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Dresdner Nachrichten : 28.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189612285
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18961228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18961228
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1896
- Monat1896-12
- Tag1896-12-28
- Monat1896-12
- Jahr1896
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.12.1896
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S-D Zu — Da< SiLdriae Töchterchen eine- Nmoohner» von Treu« i. V. ist an Krämpfen gestorb«. weiche durch »en erhaltenen schrecken vom «Knecht Ruprecht" verursacht worden sind. — Eine traurige Weibnachtsborlchast wurde dem Tischler meister G. Tröger in Schandau zutdeil. Sein Sohn, der Zahlmeister-Aspirant bei der Schutztruppe m Ostofrika war, ist am 26. November In Kiltinatinde, einer etwa 8V Tagereisen von der Küste entfernten Stativ», an der Ruhr verschiede». Der Ver storbene verließ erst dieses FrÜhiahr sein Vaterland. — Der Mbüraermeister Karl Stöbr von Teplitz ist am 25. Dezember Abends im 68. Lebensjahre verschiede». — R«ichs - Post - und Tel« grapbenvrr waltu »a. Dem Oder-Postkassenrendant«» Schöpft in Leipzig ist der Lvarakter als '>ran»u»a»ratd verlieben worden. Angeslettt nt als Poftsekretitr : der Post- v>alukant dichter au» Leimig in Hamburg. Perievt sind: die Poitaliisteir- :e» Bobine von Loschwitz nach Dresden. Engler von Löban nach Dresden. Morne von Dresden nach .iitlau, Korner von Leer (Oslftiegland) n-icb Dresden, Labt von ähemniv »ach Hartenstein, Lasch von Leipzig nach rengenieto zPogltand». van Lindt von Löningen nach Dresden. Louisganu ! on Ainiaberg nach Leivna. Mulder von Osnabrück nach Dresden, Schür» iiann von tburiäi nacb Dresden. Tie Pnisung »um Postassistenien baden bestanden ! die Poiigebiisen Adler in Plauen «Poatlands, Arnold in Leipzig, »tichet in Anc tLrigeb.s, Müller <O. 01.> in Aeichendach (Aogllanvß Mich» n ann in Dddeln. linder in Leipzig. JreiivlUig auSgeschledeir ist; der Post» a nncnl PoNcher in Lodau. >»H VtWfschtfr« ^ König! Hökfchauspiel ZumerftenMal» «Mora lische Menschen", Lustspiel in vier Aufzügen von G. v. Moier und Th. v. Trotha. — Wenn die jüngste Bühnrn- arbeit der Lustspielfirnia Moser-Trotha, die in diesem Jahre das Weihnachtsgeschenk unsere» Königs. tzofschauspielS ausmachie. an» ersten Feiertage trotz all' der Frftstimmun^ und Anspruchslosigkeit -k oa - - « : 2L - 7, L »> «! »> -r re a 2 L « r4 ritsikSktschichte. Deutsches Neich Der Bnndesraty wird, wenn er nacb den Wechnactuslerien wieder leuie Arbeiten aunmnint, zunächst die Mitilärstrafprozeßordimiig in Angriff nebmen. Sic ist. wie die .Bert Pol. N." im Gegensatz zu einer anderen Aufgabe erwäbnen. I^nclls i» den Ausichiisseu vorberalben und wird nunmehr ein gehenden Plenarberathungen nnterworsen werden. Kaiser Franz Joics von Ecslerreich ist am elften Feiertag in München cmgctioffen und im Palais des Prinzen Leopold ab- gestieaeil. '.'ins Lourcinzo Margnez wird berichtet! Ter portugiesische cralgonveriieur und der Dislrikksgouvernrnr haben in Be- glennng zweier '.'ldnttanleii dem kaiserlichen dent'chen Konsul an- taütich der jkngslen Vorfälle ihren Besuch abgestatict. Um 12 Uhr Mittag lalulirke ein pvrmgiesisches Schiss mit 21 Schuß die denuchc Flagge. Der Salut wurde von S- M. Schiss „Eondor" erloieder. Darauf eu'olgte der Gegenbesuch des kaiserliche» Konsuls lei den Gouverneuren. Ter Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe wird mit seiner