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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186107070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18610707
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18610707
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1861
- Monat1861-07
- Tag1861-07-07
- Monat1861-07
- Jahr1861
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.07.1861
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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts vnd des Raths der Stadt Leipzig. M 188. Sonntag dm 7. Juli. 1861. Der große Lomet. Der neue Komet, über welchen vorgestern bereits berichtet worden und der ebensowohl durch Größe und Helligkeit, als durch die Plötzlichkeit seiner Erscheinung überrascht hat, ist, wie wir aus Zeitungsnachrichten ersehen, auch in Paris und London am 30. vor. Mts. beobachtet worden. Im Pariser Moniteur vom 2. ds. berichtet Herr Leverrjer bereits über die ersten Beobachtungen an der kaiserl. Sternwarte. Darnach war am Abend deS- genannten Tage- um 9 U. 45 M. (Pariser mittlerer Zeit) die Rectascension 6b 37 m 4s, die Polardtstanz 44v 11' 1", um 11 U. 27 M. resp. 6b 40m 37» —43« 20' 9"; um 11 U. 44 M. 6b 41m 5» — 43« 13' 5". Am Abend des 1. Juli befand sich der Komet nur noch 35« vom Pol und näherte sich demselben noch. Er mußte die ganze Nacht sichtbar bleiben. Wie fast alle schönen Kometen besteht er auS einem kleinen, sehr glänzenden Kern, einer licht reichen Aureole, einer excentrischen, der Sonne zugekehrten Aigrette und einem von der Sonne abgekehrten Schweif. DaS Licht des Kopfe- ist schwach polarisirt. Die Länge des Schweifes beträgt etwa 45 Grad. Man hat gefragt, bemerkt Herr Leverrier, ob dieser neue und glänzende Komet nicht vielleicht der vor 3 Jahr hunderten kurz vor dem Tode Karls V. erschienene Komet sei, dessen Rückkehr in den letzten zehn Jahren häufig angekündigt worden ist. Die Liebhaber des Wunderbaren wollen schon nicht mehr daran zweifeln, indeß darf man hier nicht voreilig sein. Mr. Hind, Direktor des englischen HantierU Almrume, hat den Astro nomen eine Tafel der sehr verschiedenen Positionen gegeben, welche der Komet Karls V. einnehmen könnte, wenn er wieder erschiene, und eS würde sich auf dieser Tafel allenfalls eine Position finden, die für jedm neuen Kometen paßte. Daraus läßt sich aber natür lich die Identität deS neuen mit dem von Herrn Hind berechneten Kometen noch nicht folgern, sie würde erst erwiesen sein, wenn die Bewegung des neuen Kometen Tag für Tag die vorgeschriebenen Bahnen verfolgte. Nun findet man bei Mr. Hind allerdings eine dem neuen Kometen vom 30. Juni entsprechende Position, allein die auf der Tafel angewiesene Bewegung in vierundzwanzig Stunden stimmt ganz und gar nicht mit der beobachteten; das genügt, alle au- der Hind'schen Tafel abgeleiteten Analogien zwi schen dem jetzigen Kometen und dem Karls V. zu vernichten. „Man wundert sich häufig," schließt der französische Astronom, „daß so brillante Kometen sich plötzlich zeigen und von den Astronomen nicht wenigstens einen Tag vorher signalisirt werden, als die ganze Welt sie sieht. Der Grund ist sehr einfach. Am 29. Juni war die Polarentfernung deS Kometen etwa 56«; er ging zugleich mit der Sonne unter, man konnte ihn also nicht sehen Am 3V. Juni war er aber, bei feiner außerordentlich raschen Bewegung, 12« nordwärts gegangen; er ging also nicht mehr mit der Sonne unter und ward deshalb für Jedermann sichtbar. So sind denn auch alle am 29. Juni (bei der Pariser Sternwarte) eingetroffenen telegraphischen Depeschen, aus Lissabon, Florenz, Turin, Rom rc. über den Kometen stumm, während sie alle von dem glänzenden Stern reden, den man am Abend des 30. gesehen hat. " Professor HeiS in Münster giebt über den Kometen die fol genden Nachrichten: „Aus Dem, waS jetzt vorliegt, läßt sich vorläufig schon rück wärts ein Schluß machen auf den Weg, dm der Komet bisher »urückgelegt hat, und eS tritt der Grund hervor, warum dieser Fremdling so plötzlich uns sichtbar wurde. Derselbe nimmt nämlich die Richtung der Bewegung von der Gegend