch in den Stand gesetzt werden, zusammen mit den National- liberal«, ein Gegengewicht gegen das Eentrum zu bilden. Die "ann. Post' erbot sich, sür diese Bchanvtnng«, den Beweis zu ringen. Tie .Voss. Ztg.' erhält jetzt vo» Herrn Nenv ein Schreiben, in dem er sagt: .Die mir in de» Mund gelegte Aeußer- una über den angeblichen Ausspruch des Kaisers z» Hern, v. Manteussel habe ich niemals getha». Ta die .Hann. Post" sich erboten hat. dasür Zeugen zu nennen, so kann man füglich ver langen. daß das Blatt setzt thaffüchlich auch seine Zeuge» „anihast macht." Herr Nenv erklärt weiter, auch die Behauptung, daß er Herrn v. Ploetz zu Terminsipckulativnen verführt und dann Herrn LNiger das Material darüber geliefert habe, sei unwahr. He« Singer habe das Material von Herrn Flschbeck erhalten, »nd Herrn Fiichbeck kenne Reim nicht einmal persönlich. Am Sonntag fanden in Hamburg drei Versammlung«, der Ausständigen statt. Aba. v. Ein, schlug die Beendigung des Streiks durch Anrufung dcS Gewerbegerichts oder einen sonstigen Schiedsspruch vor. Die Arbeit« würden ihre Haltung ändern, sobald sie eventuell durch Vermittelung des Senats vergewissert sei«,, daß sic größtentheils in die früheren Stellung«, wieder cin- rucken könnte». Diese Woche würden nur theilweise Unterstükungen auSgetheilt werden : rn der nächsten Woche aber wadc die Finanz lage besser sein, da die Gewcrkschaslsbeiträgc aus 2 Mk. erhöbt werden sollten. Am ersten Weihnachtsscicrteg Vormittags 8 Uhr 23 Minuten sind bei Glictzig. zwischen Labes und Schivübein. zwei Personen- zuge z>lsam»icngc»ahrc„. Tie Maschinen und mehrere Wagen wurden zertrümmert und mehrere Personen verletzt. Der .Frkt. Ztg." wird aus Cvblenz gemeldet: .Die Klauen seuche breitet sich in, ganzen HundSrück und im Kreise Simmern ans. Alle Vichmärkte. sowie das Treiben und Verladen von Vieh wurden dort verboten. Die Vereinigung deutscher Fenelversicheruiias-Geiellschasten hat in ein« Eingabe an den BundeSrath eine Besteuerung der Zündhöl - er In Anregung gebracht, „nd zwar, wie in der Vorlage auSgefuhrt wird, »m eine vorsichtigere Aufbewahrung und Benutzung der Zündhölzchen herbeizuführcn. (!) Steuertechnik« haben schon vor langer Zeit nicht die Besteuerung der Zünd hölzchen, sondern das Staatsmonopol für sie verlangt. In ein« Schrift von G. Schwiening wurde schon vor mehreren Jahr«, daS Aündhölzchenmonovol vrrtheidigt und sein Ertrag aus SO Mllion«,
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