Gattin am 16. Februar nächsten Jabres das goldene Ehejubiläum begehen. Aach der ..Voss. Ztg." hat die im Auswärtigen Amt gegen Dr. Peters geführte Untersuchung wegen der im Reichstag zur Sprache gebrachte» Vorgänge in Ostatrika für ihn so ungünstige E'gcbtns'e gehabt, daß die Rücksicht aus sein eigenes Interesse '.'eun Peters naße legt, cs nicht aus ein Diseiplinarvmahren an- !o,innen zu lassen, sondern sich durch freiwilliges Ansscheiden aus dcm Distvsltioüsveihällnif; allen Weiterungen zu entziehen. Eines 'trafrecktliche Venolgnitg ! at er nicht zu befürchten, da seine Ans- 'chieitnngen vor dem Erlas; der neuen Verordnung liegen, durch welche die Ansübnng der Strargewali in den Schutzgebieten ge regelt werden ist. Oe, Stand des Hamburger Streites ist unverändert. Von d cnlaubniß zur Hasenardeit während der Feiertage wurde ver-! li-ntnißmaßig weing Gebrauch gemacht, obivadl die Aichänmng i er Guter beträchtlich zngenommen l>aben soll. Samnitlichc Streik-! er'amintnilgen sind >»dig verlaute», r ie Streiksaminlungen au> > L c Wüt er versandten Circulare lind cingezogen worden. Es vcr- .iict. Satz die Feiertage zur Anbahnung neuer Ansgleichsvvr- 'chlage benutzt worden sind. Frantrcich. Das «Journal" macht Miuheilnngcn über die Anaire des kürzlich vcrbcntetcn ehemaligen Tramosfiziers Guillot. weiche angeblich von Personen herrütiren, die ehemals an der A'iaire bekhciligt gewesen sind. Darnach hätte Gniliot im Solde des deutschen Kriminalkommissars v. Tausch gearbeitet. Im Jahre 1886 habe ein gewisser Drischlang. der sich in Paris angeblich als! Handlnngsreffender für eine Kölner Fabrik aufhielt, in Wirklichkeit! aber Agent im Dienste v. Tan'ch's war. Guillot mit v. Tan'ch in Beziehung gebracht, v. Dauich willst babe als Leiter des deutschen Spionagünenstes sein Hauptgnartier in Lüttich im Hotel Ehnrle- magne gehabt. Für die russische Flotte sind In großem Umfange Neubauten angeordnel worden. Spanien. 'Nach amtlichen Mitlheiluiigen ans Manila haben die Insurgenten bei Zusammenstößen in der Provinz Balaguan 51 Totste und zahlreiche Verwundete verloren. In einem Gefäng- niß in Manila, tn welchem sich 3000 (Ncsangcnc befanden, wurde eine Verschwörung entdeckt. Die Gefangenen, welche einen Ge- waltslreich beabsichtigt hotten, wurden in anderen Gefängnissen »ntergebracht, die größere Sicherheit gewähren. Rukikand. Laut kaiserlichen Befehls ist der Generalodiutant Graf Schuwalow auf sein Ersuchen von dem Posten als General- gouvcrncur von Warschau und Kommandant de? Militärbezirks Warschau aus Gesundheitsrücksichten enthoben worden. Aus Petersburg ans besonderer D.nclic bringen die Prager, ..Narodr.i Lisch" die Sensationsmeldung, der Ezar werde sein Volk mit einem Weihnachtsgeschenk: Aufhebung der Gmndstkuern und Abschreibung derStkueiriickstSnde, übelraschen. Hierbei werde ans die Gouvernements, wo czcchische Kolonien sind, besondere Rücksicht genen,men und die Ezechc» würden mit den eingeborenen Russen gleich behandelt werden. Eine besondere Kommichon unter dem Vorsitz des Generals Rosenkranz, habe ein diesbezügliches Elaborat der Regierung bereits vorgelegt Tie Aufhebung der Grundsteuer, in Geltung wieder er- e zu Neniahr in Kraft treten wll. werde jo lange bleiben, bis der Bodenertrag das frühere Niveau reicht habe. Türkei. Tie Freilassung der amnestirten Armenier hat be-! ... "neu; morgen rinden aus diesem Anlaß ans Anordnung des s armem chen Palriarchals im ganzen Reiche Danlineiscn statt. Bnlgcrrie». Das Ergebnis; der bisherigen Verhandlungen s gegen die Mörder Stambulow's ist nicht bedeutend, nur der Kuwcher Atzvw erscheint der Beihilfe zu vorsätzlichem Mord über- w'1'wir. g„scki chiew und Gearaiew sind wohl schwer belastet, doch 'etilen ins setz! unanfechtbare Beweise, «siegen die Hintermänner .'