der Sonne her, und der 27. Juni ist sehr wahrscheinlich der Tag, an welchem er mit der Sonne in Conjunction sich befand, an welchem er entweder nahezu oder genau zwischen Sonne und Erde seine Stellung ein nahm. Fand da- Letztere Statt, so konnten möglicher Weise w i r selbst, ohne es zu merken, in dem, wahrscheinlich mehrere Millionen Meilen weit sich erstreckenden, der Sonne entgegenge setzten Schweife uns befinden. Bei dem großen März-Kometm 1843 ist wirklich dieser Umstand eingetreten. Auch bei völlig günstiger Witterung hätten wir füglich vor dem 29. Juni den großen Kometen nicht sehen können; an diesem Tage hätte man bei unS, wenn die Luft völlig klar gewesen wäre, um Mitternacht nur den Schweif des Kometen ohne Kopf am nördlichen Horizonte gleich dem Strahlenbüschel eine-Nordlichte- glänzen sehen können. Der Komet mußte von bedeutender Größe gewesen sein, bevor er die Sonne erreichte, und ist nicht daran zu zweifeln, daß wir zur Zeit die Nachricht von den Sternwarten der südlichen Erdhemi sphäre, vom Cap der guten Hoffnung, von Paramatta in Australien, von San Jago in Chilis erhalten werden, daß ein Komet am südlichen Himmel entdeckt worden sei, der nach und nach an Glanz zugenommen und endlich in den Sonnenstrahlen ver schwunden sei. Um den 20. Juni mußte derselbe dort in den frühen Morgenstunden einen herrlichen Anblick am klaren winter lichen Himmel zwischen den glänzenden Sternbildern deS Orion und des großen Hundes gewähren. — Aus den Bahnverhältnissen deS neuen Kometen, welche sich vorläufig schon festsetzen lassen, ergiebt sich, daß zwischen diesem und dem im Jahre 1556, zu Zeiten Kaiser Karl's V., erschienenen keine Identität bestehe. Die Bahn des jetzigen Kometen ist gegen die Ebene der Erdbahn unter einem Winkel von mehr als 70 Graden geneigt, während bei dem Kometen von 1556 die Neigung nur 30 Grad betrug." Leipziger Lunstverein. Unter den in letzter Zeit ausgestellten architektonischen Aqua rellen Leipziger Künstler befand sich auch eine Ansicht der Mar cuskirche in Venedig von C. Sprosse, welche die male rische Wirkung de- Aeußeren diese- merkwürdigen Baudenkmals wiedergab; gegenwärtig ist im Vereinslocale ein großes architek tonisches Kupferwerk über diese Kirche, das von deutschen Künst lern, Johanne- und Louise Kreutz, in den letzten zwanzig Jahren nach und nach herausgegeben wurde und noch nicht voll ständig abgeschlossen isi, ausgestellt. Neben den architektonischen Aufrissen giebt diese- Werk in 10 Folio- und 115 Quart-Tafeln (theilweise in Farbendruck) den ganzen Reichthum des Mosaiken- schmucks in Bildern und Ornamenten, wie er im Laufe von bei nahe fünf Jahrhunderten (1085 bis zu Tizian- Zeiten) von dem streng byzantinischen bis zum Renaissance - Styl diese- National heiligthum Venedigs auSschmückte. Die Venezianer wollten, wie die um die Kirche umherlaufende Inschrift es au-spricht, dem Schutzpatron ihrer Vaterstadt in Bildwerk, Gold und Gestalt eine Zierde unter den Kirchen errich ten, die mit den prachtvollsten Bauten der Byzantiner wetteifern sollt-, und das Festhalten an dem ursprünglichen Plane bi- zur letzten Vollendung beweist, daß da- Vertrauen der ersten Erbauer in die nachhaltige Opferfreudigkeit und Ausdauer ihrer Nachkom men eiw gegründetes war. Leider ist die Geschichte de- Kreutz'schen Prachtwerkes die so vieler deutscher künstlerischer Unternehmungen; auS Mangel an genügender Unterstützung konnte das Werk nur so langsam ge fördert werden, daß Johannes Kreutz inzwischen gestorben ist und seine Witwe, um da- kostbare aber schwer verkäufliche Werk zu verwerthen, augenblicklich einen Verleger sucht, den sie schwer lich finden wird. Stadttheater. Nach sehr langer Zeit erschien am 4. d. M. das Schauspiel „Lenore" von Carl v. Holtet wieder einmal auf der Scene. Daß der liebenswürdige schlesische Dichter und fruchtbare drama tische Schriftsteller einen entschieden glücklichen Griff gethan hatte, al- er auf den Stoff von Bürgers weltderühmter Ballade ein vvlksthümliche- Drama baute, beweist der außerordentliche Anklang,
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