->r '.Nörd-'r .st noch nichts vorgcbrachr worden. In der Hand des- Vorsitzeaden de^ " ^ .. . .. - dem Ennordc! Stambnlow de» Plan seiner Ermordung Ilar i»d deutlich aus einandcrwtzt. Das Schriftstück ist ein Brief Slambn'.ofv s an den arnaligen^Sonaner Vertreter der ..Köln. Ztg." v. Niach. der erst des Gerichtshofes liegt ein >elnames Schriftstück, von ten 3' ' Monate vor der Blntthat gk'chnebei!. worin nach dem Dobe itambnlow's geöffnet werden ».sttte und von dem, oer Adressat gleich nach der Ermordung der Behörde MiUhcünng! machte, ohne ihn schon damals der Senciltlichkeik zu übergebe», i An allen Einzelheiten schildert darin der bulgarische Staatsmann, m welcher Weise Rntschewitsch mit einer Rotte verkommener Me» chen Verabredungen getrosten hat. um den verhaßten voliti che„ Gegner ans dcm Wege zu räumen.^ Selbst die gedungenen i ..'ioiter werden mit Namen genannt. So hat Stambnlow, wie! wb.t über irden Zwestel erhaben festste!,!. Monate lang vor sei, die Absichten seiner Nachsteller gewußt und n seiner 6 uiiordring um sie Absichten »einer Nachsteller gewußt »nd mit. ^;cherbest daraus gerechnet, daß diese Absichten früher oder später ibal'ächlich zur Ausführung kommen würoen. Nicht nur Mit- e.Iicder der bnlgari'chen Regienmg werden durch dieicS Schreiben ' dwcr betastet, 'vndern auch Bcwetse dafür angcflilnl, daß selbst s > ;,tere sscgane der Behörden, wir die haufstslädtstche Polizei, sich j an der Vc>ichwörnng bctheiügten, indcin ste die stNördcrbandc stets! darüber an» dein Lausenden erhielt, wann »nd wolstn Stambnlow! nnsgebc. Vor dem Gerichtshöfe in Sosta erschien im Prozesse wegen! dcr Ermordung Stambiilow's am Freitag die Witlwe des Ennvr-i eelen als Zeugin. Frau Staiiibnlow erllärte irdoch, keine Ans- ^ rnze machen zu wollen! sie halte die Angeklagten für unschuldig,' weil sie nur Werkzeuge der Regierung Ware». Manwste die wirr-s lüsten Urbeber des Verbrechens strafen. Hier wolle sic nichts ans- m ze». weil alle Welt Jene kenne »nd der Präsident, wwie der^ -! laisanwail vielleicht Vesser als alle klebrigen. g.stcrc»is ennernie mH Frau Stanrbnlow aus dem Gcrichtsiaale. Ämerita. Ter nordamciiknnische Damvser „Dhrce srlends"! in Kev West nfigekonimen, irnchden, r? sinn gelungen war. eine L.-dnng 'Munition aus E»ba z» landen. Aist der Rückfahrt nach' > >» 'Wcst begegnete dcr Tanivrec Plötzlich stmustche» Kanonen- t ooien. -wi chen dem Dampfer und den Kanonenbooten wurden einiee Kanvnenichüsse geivech'elt. rttnika. Der Gouverneur von Papland bat die Freiwilligen von West-Geiannland »nter die Wasien berufen, angeblich wegen rwe Frindretigleiten der Eingeborenen in dem Distrikt von Taungs Petchnannland). Tic Eingeborenen schossen auf eine Alstheilung von >7 Polizisten, welche das Jener indessen nickst minderten. Von Kimberlch sind At> Polizisten zur Unterstützung entsandt wcstdcn. deS Publikum» keinen wrientlichrn Erfolg aunuwenen hatte— der Vorhang konnte sich nach jeden, der vier Akte nur ein Mal heben so ist da» bei näherem Hinsehen nicht eben gerade ver wunderlich. Moser verdankt sein« nicht »u nnterschLtzende Bedeut ung in unserer mvdernen Lumpiel-Litteratur — von Trotha kam» hier, da er noch zu wenig selbstständig in die dramatischen Schran ken actrrtcn ist. ohne Weitere? abaesehen werden — drin sicheren Erfassen des Zeitgeschmacks der breiteren Schichten unsere» Publi kum»: diese Tresssicherbeil ließ ihn, zur rechten Zeit da« sogenannte Sssiziersstlick auf die Bretter bringen, dessen Au-arsialtring und Ausnützung ihm während feines Lebens die meisten Lorbeer« eingebracht hat. und da er obendrein noch ein witziger Kops rvar und leine fast immer schwankartigen Lusstviele breiten Raum für allerhand Improvisationen der Schauspieler ließen, io durste er sich trotz seiner überaus hastigen ProdnktionSwelse ziemlich laug« in der Sonne des alleinseligmachenden Erfolgs seine» Lebens freuen. Eines Vorzugs Moier's muß noch Erwähnung gethan werden: er wollte, nni einmal Lessingfch zn reden, nie reicher scheine», als er wirklich war; er schrieb in seiner Zeit für seine Zeit, und das genngle ihm. Erst neuerdings wagte er sich — ein alter und ailemder Man», drin nichts Großes und Neves mehr einfällt —. vielleicht verleitet von seinem dramatischen tzelsers- helier Trotha, aus e», Gebiet, das ihm und seiner eigensten Indi vidualität fern liegt: das Lustspiel «Moralische Menschen" sollte allem Anscheine nach ein modernes, noch dazu leicht tendenziös gefärbtes Gesellschastsstück werden, eine echte Komödie: eS wurde aber — schon der erste Akt chluß beweist das — schließlich nur ein flacher Schwank, dcr, bar icoeS höheren GehaltS, alle Wahrschein lichkeiten und eventuellen Möglichkeiten auf den Kopf stellt, schemenhaste Schatten statt glaubhafter Charaktere ausweist, und in dcm man höchstens über einige, recht sparsam eingestreute Wik- und Scherzworte lächeln kann. Schon die Fabel ist bös: Ein junger Russe, blaublutig und elegant bis in die Fingerspitzen, wird in die große Welt einoesührt und richtet, da er — ein merk würdiger junger Mann — überaus »moralisch" ist und seine Um gebung für durchaus unmoralisch hält, allerhand Unheil an, bis er zum Schluß die ihm zuaedachte Braut nach Neberwindung der im deutschen Schwank ja hinlänglich bekannten Hindernisst glück lich beimführt. Mojer will uns ln dem Aussvinnen dieser Jabel Vieles glauben machen, was schlechterdings nicht möglich ist, außer in einem derben Schwanke: daß em wohlerzogener inngcr Mann, dcr sich sonst mit dcr sichersten Routine auf deni Parguet bewegt und tadellos auszutreten weiß, sich In einem fremden Hause so be nimmt wie Leo v. Waranoff, jede Harmlosigkeit für Unnroralltät hält und dabei die Frau deS Haches In ihr Zimmer cinschließl. damit sie nicht mit ihrem vcrmeintllchen Liebhaber zusammentrisst. ist beinahe io unmöglich wie das. daß ein russischer Landedelmann nicht wissen soll, wie man eine Jagdflinte t» die Hand nimmt. Rein rechntsch ist an dem Werke zn beanstanden, daß der Autor in der langen und breiten Exposition so weit ausholt. als wollte er ein fünfaktiges großes Drama oder eine Ehcbruchslragödic im Ztile des lungeren Dramas schreiben, nnd ihm dabei schon am Schlüsse des dritten AklS dcr Athem oiisgcht. iodaß er absolut nicht mehr weiß, was er ansangen soll Der vierte Alt ist oben drein so unbeholfen gemacht, und die Lösung des .Konflikts hal etwas so Dilettantisches, daß man sie Moser eigentlich gar nicht ziitrau!: der Schluß half das Stück völlig zn Grabe tragen. Freilich ließ man ihm ein Begräbnis; erster Klasse zuthcll werden! es wurde nämlich ganz vorzüglich gespielt, und vor einem un beanstandeten Durchfall haben die ..Moralischen Menschen" dies mal nur die Schauspieler gerettet, die sich unter dcr für dieses dramatische Genre besonders gut geeigneten Regie des Herm Erd- manii, die namentlich im ersten und letzten Akte für ein präch tiges, sttinninngSvolles Jnleneur gesorgt hatte, zu einem wohl- avgcrundeien Ensemble znjammengelhan hatten und das Stuck wacker über Wasser hielten. Herr Bauer als ipielwüthlger Ernst v. Eisen. Herr Gnnz als eifersüchtiger Ehemann und Herr Müller als Konsul Strecker thatcn ihre Schuldigkeit auf das Beste. Durch schelmische Pikanterle ihres Spiels erfreute wiedemm Frl. Dlacono als Lucie v. Wernitz, während Iran Bastö als Marti v. Eisen die unverstandene und gelangwrilte Ehefrau mit gewinnender Eharme im Auftreten und vornehmster Repräsentation gab; brillant sah die Künstlerin übrigens in der superben Balltoilette deS ersten Akts anS. Recht artig war Frl. Gasny. deren Sprache nur bis weilen an diesem Abend recht wenig bühnenfähig klang. Den jungen Russen, von dcm immer alS von einem Giniiscknabel und einer Art kleineil Taps die Rede ist, spielte Herr Paul, der freilich bei Weiten, älter aussah als z. B. Herr Schwall der seinen ihm an Jahren überlegenen Freund, den Grafen Mamburg, mit echter Eleganz nnd sympatliischen Allüren verkörperte und es so fertig brachte, daß die vom Autor arg stiefmütterlich bedachte Nolle neben dcr des innge» Russen, auf den alles Licht füllt, überhaupt zur Geltung kam. Ein Ertralob verdient nach Frau Wolfs, die die oiliüngterliche Stiftsdame Bertha v. M'ecrseld von der wirksamsten Seite anffaßtc. Die Künstlerin hat nie sehr viel Farben aus der Palette, aber sie weiß die wenigen stets so zn mischen, daß sie immer der stärksten Wirkung sicher ist »nd. wie gewöhnlich, so auch gestern durch ihre drastische Komik über manche langweilige und unmögliche Situation des Stücks hinweghnlf. Wäre sie mehr und öfter ans dcr Scene gewesen, dann hätte man vielleicht ganze Akte hindurch jenes behagliche Lachen im Zuschauerranme gehört, das allein dem Lnsl'pieldichter «himmlische Musil" ist, während es so bisweilen gar nickt lustig hcrging nnd man froh war. ab nnd zu einem harmlosen Witzckcn zu begegne», über das man ungenirt wenigstens lächeln tonnte. Wirthschafk. Horatio ' P. W W ol s f. 1 Nesidcnztheater. Zum ersten Male: „Eine tolle Nacht". Große Ansstattnngsvvssc mit Gesang nnd Tanz in 5 Bildern von Jnl. Ficnnd nnd W. Mamistädt. Musik von Int. Einödshoscr. Seil «Eharley's Danlr" hal in Berlin kein Theater stück cimu ähnlichcn Erfolg erzielt, wie «Tie tolle Nacht", die, in nminicrbrachcner Folge, über tM Mai in Scene ging, unter sö,m lichcin Jnbclgchenlc dcr Berliner. Man konnte »ch nicht satt sehen an den drastisch komischen Straßenscencn „Berlin im Schnee", an dm artistischen Wundern im EirknS stiel,;, wo, in. Verlause einer wirklich anßcrvrdenllich drolligen Handlung, Reiter nnd Reiterinnen zu Pserdc. Akrobaten, Löwe» und Bärcnbändigcr, Elowns, ganze BollctS nnftratm und schließlich dcr bedaiicriis- werihc Jnjeltenpnlverfabrikant Pieper vom Kanonenkönig Bona Ventura «aus Versehen" mittelst einer Ricsmkaiionc an das Etagen hoch aufaehängtc Trapez geschossen wurde: an dem Souper, während dessen man «tolle Sachen" erlebt, nicht weniger amü- sirtcn die Vorgänge aus dem Polizcibnrean und die glanzvolle, pompös ansgeslatketc Maskenballiccne, die Uebcrrknchnngen des Prinzen Earneval :c, Tas Alles geschickt und ieenisch wirkungs voll zum pikanten Ragout zickereittt. gleichsam ;nm Festessen kür überfälligst' Gaumen, gab eine Kost ab, die dem echten Berliner immer wieder von Neuem zum Appetit zu reizen schien, Sv wurde «Tie tolle Nacht" schließlich zur Parole, die Kalauer der Posse zum Tagesgespräch der Spree Athener Alle diele bis zum Wahnsinn der modernen Posienkomik gesteigerten Clstiativiirn, sammt der prächtigen, kostbaren Ansstattnng sind nun sozusagen mit photographischer Treue auf die Residenztbratcrbnhne übertragen nnd am !, Feiertage vor überfülltem Haine z»m erste» Male vorgcsnlwt worden. Wie in Berlin, so rvar auch hier der Erfolg nnglanblich. Man hat stellenweise nicht mehr gelacht, sondern vor Lachen sich ausgelchüttct, io daß die Handlung infolgedessen hier »nd da in Stocken gerieth. Man stand vor dm, Superlativ eines Erfolgs. Fragt man. über was man sich eigentlich nmüsiit und bis zu Tinnum gelacht bat. so wird inan sich mit dcr Beantwort ung dieser Frage allerdings einige Schwlerigkeilri, bereiten. Toll, wie dcr Titel des Stückes, sind die Menschen, die >» die Abenteuer der loven Nach! gestürzt werden, toll ist Alles, was vor den Blicken des Znschnners sich vollzieht und das, was die Koulissc nur andmtct oder ahnen läßt — es ist dcr höhere und höchste Blödsinn, der sein Panier hier aiissteckt, die übermüihigste Laune, die i» lallen Siiuattonen den Becher bis zun, 11 eberlau im schäumen läßt. Vergebens wird man »ach einem litterarischen Wcrtlie, nach einem logischen Zusammenhänge forschen — aber, wer lachen, nur lachen und für ein paar flüchtige Stunden sich herzlich amüsiren will, , der wird in dec «lvUcn 'Nacht" seine volle 'Rechnung finde». , In diesem immerhin sehr seltenen Vorznae wurzelt das Recht des ! Daseins solcher Bühnenerschelnunaen, die unschützbare Wohlthat, de» Ernst des Lebens tn der Tollheit des göttlichen Unsinn» zu vergessen. Auch der hartgesottene Hypochonder wird hl« die Flagge streichen nnd der Devise «Du sollst und mußt lachen" huldigen mimen. Was neben dieser, von der Quintessenz drasti- > scher Komik durchschossene» Handlung an dekorativen und kosium- ltchen »e «>M«a tue man I. LN wirkungsvoller stnicene durch Ober- otter gelelslet wird. übeMgt westchle AnkorLruva«. an ein Privat-Tveater stelle» kann. Die AuSstattuiig von Anfang an, «Berlin im Schnee", bi» zu den, crroßailigen Schlukdild .Prlru Earneval" iss ersten Range», von ersten Firmen und Künstlern geliefert, da« Ganze wird mit einem außerordent lichen Raffinement vurchgesührt, da» an und für sich sehenSwerth ist. Es braucht dem Zuschauer nicht erst gesagt zu werden, daß zu dielen glänzenden Aeußcrltchkciteir dl« Summe Von 10,(00Mk. ans« gewendet wurde: die Effekte sprechen hierfür ganz von selbst. — Mit dem gleichen Geschick, wie das Stück anf voS Wirkungsvollste Inscenirt ward« ist. wird e< dargesiellt. Obenan steht Herr Friese ol» Florian Pirigrr. der in natürlicher, absichtsloser Komik da» Musterbild eine» behäbigen Do» Inan und Provinr-Schwere- nvthers liefert, so lebenswar», und echt, daß selbst die Nilnwglich. keilen der ihm übertraaenci, Nolle alandhast erscheinen. Seine Erlebnisse «Unter den Linden", die Abenteuer in der Maneae. die Situation aus der Überhitzten Wärmslalche, sein «wilder Mann" auf dem Polizeivureau sind brillante Studien nach der Natur ge zeichnet, unsehlbar im Effekt. Nüchsl ihm hat Frl Gersa den Löwenantbeil deS Erfolgs zu bcampruchen. Mit natürlicher, mädchenhafter Grazie überwindet sie die nicht geringen Schwierig keiten. dm auf die Spitze gestellten Backtisch Nelly vor Aufdring lichkeiten zu bewahren, anninthig und liebenswürdtg zu bleiben. Für ihre nach den Regeln einer höheren Tanzkirnst dargestellle Batletseene im EirknS verdient sie sich ein apartes Lob. Ferner zeichnen sich anS: Herr Falkenslein als eleganter Kaironrnköirig Bonaventura, Herr Mortvay als Pintsth. die Frls. Lorenz, Reim. Genantb und Schneider als dessen „vier Ptnlschcr", Irl. Siccard in der Rolle einer schneidigen Kunstreiterin. Herr Walther als einz, Irl. Bradsky als radbrechendc Sächsin. Von den übrigen Personen, die in mehr oder weniger dervortretrnden Episoden beschäftigt sind, linlt Jedes seine volle Schuldigkeit, so daß sich im Wesentlichen kaum eine Aussetzung machen küßt. Der kolossale Erfolg sichert den, tollen Stück eine lange Reihe von WiÄerhol- ungen. Der Besuch ist auf das Würmste zu empsehlen. Herr mann Starcke. Der Komponist August Bungert wird der Vorstellunawiedernm beiwohnen. Das Kvnigl. Hosichauspiel giebt «MoralischeMenschen." ck Tie Svieloper» «Maurer und Schlosser". „Das goldene Kreuz", «Die Opernprobe" werden dem- nüchstneu elnstudirt »m Kgl. Hofopernhause zurAussührung gelangen. i Wegen plötzlich eingetretener Unpäßlichkeit dck Herr» Swoboda konnte gestern Abend im König!. Schauspielhaus nicht die ursprünglich geplante Ausführung der „Goldenen Eva" slatlsinden; man gab dafür das Lustspiel „Moralische Menschen" von Moser-Trotha. f Im NeI ldenztheater gelangt heute Nachmittag halb 1 Uhr und an den folgenden Tagen das Original-Weihnachic-- märchen „Die Wunderblume oder: Mutterwge» — Kinderalück" <zu halben Preise») zur Ausführung > Die Herren Rapoldi, Grützinacher, Blumcr und Remmcle halten heulc ihren 2. K a in m cr m n s i kab c n d ini Musen« Hause ab. i Der große Phnsiologe, einer der volksihümlichsten Gelehr ten Dentschlandsnnddcr beliebtesten Berliner Universitälsprosessoien. Emtl du BoiS-Reymond ist vorgestern stütz 7 Utzr in Berlin gestorben. Vor »»gesähr einem Jahre wurde der Ge lehrte von einer schweren Krankheit befalle», die zeitweise eine» io akuten Eharaktct annnhni, daß die Angehörigen auf das Schlimmste aesaßt waren. Es war kein ansaksprochenes KrankheitSblid, welches die Aerzte zu bekämpfen hatte», sondern das hohe Greisenuttcc verlangte sein Recht. Im Sommer trat eine Besserung ein, doch konnte sich dcr arbeitsgewolmte Gelehrte seinen Vorlesungen an der Universität nicht mehr widmen. Sein Befinden war letzt be ständigen Schwankungen nnterworsen: der Patient aber vchült guten Mnth und dachte nicht an das Sterben. Noch am Ansang dieses Monats sah er, wie seinerzeit mitgetlicilt, eine größere Ge sellschaft ln seinem Hause. Auch an der Feier des WerynochlS- abendS nahm er Theiß freilich schon mit erlöschendem Interesse. Am ersten WeihnachtSfeiertag zeigte sich eine große Schwäche und rapider Kräftevcrfall. In der 'Nacht zum Sonnabend, um 4 llhr, trat völlige Bewußtlosigkeit ein, nnd um halb 8 Uhr Vormittags war dir BoiS-Reymond sauft nnd schiiierzlos hinübergeschlummcrt. Als Todesursache wurden nach ärztlichem Befunde die Erscheinungen der ausgesprochenen Altersschwäche sestaestellt. Die Beerdigung findet Dienstag den 29. dS. M. nm halb 3 Utzr Nachmittags Po», Physiologischen Institut in Berlin ans statt. f AnS Berlin wird gemeldet: Herr Hosschauspieler Franz ist mit einem Berliner Theaterdircktor in Unterhandlung getreten. Wenn der Abschluß nicht schon erfolgt ist. so dürste dieser in der allernächsten Zeit vollzogen werden. Briefkasten. Br. Werner. „Bille »m Adressen von Fabriken, welche sich mit der Anfertigung von Brolhobeln en gros belassen?" - Die Firma Max Herrsurth, hier. Stahlwaarensabrik, Gr. Brüder- aasse 43, befaßt sich seit ca. 16 Jahren niil der Herstellung vo» Brothobeln, welche sich durch allgemeine Beliebtheit erfreuen, daß sie nicht nnr wie die gewöhnlichen Brothobel altbackenes, 'sondern cbenjognt weiches, ivaar warmes Brot mlt Leichtigkeit schneiden. Sollten Sie icdoch billigere Exportwaare wünschen, so wird die obengenannte Firma gern niil Adressen nntrrstntze», da ihr alle größeren Fabriken bekannt sind. E. Schmidt. Freib erg. L>arf ei» von anderen deutschen Staaten letzt beim König!, Sächi. 12. Armeekorps dienender Soldat icine Nalionalsarbe an der Mütze tragen. Aus schließlich des 12. Fußarüllcricregimcnts Nr. 12 und der Eiscn- bahnkvmpagine zn Berlin ?" Nur die in preußischen Trnppen- Iheilen dienenden Stnatsaiigrlivligen anderer deutschen Bundes staaten tragen sowohl die Prrußischc wie ihre Landeskokardc. VN A. Scho» o. «Wicvtel erhält ein berittener Gcndarmcrie- Wachlmcislcr, welcher von seiner Svldateiizcit, dann als Gendarm elngelreten ist, »nd dann bis in sein 63.-64. Lebensjahr als Wachtmeister gedient bat, Pension?" — Läßt sich ohne nähere Angaben über die Dienffsahrc nnd letzten Gehalt nicht beant worten. --*» Olberiihancr, «Wie finden Sic die Verhältnisse, wenn Selbstmörder, aus sogenannten besseren Kreuen, mit alten kirchlichen Ehren beerdigt werden und solche aus einfachem Stande, nicht! ? Es giebt wohl kein gleiches Recht mehr für Alle, oder kann man dies doch noch finden und wie?'' — Nach cingezogenen Erkundigungen ist in Olbernhau noch nie ein Selbstmörder „mit allen kirchlichen Ehren" beerdigt worden, sondern mindestens in der Stille, ohne Geläute, ohne Gesang und ohne Rede. Sie denken permnthlich an einen Todesfall ans neuerer .Zeit, welcher nach JIncr Meinung als Selbstmord zn vebandeln gewesen wäre. Treten Sie nur ans Ihrer Anonymität heraus und cs wird Ihnen alsbald vor Gericht bewiesen werden, daß in dein gedachten Falle von Selbstmord gar nicht die Rede sein könne. V', P- Sch. >20 Psa.). «Habe seit etlichen Wochen ein neues Logis vezogen. Leider sind mir in dieser kurzen Zeit alle meine neuen Möbel durch Nüsse und Moder in diesen Räumen ver dorben. Da kein Micthvcrtrag und keine Kündigung zwischen mir nnd Besitzer abgeichlosseu worden ist und ich die Mtettzr bis Ren- >ahr bezahlt habe, möchte ich gern wisse», oh ich zum Neuiahc meine Wohnung verändern kann ohne vierteljährige Kündigung nnd ohne weiteren Mieihzinü?" — Lassen >sir das Logis erst durch die Wohlsahilspvlizci nntcrfflcheii nnd die Fehler desselben icst- stellcn. »*» E. Otto. Antwort: Es ist ganz richtig, daß den Deutschen der Ruhm gebührt, die Naturyeilmethode nnd die Homöopnlhic begründet zn habe», wodurch dcr Mißbrauch dcr ellenlangen Rezepte abgesckafst nnd an der Universität durch Protz Wunderlich nnd Roser auch die Physiologische.Heilkunde geschaffen wurde. Gerade aber diese beweist, daß man mit Wasser Vieles, aber nicht Alles knriren kann. Einen Wechselfieberkrankc» mit Wasser zu Grunde gehen lassen ist Unrecht nnd falsch, wenn man ihn mit Chinin dauernd retten kann. Andererseits ist rS wieder falsch, gewisse Krankheiten nur mlt Quecksilber kurlren zu wollen und in unglaublichster Weise selbst bis vier Jahre dauernde Quecksilberknren allen Ernstes zu empsehlen, wo sich statistisch Nachweisen läßt, daß in 60 Proz. aller Fälle wegen gleichzeitigen Vorhandenseins anderer Krankheiten daS Quecksilber verboten ,rlu ^llte. wo ^ B^in 20 Hroz. daHQijecksilber Eiwei^niere vmnsacht. »frei/de und auch Allo! urHetl»frei^,,dab. wo si?ni^"^>elfen können" sie Wässe'rdoktören «n Homöopathen sind aber so vor- reifen könne» "
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